Also: JETZT die Nordmainische S-Bahn bauen; und in 10 Jahren können wir dann weitersehen, wann, wo und wie der neue Fernbahntunnel gebaut wird - oder auch nicht.
Für den Bau bedarf es einer Finanzierungsvereinbarung mit dem Bund. Diese gibt es bis jetzt nicht.
Ohne Vorliegen der Ergebnisse aus der Machbarkeitsstudie für den Fernbahntunnel wird es diese Finanzierungszusage durch den Bund auch nicht geben. Um die Nordmainische "zu retten" (sie ist als reines GVFG Projekt nicht wirtschaftlich und somit nicht förderfähig) wurde die Nordmainische vom Bund zu einem Teil des BVWP2030 Projektes "Knoten Frankfurt" umgewidmet. Die Aufnahme der Nordmainischen in den BVWP2030 erfolgte zeitgleich (!!!) mit der Aufnahme des Fernbahntunnels in das selbe Projekt "Knoten Frankfurt". Das Knotenpunktprojekt hat nur ein übergeordnetes Ziel im BSWAG: Engpassauflösung. Wenn die Machbarkeitsstudie zum Fernbahntunnel aber aufzeigt, dass dieser nur zur Nordmainischen Strecke realisiert werden kann, dann MUSS die Nordmainische Strecke komplett neu geplant werden, weil ansonsten keine Engpassbeseitigung erfolgt und der Bund dann schlicht nichts finanzieren darf, weil die verkehrliche Zielsetzung der Engpassauflösung aus dem BSWAG nicht erfüllt wird.
Und Rohne hat Recht. Der PFB für die Nordmainische ist noch nicht mal erlassen. Vor wenigen Wochen wurde aber der finale Entwurf zum Deutschlandtakt durch das BMVI vorgestellt. Mit noch viel höheren Zugzahlen als im jetzigen Erläuterungsbericht. Eine Planänderung muss also definitiv noch erfolgen, wenn der PFB gerichtsfest sein soll.
Und für eine mögliche Anbindung des Fernbahntunnels an die Nordmainische gibt es (leider) handfeste Gründe. Wenn (und ich betone das Wort "wenn") der Fernbahntunnel auf einem direkten Wege unter der Innenstadt hindurch zur Nordmainische Strecke tatsächlich realisiert werden kann (unwahrscheinlich wegen der vielen Hochhausfundamente, aber augenscheinlich doch möglich), dann wäre dieser Tunnel zur Nordmainischen (und nur dann) wegen der deutliche kürzeren Streckenlänge billiger als ein längerer Tunnel unter dem Main bis Höhe Oberrad zur Südmainischen. Da der Tunnel zur Südmaischen in rund 40m Tiefe unter dem Main verlaufen würde, die horizontale Längsneigung beidseits dabei nicht mehr als 25 Promille betragen soll, könnte der Fernbahntunnel somit erst östlich vom Speckweg ans Tageslicht geführt werden. Dumm, das in diesen Bereich der Grundwasserspiegel sehr hoch ist, weshalb man das dortige Trogrampenbauwerk als Grundwasserwanne bauen müsste. Das geht richtig ins Geld (vgl. Tunnel Rastatt) und macht den Tunnel zur Südmainischen damit nochmals teurer.
Die Machbarkeitsstudie für den Fernbahntunnel kommt im Q2 2021. Dann haben wir Klarheit. Bis dahin müssen wir mit der unklaren Lage leben.
Bund und Land wollen die Nordmainische. Ansonsten hätte es keine Umwidmung und Aufnahme in den BVWP als Teil des Knotenprojekts Frankfurt gegeben, sondern man hätte die Nordmainische S-Bahn (nach der erfolgten Feststellung der Unwirtschaftlichkeit im Jahr 2017) einfach als ein nicht wirtschaftliches GVFG-Projekt aufs planerische Abstellgleis geschickt. Hat man aber nicht.
Die Nordmainische wird aber jetzt nach anderen verkehrlichen Prämissen handfest bewertet (Engpassauflösung im Korridor ja oder nein). Und damit ist die Nordmainische an die Ergebnisse zum Fernbahntunnel fest gekoppelt. Das ist halt der Preis dafür, das sie wegen Unwirtschaftlichkeit als reines GVFG-Projekt nicht ad acta gelegt wurde.