Offenbach kürzt Zuschüsse zum ÖPNV

  • FDP-Wähler*innen, die eine Verkehrswende wollen? Wo soll es denn so jemanden geben?

    Du meinst im Umkehrschluss, in Offenbach hätte die FDP den Lindner gemacht und den anderen beiden ihren Willen aufgedrückt? Nun, werden SPD und Grüne dort mit ihrem neuen Image leben müssen, dass sie die Verkehrswende nicht aus den Sonntagsreden in die Realpolitik übertragen können. Dass sie also die Verkehrswendeverhinderer sind.


    Für Frankfurt habe ich da (noch) deutlich mehr Hoffnung. Hier erscheinen mir die Grünen durchaus williger (okay, ich warte auch noch auf den Beginn der realen Umsetzung [daher das "noch" zuvor]), die SPD scheint zumindest keine Bremserin zu sein und bei der FDP wird Straßenbahn-Stammfahrgästin Annette Rinn schon dafür sorgen, dass die ihre Partei die Verkehrswende nicht ausbremst.


    (Und mit der Namensnennung gebe ich auch eine konkrete Antwort auf Deine Frage.)

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  • Die Caritas hat angekündigt, ein 50 Millionen Euro-Ausbau des Seniorenzentrums an der Schumannstraße auf Eis zu legen, so berichtet die Offenbacher Post. Grund dafür sei die Streichung der Buslinie 106. Die Haltestellen Caritas/Buchrainweiher und Schumannstraße sollen von keiner anderen Linie bedient werden und fallen so weg. Auf diese Busverbindung seien viele ihrer Mitarbeiter, aber auch Bewohner und Besucher des Seniorenzentrums angewiesen. Ohne ÖPNV-Anbindung sieht die Caritas wenig Chancen, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Geplant waren eine Kita, Tagespflege und betreutes Wohnen.


    Die Stadt hatte angeboten, zwei Busse am Tag dort halten zu lassen. Angesichts von 20 verschiedenen Schichten am Tag reichte dies der Caritas aber nicht aus.

    Einmal editiert, zuletzt von JeLuF ()

  • Vor allem wird auch auf die X83, die aber nur an der Bert-Brecht-Straße - rund 400m Fußweg von der Caritas entfernt - hält, verwiesen und man könne ja durch über den Waldweg an der alten Wendeschleife dorthin gelangen. Ein solcher Weg ist gerade für die noch halbwegs mobilen Heimbewohner absolut nicht hinnehmbar.

    2 Mal editiert, zuletzt von Lukas ()

  • Vor allem wird auch auf die X83, die aber nur an der Bert-Brecht-Straße - rund 400m Fußweg von der Caritas entfernt - hält, verwiesen und man könne ja durch über den Waldweg an der alten Wendeschleife dorthin gelangen. Ein solcher Weg ist gerade für die noch halbwegs mobilen Heimbewohner absolut nicht hinnehmbar.

    Außerdem ist die Linie bereits sehr ausgelastet.

  • Außerdem ist die Linie bereits sehr ausgelastet.

    ich kann mir bei dem gesamten Konzept nicht wirklich vorstellen, dass es im Berufs- und Schulverkehr auch nur annähernd ausreichende Kapazitäten gibt. Es ist ja nicht nur das einstellen der 106, an vielen Schulen und Senioreneinrichtungen gibt es deutlich weniger Fahrten und auch Abends und Sonntags sind die Lücken im Netz sehr extrem. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Nachfrage z.B. in der Frankfurter Str. (103/120) oder Mainzer Ring (108) größer ist als an der Sprendlinger Landstr. oder dem Buchhügel.

    Gruß, Der Evo


    Offenbach ist nicht so schlimm wie alle sagen....

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Nachfrage z.B. in der Frankfurter Str. (103/120) oder Mainzer Ring (108) größer ist als an der Sprendlinger Landstr. oder dem Buchhügel.

    Auf der Frankfurter Straße schon, da dort am August-Bebel-Ring viele Umsteiger von/zur Straßenbahn kommen. Beim Mainzer Ring eher nicht, da gebe ich dir Recht.


    Man könnte für die Caritas aber wenigstens andere Kompromisslösungen anbieten:

    - Reaktivierung der alten Wendeschleife Buchrainweiher (ex. Endhaltestelle der 106 beim THW) und bei Bedarf Einfahrt in diese in beide Richtungen durch Linie 551 (Ähnlich wie beim OF-96 Haltestelle Dietzenbach Schwimmbad)

    - Führung einzelner abgestimmter Fahrten der 551 über Schumannstraße - Caritas/Buchrainweiher - Schumannstraße (Ähnlich wie beim OF-97 und AWO Hainbachtal)

    - Beibehaltung der Linie 106 im neuen Konzept mit verkürzter Linienführung bis Marktplatz

    Einmal editiert, zuletzt von Lukas ()

  • Hallo zusammen,

    nachdem die Stadt Offenbach ja erst die Linie 106 komplett einstellen wollte soll es ja ein Kompromiss geben. Die Linie 106V soll anscheinend 8 oder 9 Fahrten pro Tag machen.


    Doch es gibt noch eine bessere Lösung. Ein Privates Busunternehmen möchte die Linie 106 komplett übernehmen und eigenwirtschaftlich fahren. Zwar würde der bisherige 15 Minuten takt gestrichen werden, aber die Linie würde an allen 7 Tagen in der Woche im 30 Minuten takt fahren. Nächste Woche wird das Gespräch mit der Stadt Offenbach gesucht, und dann mal abwarten was die Stadt dazu sagt.

  • Sind dann RMV Fahrkarten dort nicht gültig oder wie ist das zu verstehen?

    Nein, das heißt es nicht.


    Eigenwirtschaftlich heißt, daß das Verkehrsunternehmen die Leistungen ohne Zuschüsse (ggf. aber abzüglich Ausgleichszahlungen aus dem Schülerverkehr [landläufig "45a-Mittel" genannt] bzw. Schwerbehindertenfreifahrten) erbringt. Aus der Anwendung des Verbundtarifs kann es sich aber nicht rausstehlen.

  • Gerade bei diesem Punkt sehe ich Schwierigkeiten. Wie kann sich das rechnen?

    Das kannst Du in vielen Fällen hinterfragen. Erst mal als grundsätzlich einfaches Beispiel: Wenn Du eine Linie (ein Linienbündel) fährst, die eine Kostendeckung von 99% aufweist, dann kann natürlich ein anderes Unternehmen, das nur etwas schlankere Strukturen hat, sehr leicht diese Linie auf Eigenwirtschaftlich übernehmen. Das war vor vielen Jahren mit den Weiterstädter Linien so, die die VU sehr nahe an der Kostendeckung fuhr, aber dann HAV ankam und sie mit dem Eigenwirtschaftlichkeits-Joker übernahm.


    Weiterhin kannst (oder zumindest konntest) Du dahingehend tricksen, daß eigenwirtschaftliche Linien nicht den Ausschreibungsstandards entsprechen mußten, eben weil bei Du bei eigenwirtschaftlichen Linien Dein eigener Herr bist. Sprich: Wenn die LNG Hintertupfingen eine Ausschreibung macht und darin Busse fordert, die maximal ein Jahr alt sind und vergoldete Türdrücker hat, kann sie das machen. Darauf werden sich die Schwurbelbacher Busbetriebe bewerben, aber wegen der hohen Anschaffungskosten der Busse hat die Linie nur 20% Deckungsgrad. Jetzt komme ich als "Second Rhein-Main" und beantrage den eigenwirtschaftlichen Betrieb, wird ihn mir das RP genehmigen, selbst wenn ich mit 30 Jahre alten O405N herumfahre. Mich interessieren die Vertragsbedingungen zwischen LNG und Schwurbelbach nämlich exakt gar nicht. Das heißt, in so einem Fall kann ich natürlich sehr einfach einen eigenwirtschaftlichen Betrieb aufziehen.


    Aber: Das gilt/galt nur für Bedingungen in den Ausschreibungsunterlagen. Am hessischen ÖPNV-Gesetz bzw. den Nahverkehrsplänen kommst Du hingegen nicht vorbei. Wenn die LNG Hintertupfingen daher schlauerweise ihre Forderungen nach vergoldeten Türdrückern und nur einjährigen Bussen in ihren Nahverkehrsplan geschrieben hat (oder etwas realistischer wie z. B. "Die Fahrzeuge sind an die Leitstelle der HEAG anzuschließen"), muß sich auch ein eigenwirtschaftlicher Betreiber daran halten.


    (Etwas vereinfacht und plakativ dargestellt, aber daher hoffentlich verständlich)

  • Ich kenne den Chef des Unternehmens schon lange, deshalb habe diese Information. Das Unternehmen ist bisher aber noch nicht im Rhein- Main Gebiet gefahren.


    Natürlich sind die RMV Fahrkarten gültig, das Angebot soll die Menschen ja nicht mehr kosten.


    Nein diese Linie wird sich natürlich nicht rechnen. Das Unternehmen möchte diese Linie nutzen um ihre Marke bekannter zu machen. Und mal ehrlich es ist doch sinnvoller ein vollen Stadtbus zu finanzieren, als einen leeren Reisebus. Am Ende wird es sich nur langfristig lohnen, aber das würde genau durchgerechnet.


    Es sind ja auch noch zwei neue Linien geplant.

  • Nein diese Linie wird sich natürlich nicht rechnen.

    Dann dürfte es mit einer Linienkonzession schwierig bis unmöglich werden, denn für eigenwirtschaftlichen Verkehr (siehe PBefG) muß (etwas verkürzt) der Aufwand durch die Einnahmen gedeckt sein. Nur weil ich also im Lotto gewonnen habe und deswegen zum Spaß einen Bus betreibe, egal wieviel Verlust der mir bringt, ist damit vom Grundsatz die Anforderung an den eigenwirtschaftlichen Verkehr nicht gegeben. Ansonsten könnte ich damit praktisch jedes Unternehmen in die Knie zwingen.

  • Dann dürfte so ziemlich jede Buslinie in Deutschland eingestellt werden. Die Verkehrsverbände legen immer Geld drauf. Wohlgemerkt Steuergeld. Und naja wie kann es dann sein das Offenbach von den Stadtwerke was ja auch ein anderes Unternehmen ist Geld in den Öpnv pumpt.

  • Dann dürfte so ziemlich jede Buslinie in Deutschland eingestellt werden. Die Verkehrsverbände legen immer Geld drauf.

    Mal abgesehen davon, daß diese Aussage schlichtweg komplett falsch ist: Was hat das jetzt mit dem Thema zu tun? Natürlich legen die Verkehrsverbände Geld drauf, wenn es um gemeinwirtschaftlichen Verkehr geht. Hier war aber die Rede von eigenwirtschaftlichem Verkehr.

  • Ich glaube die Diskussion läuft ins Leere. Ich denke wir sollten abwarten was das RP Darmstadt entscheidet ob es die Konzession für die beiden neuen Linien gibt, und was die Stadt Offenbach dazu sagt, weil diese haben ja aktuell die Konzession für die Linie 106.