Sicherheitsgefühl bei vorbeifahren Zügen

  • Wobei fühlt ihr euch wohler, wenn ihr auf dem Bahnsteig seid? 61

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    In der Diskussion zur nordmanischen S-Bahn schrieb ich, dass ich lieber einen schnellen IC am mir vorbeifahren habe als einen langsamen Güterzug. Es ist meine Beobachtung, dass das vielen Menschen so geht, aber das wird anders gesehen:

    Schön für dich, aber ich denke dass das subjektive Sicherheitsgefühl der allermeisten Reisenden den 60 km/h schnellen Güterzug bevorzugt...

    Wie geht es euch? Gibt es Studien zu so etwas?


    Ich hoffe, die Antwortmöglichkeiten sind genügend klar voneinander abgegrenzt. Ich schreibe nachher gerne auch noch was, warum ich das so sehe und wäre interessiert an euren Abwägungen.

    Einmal editiert, zuletzt von baeuchle () aus folgendem Grund: Ein Fragezeichen reicht.

  • Das kommt sehr stark auf den Güterzug an. Ist er sehr lang, dann wäre mir der IC lieber, dann habe ich schneller wieder Ruhe. Ist es ein Containerzug mit vielen leeren Plätzen, dann ist der Wind des Güterzuges unangenehmer als bei einem kompakten IC. Manche Güterzüge verteilen Staub während der Fahrt, das macht sie auch unangenehm. Bei Güterzügen drehe ich mich häufig in Fahrtrichtung des Zuges, bei einem IC tue ich das meistens nicht.


    Ist es aber kein schlechter Güterzug, dann ist er mir lieber als ein sehr schneller IC, der durch seine Geschwindigkeit bedrohlicher wirkt und durch den Windkegel vermutlich auch ist.

  • Ich hab den Eindruck, Güterzüge machen mehr Wind als IC Züge bzw. länger. Und irgendwie habe ich bei Güterzügen Angst, wenn sie schnell vorbeifahren, dass gleich ein Container auf die Gleise in mein Gesicht fliegt

  • Das Empfinden bei Vorbeifahrt eines Güterzuges ist alleine schon aufgrund der Geräuschkulisse eine ganz andere. Personenwagen haben Drehgestellbauarten, die einen recht leisen Lauf haben. Dagegen rumpelt und scheppert es bei Güterzügen teilweise so stark, dass man manchmal sogar sein eigenes Wort kaum verstehen kann. Außerdem besteht bei Güterwagen doch die tatsächliche Gefahr, dass man an hervorstehenden Griffen oder Teilen mitgezogen werden könnte. Diese Gefahr ist bei der bündigen Außenwand eines IC-Wagens weniger gegeben.

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  • ...naja...wird man von nem hervorstehendem Griff eines Güterwagens mitgezogen, war

    man vielleicht etwas zu weit über die weisse Abstandslinie aufm Bahsnteig hinaus....

    ...ist so ne Darwin Award Sache

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Vom Sicherheitsgefühl ist es mir völlig egal, ob das ein IC, ein Güterzug, ein Busch Tumbleweed oder ein ICE bei 300 km/h ist (gibt es direkt am Bahnsteig nicht, ich weiß). Natürlich ist der Punkt der Geräuschkulisse ein gewaltiger Unterschied, aber das hat für mich nur was mit dem Komfort (und würde ich auf dem Bahnsteig leben vermutlich auch mit Langzeitfolgen fürs Gehör) zu tun. Aber bei der Vorbeifahrt eines Zuges (sofern dieser nicht bereits halb auf dem Bahnsteig fährt ^^) fühle ich mich nicht ansatzweise unsicher. Da fühle ich mich unsicherer, wenn ich an einer stark befahrenen Straße am Überweg auf grün warte.

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • Ich meinte damit eigentlich, dass ich mich an Bahnhöfen, die nur eine geringe Bahnsteighöhe haben, die Angst habe, dass ein Gütercontainer auffeinmal vom Güterzug auf den Bahnsteig fliegt (Ladung unsicher befestigt).

    An Bahnhöfen die 76cm Höhe haben, bei denen überhaupt nicht die Gefahr besteht, dass ein Güterzug Container auf den Bahnsteig springt, hab ich ein gutes Sicherheitsgefühl.

    Außerdem besteht bei Güterwagen doch die tatsächliche Gefahr, dass man an hervorstehenden Griffen oder Teilen mitgezogen werden könnte.

  • Ich meinte damit eigentlich, dass ich mich an Bahnhöfen, die nur eine geringe Bahnsteighöhe haben, die Angst habe, dass ein Gütercontainer auffeinmal vom Güterzug auf den Bahnsteig fliegt (Ladung unsicher befestigt).

    Gerade bei Containern hätte ich da wenig Bedenken. Die sind an jeder Ecke mit Twistlocks gesichert, und selbst wenn man mal einen oder zwei davon vergißt, halten die immer noch stabil. Im normalen Fahrbetrieb würde vermutlich die Reibung des Containers auf dem Wagen schon reichen, um ein Verrutschen zu verhindern. Man hört ja auch nicht besonders oft davon, daß ein Güterzug irgendwo Container verloren hat, oder? ;)
    Ich glaube der einzige Ladungsverlust, der häufiger (was absolut immer noch selten ist) auftritt, sind undichte Tank-, Kessel- oder Schüttgutwagen, aus denen flüssiges oder pulvriges Ladegut austritt. Wobei das je nach Substanz auch extrem ungesund sein kann.

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • ...naja...wird man von nem hervorstehendem Griff eines Güterwagens mitgezogen, war

    man vielleicht etwas zu weit über die weisse Abstandslinie aufm Bahsnteig hinaus....

    ...ist so ne Darwin Award Sache

    Das ist richtig, aber was hat das mit der Frage nach dem Empfinden zu tun?

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  • Es gibt auch noch weitere Punkte wie z.B wie voll ist der Bahnsteig, wie breit ist der er und natürlich der eigene Standort. Ich finde, es macht schon einen Unterschied, ob ich zwei oder vier Meter Abstand halte / halten kann.

  • Schön, zu lesen, dass ich mit meiner Einschätzung nicht ganz alleine bin. Ein Großteil meiner Argumente wurden schon genannt; als Vater von zwei Kleinkindern finde ich es auch relevant, dass der Güterzug wesentlich länger für die Durchfahrt braucht (bei 60 vs 160 km/h und 700 statt 200 Metern etwa 9 Mal so lange) und damit die potentiell gefährliche Situation einfach länger anhält.

  • Zitat von Combino
    Das ist richtig, aber was hat das mit der Frage nach dem Empfinden zu tun?

    Das könnte sogar das persönliche Empfinden ganz gehörig beeinflussen. Wenn ich mir vorstelle, ich stehe gerade brav auf der richtigen Seite der weissen Linie, und dann rauscht so ein herausragender Griff auch noch in Lineallänge (30 - 40 cm) Abstand an mir vorbei, dann würde ich mich ganz gehörig unwohler fühlen als wenn die glatte Wand eines IC / ICE mit 150 km / h in gehörigem Abstand vorbeirauscht, auch wenn der Luftzug nicht zu verachten ist.


    Grundsätzlich sehe ich allerdings gerade mit Blick auf Darksides Hinweis auf die "weisse Linie" das Problem, das einige Bahnsteige schmal und auch noch in schlechtem Zustand (Pfützen, Abfälle, Unebenheiten) sind, die bei vollem Bahnsteig das Abstandhalten zur weissen Linie nicht ganz leicht machen. Und mitunter muss man mit Platzreservierung, Fahrrad oder Rollstuhl etc. auch zu bestimmten Bereichen des Bahnsteigs gelangen, bzw. auch nach dem Ausstieg von dort wieder weg zum Ausgang. Aber ich gebe zu, per Lautsprecher wird regelmäßig vor durchfahrenden Zügen gewarnt.

  • Der Krach eines Güterzuges lässt einen doch ganz von selbst mehr Abstand suchen? Einen heranrauschenden ICE hört man oft erst, wenn es zum Ausweichen schon zu spät wäre. Der Luftsog wird oberhalb gewisser Geschwindigkeiten auch wirklich gefährlich, das wird angesichts des niedrigen Lärmpegels oft unterschätzt. Der eine oder andere Kinderwagen ist da schon umgeworfen worden.


    Das Sicherheits*gefühl* ist also bei schnellen ICEs oft trügerisch hoch, und damit gefährlich; das *Gefühl* bei Güterzügen dagegen ist sicherheitsverstärkend unangenehm.

    fork handles

  • und im Frankfurter HBF ist das Problem nur so semirelevant.... :saint:

    Wenn dort allerdings ein Güterzug aufschlägt — was hin und wieder passiert — fühlte ich mich gar nicht mehr sicher, denn dann ist schon was schief gelaufen, und wer weiß, ob nicht gleich noch was anderes schief läuft.


    Andererseits: ein Gz mit 60 km/h im Frankfurter Hauptbahnhof oder ein IC mit 100 im Frankfurter Hauptbahnhof... bei beidem würde ich in sehr, sehr kurzer Zeit eine Katastrophe erwarten und so schnell wie möglich einen sicheren Platz suchen. 🤪

    Einmal editiert, zuletzt von baeuchle ()

  • Das Sicherheits*gefühl* ist also bei schnellen ICEs oft trügerisch hoch, und damit gefährlich; das *Gefühl* bei Güterzügen dagegen ist sicherheitsverstärkend unangenehm.

    Kinderwagen sind für Luftströme beider Arten anfällig und müssen gut gesichert werden. Du hast schon Recht, dass die Vorwarnzeit bei Gz größer ist; ich empfinde aber die Aufmerksamkeit auf eventuelle Durchfahrten beidermaßen wichtig, sodass sich dabei für mein subjektives Empfinden eben kein Unterschied ergibt. Ich bin noch nie von einer Zugdurchfahrt überrascht worden*, während ich auf einen Bahnsteig war, schon gar nicht mit Kindern.


    * : Überrascht im Sinne, um den es hier geht. „Oh das ist ja überraschend, dass da eine 120 davor hängt“ oder so ist nicht gemeint.

  • Der Krach eines Güterzuges lässt einen doch ganz von selbst mehr Abstand suchen? Einen heranrauschenden ICE hört man oft erst, wenn es zum Ausweichen schon zu spät wäre. Der Luftsog wird oberhalb gewisser Geschwindigkeiten auch wirklich gefährlich, das wird angesichts des niedrigen Lärmpegels oft unterschätzt. Der eine oder andere Kinderwagen ist da schon umgeworfen worden.


    Das Sicherheits*gefühl* ist also bei schnellen ICEs oft trügerisch hoch, und damit gefährlich; das *Gefühl* bei Güterzügen dagegen ist sicherheitsverstärkend unangenehm.

    Wobei du bei Gz dich auch nicht so sehr auf dein Gehör verlassen solltest. Moderne Tfz und Tragwagen o.ä. sind ebenso leise wie Personenzüge.

  • In der Diskussion zur nordmanischen S-Bahn schrieb ich, dass ich lieber einen schnellen IC am mir vorbeifahren habe als einen langsamen Güterzug. Es ist meine Beobachtung, dass das vielen Menschen so geht, aber das wird anders gesehen:

    Wie geht es euch? Gibt es Studien zu so etwas?


    Ich hoffe, die Antwortmöglichkeiten sind genügend klar voneinander abgegrenzt. Ich schreibe nachher gerne auch noch was, warum ich das so sehe und wäre interessiert an euren Abwägungen.

    Ich weiß nicht so genau was diese Umfrage demonstrieren soll, aber ich möchte anmerken dass wir explizit über einen (bis zu) 160 km/h schnellen Intercity-Zug gesprochen haben, weshalb ich über deine Antwortmöglichkeit "Vorbeifahrt eines IC mit » 100 km/h" etwas irritiert bin. Aber kurz für alle die nicht die Diskussion im Nordmainischen S-Bahn-Strang durchgelesen haben: Es ging darum ob der Güterverkehr mehr im Mischbetrieb mit Intercity- und Regionalverkehr oder auf parallelen Gleisen im Mischbetrieb mit der S-Bahn stört:

    [...] Und aus der subjektiven Sicht des Fahrgasts fühlt man sich bei einem mit 60 km/h durchfahrenden Güterzug (mehr geht ja nicht wenn man einer S-Bahn im Blockabstand hinterhergurkt) sicherer als bei einem IC der mit 160 km/h am Bahnsteig der Regionalbahn durchrauscht.



    Klar, man möchte Mischbetrieb wo nur irgend möglich vermeiden, aber Mischbetrieb mit Güterzügen, welche auf einem Nebengleis die Abfahrt der S-Bahn abwarten können stören den S-Bahn-Betrieb wesentlich weniger als mit Intercity-Zügen die oftmals Verspätung und dann auch noch höhere Priorität haben...


    Ich habe niemals behauptet dass ein Güterzug bei der Bahnsteigdurchfahrt weniger stört als ein mit gleicher oder ähnlicher Geschwindigkeit durchfahrender Intercity-Zug, aber ich denke dass die Sogwirkung und andere negativen Effekte bei einem mit 160 km/h durchfahrenden Intercity-Zug von den meisten Fahrgasten als um einiges größer wahrgenommen werden. Weil so Geschwindigkeiten aber etwas abstrakt sind, hilft es vielleicht diese in Meter pro Sekunden umzurechnen und dann werden aus 60 km/h 17 Meter pro Sekunde und aus 160 km/h 45 Meter pro Sekunde. Wenn man als Referenzlänge einen "Vollzug" nimmt (also 2*67.4 Meter = 134.8 Meter), so wird diese Distanz bei 60 km/h in 8 Sekunden zurückgelegt, bei 100 km/h in 5 Sekunden und bei 160 km/h in nur noch 3 Sekunden.


    Genau deswegen hätte ich bei dieser Umfrage zwingend erwartet dass die 160 km/h explizit angeführt würden, zumal du ja in deinen Antworten selbst auch diese Zahl verwendet hast:


    (Und ich habe lieber einen IC an mir vorbeifahren, auch gerne mit 160, als einen Güterzug.)


    Leider ist aufgrund deiner verzerrenden Antwortmöglichkeiten deine Umfrage und die darauf basierende Diskussion nicht in der Lage irgendwelche sachgerechten Hinweise zur Beantwortung des genauen Gegenstand unserer Meinungsverschiedenheit zu liefern, weshalb ich auch nicht beabsichtige mich an über diesen Kommentar hinaus daran zu beteiligen...

  • Ich weiß nicht so genau was diese Umfrage demonstrieren soll, aber ich möchte anmerken dass wir explizit über einen (bis zu) 160 km/h schnellen Intercity-Zug gesprochen haben, weshalb ich über deine Antwortmöglichkeit "Vorbeifahrt eines IC mit » 100 km/h" etwas irritiert bin. [...]


    Leider ist aufgrund deiner verzerrenden Antwortmöglichkeiten [...]

    Mmh. Eine Verzerrung war nicht beabsichtigt. Ich bin davon ausgegangen, dass die genaue Geschwindigkeit des Fernverkehrszuges keine große Rolle spielt, ebensowenig wie die Frage, ob es ein ICE, ein normaler IC, oder ein IC2 ist.


    Und, äh: du schreibst nun selbst von „bis zu 160“, die Antwortmöglichkeit sagt „wesentlich mehr als 100“ — empfindest du das wirklich als so unglaublich unterschiedlich? Ich nicht.


    Es ging mir auch nicht darum, zu beweisen, dass ich Recht habe, sondern darum, herauszufinden, ob meine Sichtweise wirklich von dem überwiegenden Anteil der Fahrgäste geteilt werde. Das FNF ist natürlich nicht repräsentativ, das ist mir klar, aber die Mitglieder hier sind mir in Eisenbahnfragen wahrscheinlich ähnlicher als der Durchschnitt — ein guter Anfangspunkt für die Frage, finde ich.


    Nun gut, du fühlst dich ungerecht behandelt und willst bin nicht mitmachen. Schade.

  • Andererseits: ein Gz mit 60 km/h im Frankfurter Hauptbahnhof oder ein IC mit 100 im Frankfurter Hauptbahnhof... bei beidem würde ich in sehr, sehr kurzer Zeit eine Katastrophe erwarten und so schnell wie möglich einen sicheren Platz suchen. 🤪

    Ich will nicht "niemals nie" sagen, aber wenn ein Personenzug mit mehr als 40 km/h oder ein Güterzug mit mehr als 20 km/h an den Bahnsteig gerollt kommt ist vorher mehr als eine Sache schief gegangen... wenn er mehr als 50 km/h drauf hat hätte er schon gar nicht losfahren dürfen (zumindest nicht mit Personen oder Fracht am Haken)

    Die BEU-Berichte zeigen andererseits, das das Regelwerk von manchen Unternehmen als reine Empfehlung verstanden wird...

    "Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
    Johann Wolfgang von Goethe