Massive Störungen des Eisenbahnberkehrs und des ÖPNV durch extreme Unwetter, insbesondere Schnee und Eis

  • Seit gestern gehen die Meldungen über heute bevorstehende extreme Unwetter, insbesondere starke Schneeverwehungen und Eisregen, durch die Nachrichten.

    Inzwischen hat das Tief "Tristan" Deutschland erreicht und mit Schneeverwehungen nördlich der Mittelgebirge große Teile des Bahnverkehrs stillgelegt. So ist nach einer Meldung der Deutschen Bahn der Fernverkehr nördlich bzw. nordöstlich von Frankfurt am Main bis auf Weiteres komplett eingestellt. Auch der Regionalverkehr ist nördlich von Hessen stark beeinträchtigt.


    Link zu den aktuellen Verkehrsmeldungen der Deutschen Bahn:

    https://www.bahn.de/p/view/ser…001_KIN0001_blitzbox_LZ01

    Zu einem SPIEGEL Online Bericht über "Schneeverwehungen und Eisregen" - besonders achtet auf Bild 12:

    https://www.spiegel.de/panoram…2c-4902-adb8-48ad18bf1d72

  • Hm. Kommt nur mir das so vor, oder haben gerade im Straßenbahnbereich erst die heutigen Niederflurfahrzeuge solche Probleme bei Schnee...? Ich habe den Eindruck, daß die hochflurigen Altfahrzeuge, egal ob in Ost oder West, bei Schnee noch deutlich länger fahren konnten als die heutigen Fahrzeuge, was sicher auch an Faktoren wie Raddurchmesser und geringerer Radaufstandskraft durch Leichtbau (mit diesen beiden verbunden schnellere Neigung zum Aufklettern und Entgleisen auf komprimiertem Schnee in den Rillen, wo Fahrzeuge mit höheren Radaufstandskräften noch länger den Schnee komprimieren oder ihn mit den Spurkränzen rausschieben) liegen könnte.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Das gab doch auch vor einigen Jahren - es war wohl Ende März 2013 - die interessante Erfahrung, dass die "Oldies" dazu gebraucht wurden, um damals die vereisten Oberleitungen freizukratzen, da sie mit ihren Stromabnehmern einen größeren Druck ausüben konnten. :)

  • Das gab doch auch vor einigen Jahren - es war wohl Ende März 2013 - die interessante Erfahrung, dass die "Oldies" dazu gebraucht wurden, um damals die vereisten Oberleitungen freizukratzen, da sie mit ihren Stromabnehmern einen größeren Druck ausüben konnten. :)

    das lag soweit ich weiß nicht am größeren anpressdruck, sondern an der Tatsache, dass die Oldies überhaupt noch fahren konnten. Die neuen elektrisch gesteuerten Fahrzeuge schalten bei so einer unregelmäßigen fahrdrahtspannung, wie sie durch Eis verursacht wird, den Fahrstrom ab, da die drehstrom Motoren das nicht vertragen(bzw. die Wechselrichter um genau zu sein). Einem Gleichstrom Motor machen ein paar schwankende Volt weniger nix aus...

    Alle Räder stehen still, weil der Fdl das so will.

  • Hm. Kommt nur mir das so vor, oder haben gerade im Straßenbahnbereich erst die heutigen Niederflurfahrzeuge solche Probleme bei Schnee...? Ich habe den Eindruck, daß die hochflurigen Altfahrzeuge, egal ob in Ost oder West, bei Schnee noch deutlich länger fahren konnten als die heutigen Fahrzeuge, was sicher auch an Faktoren wie Raddurchmesser und geringerer Radaufstandskraft durch Leichtbau (mit diesen beiden verbunden schnellere Neigung zum Aufklettern und Entgleisen auf komprimiertem Schnee in den Rillen, wo Fahrzeuge mit höheren Radaufstandskräften noch länger den Schnee komprimieren oder ihn mit den Spurkränzen rausschieben) liegen könnte.

    Ganz so einfach ist es nicht. Wären die Radaufstandskräfte bei Neufahrzeugen wirklich geringer als bei den alten, wären Straßenbahnbetriebe in aller Welt froh (und ich mit einiger Wahrscheinlichkeit arbeitslos). Der Leichtbau, der heutzutage betrieben wird, ist eher notwendiges Übel, weil die Fahrzeuge vor allem in den letzten Jahren durch neue Crash- und Festigkeitsnormen sowie zusätzliche Komfortanforderungen schwerer werden. Klimaanlagen, WLAN-Router und all die anderen tollen Dinge, die heute in vielen Fahrzeugen drin sind, wiegen halt auch was. Die Grenze wird hier durch die Infrastruktur gesetzt und vielerorts ist da auch nicht mehr viel Luft.

    Mit Niederflur hat das erst mal wenig zu tun, zumal auch Hochflurbetriebe mit neueren Fahrzeugen durchaus solche Probleme haben.


    Der Grund ist m.E. ein anderer: Mit Aufkommen von immer mehr Elektronik seit den 90ern hat den Betreibern schlicht die Erfahrung gefehlt, die Technik war ja neu und von den Altfahrzeugen kannte man solche Probleme nicht. Folglich wurden solche Anforderungen auch nicht in Lastenheften verankert und wenn Hersteller die Chance sahen, hier Kosten zu sparen, haben sie das auch gern gemacht. Da hat schlicht die ganze Branche viel Lehrgeld gezahlt. In neueren Ausschreibungen, zumindest jenen die ich so in die Finger bekomme, sind die Anforderungen bezüglich Weiterfahren bei Unterbrechung der Stromversorgung klipp und klar verankert. Da ist zu erwarten, dass die Neufahrzeuge der nächsten Jahre das auch wieder besser im Griff haben werden.


    Bei der Vollbahn stellt sich das Problem weniger: Zwar trifft das Problem mit schwerer werdenden Fahrzeugen auch hier zu, aber die Infrastruktur hat mehr Reserven und bis bei 15 kV wegen vereister Oberleitung nix mehr geht muss der Eispanzer schon etwas dicker sein als bei den im Straßenbahnbereich üblichen 600 oder 750 V. Die Vollbahn leidet angesichts der Größe des Netzes und der Länge mancher Zugläufe eher unter den globalen Auswirkungen lokaler Probleme wie z.B. vereisten Weichen.

  • Blieben allerdings noch die mir heutzutage recht klein vorkommenden Raddurchmesser der Nf-Bahnen und die durch Nf-Bauweise natürlich bedingte komplett fehlende Bodenfreiheit, d.h. "Aufsetzen" der Bahn schon bei niedrigen Schneehöhen, wo z.B. die "hochbeinigen" Tatras oder Konstal noch einige entscheidende cm "Luft nach unten" haben.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • ich glaube wenn bei dauerhaften Minustemperaturen aufgrund vorangeganer Regen/Schnee/Eis-Ereignisse die Rillen in den Schienen mit aktuellem Feststoff-H20 gefüllt sind,

    ist einfach Ende mit Straßenbahnfahren. 8|


    und den Betrieb auf Leopard bzw. T34 mit Anhängern umzustellen, ist wahrscheinlich auch keine Option, obwohl die nur wenige Probleme mit vereisten Oberleitungen haben :D

    Grüße ins Forum :saint:

  • Trotzdem habe ich den Eindruck, dass in Ländern, in denen diese Rahmenbedingungen mit einer gewissen Regelmäßigkeit vorkommen, Lösungen für diese Probleme gefunden worden. Ich kann ja mal meine Freunde in Polen fragen. Wahrscheinlich wird auch Tatrafan etwas beitragen können. :)

  • Trotzdem habe ich den Eindruck, dass in Ländern, in denen diese Rahmenbedingungen mit einer gewissen Regelmäßigkeit vorkommen, Lösungen für diese Probleme gefunden worden.

    Dafür haben diese Länder dann halt anderswo Probleme, die hier nicht auftreten. In England werden z. B. bei "extremer Hitze" (so ab 25 Grad...) die Geschwindigkeiten auf der Eisenbahn reduziert, wegen möglicher Gleisverwerfungen durch die "extreme" Hitze.


    Es ist daher müßig zu glauben, daß es anderswo (viel) besser läuft. Außer vielleicht in Andorra. Weil, wo keine Gleise, da auch keine Probleme im Schienenverkehr.

  • Trotzdem habe ich den Eindruck, dass in Ländern, in denen diese Rahmenbedingungen mit einer gewissen Regelmäßigkeit vorkommen, Lösungen für diese Probleme gefunden worden. Ich kann ja mal meine Freunde in Polen fragen. Wahrscheinlich wird auch Tatrafan etwas beitragen können. :)

    In Norwegen ist regelmäßig viel gesperrt, wegen Schneeverwehungen, Lawinen etc. Die haben Problem im Winter UND im Sommer. Vielleicht erst bei anderen Temperaturen und höheren Schneedecken im Winter, aber dann dennoch.

  • Es ist ja nicht nur der Schienenverkehr, sondern wie in Nordhessen/Südniedersachsen zu sehen, auch der Straßenverkehr.


    Ist einfach der Punkt, wie oft haben wir in flachen Lagen 20-30 Zentimeter Schnee? Da wird dann vielleicht das ein oder andere Räumfahrzeug eingespart und Straßenbahnen eben nicht ganz so gut für Extrembedingungen gebaut. Alle Eventualitäten zu beachten kann halt andere Verbesserungen wie Takt oder Fahrpreis erschweren.

  • Das Bild hat es sogar in die Washington Post geschafft (jetzt kennt auch jeder Ami das Stockheimer Lieschen).


    Ist an dieser Stelle allerdings im Herbst/Winter regelmäßig der Fall, wenn es mal mehrere Tage regnet bzw. das Tauwetter einsetzt. Dieses Mal ist es vielleicht nur ein bißchen extremer. Die Anwohner nennen es wohl die "Eichener Seenplatte", die alle Jahre wieder kommt.

    Viele Grüße, vöv2000