S-Bahn Rhein-Main mit Pünktlichkeitsrekord

  • Verspätung ist für den Fahrgast die Zeit, die er später ankommt, als er mit der fahrplanmäßigen Verbindung angekommen wäre.

    Dann paßt aber Deine Rechnung auch nicht:

    Nehmen wir an, auf einer Linie, die von 0 bis 24 Uhr alle 30 Minuten fährt, hat die erste Bahn 30 Minuten Verspätung und alle anderen dann auch. Nach Deiner weiter oben vorgestellten Rechnung hätten wir damit 48 Bahnen, die 30 Minuten zu spät sind. In der Realität sind die einzigen Fahrgäste, die echt später ankommen, nur diejenigen, die um 0.00 Uhr fahren wollten. (Weil die für 0.30 Uhr die 0.00-Bahn bekommen, ... die für 15.00 Uhr die 14.30-Bahn usw.).


    Ebenso hatte ich auch schon angesprochen, daß vom Grundsatz die Gesamtreisekette zu betrachten ist. Wenn ich nach Fahrplan unterwegs bin und deswegen wegen Übergang von 15.06 Uhr auf 15.05 Uhr meine S-Bahn nicht bekomme und die jetzt fünf Minuten später ist, erreiche ich einen früheren Takt und bin damit 25 Minuten früher daheim. Wird das zugunsten der Bahn mit eingerechnet, denn "Verspätung ist für den Fahrgast..." (Deine Aussage oben) und wenn der Kunde früher als fahrplanmäßig ankommt, ist das ja gut, oder?

  • Aus Fahrgastsicht ist ein Zugausfall eine Verspätung bis zur nächsten Verbindung die fährt.

    Also Zugausfall bei 30-Minutentakt heißt, mindestens 30 Minuten aufs Verspätungskonto - wenn denn der nächste Zug pünktlich ist.

    Das sehe ich etwas anders. Es gibt Verbindungen, die keinen festen Takt haben oder Langläufer (bspw. der RE 50, der normal immer bis Fulda fährt, aber einzelne Verbindungen verkehren auch bis Bad Hersfeld). Zudem gibt es vereinzelt Verbindungen, die wg. der Streckenauslastung andere Routenführungen haben oder einzelne Stationen auslassen. Auch hier kann man die Verspätung nicht an der nächstmöglichen Verbindung auf dergleichen Linie festmachen. Außerdem gibt es eine Besonderehit, wenn die letzte Verbindung vor Betriebsschluss ausfällt. Es ist nicht das gleiche, wenn ein Zug ausfällt oder ob er verspätet ist.

  • Das ist Bahntheorie.

    Aber um was geht es denn? Ich dachte, es geht darum, warum in der aktuell veröffentlichten Pünktlichkeitsstatistik keine ausfallenden Züge berücksichtigt sind und wie stark das den Wert die die S-Bahn Rhein-Main verändern würde, sowie um die grundsätzliche Möglichkeit davon.


    Meine Frage bleibt daher: was für ein Konto gibt es da, welche Rolle spielt es?

  • Auf der offiziellen Bahnseite steht zur Erläuterung der Pünktlichkeitsstatistik dies:


    Zitat

    Erhebungsgrundlage für die Pünktlichkeitsentwicklung:

    Die dargestellten Prozentwerte geben den Anteil pünktlicher Halte in Bezug auf alle Unterwegs- und Endhalte wieder. Ein Halt wird als pünktlich gewertet, wenn die planmäßige Ankunftszeit um weniger als 6 bzw. 16 Minuten überschritten wurde. Die Pünktlichkeitsstatistik bildet die mehr als 800.000 Fahrten von DB-Personenzügen eines Monats ab. Dabei fließen alle Verkehrshalte der mehr als 20.000 monatlichen Fahrten im Fernverkehr und der rund 780.000 monatlichen Fahrten im Nahverkehr - inklusive aller S-Bahnen - in die Pünktlichkeitserhebung ein. Q



    Ich interpretiere das so, dass ausgefallene Züge nicht enthalten sind, weil sie nicht gefahren sind und nur Fahrten gezählt werden. Außerdem bestätigt das @baeuchles Auffassung, dass sinnvollerweise nur die Ankunftszeiten gewertet werden.

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  • Außerdem bestätigt das @baeuchles Auffassung, dass sinnvollerweise nur die Ankunftszeiten gewertet werden.

    Das ist so richtig, weil verspätete Abfahrt auf die konkrete Zugfahrt keine Auswirkung hat. Sie kann aber insoweit intern von Bedeutung sein, weil eine verspätete Abfahrt möglicherweise die Einfahrt eines Folgezugs an den Bahnsteig verhindert (das wiederum wirkt sich logischerweise auf dessen Ankunftspünktlichkeit aus).

  • In HolgerKoettings Beispiel würde ich für den ausfallenden Zug "30 Minuten Verspätung" sehen, alle anderen Züge als pünktlich. Wenn mein Zug um 14:48 Uhr fährt, den ich auch für mich als Fahrgast planmäßig erreiche, ist mir das herzlich egal, ob das planmäßige um 14:48 Uhr ist, oder der um 30 Minuten verspätete von 14:18 Uhr. Außer der ist wegen Ausfall des vorigen oder Verspätung überfüllt. Aber manchmal kann das auch anders sein: Hazze der vorige 25 Minuten Verspätung, und meiner kommt planmäßig 5 Minuten später, dürfte der schön leer sein :-).

  • Ich interpretiere das so, dass ausgefallene Züge nicht enthalten sind, weil sie nicht gefahren sind und nur Fahrten gezählt werden.

    Naja, „weil“ würde ich nicht unterschreiben. (Es sei denn, es bezieht sich auf die Interpretation statt auf die Nichtbeinhaltung.)

    Sie kann aber insoweit intern von Bedeutung sein, weil eine verspätete Abfahrt möglicherweise die Einfahrt eines Folgezugs an den Bahnsteig verhindert (das wiederum wirkt sich logischerweise auf dessen Ankunftspünktlichkeit aus).

    Wenn der vorher von mir erwähnte ICE aus Nürnberg pünktlich ausfährt, dann ein technisches Problem hat und 5 Minuten nach Plan durch Fürth fährt, dort die Trasse eines RE kaputt macht und wieder pünktlich in Würzburg ist, flösse das in keine Statistik direkt ein, sondern nur über den verspäteten RE. Warum sollte das anders sein, wenn der Zug schon in Nürnberg nicht loskam?

  • Warum sollte das anders sein, wenn der Zug schon in Nürnberg nicht loskam?

    Weil sich damit die Gesamtpünktlichkeit des anderen Zugs verändern kann.


    Nehmen wir einen Zuglauf A->B->C->D. Wenn der erste Zug in "C" (Fürth) oder der Strecke zwischen B und C liegenbleibt, kann der Folgezug in B an den Bahnsteig und ist dort somit noch pünktlich. Seine Verspätung ergibt sich erst durch die Zugfolge und die verzögerte Weiterfahrt nach C und D. Seine Pünktlichkeitsquote beträgt dann 33% (1x pünktlich in B, 2x unpünktlich in C und D). Bleibt der erste Zug aber bereits in "B" am Bahnsteig stehen, kann der Folgezug nicht in B einfahren. Damit ist er dann anschließend 0% pünktlich (unpünktlich in B, C und D).


  • Weil sich damit die Gesamtpünktlichkeit des anderen Zugs verändern kann.

    Des Folgezuges, ja. Des anderen Zuges generell, nein. Der Zug, der in Fürth die Trasse des ICE kreuzen oder eine Überholung abwarten muss (und es ist jetzt völlig unerheblich, ob das in Fürth fahrplanmäßig vorkommt oder nicht), wird von der Verspätung des ICEs, die er weder bei einer Abfahrt noch bei einer Ankunft irgendwo hat, beeinträchtigt. Und das ist wichtig, wenn es um Entschädigungen geht, aber nicht, wenn es um die öffentlich sichtbare Pünktlichkeit des ICE geht — in beiden Fällen.

  • Aber um was geht es denn? Ich dachte, es geht darum, warum in der aktuell veröffentlichten Pünktlichkeitsstatistik keine ausfallenden Züge berücksichtigt sind und wie stark das den Wert die die S-Bahn Rhein-Main verändern würde, sowie um die grundsätzliche Möglichkeit davon.


    Meine Frage bleibt daher: was für ein Konto gibt es da, welche Rolle spielt es?

    Es geht um die Berechnung der durchschnittlichen Pünktlichkeit.


    Wenn in die Berechnung der durchschnittlichen Pünktlichkeit ein nicht gefahrener Zug mit einer Verspätung von Null eingeht, dann ist das ein Anreiz, Züge ausfallen zu lassen, wenn man sie nicht pünktlich fahren kann.

    Wenn ein ausgefallener Zug aber mit der Verspätung in die Statistik eingeht, die der Fahrgast wahrnimmt, also (mindestens) einer Taktlänge, dann ist das ein Anreiz, den Zug fahren zu lassen, zumal im Linienbetrieb, wo ein Ausfall in einer Richtung dann meist auch den späteren Ausfall in der Gegenrichtung bewirkt.


    Und weil ich dafür bei einer kompletten Verschiebung um eine Taktlänge nur den ersten Zug der ausfällt in die Verspätungsstatistik einrechne - für den Fahrgast sind ja die weiteren Züge wieder pünktlich - spreche ich halt von einem "Verspätungskonto", wo sich die gesamten Verspätungen (Zug x Zeit) abbilden und meiner Meinung nach diejenigen zu sehen sein müssen, die für den Fahrgast relevant sind.


    Wenn du nach Linienlaufplänen etc. schaust, kommst du bei einer Verschiebung einer Linie um eine volle Taktlänge auf vielleicht zwei Dutzend verspätete Züge, die kaum ein Fahrgast als solche wahrnimmt, umgekehrt siehst Du eine Verspätung von 20 Minuten auf dem Außenast einer Strecke, durch eine frühere Wende nicht, weil auf dem Stück der Zug als ausgefallen gilt.


    Die 10-Minuten-Garantie im RMV ist hier schon ein Schritt in die richtige Richtung, da hier der Blick schon von der betrieblichen Pünktlichkeitssicht auf die des Fahrgasts, der von A über B nach C will, gewechselt wurde.

  • Nur, um das nochmal klar zu machen:

    Wenn in die Berechnung der durchschnittlichen Pünktlichkeit ein nicht gefahrener Zug mit einer Verspätung von Null eingeht,

    Das passiert nicht. Ausgefallene Züge gehen eben nicht in die Statistik ein, auch nicht mit 0. Bei fünf pünktlichen, zwei verspäteten und drei ausfallenden Zügen ist das der Unterschied zwischen „5 von 7“ (Bahn-Methode), „8 von 10“ (deine Behauptung) und „5 von 10“ (die sinnvolle Statistik). Nichts davon hat etwas mit einem Durchschnitt zu tun.

  • Zitat: "Wenn in die Berechnung der durchschnittlichen Pünktlichkeit ein nicht gefahrener Zug mit

    einer Verspätung von Null eingeht, dann ist das ein Anreiz, Züge ausfallen zu lassen, wenn man sie

    nicht pünktlich fahren kann."


    Nö......weil in den Nahverkehrsverträgen eine nette Rückzahlung beim Ausfall anfällt. und Statistik

    nur was ist um Zahlen irgendwie (lustig) zu präsentieren.

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  • Nur, um das nochmal klar zu machen:

    Das passiert nicht. Ausgefallene Züge gehen eben nicht in die Statistik ein, auch nicht mit 0. Bei fünf pünktlichen, zwei verspäteten und drei ausfallenden Zügen ist das der Unterschied zwischen „5 von 7“ (Bahn-Methode), „8 von 10“ (deine Behauptung) und „5 von 10“ (die sinnvolle Statistik). Nichts davon hat etwas mit einem Durchschnitt zu tun.

    Das ist doch die Rechnung der Verkehrsunternehmen heute:

    5 Züge im Fahrplan, 5 Züge gefahren, davon einer unpünktlich: 20% verspätete Züge.

    5 Züge im Fahrplan, 4 pünktlich gefahren, einer ausgefallen: 100% pünktlich


    Dadurch, dass man den Zug, der unpünktlich wäre, ausfallen lässt, ist die Pünktlichkeit gestiegen.

    Aus Fahrgastsicht ist das Bullshit.


    Die Auswertung muss fahrplanmäßige Verbindungen als Basis nehmen und nicht gefahrene Züge.

    Sonst lässt man im Beispiel nur einen einzigen Zug fahren - am besten den zur Zeit mit der geringsten Nachfrage, da ist es am einfachsten, pünktlich zu sei, alles andere fällt aus und man ist zu 100% pünktlich.

    und zum Ausgleich biete ich eben an, dass man dafür Verbindungen, die für den Fahrgast pünktlich scheinen, weil zu der Zeit, zu der er einen Zug erwartet, auch ein Zug fährt, selbst wenn das ein völlig anderer Zug (der gleichen Linie) ist als geplant, als Pünktlich gewertet werden. denn für den Fahrgast sind sie das.


    Davon abgesehen stellt "die Bahn" für Fernverkehrsverbindungen genau die Verspätung des einzelnen Zuges in Minuten auf einem öffentlich zugänglichen Server bereit.

  • Ok, ich verstehe jetzt, dass wir uns in der Sache einig sind. Deine Formulierungen mit „durchschnittlicher Pünktlichkeit“ und „geht mit einer Verspätung von null ein“ haben mich da auf eine falsche Fährte gelockt.

  • David Kniesel stellt in seinem einstündigen Vortrag sehr anschaulich dar, wie Pünktlichkeit bei der DB gemessen wird. Interessant fand ich, dass er auch eine Simulation gemacht hat, was für einen Unterschied es machen würde, wenn man die Berechnung dahingehend erweitern würde, dass ausgefallene Halte einfach als nicht pünktlich erreichbare Halte gezählt werden würden. Das Ergebnis: Der Prozentwert der Pünktlichkeit sinkt um ca. 3 Punkte.