Mallorca plant reguläre Straßenbahn mit Corona-Hilfsgelden

  • Bei der Berliner Morgenpost, die immer einen guten Überblick über die Corona-Lage gibt, entdeckte ich diesen Artikel:

    https://www.morgenpost.de/verm…allorca-Strassenbahn.html

    Mit den Corona-Hilfsgeldern der EU möchte die autonome Region eine Straßenbahn bauen, die u.a. den Flughafen mit wichtigen Touristenzentren verbindet und dabei auch die Strecke der historischen Tram einbezieht. Sinn macht das Projekt dem Artikel zufolge nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes, sondern auch wegen fehlender Kapazitäten der übrigen Transportmittel. So sollen Mietwagen oft ausgebucht sein, und für die Nutzung von Bus oder Taxi lange Warteschlangen bestehen. Also genug Fahrgast-Potential dürfte es "nach Corona" geben.

  • Optimistisch, wieder von den Cor-Vorona-Zahlen auszugehen.


    An sich wäre eine Schienenanbindung des Flughafens tatsächlich wünschenswert. Die Strecke des Tren de Sóller ("Roter Blitz", das ist wohl das was mit "Strecke der historischen Tram" gemeint ist) einbeziehen wird freilich interessant: dann dürfte die Neubau-Straßenbahn auch nur 924 mm Spurweite haben, oder man bastelt aufwendige Dreischienengleise, und müßte mit 1,2 kV = betrieben werden. Sinnvoller wäre da wohl eher die Mitnutzung der vorhandenen Meterspurstrecken der SFM.


    Aber ohne eine solide Finanzierung sind es sowieso nicht mehr als Gedankenspiele... und daß es Widerstand gegen die Idee, Corona-Hilfsgelder dafür zu verwenden, gibt, ist mal absolut klar, denn gerade auf dieser Tourismus-Insel dürften durch Corona -zig Existenzen, sowohl auf Arbeitgeber- wie auch auf Arbeitnehmerseite (Arbeitgeber: kann jede Bar oder auch kleines Hotel sein, was inhabergeführt ist; Arbeitnehmer: alle, die nicht selbständig ein Gewerbe betreiben), absolut in ihrer Existenz bedroht sein. Da halte selbst ich es für wichtiger, erstmal denen das Überleben zu sichern, sonst hätte man am Ende vielleicht eine schöne neue Straßenbahn, aber keine Ziele mehr, zu denen man die Fahrgäste vom Flughafen aus hinfahren könnte, weil die leider alle durch Corona krachen gegangen sind.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Gerade die Bauwirtschaft wird aber als letzte das Aktivitätsniveau von “Vor-Corona-Zeiten” erreichen. Außerdem stellt die Insellage eine einen (verglichen mit Touristengebieten auf dem Festland) riesigen Vorteil für heimische Unternehmen und Schienenprojekte haben generell viel größere Beschäftigungseffekte (nicht nur im Betrieb sondern auch während der Bauphase) als Straßenprojekte. Und zu guter letzt muss man gerade dann wenn die Rückkehr des Tourismus zum Vorkrisenniveau weder realistisch noch wünschenswert ist dafür sorgen dass dieser nachhaltiger (also mehr value als volume - auf Deutsch: “Klasse statt Masse!”) wird.


    Für all dies scheint mir eine Straßenbahnanbindung des Flughafens ein außerordentlich weitsichtiges Konjunkturprojekt - insbesondere in einem Land welches in der Vergangenheit viel zu viel Infrastruktur am Bedarf vorbeigebaut hat...

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  • In diesem Zusammenhang wäre dann auch eine Straßenbahnanbindung eine vorausschauende Investition: Wenn nachhaltige Touristen nach einem entsprechenden Ausbau des europäischen Schnellzugnetzes mit dem Zug nach Barcelona fahren und von dort mit der Fähre reisen. Nerviger als An- und Abreisen zu nachtschlafender Zeit mit langen Check-In-Zeiten und Verspätungen dürfte eine bequeme 12-Stunden-Reise von Frankfurt oder London auch nicht sein. Wahlweise die Zugfahrt oder die Schiffsfahrt nachts, der andere Teil tags. Die Chinesen machen ja schon länger vor, dass das geht; und die Französen sind eigentlich auch schon länger dabei, haben es aber auch näher. :)

  • 12-Stunden-Fahrten sind eigentlich ein Kandidat für Schlafwagenzüge. Abfahrt in Frankfurt um 20 Uhr, evtl. noch was zu Trinken im Bordrestaurant, morgens aufstehen, Frühstück und Ankunft...

    Wieso sollte das in irgendeiner Weise nervig sein? Die wach verbrachte Reisezeit ist vermutlich nicht viel länger, als die Zeit für Flughafenrennerei, Gepäck einchecken, Sicherheitskontrollen, Boarding, Flug, Gepäck abholen.


    Allerdings wird man so nicht für 39€ auf die Insel kommen.

  • Allerdings wird man so nicht für 39€ auf die Insel kommen.

    Das schafft man sowieso nur, wenn andere große Teile der eigentlichen Kosten übernehmen, Stichwort Subventionen. Bezahlte der Flugverkehr auch nur halbwegs die Schäden, die er verursacht, würde eine Übernachtung plus Flug nicht mehr viel billiger sein als Nachtzug plus Schiff.

  • baeuchle: Vor allem die Anwohner des südlichen und östlichen Rhein-Main-Gebiets nicht nur mit Lärm-, sondern auch mit Luftschadstoffbelastungen. Und am anderen Ende - hier also im Umfeld des Flughafens von Mallorca - ebenso. Hinzu kommen natürlich noch die globalen Auswirkungen auf das Klima.


    Bei echten marktwirtschaftlichen Preisen, die eben nach dem Verursacherprinzip wirklich alle "externen Kosten" einbeziehen, könnte sogar die kombinierte Bahn- Schiffsreise deutlich günstiger werden, mindestens im Schlafsessel. Wobei auch die Schiffe schadstoffarm konstruiert werden können, Norwegen hat schon angefangen. :)Ob nun Zuschlag für das Schlafwagenabteil bzw. Schiffskabine oder notwendige Hotelübernachtung wegen nachtschlafender Ankunfts- oder Abflugzeit, das wiederum läuft auf das Gleiche hinaus. :)