Neue Koalition im Römer (Kommunalwahlen 2021)

  • Nicht zwangsläufig. Für Fahrten über Tarifgrenzen hinaus geht das Gezacker los.

    Naja, die Tarife sind in diesem Fall zwar vielleicht nicht die günstigsten, aber die Anschlußfahrkarten sind klar definiert. Es mag auch sein, daß die Benutzerführung an den Automaten da nicht die allerbeste ist, aber das ist ein Problem der Benutzerführung, aber nicht des Tarifs. Ebenso würde ich unter "Chaos" verstehen, daß ich für die gleiche Leistung jeden Tag eine andere Auskunft bekomme. Das ist aber nicht der Fall.


    Ansonsten - und damit halbwegs zurück zum eigentlichen Thema - würde ein 365 EUR-Ticket (oder was auch immer es kostet und welchen Geltungsbereich es hat) das Problem Tarif"chaos" nicht lösen, weil es weiterhin Leute gibt, die entweder von außerhalb kommen oder ein solches Ticket nicht haben und damit weiterhin Einzel- oder Tageskarten brauchen. Zudem wird das "Gezacker" auch nur verschoben (wenn überhaupt), weil ob die Jahreskarte für 5000 nun 365 oder 370 oder 899 EUR kostet, das Problem mit Anschlußfahrkarten über den Geltungsbereich des Tickets hinaus bleibt erhalten.

  • Rein hypothetisch gefragt: Würde bei einem kostenlosen ÖPNV (nur Traffiq-Linien) in Frankfurt eine "Mitgliedschaft" im RMV überhaupt noch Sinn ergeben?

    Und: Ginge das überhaupt aus dem RMV aufzutreten? Wäre es nicht günstiger für die Stadt Frankfurt?

    Die Frage ist keinesfalls nur hypothetischer Natur. Du kannst sie Dir aber per Blick in das Hessische ÖPNV-Gesetz selbst beantworten: Nein, der Austritt ist nicht möglich, weil Kraft dieses Gesetzes die Aufgabenträger (also auch die Stadt Frankfurt, die selbiges wiederum an die Traffiq delegiert hat) ihre Aufgaben in Verkehrsverbünden wahrzunehmen haben. Und das sind für Hessen abschließend der RMV, der NVV und für den Kreis Bergstraße ersatzweise der VRN.

  • Es stimmt schon, dass "Gezacker" und die Schwierigkeit, den passenden Tarif zu finden, nicht ganz verschwinden würden, aber die Anzahl der Betroffenen bzw. die Anzahl der Problemfälle kleiner würde.


    Und Deinen Vorschlag, weiterhin bestehende Schwierigkeiten, durch eine bessere Benutzerführung und einige andere Hilfen zu lösen, begrüße ich natürlich auch. Im übrigen könnte ein verbilligtes "365-Euro-Ticket", egal, ob nur für Frankfurt oder für den ganzen RMV, in gewissem Umfang sogar die Einnahmensituation verbessern, ähnlich wie in Basel das "Umwelt-Abo" in den 80er Jahren:


    Bei einem 30 €-Monatsticket für Frankfurt oder - analog weiter gedacht - 100 € für den RMV wäre nämlich die Nutzung des RMV auch im Vergleich mit den Benzinkosten für den Einzelnen auch bei nur gelegenlichen Fahrten attraktiv. Die Benzinkosten betragen z.B. für die etwa 40 km zwischen Frankfurt und Mainz / Wiesbaden oder Gelnhausen schon hin und zurück 8 - 10 €. Bei nur 10 - 12 Fahrten im Monat - oder etwa 3 x in der Woche - lohnt sich dann der RMV schon. In Basel gab es damals mit der Ticketvergünstigung erhebliche Fahrgastzuwächse. Die könnten mit einer neuen Bundesregierung sogar analog dem Baseler Modell zu verstärkten Staatseinnahmen führen - wenn nämlich die absetzbaren Pendelkosten in zumutbarem Rahmen auf die Kosten des ÖPNV begrenzt werden. Hieße etwa, dass nur noch die Autofahrt bis zum nächsten P+R-Platz + ÖV-Ticket steuerlich absetzbar sind.


    Und auch in einem weiteren Bereich kann es zusätzliche Einnahmen geben: Auch Schwarzfahrer werden sich überlegen, ob sie weiterhin das "erhöhte Beförderungsentgelt" von 60 € riskieren, wenn sie für den halben Preis eine Monatskarte für ganz Frankfurt kaufen können. ^^

  • Da haben wir dann auch schon das andere Hauptargument gegen ein 365€-Ticket: "Geringere Preise führen zu mehr Kunden. Die Züge sind jetzt schon voll. Neue Kunden kann das System nur in der Mittagszeit und in den Nachtstunden stemmen."

  • Ich bin mir auch nicht ganz so sicher, ob Neukunden das wirkliche (politische) Ziel waren oder ob es nicht mehr als Bonbon für die eigene Wählerschaft gedacht war.


    Das vorhandene Netz ist aber nicht komplett an der Belastungsgrenze, dummerweise aber an den Flaschenhälsen.

  • Genau deswegen sollten ja auch die Erweiterung von Engpässen und da - wo bekannterweise Verbesserungsbedarf besteht - Netz- und Angebotsergänzungen Vorrang vor niedrigeren Fahrpreisen haben. Die von JeLuf und Condor genannten Argumente sprechen dafür, mögliche Fahrpreissenkungen gezielt auf nachfrageschwache Zeiten und Relationen auszurichten.


    Das würde genau gegen Überlegungen zum Nulltarif in der Innenstadt und auch gegen stadtnahe P+R-Plätze. Ein mögliches Alternativkonzept könnte beinhalten:

    gezielte Ausweitung des bestehenden d e z e n t r a l en P+R-Konzepts,

    räumlich Ausdehnung der Zone "3" bis in die Zone 4 oder 5. Damit würde ein Ticket in der Stadt das gleiche kosten wie zwischen Frankfurt und Hanau oder Mainz / Wiesbaden. Würde den Frankfurtern zumindest verbilligte Ausflüge in den Taunus und an den Rhein bescheren; und den Region-Bewohnern einen zusätzlichen Anreiz bieten, ihr Auto bereits am nächstgelegenen Park-and-Ride-Platz abzustellen.


    30-Euro-Ticket - für die von mir beschriebene erweiterte Zone 3 = alte Stufe 5 in Anlehnung an London als echtes "Peak off"-Ticket. Dabei würden die stark belasteten Bereiche wie die innere Stadt von Frankfurt, aber auch etwa die Innenstädte von Darmstadt, Mainz, Offenbach, Wiesbaden in definierten Spitzenzeiten von der Gültigkeit ausgenommen. Das 30-Euro-Ticket könnte aber weiterhin auch in diesen Zeiten etwa im Bus zwischen Königstein und Bad Homburg benutzt werden.

  • [...] mögliche Fahrpreissenkungen gezielt auf nachfrageschwache Zeiten und Relationen auszurichten.


    [...] 30-Euro-Ticket - für die von mir beschriebene erweiterte Zone 3 = alte Stufe 5 in Anlehnung an London als echtes "Peak off"-Ticket. Dabei würden die stark belasteten Bereiche wie die innere Stadt von Frankfurt, aber auch etwa die Innenstädte von Darmstadt, Mainz, Offenbach, Wiesbaden in definierten Spitzenzeiten von der Gültigkeit ausgenommen. Das 30-Euro-Ticket könnte aber weiterhin auch in diesen Zeiten etwa im Bus zwischen Königstein und Bad Homburg benutzt werden.

    Warst Du nicht derjenige, der weiter oben gegen das "Tarifchaos" angeschrieben hat? :) Aber dann kreirst Du selbst weitere Angebote, die die Tarifvielfalt noch stärker antreiben...

  • HolgerKoetting, das gebe ich zu. Aber das Konzept, was ich vorschlage, sollte die bestehende Struktur nicht weiter verkomplizieren:


    Preisstufe "3" wird erweitert auf den Bereich der jetzigen Stufe "5". Frankfurter kommen also zum Einheitspreis sowohl zum Riedberg wie nach Darmstadt. Auch die Diskussion über den Tarifsprung nach Offenbach und das günstigere Lösen zweier Emzelkarten zum Kaiserlei und dann erneut von dort nach Hanau oder in den Rodgau - zumindest "One-way" erübrigt sich.


    Das neue "Peak off" 30-Euro-Ticket würde die 9-Uhr-Sparkarte ersetzen. Wie man dann "Sperrbezirke" und Zeiten der "Peak" wäre dann im zweiten Schritt festzulegen. Überschaubarer wäre eine einheitliche Sperrzeit z.B. zwischen 7 und 9 Uhr und 16 - 18 Uhr, nutzerfreundlicher und vermutlich betriebskosten-neutral die Begrenzung der "Sperrbezirke" auf die Kernstädte. In Großbritannien besteht das Konzept der ""Peak off"-Tarife schon seit Jahrzehnten, und auch im alten FVV gab es nach meiner Erinnerung schon ähnliche Regelungen.


    Als Bewohner der Frankfurter Kernstadt könnte ich auch damit leben, wenn "peak off" RMV-weit gilt :-). Nach Möglichkeit vermeide ich ohnehin überfüllte Bahnen in den Hauptverkehrszeiten. Und für die wenigen Fälle, wo ich dann doch die U-Bahn in der HVZ nutze, gilt mein City-Ticket der Deutschen Bahn, weil ich im Anschluss an einen Fernzug zum Hauptbahnhof fahre.

  • Laut einem FR Bericht soll Stefan Majer wieder Verkehrsdezernent werden, aber nur für zwei Jahre.

    Er war in der Vergangenheit immer ein Befürworter der Ausschreibungen im Busverkehr und hat sich auch für Sparkurse ausgesprochen.

    Die Zeiten haben sich geändert, ich hoffe er auch (was einige seiner Ansichten angeht).

  • Dann könnte man ja auch noch Herrn Oesterling im Amt belassen und dann wechseln. Der hat zumindest in den letzten 2 Jahren seiner Amtszeit einiges zuwege gebracht, während mir zwar von Lutz Sikorski viel, aber von Herrn Majer wenig in Erinnerung geblieben ist.


    Wenn es um die Frauenquote bei den Grünen geht: wie wäre es mit Annette Rinn ? :P- duck und wech!

  • ....soll Stefan Majer wieder Verkehrsdezernent werden, aber nur für zwei Jahre.

    Heute ist in der FR zu lesen, dass er das garnicht will. Er sei dann lediglich eine Schachfigur lässt er verlauten.

    Ich hielte das auch nicht für so gut,- in diesen zwei Jahren dürfte sich dann nur recht wenig bewegen.

    In Deutschland sind wir eben gut darin und selbst im Weg zu stehen, pragmatische Lösungen sind eher unerwünscht.

    Glänzen die ins Rennen gebrachten Damen denn auch durch Fachkenntnisse? Oder ist "nur" eine Quote zu erfüllen?

    Ich weiß, diese Frage ist böse. ;-)

  • Glänzen die ins Rennen gebrachten Damen denn auch durch Fachkenntnisse? Oder ist "nur" eine Quote zu erfüllen?

    Ich weiß, diese Frage ist böse. ;-)

    Annette Rinn glänzte in den vergangenen Jahren absolut durch Fachkenntnis und Pragmatismus. Sie wäre zweifellos eine sehr gute Option, sicher ebenbürtig mit Wolfgang Siefert. Aber die Grünen wissen um den Wert des Verkehrsdezernats und werden sicher keine andere Partei ranlassen.


    Wie diese Partei gerade mit Siefert umgeht, steht auf einem anderen Blatt. Gleichberechtigung predigen, aber Mobbing praktizieren. Unfassbar. (Aber das hat jetzt nichts mehr mit unseren Forumsinhalten zu tun, Entschuldigung.)

  • Glänzen die ins Rennen gebrachten Damen denn auch durch Fachkenntnisse? Oder ist "nur" eine Quote zu erfüllen?

    Ich weiß, diese Frage ist böse. ;-)

    Nein, ist sie nicht. Denn die Frage kann auch neutral für beide Geschlechter gestellt werden. Trifft auf Männer ebenso zu, dass Fachkenntnisse nicht das entscheidende Kriterium waren.

    Muss es auch nicht. Die verschiedenen Fachexpertisen sollten in der nachgeordneten Verwaltung vorhanden sein.

    Welche Fachkenntnisse sollte denn erforderlich sein?

  • Viel wichtiger ist, in der Tat, inwiefern ein Verkehrsdezernent es schafft, seine Verwaltung so zu führen und zu steuern, dass sie die gewünschten Ergebnisse zum gewünschten Zeitpunkt liefert. Schließlich hat eine solche Behörde eine ordentliche Eigendynamik (auch im Sinn von Beharrungsvermögen) - gerade die Frankfurter Verkehrsverwaltung, nicht wahr? ;)

  • Ich wollte doch lediglich darauf hinweisen, dass diese unsägliche Diskussion der Grünen um Quoten die ja unbeding erfüllt werden müssen, zu einem
    nicht optimalen Kabinett führen kann, von dem dann alle frankfurter Bürger und Bürgerinnen betroffen sind.
    Es gibt ja den durchaus vernünftigen Vorschlag, das Gesundheitsdezernat in zwei Jahren mit einer Frau zu besetzen, wenn Stefan Majer ausscheidet.
    Aber Nein, es müssen ja sofort 3 Frauen sein, egal ob das nun vernünfzig ist oder nicht.

  • ^ In diesem Zusammenhang ist mir nicht ersichtlich warum Klaus Oesterling jetzt ausscheiden muss (es sei denn er möchte 'schon' jetzt)? Aus Parteienproporz die paar Monate zu verkürzen macht kostenmässig keinen Sinn. Danach kann eine Grüne das Dezernat führen. Aber wahrscheinlich steht der Koalitionsvertrag dem im Weg.

  • Erst mal abwarten, wie sich die Regierungsbildung weiterentwickelt. Die digitale Mitgliederabstimmung bei der FDP litt ja unter technischen Problemen.


    Vielleicht gibt es ja bei Grünen und Linken eine neue Abspaltung in enger Anlehnung an Boris Palmer und Sarah Wagenknecht, der sich dann auch spontan einige der in Frankfurt gewählten Stadtverordnetenvertreter anschließen. :P Dann werden eh´die Karten neu gemischt. ^^

  • Muss es auch nicht. Die verschiedenen Fachexpertisen sollten in der nachgeordneten Verwaltung vorhanden sein.

    Welche Fachkenntnisse sollte denn erforderlich sein?

    Das funktioniert aber nur dann, wenn im Prinzip ein "hammer immer so gemacht" gewünscht ist. Wenn man wesentliche Veränderungen in einem Bereich will, muss auch an der Spitze zumindest so viel Fachwissen vorhanden sein, um den Unterschied zwischen "wir wollen das nicht ändern, weil es für die Verwaltung so bequemer ist" und "das kann technisch/wirtschaftlich tatsächlich auch beim besten Willen nicht anders gemacht werden" zu erkennen.

    Nicht ohne Grund funktionieren einige (längst nicht alle) Veränderungen in Köln, seit eine ehemalige Verwaltungsleiterin OB ist.

    Zuvor lief das unter "egal wer OB ist, wir machen, was wir immer gemacht haben!".