Frankfurt bremst das Carsharing aus

  • Da Carsharing zum Umweltverbund gehört und ja auch durchaus die Nutzung des ÖPNV fördern hilft, poste ich das mal hier.


    Die FNP berichtet heute, dass die Stadt gerade das Carsharing ausbremst, indem sie die Parkmöglichkeiten für die Fahrzeuge stark reduziert. Das scheint ein Kollateralschaden der Ausweitung der Parkscheinzonen zu sein.


    (Ich selbst nutze dieses Carsharing durchaus auch hin und wieder, zum Beispiel vom Kaiserlei nach Bornheim, da der 103er nur im (einer Großstadt nicht angemessenen) 30-Minuten-Takt fährt.)

  • Wobei der Artikel auch nur einen Teil des Carsharing betrachtet. Die Einschränkung durch die neuen Parkzonen betrifft nur die Free-Floating-Systeme, für das stationsbasierte Carsharing mit festen Stationen ändert sich nichts. Ja, nun müssen während der Nutzung an weiteren Stellen Parkgebühren gezahlt werden, das mussten die Nutzer aber bereits jetzt schon in einigen Bereichen. Richtig ist, dass für die Free-Floating-Nutzer die Nutzung unattraktiver wird, da das Auto nicht mehr überall abgestellt werden kann.


    Die Unterscheidung in Free Floating und stationsbasierte Systeme ist auch keine Erfindung von mir, sondern im Carsharing fest verankert.

  • Es geht im Artikel darum, dass die "Stellen", an denen Parkgebühren gezahlt werden (=wo diese Free-floating-Autos nicht mehr stehen dürfen), aktuell nach und nach auf große Teile des Stadtgebiets ausgeweitet werden.

  • Der Artikel lautet aber:


    „NICHT GUT FÜR UMWELTFREUNDLICHE MOBILITÄT Frankfurt bremst das Carsharing aus“


    Das trifft zwar für Free-Floating-Systeme zu, aber nicht auf das gesamte Carsharing. Darüber hinaus gibt es mit ShareNow nur einen Anbieter, der reines Free Floating nutzt. Alle anderen Anbieter sind stationsbasiert bzw. bieten beides an, wie book&drive.


    Ich stimme aber zu, dass die Stadt eine Übergangslösung schaffen sollte. Die sollte aber so aussehen, dass die Anbieter auf E Autos in einem bestimmten Zeitraum wechseln müssen, wenn sie weiter ihr Angebot im gleichen Umfang anbieten wollen. Gleichzeitig muss die Stadt dann entsprechende Ladeinfrastruktur bereitstellen. Einfach den Sharing Anbieter Ausnahmen zugestehen, halte ich für falsch.

  • Darüber hinaus gibt es mit ShareNow nur einen Anbieter, der reines Free Floating nutzt.

    warum ist die Exklusivität dabei ein Argument? Book&Drive mit dem CityFlitzer ist auch betroffen, egal ob es da auch einen anderen Modus gibt.

  • Was soll daran jetzt "aber" sein? Und du schreibst ja selbst, dass es um zwei Anbieter geht.

  • Die Forderung nach einer E-Auto-Quote für die Privilegierung von CarSharing wird diese Mobilitätsform bis auf weiteres tatsächlich ausbremsen. Die Car-Sharing-Anbieter sehen bisher aus wirtschaftlichen Gründen von der Einführung von E-Autos ab: sie sind teurer und haben eine deutlich geringere Performance. Auf seine Kosten kommt auch ein Car-Sharing-Fz nur, wenn gebucht wird, also unterwegs ist. Ein Verbrenner kann im Prinzip rund um die Uhr genutzt werden, bei den E-Autos mindert sich die Nutzungszeit um die Ladezeit, was die Verfügbarkeit erheblich einschränkt. Dieser Nachteil trifft bis auf weiteres vor allem FreeFlow-Anbieter, die auf öffentliche Ladestellen agewiesen wärem. Die anderen könnten immerhin ihre Stationen mit Wallboxen ausstatten, theoretisch jedenfalls, müssten aber trotzdem, die Ladezeiten einpreisen.

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  • Die Car-Sharing-Fzg sind ja eh meist sparsame Kleinwagen und keine Benzinsaufpanzer. Da sehe ich den

    Verbrennungsmotor als weniger problematisch an. Auch sind Carsharingnutzer seltener mit PKW unterwegs

    als die die einen selbst besitzen. PKW-Besitzer sind mal schneller hinterm Steuer [zB Elterntaxi/Brötchen holen]

    für eine Fahrt.

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Die Forderung nach einer E-Auto-Quote für die Privilegierung von CarSharing wird diese Mobilitätsform bis auf weiteres tatsächlich ausbremsen. Die Car-Sharing-Anbieter sehen bisher aus wirtschaftlichen Gründen von der Einführung von E-Autos ab: sie sind teurer und haben eine deutlich geringere Performance.

    Die Performance von Elektroautos, insbesondere in dem Bereich, für den ich persönlich Carsharing benutze, ist wesentlich besser als die von Verbrennern. Aufladen ist bei free floating Autos mit Sicherheit schwieriger, aber ich kann dafür sicher sein, dass ich nicht noch zur Tanke muss.

  • Eine Studie aus 2014 von Civity hat ergeben, dass gerade Free Floating-Angebote für Strecken genutzt werden die recht kurz sind und auch gut mit dem ÖPNV zu bewältigen wären.

    Und das wird einen Grund haben. "Strecke kurz" bedeutet im ÖPNV ja nicht zwingend "Reisezeit kurz". Genau diese Lücke füllt das Freefloating, da Massentransport nicht jederzeit jedes individuelle Mobilitätsbedürfnis abdecken kann (anders als der Privat-Pkw).

  • baeuchle: ich meinte eigentlich etwas anderes. Wie soll ich bei der Buchung meinen Zeitbedarf kalkulieren? Kann ich mich darauf verlassen, ein hinreichend gelandes Fz vorzufinden? Wie lange muss ich für eine Zwischenladung einplanen? Wenn ich das nicht tue und ein weitgehend entladenes Fz abgebe: wann kann das Fz für eine Anschlussbuchung freigeschaltet werden? Wird ein Nutzer die Ladezeit einplanen (und über seine Buchungszeit bezahlen) oder eher geneigt sein, entladen zurückzugeben? Performance also eher aus der Sicht der Unternehmer. Klar ist, die geldbringende Nutzungszeit wird sinken, und zwar stark sinken.

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  • Wie soll ich bei der Buchung meinen Zeitbedarf kalkulieren? Kann ich mich darauf verlassen, ein hinreichend gelandes Fz vorzufinden? Wie lange muss ich für eine Zwischenladung einplanen?

    1. So wie für einen Verbrenner.
    2. Ja, meistens sogar mit ziemlich genauer Prognose. Auch Carsharing-Autos stehen nicht viel weniger als 23 Stunden am Tag rum (ich nehme da grade mal explizit die freifließenden raus, weil ich damit – mangels entsprechenden Angebotes in documenta Stadt – keine Erfahrung habt). Die gewinnbringende Zeit ist auch so schon recht klein. 300 Kilometer sind einfach für alle praktischen Zwecke eines Carsharing-Autos unendlich. Mein Anbieter weist mich dennoch immer wieder darauf hin, dass ich mich melden solle, wenn da zu wenig drin ist; keine Ahnung was passiert, weil es bisher einfach immer bei 100% war.
    3. Aus den Gründen oben: gar keine.

    Vielleicht was zu meinem Nutzungsmuster: Ich brauche vielleicht alle 4 Monate mal ein Auto, meistens für Baumarkt, Getränkemarkt, Möbelhaus und ganz selten für einen Familienausflug, der nicht sinnvoll mit dem ÖPV abzubilden ist. Die ersteren schlagen selten mit mehr als 30 Kilometer zu buche – documenta Stadt hat ja einen IKEA – und die letzteren sind im Bereich von maximal 80 bis 100 Kilometer (davon gab's während der Pandemie ein paar mehr als sonst). Da würde 1/3 Akku-Ladung reichen, wenn auch mit ein bisschen Zähneklappern.


    Die mutigste Aktion damit war ein Besuch in etwa 150 Kilometern Entfernung, aber über Nacht, sodass ein wenig nachladen kein Problem war. Das war dann halt auch finanziell praktisch gleich mit einem Leihwagen und ganz explizit so gewählt, weil ich nicht gerne diese Stinker fahre.


    (Anekdote dazu: bei der Rückfahrt, oben auf dem Habichtswald mit etwa 25 Kilometer verbleibendem Fahrweg, wurde mir mulmig: nur noch 30 Kilometer Reichweite! Was, wenn ein Stau kommt? Die Talfahrt hat aber so viel rekuperiert, dass ich das Auto mit 31 verbleibenden Kilometern abgegeben habe. Das Auto war bis zum nächsten morgen nicht mehr gebucht, sodass ich davon ausgehe, dass die nächste Benutzerin wieder einen vollen Akku hatte.)

  • Und das wird einen Grund haben. "Strecke kurz" bedeutet im ÖPNV ja nicht zwingend "Reisezeit kurz". Genau diese Lücke füllt das Freefloating, da Massentransport nicht jederzeit jedes individuelle Mobilitätsbedürfnis abdecken kann (anders als der Privat-Pkw).

    Ist für diesen Einsatz ein Bedarfsgesteuerter Flächenbetrieb nicht sinnvoller?

  • Ist für diesen Einsatz ein Bedarfsgesteuerter Flächenbetrieb nicht sinnvoller?

    Absolut! Zum Beispiel wie der Berlkönig.


    Aber so etwas existiert in Ffm bisher nicht und es wird es auch in absehbarer Zeit in Ffm nicht geben, da sich die Stadt ja gerade gegen eine solche gesamtflächige Beteiligung am entsprechenden RMV-Projekt (hier und hier und hier) entschieden hat (das sollte in der ganzen Stadt kommen, aber nun werden es nur ein paar Fahrzeuge für den Norden). Das Freefloating-Angebot existiert hingegen, wird aber nun aufgrund der kommunalen Vorgaben stark reduziert, eventuell unmöglich gemacht.


    Das Ergebnis geht im worst case gegen Fahrgäste und Attraktivität: Die Stadt hat das bestehende Angebot "aus Versehen" gekillt und die (bessere) Alternative nicht geschaffen.

  • Gosh, ist man in Frankfurt verwöhnt, was die Freefloater betrifft. Schaut gerne selber auf der Seite von book&drive nach: in Mainz und Wiesbaden sind auch deren Freefloater, die Cityflitzer, praktisch stationsbasiert: die Rückgabe"zonen" sind winzig klein, das sind selber nur bestimmte Parkplätze. Einziger Unterschied zu den buchungsbasierten Autos: keine Reservierung nötig und keine feste Vorausbuchung, wie lange man das Auto braucht.


    E-Autos: da muss man als Kunde aber auch erst mal wissen, wie man damit richtig umgeht... ich bin ehrlich: würde man mir ein E-Auto vermieten, könnte ich das zwar sehr wahrscheinlich fahren, aber anschließend richtig abstellen und das Wiederaufladen, wie in den Mietbedingungen gefordert, einrichten: da bin ich mir schon nicht mehr so sicher, kb das klappt und dann auch funktioniert... einfach, weil ich keinerlei Einweisung jemals mit solchen Fahrzeugen hatte.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • ^E-Autos fühlen sich für den Fahrer ungefähr so an wie Automatikautos. Wenn Du Schaltgetriebe gewohnt bist und der linke Fuß statt auf die (nicht vorhandene) Kupplung auf die Bremse steigt, dann müssen halt alle mal nicken.

    Ansonsten habe ich keinen relevanten Unterschied bemerkt. Wiederaufladen musst Du nicht unbedingt, nur wenn die Restreichweite unter x Prozent ist, darfst Du (gibt freiminuten) oder musst Du aufladen. Kommt immer auf den Anbieter an. Aber an die Säule fahren, Kabel an beiden Enden einstecken und weitergehen ist kein Hexenwerk.

  • E-Autos: da muss man als Kunde aber auch erst mal wissen, wie man damit richtig umgeht... ich bin ehrlich: würde man mir ein E-Auto vermieten, könnte ich das zwar sehr wahrscheinlich fahren, aber anschließend richtig abstellen und das Wiederaufladen, wie in den Mietbedingungen gefordert, einrichten: da bin ich mir schon nicht mehr so sicher, kb das klappt und dann auch funktioniert... einfach, weil ich keinerlei Einweisung jemals mit solchen Fahrzeugen hatte.

    Der Umstieg vom Verbrenner zum E-Auto ist nicht schwieriger als zwischen verschiedenen Verbennermodellen. Da gibt es auch erhebliche Bedienungsunterschiede. Umstellen muss man sich eher insofern, dass man nicht damit rechnen kann das das Auto auch vollgeladen ist. Mit 50 % Kapazität wollte ich dann im letzten Sommer doch nicht in den Hunsrück fahren. Zum Glück kann man dies aber auf der Website abrufen.

  • ^E-Autos fühlen sich für den Fahrer ungefähr so an wie Automatikautos. Wenn Du Schaltgetriebe gewohnt bist und der linke Fuß statt auf die (nicht vorhandene) Kupplung auf die Bremse steigt, dann müssen halt alle mal nicken.

    Ist eigentlich nur Gewöhnungssache. Ich habe mir persönlich z. B. nicht angewöhnt, bei Automatikwagen mit dem linken Fuß zu bremsen, auch wenn das dort so möglich wäre. Linker Fuß bleibt links.

    Ansonsten habe ich keinen relevanten Unterschied bemerkt. Wiederaufladen musst Du nicht unbedingt, nur wenn die Restreichweite unter x Prozent ist, darfst Du (gibt freiminuten) oder musst Du aufladen. Kommt immer auf den Anbieter an. Aber an die Säule fahren, Kabel an beiden Enden einstecken und weitergehen ist kein Hexenwerk.

    Auch da wird es sicher noch Vereinfachungen und Weiterentwicklungen geben. Zumindest bei den Anbietern mit festen Stellplätzen könnte man über eine selbsttätige Ladung à la Stromschiene unter dem Fahrzeug (mit entsprechener Erkennung, wann da nun was steht) nachdenken. Dann muß man sich weder Sorgen um Fehlbedienung noch Vergessen oder Vandalismus machen.