Allianz pro Schiene: "Wer mit der Bahn pendelt, zahlt drauf"

  • Wer mit der Bahn pendelt, fährt klimafreundlich – und wird dafür finanziell nicht belohnt. Die Kosten sind in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die für Autofahrerinnen und Autofahrer. Das zeigt eine Auswertung der Allianz pro Schiene auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts, die dem SPIEGEL vorliegt.

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  • Wenn ich hier (Köln) den Preis der nicht rabattierten Monatskarte 1b nehme (105.50€), dann entspricht das den 30Cent Pendlerpauschale für 352 Kilometer, oder einer Fahrtstrecke von 17,6km einfach. Damit gewinnt jeder Bahnfahrer dessen Strecke weiter ist, da wir ja eine Entfernungspauschale haben. Und zugegeben, der Vorteil ist geringer geworden, aber für 1266€ im Jahr kann man nicht Autofahren.


    Bei regelmäßiger Nutzung wird das ganze auch noch billiger, Abo-Modell, Handy-Modell oder gar Jobticket senken den Preis bis auf 58,50€ und das Jobticket ist nicht auf 1b beschränkt sondern gilt für den ganzen Verbund zum gleichen Preis.


    Ja, durch die Preissteigerung von 14,5% seit 2015 ist das Jobticket weniger vorteilhaft geworden, aber von den Kosten her schlägt es das Auto noch immer um Längen.


    Wie sieht das im RMV aus?

  • Deine Berechnung möchte ich aber insofern kritiseren, da mWn der gemeine Kölner sich auch außerhalb der Stadttore bewegen darf. ;-) Nichtsdestotrotz kann ich mir den Fall auch nicht vorstellen, dass man bei der Nutzung des öffentlichen Verkehrs tatsächlich mehr Geld bezahlt.


    Ich komme bei meinem Auto auf 447 € (pro Monat und 1000 km, berechnet mit einem Dieselpreis von 1,16 €). Die Bahncard 100 (allerdings nur zweite Klasse) gibt es schon für 372 €. Mit jedem km mehr wird der Unterschied natürlich größer, sodass sich irgendwann auch die BC 100 1. Klasse rentiert.

  • Dass Autofahren teurer werden muss, damit die Allgemeinheit nicht mehr für CO2- und Gesundheitsfolgekosten (Stichwort Feinstaub) aufkommen muss, steht außer Frage.


    Was mich aber genauso stört ist, dass es keine "ÖPV-Flat" gibt, mit der man alle öffentlichen Verkehrsmittel in Deutschland nutzen kann. Die BahnCard 100 geht in die Richtung, gilt aber nicht überall und das verunsichert mich als potentiellen Kunden. Ich glaube mehr als der Preis könnte ein solches Angebot die Leute locken, das den "Tarifdjungel" beendet.

  • Dass Autofahren teurer werden muss, damit die Allgemeinheit nicht mehr für CO2- und Gesundheitsfolgekosten (Stichwort Feinstaub) aufkommen muss, steht außer Frage.

    Damit bestrafst du aber vordergründig Geringverdiener wie die Krankenpflegerin, die zur Unzeit an der Arbeitsstätte irgendwo in der Pampa sein muss. Dem Frankfurter Bankier wirst du selbst nicht schocken, wenn das Benzin 2 € kostet. Der profitiert höchstens noch davon, da er seine 300 PS auf er Autobahn dank weniger Verkehr auch mal ausfahren kann. Das war jetzt ein ziemlich populistisches Beispiel, aber ich denke dass es differenziertere Lösungen geben muss.

  • Ich entsinne mich dumpf, dass es so etwas in der Richtung einmal in den 80er Jahren gab. Da gab es zwischen einzelnen Verbünden gegenseitige Anerkennung von Netzkarten - da man ja offensichtlich nicht gleichzeitig in Hamburg und Frankfurt Bus und Bahn fahren kann.


    Ein entsprechendes Angebot könnte in diese Richtung gehen, dass Verbund-Netzkarten auch in anderen Verbünden anerkannt werden. Wenn ich mit meinem RMV-Job- oder später Senioren-Ticket im HVV unterwegs bin, nutze ich ja hier das Angebot nicht. Umgekehrt könnte ja dann ein Hamburger hier Bus und Bahn nutzen.


    In den Niederlanden gab es etwas ähnliches auch in den 80er Jahren mit der "Nationale Strippekaart". Damit konnte man in den ganzen NL alle Nahverkehrsmittel außer der Eisenbahn nutzen, wenn man die entsprechende Anzahl von Streifen entwertete. Das hatte den Vorteil, dass man sich nicht in jeder Stadt neue Karten kaufen nutzen musste und vor allem auch, dass entsprechende rabattierte Mehrfahrtenkarten überall genutzt werden konnten.


    In der Schweiz gibt es mit dem Halbtax-Abo auch schon eine Vorstufe dazu. Das Halbtax-Abo gewährt wirklich für (fast) alle Öffis den halben Preis, auch Schiffe und Bergbahnen und hat sich damit für mich schon für einen Aufenthalt von 3 Wochen gelohnt. Und mit Halbtax-Abo kann man auch mit etwas Glück eine echte Tagekarte für die ganze Schweiz kaufen.


    Aber in der Schweiz sind ja auch Berge, Kühe und Zügli "heilig", bei uns die Autos. :(Mit etwas Zynismus könnte man sagen, der wichtigste Feiertag in Deutschland ist weder Weihnachten noch der Tag der Deutschen Einheit, sondern die alle 2 Jahre bisher in Frankfurt stattgefundene Automesse. :P

  • Zitat: "Damit bestrafst du aber vordergründig Geringverdiener wie die Krankenpflegerin, die zur Unzeit an der

    Arbeitsstätte irgendwo in der Pampa sein muss."


    Das kann man noch viel viel schöner weiterspinnen:

    In der Pampa kostet Wohnraum weniger als in der Stadt - somit wohnt die Krankenpflegerin in der Pampa statt in der

    Stadt. Da das PKW Pendeln in die Stadt zu teuer ist und das Wohnen in der Stadt zu teuer ist gibt es keine Kranken-

    pflegerin mehr die im Krankenhaus in der Stadt arbeiten. Ohne passendes Personal muss das Krankenkaus zu machen

    oder besseren Lohn bieten. sonst stehen dei Krankenhäuser dann bald alle in der Pampa und der Bankier muss dann

    zu seinem Kumpel der nach einem 300 PS Raserunfall auf der Autobahn im Krankenhaus in der Pampa liegt pendeln.


    Ergo: man kann ruhig realitsische Preise für den PKW Verkehr aufrufen


    :P :) :P :) :P

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  • Damit bestrafst du aber vordergründig Geringverdiener wie die Krankenpflegerin, die zur Unzeit an der Arbeitsstätte irgendwo in der Pampa sein muss.

    Ja, das ist ja immer das Argument: man kann nichts sinnvolles machen, weil es auch ungute Auswirkungen hätte. Statt dessen lässt man es halt für alle schlecht, anstatt das Problem zu lösen.


    Im vorliegenden Fall könnte eine Kompensation für nächtliche Arbeitsfahrten helfen, die sicherlich sinnvoll, datensicher und bürokratiearm ausgestattet werden kann, aber verzeiht mir, dass ich die entsprechenden Terminen nicht an Frühstückstisch ausformulieren kann.