Kein Trambus für Frankfurt

  • Der OBR 2 hatte den Magistrat im Januar befragt, ob denn der Einsatz sog. Trambusse denkbar sei:



    Seit vorgestern können wir die Antwort lesen:


  • So ganz ist mir nicht klar, was unter Trambus konkret zu verstehen ist: O-bus, spurgeführter Bus a la Translohr, Anhänger oder aus Mischung aus allem.

    Da kann alles mögliche drunterfallen. In vielen Fällen (insbesondere die im Ausland erwähnten) handelt es sich aber eh nur um alten Wein in neuen Schläuchen, d. h. wo bei uns eine popelige Busspur schon zum Standard gehört, wird sie anderswo als "die" Errungenschaft schlechthin gefeiert. Klar, wenn die Busse bislang im Stau gestanden haben, ist eine Busspur schon eine Verbesserung, aber es ist nur das Anheben des Niveaus von "unterirdisch" auf "bescheiden". Ebenso haben einige Städte im Prinzip einen Gelenkbus genommen und ein paar zusätzliche Designelemente drangepappt, wie z. B. verkleidete Radkästen, so daß es mehr nach "Straßenbahn" aussehen sollte. Trotzdem blieb es halt nur ein Bus ohne sonstige Qualitäten einer Straßenbahn.


    In Swansea beispielsweise hatte man vor einigen Jahren eine (aus unserer Sicht) hundsgewöhnliche Buslinie als Tram bezeichnet und marketingmäßig ausgeschlachtet, weil dort halt Gelenkbusse fuhren, Taktverkehr angeboten wurde und ein Schaffner an Bord war, der Tickets verkaufte...

  • So ganz ist mir nicht klar, was unter Trambus konkret zu verstehen ist: O-bus, spurgeführter Bus a la Translohr, Anhänger oder aus Mischung aus allem.


    Ein System, das gleich viel Platz bietet wie eine Straßenbahn und eher deren Fahrkomfort hat als den eines Busses. Also am ehesten Translohr. Ein O-Bus kann es nicht sein, denn der wäre ein typischer Bus, nur mit anderer Energiequelle.

    "Phantasie ist wichtiger als wie wo Wissen!"


    (Etwas frei nach Albert Einstein)

  • Darauf wird er nicht kommen, weil die Firma Bimmelbahnen herstellt und keine Linienbusse.

    Ich vermute auch, dass man eine Bimmelbahn nicht im ÖPNV einsetzten darf

    LUKAS Küster:)

  • Darauf wird er nicht kommen, weil die Firma Bimmelbahnen herstellt und keine Linienbusse.

    Ich vermute auch, dass man eine Bimmelbahn nicht im ÖPNV einsetzten darf


    In Kleve setzte die NIAG eine Zeit lang so ein Teil auf der Citybuslinie 49 ein. Nach dessen Abstellung setzt man inzwischen einen Sprinter ein.


    Der im ersten Link gezeigte Bus erinnert in der Tat an die Doppelgelenkbusse, wie sie auch in Hamburg eingesetzt wurden. Eine Anschaffung wäre das eine, ich würde das dann aber nicht unbedingt Trambus nennen. Da würde ich eher an die Translohr-Systeme oder auch die BRT (oft in Mittel- und Südamerika sowie Südost-Asien vertreten) denken.

    Viele Grüße, vöv2000

  • In der als Quelle verlinkten Anfrage der OBR (1. Zitat) ist ein Bildchen zu sehen.

    In der schwedischen Stadt Malmö sind solche Fahrzeuge im Einsatz, einfach mal in der google-Suchleiste "Bus Malmö" eingeben, auf "Bilder" klicken...

    Ich vermute auch, dass man eine Bimmelbahn nicht im ÖPNV einsetzten darf

    Auf der größten deutschen Insel (nach Mallorca) sind sogenannte "Tschu-Tschu" Bahnen im regulären Linieneinsatz, zBsp. die Binzer Bäderbahn, oder die Selliner Bäderbahn (Sellin - Sellin, Sellin - Baabe)

    MfG Streckentrenner

    Einmal editiert, zuletzt von Streckentrenner ()

  • 10 Bilder und 1 Video von Trambussen in Grand-Est, Frankreich

    Zurück zum Thema der Anfrage: In Metz und Nancy gibt es zwei recht unterschiedliche Ausprägungen des Systems "Trambus". In Metz ist die Nähe zum normalen Gelenkbus unverkennbar (Aufnahmen am 3. April 2018):




    Beim STANWAY in Nancy gibt es deutliche Anklänge an eine Tram, mit Oberleitung und Spurführung - über eine Rille in der Mitte des Fahrweges (Aufnahmen am 11. und 12. Februar 2017):




    Und hier das Video mit abendlichen Szenen des STANWAY in Nancy:

  • Die Fahrzeuge hoppeln genauso über die Schlaglöcher wie herkömmliche Busse auch. Bei Spurführung, Eigentrasse und eventuell noch Stromzuführung aus Oberleitung dürfte über längere Zeit kaum Kostenvorteile gegenüber herkömmlichen Schienverkehrsmitteln bestehen.

  • In den mir bekannten Städten mit Trambussen - alle in Frankreich: Nancy, Caen und mit Abstrichen Metz - bestehen keine Straßenbahn-Systeme. Das heißt für mich, diese Systeme sind anstelle oder im Vorlauf für eine spätere Straßenbahn eingerichtet worden. Vielleicht weiß HolgerKoetting mehr dazu, auch über mögliche Bau- und Betriebskosten und Systemvorteile.


    So ganz einsichtig zeigt sich der Systemvorteil eines Trambusses n e b e n einem bestehenden ausgedehnten Straßenbahnsystem sowie auch verfügbaren Elektro-Bussen nicht. Eines der Probleme wäre für mich der Inselbetrieb mit einer kleineren Anzahl spezieller Fahrzeuge, die dann ggf. bei Ersatz später durch eine Tram überflüssig werden und auch nicht ggf. auf anderen Linien eingesetzt oder nur schwer in andere Städte verkauft werden könnten.


    Andererseits: Vielleicht wäre das System etwas für Wiesbaden oder Offenbach. :P

  • Das Sytem in Cean ist bereits durch eine Straßenbahn ersetzt worden. In Nancy war dies ebenfalls geplant, allerdings haben sich die politischen Mehrheiten geändert, sodass das System nun durch normale Busse ersetzt wird.


    Von Translohr gibt es noch in Paris 2 Linien.


    Metz ist eher ein klassisches BHNS mit Designbussen, was in Frankreich in mehreren Städten zu finden ist.

  • Das Sytem in Cean ist bereits durch eine Straßenbahn ersetzt worden. In Nancy war dies ebenfalls geplant, allerdings haben sich die politischen Mehrheiten geändert, sodass das System nun durch normale Busse ersetzt wird.

    Den Hersteller gab es nicht mehr. Insofern blieb Caen da keine große andere Wahl. Mit der Umstellung auf Straßenbahn hat man die Altfahrzeuge nach Nancy abgegeben, allerdings dort nicht zum Einsatz, sondern als Ersatzteilspender für die eigene Flotte. So richtig hat das System in Nancy eh nicht funktioniert. Im Endeffekt fuhr man diverse Streckenteile als gewöhnlicher O-Bus und wegen Probleme mit den "Weichen" hat man vorhandene Spurführungen in den Weichenbereichen ohnehin größtenteils zurückgebaut.


    Von Translohr gibt es noch in Paris 2 Linien.

    Clermont-Ferrand bitte nicht vergessen (plus in Italien z. B. Padua und Venedig). Damals war es in der Michelin-Stadt politisch nicht gewollt, eine Straßenbahn zu bauen. Das Thema dürfte sich aber inzwischen auch weitgehend gegessen haben, nachdem Lohr von Alstom geschluckt wurde und man sich damit sozusagen ein Konkurrenzprodukt zum Citadis ins Haus geholt hat.


    Kleines Detail am Rande. Die Behauptung von Lohr, ihre Buskiste könne nicht entgleisen, hat sich spätestens seit dem Zeitpunkt erledigt, als es den Translohr in Clermont an die Mauer gesetzt hat.


    Platzmäßig kann man die Kisten eh vergessen. Die sind im Innenraum ziemlich verbaut. So wird die Kapazität des Dreiteilers mit 25 Metern WIMRE mit 130 Personen benannt und die 32 Meter-Ausführung 170. Den Wert schafft der R-Wagen schon auf 27 Metern, oder?


    So oder so sind aber alle diese Bussysteme nur eine Augenwischerei, egal ob Gelenk- oder Mehrfachgelenkbus, egal ob spurgeführt oder frei fahrend, egal ob normales Aussehen oder Designverblendung: Sobald die Antriebsleistung und die Kraft über normale Reifen auf die Fahrbahn übertragen wird, habe ich das übliche ruckelige und wackelige Fahrverhalten eines Busses. Und das kommt halt niemals an eine Straßenbahn heran.


    Habe ich ein System mit Spurführung im Einsatz (Verkaufsargument: günstiger als Straßenbahn), ergibt sich noch ein ganz anderes Problem, was ursprünglich nicht bedacht wurde: Baue ich wirklich nur die günstige "Leitschiene" und eine normale Fahrbahn dazu, habe ich sofort tiefe Spurrillen im Asphalt, weil der Bus ja immer exakt auf der gleichen Stelle fährt und eine Belastung erzeugt. Also recht bald: unterirdisches Fahrverhalten. Blieb also nur der Aufbau eines deutlich aufwendigeren Fahrwegs (Beton). Damit entfiel aber das Marketingargument des günstigeren Fahrwegs. Und auch hier fräst der Bus schöne Spurrillen in den Beton. Zudem: Dehnungsfugen im Beton erforderlich, also Hoppel-Hoppel-Hoppel. Genauso mieses Fahrverhalten.


    Setze ich den Doppelgelenkbus ohne Spurführung ein, brauche ich wiederum (gegenüber einer Straßenbahn) deutlich mehr Platz aufgrund der Nichtspurführung und habe gerade in den Bögen ziemlich aufwendige Hüllkurven je nach Fahrverhalten zu beachten. Also Platzsparend ist an dem System gar nix. Und dazu kommt noch ein Riesenproblem im Störungsfall. Die Mehrfachgelenkbusse sind so gut wie gar nicht rückwärts manövrierbar. Wenn das Ding mal vor einem Hindernis steht, dann steht es. Da gibt es wohl diverse Erfahrung aus den Städten mit Doppelgelenkern, wo dann teilweise die Feuerwehr die Fahrzeuge rückwärts aus der Straße rausgeschleppt hat.


    Zumindest wenn ich für mich so die Vor- und Nachteile dieser Bussysteme betrachte, dann gibt es eigentlich nur den Schluß: Entweder ich habe ein Fahrgastaufkommen, daß ich noch mit einem normalen Gelenkbus abfahren kann, ansonsten lohnt sich definitiv eine normale Straßenbahn.

  • Der Translohr in Clermont Ferrand sieht von außen wie eine Tram aus, schon wegen des Stromabnehmers. Die Fahrzeuge hatte ich bei meinem Umsteige-Aufenthalt 2017 dort nur kurz gesehen und bin nicht mitgefahren. Und im Gegensatz zu den Stanways in Nancy ist bei denen auch kein Kfz-Kennzeichen zu sehen.