In Mainz wird seit 21. Dezember letzten Jahres aufgrund des Lockdowns ein eingeschränkter Fahrplan gefahren. Die letzten drei Wochen war der Samstagsfahrplan vorgesehen, der vor allem zum morgendlichen Berufsverkehr deutliche Einschränkungen gegenüber bspw. des Ferienfahrplans hatte. Kurzfristig konnte man nur Anpassungen auf Linien in den Landkreis Mainz-Bingen (Linie 54 nach Klein-Winternheim und Linie 56 nach Wackernheim) sowie auf morgendlichen Verbindungen ins Hechtsheimer Gewerbegebiet einrichten. Wahrscheinlich war der Landkreis eingeschritten und hat dieses "zusätzliche" Angebot finanziert. Dies hatte zur Folge, dass einige Linien und Verbindungen in Mainz gänzlich eingestellt waren - das Hechtsheimer Gewerbegebiet war zu großen Teilen abgeschnitten - während die 66 zwischen Ebersheim und Nieder-Olm weiterhin im 15 Min. Takt verkehrte (das gönne ich jedem, der die Verbindung nutzt, aber die Verhältnismäßigkeit stimmt hier irgendwie nicht mehr).
Ab kommendem Montag wird nun wieder mit einigen Einschränkungen auf den Ferienfahrplan umgestellt, während an vielen anderen Orten uneingeschränkt der Normalfahrplan gilt. Einige Linien bleiben weiterhin eingestellt, genauso wie längere Abschnitte von verkehrenden Linien.
Die Linie 74 ist eine solche Linie, die weiterhin eingestellt bleibt. Sie verbindet Hechtsheim mit Bretzenheim, dem Münchfeld, Gonsenheim und Mombach, sowie seit dem Fahrplanwechsel mit dem Äppelallee-Center in Wiesbaden-Biebrich (erstmals seit fünf Jahren gab es wieder eine ÖPNV-Verbindung über die Schiersteiner Brücke). Im Dezember wurde in ganz Mainz an vielen Haltestellen und weiteren Standorten noch mit der neuen Verbindung über die Schiersteiner Brücke auf großen und eigentlich sehr gut gestalteten Plakaten geworben, ehe sie nur nach fünf Tagen Betrieb bis auf weiteres eingestellt wurde.
Eine solche Tangentialverbindung war schon in der 2. Fortschreibung des Mainzer Nahverkehrsplans gefordert (oder nur empfohlen?), wurde dann aber erst mit der 3. Fortschreibung umgesetzt. Man will ihr vonseiten der MM wohl kaum eine Chance geben: Sie war 2020 zu einem Drittel des Jahres eingestellt (von Mitte März bis Anfang Juli und von Mitte bis Ende Dezember), dabei fährt sie bereits nur Montag-Freitag und hat somit schon eine Betriebszeit von lediglich ca. 250 Tagen. Womöglich wird sie dann früher oder später ganz eingestellt, weil sie eh niemand genutzt hat. Aber wie soll man neue Fahrgäste gewinnen, wenn diese sich nicht auf ein regelmäßiges und zuverlässiges Angebot verlassen können?
Wie bindend ist in diesem Fall der Nahverkehrsplan? Und müssen Fahrplanänderungen nicht gegenüber der Genehmigungsbehörde genehmigt werden (siehe Paragraph 40 PBefG)? Wer ist in Mainz (und durch die Verlängerung nach Biebrich auch in Wiesbaden) die zuständige Genehmigungsbehörde?
Andere Linien, wie die 55 oder 59, bleiben auf Mainzer Stadtgebiet auch weiterhin eingestellt, aber für diese gibt es relativ gute Alternativen. Für die Verbindungen, die die Linie 74 abdeckt, gibt es jedoch kaum solche Alternativen.