traffiQ: Corona wird bleibende Auswirkungen haben - bloß: welche?

  • traffiQ hat gestern eine Studie vorgestellt darüber, wie sich die Nutzung von Bus und Bahn und den anderen Verkehrsmitteln durch Corona verändert hat, die FNP berichtet.


    Die PM dazu ist hier zu finden, dort auch PDFs zur Studie mit ganz interessanten Erkenntnissen.


    Ein paar Auszüge: S-, U- und Straßenbahnen haben am meisten verloren. Pkw ist jetzt noch deutlicher Hauptverkehrsmittel (von 31 auf 39 Prozent) vor S-Bahn (22 auf 13 Prozent). Laut traffiQ-GF Reinhold noch nicht klar, welche langfristigen Auswirkungen nach Corona trotz Impfungen bleiben, auch wegen Unklarheit über künftige Intensität von Homeoffice. Er ist zuversichtlich, dass einige Fahrgäste zurückgewonnen werden können. Dafür müsse aber Attraktivität von Bahn und Bus gesteigert werden.

  • Tip: nicht nur auf den Berufsverkehr schielen, sondern auch auf den Freizeitverkehr. Denn wenn der Scheiß irgendwann mal rum ist (sorry für die Wortwahl, aber ist doch wahr), wird der automatisch wieder anziehen, wenn etwa in den Wochenendnächten die Clubs wieder geöffnet haben, oder man zu anderen Freizeitzielen aller Art wieder fahren kann. PKW wird gerade für Club-Besucher nicht sinnvoll sein, weil man da dann ja nichts trinken kann, so denn die entsprechenden Besucher überhaupt schon Führerschein und Auto verfügbar haben.


    Die letzten Tage habe ich so für mich beobachtet, ist also nur mein persönlicher Eindruck aus der Führerstandsperspektive heraus: die Fahrgastzahlen im Tagesverkehr haben schon wieder deutlich angezogen, fast schon so, als gäbe es kein Corona. Was unverändert fehlt, ist der Schülerverkehr (oder ich war schlicht zu spät dran) oder der typische Reisenden-Verkehr zum/vom Flughafen (dorthin hauptsächlich dort offensichtlich arbeitende Leute). Ab etwa 19:30 ~ 20:00 gibt es dann aber einen steilen Absturz der Fahrgastzahlen, da gehen sie schlagartig massiv zurück, ab ca. 21 Uhr ist dann eine Ruhe wie sonst nur in der Woche ab Mitternacht.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Ich habe in dem Jahr Corona die öffentlichen Verkehrsmittel nur sehr selten genutzt, sondern verstärkt Fuß und Rad. Die zusätzlich gewonnene Fitness werde ich auch weiter beibehalten und für meine Mobilität nutzen. Allerdings gab es außer Spaziergängen und Fahrradtouren nur im Sommer noch andere Freizeit-Aktivitäten, und das nur sehr eingeschränkt. Meine ÖV-Nutzung dürfte "danach" wieder zunehmen, vor allem auch die ÖV-Fahrten "aus Freude am Fahren" :).


    Allerdings werde ich als Erfahrung mitnehmen, verstärkt schnelle Direktverbindungen zu nutzen, da ich merke, dass auch 2 oder 3 km zu Fuß praktischer sind als auf umständliche Anschlussverbindungen zu warten.


    Das heißt, im Grunde sind meine Qualitätsansprüche gestiegen, und wenn die Verbindungen umständlich, verspätungsanfällig oder ungemütlich sind (überfüllt, unangenehme Mitfahrende etc.), weiche ich auch ohne Auto auf Alternativen aus. Die Betreiber des müssen ÖPNV verstärkt darauf Wert legen, ihren Fahrgästen Qualität zu bieten: Kurze Wartezeiten, möglichst direkte Verbindungen, saubere Haltestellen und Fahrzeuge, keine überfüllten Fahrten und keine unangenehmen Mitfahrenden, funktionierende Informationen und Anlagen wie Aufzüge und Rolltreppen. Wird das beherzigt, kann der ÖPNV auch wieder die Fahrgäste zurückgewinnen - zumal ja auch die Klima-Krise zumindest bei den jüngeren Menschen immer stärker ins Bewusstsein rückt.

  • Für die bestehende Infrastruktur ist das irrelevant da bei Inventionen dafür die Investitionen nicht durch eine KNA und einem Ergebnis >1 rechtfertigen müssen. Diese sind unumgänglich da sonst kein Weiterbetrieb möglich ist (z.B. das DTC für die Stadtbahn, Wagen).


    Die entscheidende Frage lt.: wie geht’s mit neuen Projekten weiter? Denn wenn hier durch die CC verursachten Veränderungen bei den Fahrgastzahlen, die evtl. über Jahre deutliche Spuren hinterlassen, diese in die Prognose einfließen (müssen), dann könnte dies entweder das generelle Aus oder im 'günstigsten' Fall nur ein Verzögerung von Jahrzehnten bedeuten. Ein Rückfall in die Zeit wo über Jahrzehnte in F und im Rhein-Main-Gebiet (habe hier das S-Bahn und Regio-Netz im Sinn) für den Ausbau nichts geplant und umsetzt wurde, das wäre der GAU.

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  • Es gibt ja zwei Komponenten: weniger Verkehr durch Home-Office und verlagerter Verkehr durch Infektionsbedenken.


    Eine davon wird temporär sein, eine auch den Straßenverkehr-/bau betreffen.


    Die traffiQ wirft drei Fragen auf (in der PM):

    • Wird der durch die Corona-Krise ausgelöste Popularitätsschub beim Pkw, aber auch beim Fahrrad und beim Zu-Fuß-Gehen nachhaltig sein?

    • Bleibt die während der Pandemie, zumindest in einzelnen Kundensegmenten, „eingeübte“ reduzierte Mobilität über die Krise hinaus bestehen?

    • Welche Folgen hat die weitere Entwicklung der Tätigkeit im Homeoffice für die Mobilität im Stadtgebiet?

    Meine Antworten wären: 1. Auto und Fuß sehe ich nicht so, Fahrrad eher. 2. ja, weil mehr Home-Office; das eröffnet aber auch deutlich die Gelegenheit für eine Neuaufteilung der öffentlichen Verkehrsflächen, was den PKW-Teil der ersten Frage betrifft, 3. Weniger bedarf am nachmittäglichem Berufsverkehr und dadurch eine noch deutlichere Konzentrierung der Spitzenlast auf die Morgenstunden.


    Was Neubauten angeht: selbst bei gleichem Modal Split würde ein geringerer Gesamtverkehr weniger Umsteigende generieren, demnach ist der gesamtgesellschaftliche Nutzen von neuen Strecken anders zu bewerten. Es wird interessant, wie (schnell) sich geänderte Verkehrsströme auf Planungsmodelle auswirken — es wird wohl niemand ernsthaft Verkehrszählungen aus 2020 oder 2021 für eine Prognose für 2030 verwenden wollen. Eine Neubewertung der einzelnen Faktoren, die in eine NKU einfließen, könnte allerdings nötig sein — andererseits sollte diese dann auch externe und reale Kosten durch CO2 höher gewichten (jetzt wo wir schon anfangen, CO2 Mal wirklich zu bepreisen).


    Bevors hier viel zu lange wird ein letzter Gedanke: Straßenbauprojekte werden den gleichen Problematiken mit geringeren Verkehrsprognose unterliegen.

  • Was sich länger auswirken wird ist das Homeoffice. Anfangs wenn wieder alle Beschränkungen

    aufgehoben sind werden sicherlich etliche von zu Hause arbeiten und nur gelegentlich ins Büro

    fahren. Wie hoch der Teil sein wird muss man mal sich überraschen lassen. aber ich rechne damit

    dass der Anteil gemächlich sinken wird (Neueinstellungen, Herabsetzen der Homeofficetage pro

    Woche,...)

    Auch wird der Strassenverkehrsanteil wieder rückläufig werden sobald mehr unterwegs sind, da

    dann wieder vermehrt Staus auftreten werden (2020 sollen sich die Staus die Hälfte des Vorjahres

    gehabt haben)

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  • Neben all den genannten Punkten wird es irgendwann auch auf einen ganz entscheidenden Punkt ankommen, über den manche am liebsten schon die Diskussion an sich verbieten wollen: die AHA-Regeln, speziell das Thema Maske.


    Irgendwann werden wir einen Stand haben, wo die Infektionslage bzw. die Bedrohung so gering ist, dass die AHA-Regeln wissenschaftlich gesehen nicht mehr notwendig sind und daher abgeschafft gehören (auch wenn das wohl noch dauert, bis wir das erreichen).

    Es gibt aber jetzt schon Tendenzen/Stimmen, dass man die Regeln gerne auch nach dem Ende der Pandemie beibehalten möchte, obwohl es wissenschaftlich unbegründet ist (offenbar ist es inzwischen keine wissenschaftliche sondern eine ideologische Frage).


    Wenn das ein Dauerzustand weit über das Ende der Pandemie hinaus werden sollte, würde das für die Attraktivität des ÖPNV ein eindeutig negatives Ergebnis bringen.
    Ich kenne selbst genug Menschen die gerne mit dem ÖPNV fahren und die auch die derzeitige Maskenpflicht irgendwo akzeptieren und sich dran halten, die aber den Moment herbei sehnen, wenn das alles mal vorbei ist. Wenn das aber auf Dauer ist und die die Wahl haben zwischen 1 Std. Autofahren ohne Maske und 1 Std. Zug fahren mit Maske, müssen die nicht lange überlegen.


    Diesen Umstand sollte man in die Überlegungen mit einbeziehen und vielleicht ist hier auch mal die Politik gefordert, ein Signal zu senden im Sinne von "ja, wir schaffen diese Regel auch irgendwann wieder ab". Natürlich sprechen wir nicht davon, dass das innerhalb der nächsten Wochen passiert, sondern erst, wenn die Infektionslage entsprechend gut (im Sinne von nicht mehr existent) ist.

    Viele Grüße, vöv2000

  • vielleicht ist hier auch mal die Politik gefordert, ein Signal zu senden im Sinne von "ja, wir schaffen diese Regel auch irgendwann wieder ab". Natürlich sprechen wir nicht davon, dass das innerhalb der nächsten Wochen passiert, sondern erst, wenn die Infektionslage entsprechend gut (im Sinne von nicht mehr existent) ist.

    Ja. Äh. Vielleicht ist die Politik also gefordert, klar zu sagen, dass Gesetze gelten? Oder was genau sollen sie sagen? Alle EInschränkungen, die durch das Infektionsschutzgesetz begründet sind, sind auch durch das Infektionsschutzgesetz limitiert auf die Dauer der Pandemie. Was muss wer da noch klarstellen?

  • Ja. Äh. Vielleicht ist die Politik also gefordert, klar zu sagen, dass Gesetze gelten? Oder was genau sollen sie sagen? Alle EInschränkungen, die durch das Infektionsschutzgesetz begründet sind, sind auch durch das Infektionsschutzgesetz limitiert auf die Dauer der Pandemie. Was muss wer da noch klarstellen?


    Klarstellen ist das falsche Wort.


    Die Politiker überhäufen sich gegenseitig mit Ausstiegsszenarien, im Sinne von "bei Inzidenz x in y Tagen machen wir das auf und soviel Leute dürfen sich treffen (z. B. die berühmten 35 Neuinfektionen in 7 Tagen); ab dem Punkt "z" darf die Gastronomie wieder aufmachen; ab dem Punkt "a" sind wieder Veranstaltungen erlaubt usw. usw.
    Was mir da einfach fehlt ist der von Dir angesprochene Punkt "Dauer der Pandemie". Bei welchem Punkt zieht man es in Erwägung die Pandemie für beendet zu erklären, bei Inzidenz 0? Bei Inzidenz 5 innerhalb von 14 Tagen? Bei Impfquote 70%? Bei 80%? Bei was für einem Szenario?
    Ich erwarte keine am Ende auch noch rechtsverbindliche Aussage dazu, die kann kein seriöser Politiker abgeben, erst recht keinen verbindlichen Zeitpunkt. Einfach nur ein Hinweis, "was stellen sich die Politiker so vor".

    Und zum Thema Infektionsschutzgesetz: Natürlich hast Du recht damit, aber man kann wenn man will sowas auch als neues Gesetz unabhängig des Infektionsschutzgesetzes einführen. Oder der RMV behält es nach Wegfall des Infektionsschutzgesetzes als Teil der Beförderungsbedingungen bei.

    Wie gesagt, keine Klarstellung sondern mehr ein "wofür steht hier die Politik". Boris Johnson hat da z. B. den 21.6. ausgelotet. Ich finde das sehr gewagt (und u. U. auch etwas unseriös, denn jetzt wird er an diesem Datum gemessen), aber den Menschen gibt das eine positive Stimmung, die ich bei der hiesigen Rhetorik der Politiker eher vermisse.

    Aber zurück zum ÖPNV: wie gesagt, man sollte diesen Punkt einfach nicht unterschätzen und es nicht länger behalten als unbedingt nötig.

    Viele Grüße, vöv2000

  • Im Sommer letzen Jahres klang sehr deutlich durch, dass Herdenimmunität die Pandemie (von sich

    aus) beendet -> Zusammenbruch aller Infektionsketten.


    Alles was die Politiker jetzt sonst so an eigenen Wünschen und Ideen von sich geben, damit sie

    mal wieder im TV sind kann man getrost weghören...verwirrt und irritiert nur unnötig.


    Einfach froh sein, dass wir keine Weltkrieg haben wo Drohnen Bomben über den Städten verteilen.

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  • vöv2000 , es geht um post-Covid, oder? Du schriebst ja von „maskenpflicht wir über die Pandemie hinaus“. Ich kenne keine Tendenzen oder Stimmen, die eine fortwährende solche Regelung fordern. Was/wen meinst du?


    Zur Frage des Pandemieendes:


    Spätestens (nicht zeitlich, sondern instanzlich) die WHO stellt fest, ob es eine Pandemie gibt, positiv oder negativ. Daran wird sich der deutsche Gesetzgeber orientieren. Sehr wahrscheinlich wird es aber früher eine nationale Lageeinschätzung geben. Dabei wird Durchseuchung und Impfquote betrachtet (die Herdenimmunität, wie Darkside richtig sagt), nicht so sehr die aktuelle lokale (und das meine ich auch im Sinne von national = lokal gegenüber global) Inzidenz.


    „Länger als nötig“ ist halt so eine Sache. Was definiert denn die Nötigkeit? Wie groß darf das Restrisiko einer Ansteckung im ÖPNV sein? Das ist keine wissenschaftliche Frage, sondern eine politische — im Gegensatz zu dem, was du behauptest.

  • es geht um post-Covid, oder? Du schriebst ja von „maskenpflicht wir über die Pandemie hinaus“. Ich kenne keine Tendenzen oder Stimmen, die eine fortwährende solche Regelung fordern. Was/wen meinst du?


    Genau, post-covid trifft es so ziemlich.


    Wie ich darauf komme: Vor kurzem wurde eine Studie veröffentlich (ich meine, es war ein Ärzteverband), dass es in der jetzigen Grippesaison so wenig Infektionen wie noch nie gab. Zurückgeführt wurde das auf eine größere Impfquote gegen Grippe als üblich sowie auf die AHA-Regeln.

    Beides ist für mich nachvollziehbar und wird auch nicht in Frage gestellt. Am Ende des Artikels (ich finde ihn leider nicht mehr online) gab der Verband noch die Empfehlung mit, dass man darüber nachdenken sollte, bestimmte AHA-Regeln über das Pandemieende hinaus beizubehalten.

    In der Umsetzung sollte das so funktionieren, dass quasi vom Herbst (etwa Beginn der Grippesaison) bis zum Frühjahr (etwa Ende Grippesaison) das Infektionsschutzgesetz herangezogen wird und für die Bereiche, wo es jetzt schon gilt, die AHA-Regeln in Kraft gesetzt werden, also Geschäfte, Gastronomie, ÖPNV, Veranstaltungsbereich.

    Meine Intention war einfach zu hinterfragen, wie die Politik aber auch die Bevölkerung über so einen Vorschlag denken würde, das würde sicher die zukünftige ÖPNV-Nutzung in irgend einer Art beeinflussen, wenn das dann jeden Winter so wäre.


    Zitat
    • „Länger als nötig“ ist halt so eine Sache. ... Das ist keine wissenschaftliche Frage, sondern eine politische ...


    Und genau das ist ja das, was mich halt bewegt. Wissenschaftlich ist es irgendwann einfach, da wird ja durch WHO, RKI etc. viel erklärt, nach welchen Maßstäben man das betrachtet.

    Aber die politische Frage...da sind bei mir halt viele Fragezeichen. Bei der Klimapolitik haben wir politische Pläne bis ins Jahr 2030 und darüber hinaus, was wir wie erreichen wollen. Sowas wünsche ich mir einfach auch als Masterplan für die Corona- und Post-Corona-Zeit.


    Ich weiß aber auch, wie schwierig das Thema für die Politik ist, das Ganze einzuschätzen und ich weiß auch, dass dieses Forum natürlich die falsche Plattform ist, solche Fragen zu stellen.

    Viele Grüße, vöv2000

  • Es wäre auch noch eine andere Version denkbar - dass wir von Südost-Asien das allerdings deutliche begrenzte Maskentragen im Winter übernehmen, um uns auch vor anderen Infektionen zu schützen. Immerhin haben die Demokratien Südost-Asiens und im Raum Australien - Neuseeland sehr erfolgreich weitgehend aus der Pandemie herausgehalten.


    Damit meine ich keinen gesetzlichen Zwang, sondern einen sozialen Konsens, sich und andere in Zeiten von Grippe und Erkältung zu schützen. Ich könnte mir das für mich zumindest im Winter in den Zeiten voller Bahnen vorstellen, und auch keine FFP-2-Einweg-Maske. Von den wiederverwendbaren haben wir ja alle genug. Neulich habe ich schon in Bad Homburg einen großen Stapel zu verschenkender Stoffmasken gesehen. :)


    Eine deutliche Tendenz sehe ich künftig darin, im ÖV auf die jetzt erreichbaren Qualitäts-Standards zu achten, heißt einigermaßen Platz und Pünktlichkeit; und arg sozial abweichendes Verhalten dürfte auch weniger akzeptiert werden.

  • Wenn das SARS-CoV-2 Virus weg ist wird eine Maskenpflicht nicht vorm Bundesverfassungsgericht

    standhalten. Einzig ein anderen Virus (zB Influenzavariante die wie die spanische Grippe wütet...

    ..wobei das nach 1-1,5 Jahren weggeimpft wäre) könnte das erzwingen. aber das kann man nicht

    beeinflussen.

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    Einmal editiert, zuletzt von Darkside ()

  • OWE sprach nicht von (gesetzlicher, von Gerichten stopbarer) Maskenpflicht,

    sondern von sozialem Konsens.

    Allerdings sehe ich den nicht.

    Zu viele befolgen die z.Zt. geltende Pflicht zu AHA und Maske nicht, obwohl auch ohne Pflicht dieses Verhalten, ein Mindestmaß an Vernunft vorausgesetzt, selbstverständlich sein sollte . Sie, und noch einige dazu, dürften einem sozialen Konsens unzugänglich sein.

  • Vor kurzem wurde eine Studie veröffentlich (ich meine, es war ein Ärzteverband), dass es in der jetzigen Grippesaison so wenig Infektionen wie noch nie gab. Zurückgeführt wurde das auf eine größere Impfquote gegen Grippe als üblich sowie auf die AHA-Regeln.

    […]

    Aber die politische Frage...da sind bei mir halt viele Fragezeichen. Bei der Klimapolitik haben wir politische Pläne bis ins Jahr 2030 und darüber hinaus, was wir wie erreichen wollen. Sowas wünsche ich mir einfach auch als Masterplan für die Corona- und Post-Corona-Zeit.

    Vor der Studie hatte ich noch nichts gehört, aber dann verstehe ich deine Aussage besser. Danke! Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Maskenpflicht gegen die Saisonale Grippe geben wird. Was ich mir aber vorstellen kann ist, dass viele Menschen freiwillig im Winterhalbjahr Masken tragen, insbesondere mit leichten Erkältungssymptomen, wenn man sich nicht krank genug fühlt, um zu Hause zu bleiben. Ein solcher Mentalitätswandel alleine könnte schon einen großen Schritt zur Vermeidung von Epidemien darstellen.


    Was den Vergleich mit dem Klima angeht: äh. Ich würde pessimistisch sagen, dass wir für Corona- und Post-Corona in etwa so konkrete Pläne haben wie für die Treibhausgasemissionseindämmung im Jahr 2030: „jaja, schon wichtig, äh das regelt sich dann ja“. Aber das ist ne andere Frage :)

  • Ein Problem sollten wir im Zusammenhang mit Corona / Nach-Corona auch bedenken. Die Pandemie schafft deutliche wirtschaftliche Belastungen für Staat, Wirtschaft und private Haushalte. Also alle. Das bedeutet, dass mittelfristig die öffentlichen Haushalte deutlich weniger Geld zur Verfügung haben werden. Da kann auch ein möglicher "Corona-Soli" nur etwas helfen.


    Begonnene Projekte werden natürlich zu Ende geführt, schon allein um die Bauwirtschaft am Laufen zu halten und möglichst zeitnahe Erfolge zu erreichen. Aber für neue Investitionen dürften verschärfte wirtschaftliche Anforderungen bestehen. Und natürlich wird auch der Zeithorizont der Realisierung berücksichtigt werden. Möglicherweise wird auch das Planungsrecht entsprechend angepasst. Und Resilienz - also Krisenstabilität - wird auch verstärkt berücksichtigt werden (müssen).


    Was das heißt für den ÖPNV: Teure neue Tunnel-Projekte werden eher nach hinten verschoben. Straßenbahn und neue Bus-Standards werden das Geot der Stunde sein. Die erfordern geringere Investitionen u n d Betriebskosten, sind schneller zu verwirlichen und flexibler zu ändern. Keine Sorge: Der Lückenschluss Bockenheim - Ginnheim wird umgesetzt, die Verlängerung der U 5 ins Europaviertel und zum Rebstock auch, ebenso die Nordmainische S-Bahn. Alles andere ist wegen fehlender Finanzen erst einmal nicht.


    Eine U-Bahn zur Sachsenhäuser Warte und nach Seckbach bindet in erheblichem Umfang dann nicht mehr vorhandene Finanzen und bewirkt Verbesserungen erst zum Realisierungszeitraum irgendwann in den 40er Jahren. Eine "Bim" kann schon in 10 Jahren, also um 2030, fahren und kostet wesentlich weniger. Ein neuer "Qualitätsbus" kann fahren, sobald die Fahrzeuge geliefert sind und eine Busspur eingerichtet ist. Da ja mittlerweile auch bei der CDU engagierte Nahverkehrsplaner engagiert sind, ist auch hier die Setzung neuer Prioritäten im Konflikt ÖV versus privater MIV denkbar.