Was läuft in Mainz schief?

  • Ich habe es schon im Corona-Themenstrang mehrmals angemerkt. Hier in Mainz wird weiterhin ein teilweise erheblich reduzierter Fahrplan gefahren (60% zu den meisten Zeiten bzw. 80% zur HVZ des normalen Angebots stehen im Raum, ohne dass ich es belegen kann). Seit nun zweieinhalb Monaten gilt ein eingeschränktes Angebot, eine Aussicht auf Besserung bzw. Normalität gibt es nicht. Überall sonst läuft es wieder. Natürlich bleiben die Fahrgastzahlen zurück, gerade deshalb fordern die Länder Milliarden zur Rettung des ÖPNV. Wahrscheinlich werden die Mainzer Stadtwerke bzw. die MM die ersten seien, die diese Gelder abknöpfen...


    Derweil wechseln zwei kompetente Führungskräfte von der Mainz an die Führungsspitze von anderen Verkehrsbetrieben. Die Stadtwerke haben seit Jahren den Defizitausgleich nicht erhöht bzw. schwankt dieser seit jeher um ca. 15 Millionen Euro trotz hohen Gewinnen bei den Stadtwerken.


    Ein eher mauer Nahverkehrsplan mit komplizierten Fahrplänen und Linienwegen wurde im Dezember gestartet, viele Änderungen dieses neuen Angebotes wurden mit Beginn der Corona-Pandemie wieder eingestellt.


    Was läuft also schief in Mainz? Wie sind eure Erfahrungen und Meinungen hierzu?

  • Weigert man sich eigentlich immer noch, klimatisierte Busse zu bestellen? Habe den Mainzer ÖPNV länger nicht benutzt, aber im Sommer 2019 war das noch oftmals eine ziemliche Zumutung bei Temperaturen über 30°C inner- und außerhalb der Fahrzeuge.


    Die Taktungen fand ich teilweise auch ziemlich unterirdisch, da ist selbst der Wiesbadener Nahverkehr trotz fehlender Tram besser aufgestellt. Ich habe das Gefühl, Mainz setzt sehr stark auf Gelenkbusse in dünnem Takt, statt dichter und mit Solobussen zu fahren...


    Beides deutet ja darauf hin, dass die finanzielle Ausstattung in Mainz doch schlechter zu sein scheint, als im Nachbarland und selbst der benachbarten Landeshauptstadt.

  • Noch sind viele unklimatisierte Busse im Einsatz, aber tatsächlich sollen meines Wissens nur noch solche mit Klimaanlage bestellt werden - die neusten Busse sind auch schon klimatisiert. Ob das auch auf zukünftige E-Busse zutrifft, weiß ich leider nicht. Die Variobahnen sind auch klimatisiert, die älteren Bahnen jedoch nicht.


    Ja, ziemlich sicher investiert ESWE und die Stadt mehr in den Wiesbadener ÖPNV (da habe ich in letzter Zeit übrigens ausgesprochen viele Gelenkbusse im Einsatz gesehen trotz dichterem Takt). In Mainz ist es meines Erachtens "einfach" politischer und unternehmerischer Unwille mehr Gelder für den ÖPNV in die Hand zu nehmen. Das zeigt ja besonders der Defizitausgleich durch die Mainzer Stadtwerke, der seit Jahren nicht angepasst wurde. Ob das daran liegt, dass der Geschäftsführer der MM FDP-Mitglied ist?

    Einmal editiert, zuletzt von Jäkii ()

  • Den Weggang der beiden höheren Personen aus der Führungsspitze würde ich ohne Hintergrundwissen jetzt nicht bewerten wollen. Es sieht komisch aus, ja, aber es können auch persönliche bzw. familiäre Gründe dahinterstehen. Und wenn es bei Frau Kreienkamp auch noch die Mutter aller Verkehrsbetriebe, die BVG ist, würde ich an ihrer Stelle sicherlich auch wechseln, wenn ich nicht in Mainz verwurzelt wäre.


    Trotzdem läuft bei der MVG auch meiner Ansicht nach derzeit einiges schief - vor allem was die Informationspolitik betrifft.


    Mit den Kürzungen zu Beginn der Pandemie war ich grundsätzlich einverstanden. Man fuhr eine Woche nach Normalfahrplan mit leeren Bussen umher und hat dann entsprechend der nicht mehr vorhandenen Nachfrage angepasst.

    Weniger verstehe ich nun, wieso nun nicht klar kommuniziert wird, wann wieder nach Normalfahrplan gefahren wird. Faktisch kommt das normale Leben nun immer mehr zurück. Die Gastronomie und Läden haben schon wieder geöffnet, bald darf man sich vielleicht wieder mit bis zu neun weiteren Personen treffen.

    Bei Facebook werden Vorschläge, wie man den in manchen Regionen sehr ausgedünnten Fahrplan durch kleine und kostengünstige Linienumlegungen etwas attraktiver gestalten könnte, sinngemäß mit „geht nicht“ oder „nicht möglich“ abgestempelt, obwohl das doch eigentlich der Vorteil eines Busses ist: Kurzfristig den Linienweg ändern zu können.


    Ich gehe mal davon aus, dass man trotz Corona das festgesetzte Defizit halten möchte. Das ist aber der falsche Weg. Man beklagt sich, dass die Einnahmen fehlen, fährt aber gleichzeitig mit ausgedünnten Fahrplänen. Wenn das Angebot schlecht ist, fahre ich doch erst recht Auto...

    Vielleicht ist hier aber auch eigentlich die hochverschuldete Stadt in der Pflicht - ist ja klar, dass da nichts kommt. Das dürfte auch der Unterschied zu Wiesbaden sein. ;)


    In der RMV-Auskunft steht ab 08.06. wieder der Normalfahrplan. Das muss aber auch nichts heißen, die Daten wurden in den letzten Wochen schon oft ziemlich kurzfristig angepasst.


    Und noch was kurioses zum Schmunzeln: Mit den letzten Fahrplananpassungen zum 25.05. wurde angekündigt, dass ein E-Wagen von der IGS-Bretzenheim über die Friedrich-Ebert-Straße in Weisenau nach Laubenheim fahren solle, als Ersatz der Fahrt der Linie 76E um 11:36 ab Mombach, die diese Schleife bisher zusätzlich gedreht hat. Diese Fahrt sollte dann seit Montag wieder auf den normalen Linienweg zurückkehren und direkt vom Heiligkreuzweg zum Weisenauer Weg fahren.

    Aktuell fahren aber sowohl der E-Wagen (12:13) als auch die Linie 76E (12:14) ab der Friedrich-Ebert-Straße auf identischem Weg mit Gelenkbussen nach Laubenheim.

    Einmal editiert, zuletzt von FabiMZ ()

  • Weigert man sich eigentlich immer noch, klimatisierte Busse zu bestellen? Habe den Mainzer ÖPNV länger nicht benutzt, aber im Sommer 2019 war das noch oftmals eine ziemliche Zumutung bei Temperaturen über 30°C inner- und außerhalb der Fahrzeuge.

    Die ND fasst es eigentlich ganz gut zusammen:


    Beobachter führen ihre Bestellung auf Betreiben der Mainzer Verkehrsdezernentin der Grünen zurück. Sie sollte wohl ein Kontrapunkt zum seit 2002 an der Unternehmensspitze stehenden FDP-Mitglied Jochen Erlhof setzen. »Erlhof sperrte sich gegen alles, was Geld kostet, wie innovative Antriebe oder Klimaanlagen in den Fahrzeugen«, berichtet Pro-Bahn-Mann Mendel.


    Zitat von Henning H.

    Die Taktungen fand ich teilweise auch ziemlich unterirdisch, da ist selbst der Wiesbadener Nahverkehr trotz fehlender Tram besser aufgestellt. I

    Ich tue mir mit solchen Vergleichen schwer. Wenn man auf den Modal Split schaut steht Wiesbaden (22 zu 16 %) nämlich deutlich schlechter da. Aber selbst dieser Vergleich hinkt, da Mainz eine Studentenstadt ist und entsprechende Vorteile hat.


    Der Allgemeinen Zeitung von gestern war im Hinblick auf das neue ÖPNV-Gesetz folgendes zu entlocken:


    Zitat von Allgemeine Zeitung vim 28.05.2020
    „Wenn wir mehr Angebote zu den Stoßzeiten oder die Verstärkung von Linien wollen und als Stadtverwaltung sagen würden, ein guter ÖPNV ist unsere Pflichtaufgabe und wir stellen dafür perspektivisch fünf Millionen Euro in den Haushalt ein, streicht uns dann die Aufsichtsbehörde ADD diesen Betrag, weil die finanzielle Leistungsfähigkeit fehlt? [...] Alternativ könnte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) sagen, die Stadt müsse die fünf Millionen Euro bei den „Freiwilligen Leistungen“ wie zum Beispiel bei der Baum- und Grünpflege einsparen, nennt Eder ein anderes, ungewolltes Szenario.
  • Die neuen 2018 Citaros Serie 940 bis 962 haben Klimaanlagen genauso wie die Variobahnen. Die E Sileo Busse haben eine Wärmeaustauschanlage auf dem Dach , alle anderen Busse sowie die Adtranz Strabas haben nur eine Fahrerarbeitsplatz Klima auf dem Dach . Die MM hat mehr Gelenker wie Solo Busse . Dies ist in Wiesbaden anders rum, deswegen hat die ESWE auch auf vielen Linien einen 10 min Takt.

  • In Mainz bei der MVG ist Kurzarbeit. Deshalb das geringere Angebot.

    Das ist doch auch eine schwache Ausrede. Man kann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jederzeit wieder aus der Kurzarbeit holen.


    Die AZ hat es, wie Hexemer schon geschrieben hat, gut zusammengefasst: höhere Zahlungen für den ÖPNV kann sich Mainz nicht leisten. Und das ist bedauernswert.


    Und die angesprochene, schlechte Informationspolitik kann ich bestätigen. Seit bald drei Monaten hängen lediglich Infos aus, dass die aktuellen Fahrpläne nicht gelten. Die gültigen findet man nur noch online. Man schafft es nicht mal an seit Monaten "stillgelegten" Haltestellen (bspw. 74) einen Zettel aufzuhängen, dass hier vorübergehend keine Linie verkehrt.


    Zwischendurch saß ich in einer Linie 6, die laut Apps und online-Fahrplan am Mainzer Hauptbahnhof enden sollte. Es war ein Eswe-Bus, der munter weiter bis Gonsenheim fuhr (am Münchfeld stand eine weitere "nicht vorhandene" Eswe-6).

    Nirgends konnte ich diesen Bus finden, nur im regulären Fahrplan - der übrigens zu dem Zeitpunkt in Wiesbaden schon wieder gültig war. Man hat es also nicht mal geschafft mit seinen engsten Partnern richtig zu kommunizieren und diese zu informieren.


    Positiv: Ich habe heute auch schon einen Bus mit Fahrertrennscheibe gesehen - die erste Tür war dennoch für Fahrgäste gesperrt. Das spricht jedoch dafür, dass es bald wieder möglich sein wird, vorne einzusteigen und Tickets beim Fahrer zu erwerben.

  • Es scheint wohl heute auch etwas Fahrermangel zu geben. Auf den Linien 61, 64/65, 66 und 78 entfällt heute ein Fahrzeug - trotz reduziertem Fahrplan. Das ist aber derzeit nur über die alte MVG-App ersichtlich. Da die neue App die Daten vom RMV nutzt, fahren die Fahrten dort pünktlich, obwohl es keine Echtzeitdaten gibt (noch so eine Sache, die derzeit schief läuft)

    Einmal editiert, zuletzt von FabiMZ ()

  • Es gibt definitiv keinen Fahrermangel, wenn Mitarbeiter in Kurzarbeit sind - das sieht doch viel mehr danach aus, dass man nicht ausreichend Reservepersonal hat und die Mitarbeiter lieber in Kurzarbeit lässt. Aber wie sieht man in der alten App denn, ob ein Fahrzeug ausfällt?


    Ich denke auch, dass die MVG nicht genug Geld kriegt. Der neue Nahverkehrsplan wurde ja auch besonders gut angenommen und hat mit dem gleichen Geld neue Verbindungen geschaffen, aber dafür an anderen Stellen ausspart. 30-Minuten-Takt auf den meisten Linien ist einfach nicht zeitgemäß, aber leider nimmt die Stadt da wohl nicht mehr Geld in die hat.


    Die Mitarbeiter der MVG sind bis zum 30.06. in Kurzarbeit - erst danach wird es wohl normal weiter gehen.

  • Okay, dann danke für die Info mit der Kurzarbeit. :)

    Ich habe Verständnis für alle Maßnahmen, die getätigt werden müssen, um wirtschaftlich sinnvoll über die Runden zu kommen. Das sollte man aber auch so kommunizieren und nicht alles durch die derzeitige Nachfrage begründen. Das bringt die potenziellen Nutzer nicht weiter und erhöht den Frust nur weiter. :)


    In der alten App sieht man Ausfälle, indem die Fahrten einfach nicht angezeigt werden, wenn sie von der Leitstelle (?) aus dem System genommen wurden - in der neuen App läuft der Countdown munter runter, wie übrigens auch bei Fahrten, die kein Echtzeitsignal abgeben. Ich vermute einfach mal, dass die alte App direkt ans System der MVG angebunden ist und die neue App den Weg über die RMV-Daten geht, um eine Verbindungsauskunft zu ermöglichen. Diese Daten sind viel ungenauer und weichen teilweise mehrere Minuten von der Realität ab. Ich sehe das nur aus Kundensicht und da ist das noch nicht optimal. Ich habe aber die Hoffnung, dass das in weiteren Updates noch besser wird. :)

  • Achso, die Fahrten sind komplett gelöscht. Ja, dann fällt der Bus aus. Das beobachtest du dann aber sehr gut. :)


    Wenn die MVG wollte, könnte sie die Mitarbeiter ja früher aus der Kurzarbeit holen, aber das ist wohl nicht gewollt.

    Einmal editiert, zuletzt von RainA ()

  • Das hat nichts mit Beobachten zutun, sondern erfährt man ziemlich zufällig, indem man dann länger warten muss. :D

    Ich würde meine Zeit auch gerne sinnvoller verbringen, aber wenn man bei einem Ausfall aufgrund des neuen Taktschemas erstmal ewig auf die Folgefahrt warten muss... ;)


    RMV- und DB-Auskunft zeigen Ausfälle übrigens auch teilweise prominent an, nur halt wie gesagt nicht so zuverlässig und auch nicht immer.

    2 Mal editiert, zuletzt von FabiMZ ()

  • Es ist bestimmt noch viel mehr ausgefallen dann - es ist ja sehr unwahrscheinlich, dass du alle Ausfälle mitkriegst. Ist aber eigentlich sehr traurig, wenn man bedenkt, dass viele Fahrer in Kurzarbeit sind.

  • Bitte mal vergegenwärtigen, dass nicht die MVG den Nahverkehr macht und nach Gutdünken Fahrpläne strickt. Das ist alles kommunale Aufgabe, verankert im LNVG RLP.


    Es wird aufwärts gehen, Nahverkehr wird immer wichtiger - das hat auch der rheinland-pfälzische Gesetzgeber erkannt. Auch deswegen wird der eigenwirtschaftliche Verkehr der ORN enden.


    Der Gewinn bei den MSW und der Verlustausgleich bei der MVG hat viel weniger miteinander zu tun, als man denkt - hier geht es in erster Linie um Beihilfe- und Steuerrecht. Dieses Konstrukt wird enden, sobald die Stadt unmittelbar Gelder in den Nahverkehr stecken muss (weil Pflichtaufgabe). Derzeit ist die Aufgabenerfüllung freiwillig und nur deswegen machbar, weil die MSW so starke Gewinne erzielen.

    Der Rest - also das, was nicht als Verlustausgleich verwendet wird - fließt in Rücklagen und als Ausschüttung an die Stadt und steht im Haushalt der Stadt für andere, wichtige Aufgaben zur Verfügung.


    Klimaanlagen sind laut NVP übrigens verpflichtend und können auch von Herrn Erlhof nicht mehr nicht bestellt werden.

  • Natürlich hat die MVG nicht alleinige Hoheit über die Fahrpläne, aber ich denke, die Zusammenarbeit mit der Stadt ist so eng verwoben (oder warum waren auch immer Mitarbeiter der MVG bei den Foren zum neuen Nahverkehrsplan?), dass von dort auch einiges an Ideen und Vorstellungen kommt. Man hätte auch hier vonseiten der MVG mehr intervenieren können oder bessere "Lobbyarbeit" leisten können, aber das hat man nicht gemacht.


    Dass die restlichen Gewinne der Stadtwerke in den Haushalt der Stadt fließen, ist mir bewusst. Natürlich gibt es vieles anderes, was auch finanziert werden muss, aber den Nahverkehr so zu vernachlässigen... Die Schuld liegt meines Erachtens bei Stadt und MVG gleichermaßen. Man rühmt sich mit der tollen Wirtschaftlichkeit - die letzten Jahre konnten die Fahrgeldeinnahmen enorm gesteigert werden (die AZ berichtete vor kurzem), was aber auch durch viele gestiegene Kosten dringend nötig war, da die MVG neben den Stadtwerken und den Fahrgeldeinnahmen nicht viele andere Finanzquellen hat. Hier könnte ein deutlich flexibleres Modell von der Stadt und den Stadtwerken Abhilfe schaffen. In Hamburg bei der Hochbahn ist man bspw. inzwischen darauf gekommen, dass allein eine tolle Wirtschaftlichkeit nicht für einen guten ÖPNV sorgt.


    Morgen gibt es wieder einige Fahrplananpassungen, aber nichts großes. Normalität kehrt nicht zurück. Das löst inzwischen bei Facebook viel Kritik aus, auch auf Merkurist gibt es einige negative Stimmen. Die Leute sind es Leid. Während überall Normalität zurückkehrt, schafft es die MM nicht. Das ist ein großes Trauerspiel.


    Derweil zeigt der DB Navigator ab Morgen wieder den normalen Fahrplan für Mainz an - hier lief also auch etwas schief - und mir ist beim SEV der 50 zur Römerqeulle aufgefallen, dass dort zwar gelbe Hinweiszettel zum Ersatzverkehr hingen, aber für die veränderten Fahrpläne lediglich auf die Homepage verwiesen wurde. Vor Ort gab es also keinerlei Information, wann die Ersatzbusse verkehren. Dabei war doch jemand an den betroffenen Haltestellen, um diese Zettel aufzuhängen, warum nicht gleich auch den Fahrplan des SEV? Ansagen zum SEV gab es in der Bahn auch keine.


    Ich hoffe weirouge behält Recht, dass es aufwärts gehen wird. Der neuste Fahrplan dank des Nahverkehrsplans hat mich noch nicht positiv gestimmt, aber die städtischen Bestrebungen zum Ausbau der Straßenbahn sind ein gutes Zeichen. Aber das ist nicht genug. Durch Corona wurden, da bin ich mir ziemlich sicher, viele Fahrgäste vergrault. Nicht nur aus gesundheitlicher Angst vor dem ÖPNV, sondern auch wegen des schlechten Angebots und der miserablen Informationspolitik der MM.

  • Woran machst du konkret fest, dass der Nahverkehr „so vernachlässigt“ wird?


    Mehr geht finanziell (bislang) nicht. Die Stadt kann selbst nichts zuschießen (sonst würde die Kommunalaufsicht den Haushalt nicht genehmigen) und ist - wie gesagt - auf die übrigen Gewinne der MSW angewiesen.


    Und dass der neue Fahrplan Mist ist, ist Käse. Ich habe die MVG schon oft kritisiert, aber der Fahrplan ist ein echter Gewinn für diese Stadt. Da Mainz aber eine Stadt notorischer Motzer ist, wird wieder besonders laut geschrien, weil es wie auch immer geartete Änderungen gibt - nur der Änderung wegen.

  • Derweil zeigt der DB Navigator ab Morgen wieder den normalen Fahrplan für Mainz an - hier lief also auch etwas schief

    Das passiert nach meinen Beobachtungen immer dann, wenn die Daten in der RMV-Auskunft zu kurzfristig aktualisiert wurden. Das geschah ja erst Mitte der Woche. Ich weiß zwar nicht, wo die DB ihre Daten herbekommt, könnte mir aber die Verkehrsverbünde vorstellen. In ein paar Tagen sollten diese Daten also auch wieder stimmen.


    Der reduzierte Fahrplan wurde jetzt übrigens bis zum 03.07. verlängert, ab Samstag, 04.07. wird wieder der Normalfahrplan ausgegeben (natürlich wegen der Sommerferien Mo-Fr ohne Schülerfahrten) .

  • Woran machst du konkret fest, dass der Nahverkehr „so vernachlässigt“ wird?


    Mehr geht finanziell (bislang) nicht. Die Stadt kann selbst nichts zuschießen (sonst würde die Kommunalaufsicht den Haushalt nicht genehmigen) und ist - wie gesagt - auf die übrigen Gewinne der MSW angewiesen.

    Ganz klar, am derzeitigen reduzierten Fahrplan. Busse und Bahnen sind wieder voll (nicht alle Linien, das stimmt) und dennoch wird ein reduzierter Fahrplan gefahren, bei dem die Abstandsregeln in den Fahrzeugen nicht eingehalten werden können. Ein derart reduziertes Angebot zum jetzigen Zeitpunkt ist mir aus keiner anderen Stadt bekannt.


    Ich gebe zu, mit der kommunalen Aufsicht und deren rechtlichen Möglichkeiten habe ich mich bisher nicht auseinandergesetzt. Ich glaube aber auch, dass sie wenig dagegen sagen könnte, wenn der Verlustausgleich, der seit Jahren konstant bei ca. 15 Millionen Euro liegt, entsprechend der steigenden Kosten jährlich erhöht werden würde. So fällt alles auf den Fahrgast zurück, der besonders durch die steigenden Preise zur Kasse gebeten wird. Das wurde auch in der AZ deutlich, dass die steigenden Kosten der MVG durch die steigenden Fahrpreise gedeckt werden. Es ist also nicht immer der böse RMV, der die Preise anhebt. Die MVG wird hier sicher mitreden, um die Wirtschaftlichkeit des Betriebes weiter zu erhöhen (was leider im ÖPNV nicht der richtige Weg ist). Nicht zuletzt könnten die Prioritäten im städtischen Haushalt anders gesetzt werden.

    Und dass der neue Fahrplan Mist ist, ist Käse. Ich habe die MVG schon oft kritisiert, aber der Fahrplan ist ein echter Gewinn für diese Stadt. Da Mainz aber eine Stadt notorischer Motzer ist, wird wieder besonders laut geschrien, weil es wie auch immer geartete Änderungen gibt - nur der Änderung wegen.


    Einige Achsen haben deutlich an Fahrten verloren. Hier ist der frühere gemeinsame Laufweg der 62/63 zu nennen. Entlang der Kurmainzstraße in Finthen entfiel der schnelle 10 Minuten Takt in die Innenstadt - die 78 braucht hier deutlich länger und fährt quasi zeitgleich mit der 58 und 71 ab. Laubenheim hat drei stündliche Fahrten verloren. Die rechtsrheinischen Orte haben auch ihre bis zu sechs stündlichen Fahrten auf den Hauptachsen verloren.

    Die Mombacher Hauptstraße wird zwar im 7,5 Minuten Takt befahren (jedoch nur zur HVZ), aber sonst herrscht dort pures Chaos. Fährt jetzt die 60, 61 oder 63 zum Polygon? Mal wird die 60 bis Mombach durchgebunden (zur HVZ und sonntags), mal endet sie am Mombacher Tor. Ähnliches gilt für die 66. Der (leider früher nicht immer) sichere Anschluss an die Straßenbahn entfiel, dafür fahren die Busse direkt in die Altstadt. Am Höfchen war man aber schneller, wenn man am zur Straßenbahn umstieg und dann vom Schillerplatz lief. Jetzt gibt es auf der 66 zig verschiedene Linienwege und Endstellen. Das ist Chaos pur.


    Man bräuchte eigentlich sieben verschiedene Liniennetzpläne: Mo-Fr HVZ, Mo-Fr vormittags, Mo-Fr abends, Mo-Fr nachts, Samstag, Sonntag und Wochenendnacht. Eigentlich auch nochmal alles für die Ferien und für die vorlesungsfreien Zeiten. Immer ändert sich etwas. Linienwege und Takte sollten aber einfach zu merken sein und sich idealerweise nie großartig verändern. Das gilt seit Fahrplanwechsel in einigen Stadtteilen leider nicht mehr.


    Natürlich gab es Verbesserungen: die 74 ist eindeutig eine (diese wurde aber schon im letzten Nahverkehrsplan gefordert, vielleicht war es damals jedoch noch nicht die höchste Priorität) und die Querverbindungen der 78. Teilweise bessere Anschlüsse zum Regionalverkehr und eine Erweiterung des Nachtverkehrs am Wochenende (demgegenüber steht die Einstellung des durchgängigen Nachtverkehrs unter der Woche) sind weitere Verbesserungen. Dennoch überwiegen meiner Ansicht nach die negativen Seiten. Angebote einzustellen und Takte für Stadtteile und wichtige Achsen zu reduzieren sind eindeutig die falschen Zeichen im ÖPNV, gerade in der derzeitigen Debatte um Klimawandel und Verkehrswende.

    Der reduzierte Fahrplan wurde jetzt übrigens bis zum 03.07. verlängert, ab Samstag, 04.07. wird wieder der Normalfahrplan ausgegeben (natürlich wegen der Sommerferien Mo-Fr ohne Schülerfahrten) .


    Das ist laut RMV-App? Man nimmt also erst dreieinhalb Monate später wieder den "normalen" Betrieb auf. Glückwunsch.

  • Nun, Mainz ist KEIN Mitglied des RMV! Durch den Gemeinschaftstarif mit Wiesbaden ist man da dennoch dabei. All zu viel Mitspracherecht gibts da also gewiss nicht. Ansonsten wurde schon alles erklärt - ist halt nunmal nicht immer so einfach, wie Fahrgäste sich das vorstellen...