Arbeitsbedingungen bei Moia

  • Ich habe gerade bei der taz einen Artikel über die Arbeitsbedingungen bei der VW-Tochter Moia i.a. in Hamburg entdeckt. Da die beim HVV auch als Ergänzung des regulären ÖPNV fahren, stelle ich den Link hier - statt der Lounge - ein.


    Hauptpunkt des Artikels sind, dass die Arbeitszeiten mittels KI geregelt werden - mit erheblichen Nachteilen für das Fahrpersonal, und es auch Betriebsräte schwer haben. Uber + Co lassen grüßen. :(.


    https://taz.de/Arbeitsbedingungen-bei-VW-Tochter/!5783715/

  • $Dinge kosten $Geld - dessen muss man sich immer bewusst sein. Wer hier im Forum (einschließlich mir) bereits ist mehr Geld auszugeben für gerechte Löhne und Arbeitsbedingunen, werfe den ersten Fahrschein ...

  • Gut ich werfe den ersten Fahrschein. Da ich seit Kindheitstagen Fahrscheine sammele, habe ich genug davon. ^^


    Aber es geht wirklich um zwei Sachen: Dass die Menschen, die für uns die Arbeit tun, z.B. als Bus- oder Schienenbahnfahrer, als Putzhilfe, Krankenschwester oder Arzt, auch faire Arbeitsbedingungen haben und nicht als moderne Sklaven leben. Die andere Sache ist, dass die Menschen, die unter unwürdigen Bedingungen arbeiten, mehr unter Druck stehen und deshalb auch auf ihre Umwelt weniger Rüclsicht nehmen. Das kann man jeden Tag im Straßenverkehr erleben, wo das entsprechende Fahrpersonal gewisser Dienstleister wenig Rücksicht auf die Straßenverkehrsordnung nimmt. Da können dann - z.B. - auch schon mal Transportfahrzeuge Gehwege, Haltestellen oder Fahrbahnen für einige Minuten blockieren - weil eben das Personal unter Druck steht, schnell auszuliefern.

  • $Dinge kosten $Geld - dessen muss man sich immer bewusst sein. Wer hier im Forum (einschließlich mir) bereits ist mehr Geld auszugeben für gerechte Löhne und Arbeitsbedingunen, werfe den ersten Fahrschein ...

    Also findest du die Sklaverei gut ?

    Sorry ,daß ist absolut unverständlich und Aso....

  • Zitat

    Also findest du die Sklaverei gut ?

    Sorry ,daß ist absolut unverständlich und Aso....

    Das habe ich mit keinem Wort gesagt. Finde es eine Frechheit mir soetwas zu unterstellen! Und der Begriff asozial kann man sicherlich auf einige Menschen anwenden - Geschäftsführer, die aus Profitgier ihren Mitarbeitern keine gescheiten Löhne zahlen; Politiker, die nach Überzeugungsarbeit durch Lobbyisten es für opportun erachten, dass Berufe ohne Lobby und mit hohem Grad an Substituierbarkeit der einzelnen Menschen, nicht wertgeschätzt werden.


    Der Begriff Sklaverei wird an dieser Stelle gerne genutzt, ich tue mich damit aber schwer. Denn niemand wird in ein solches Leben vorbestimmt geboren, es gibt genügend Arbeitgeber, die noch ein Mindestmaß an Wertschätzung haben, und es gibt Gewerkschaften und Mitbestimmung, die richtig angewendet auch einiges erreichen könnte.


    Nein, ich habe auf das Dilemma hinweisen wollen - man schaue auch gerne DIskussionen zu Fahrpreis-Erhöhungen - zwischen der Empörung über Arbeitsbedingungen und der Bereitschaft für ein ordentliches Produkt und ordentlich bezahlte Mitarbeiter entsprechende Preise zu bezahlen. Die Beiträge "die Fahrscheingebühren sind zu niedrig" sind schon in der Unterzahl. Solange als unsere Politiker dier Erbringung des öffentlichen Nahverkehrs nicht als öffentliche/hoheitliche Aufgabe ansieht oder zumindest entsprechende Regeln erbracht werden, ist die Diskussion nur über die Einnahmenseite regelbar.


    Also bitte zukünftig nicht gleich irgendetwas unterstellen! Danke

  • Ich denke, dass öffentlicher Nahverkehr eine Daseinsgrundvorsoge ist, die aus sozialen wie aus ökologischen Gründen in guter Qualität vorzuhalten ist.


    Ich sehe es als sinnvoll an, dass die Nutzer dafür einen gewissen Beitrag leisten, allein schon sowohl zur Wertschätzung wie zur Sicherung und Ausbau der bestehenden Qualität. Aber nicht für alle sind die jetzigen Fahrpreise erschwinglich. Ich sehe deshalb als sinnvoll an, dass die öffentliche Hand - aus Steuermitteln und / oder entsprechende Abgaben den ÖV vor allem für regelmäßige Nutzer fördert, z.B. durch entsprechende 365 €-Netzkarten für die Ntzung des RMV über 1 Jahr. Der Gelegenheitsnutzer wie der Fluggast aus Fernost oder der notorische Autonutzer, der den ÖV nur dann nutzt, wenn das Auto kaputt oder auf der Straße Dauerstau ist, klönnen dann gern mehr zahlen. Zumal ja auch der Aufwand für den Verkauf - und Kontrolle - von Einzeltickets - deutlich höher als der für ein Jahresticket ist.


    Und für mich gehört es einfach auch dazu, die für mich eine qualitativ gute Leistung erbringen, angmessen bezahlt werden. Egal, ob Busfahrer/in, Zimmermädchen, Putzhilfe, Krankenschwester oder Verkäufer/in im Laden. Bei Leistungen der Daseinsgrundvorsorge - wie Gesundheitswesen und ÖV - ist es Aufgabe des Staates, die angemessenenen Löhne durchzusetzen und trotzdem diese Leistungen noch in erschwinglichem Rahmen zu halten. Bei anderen Leistungen sehe ich es auch als Aufgabe des Staates, angemessene Löhne und Arbeitsbedingngen durchzusetzen. Aber als Verbraucher ist es immer noch meine persönliche Angelegenheit, ob für mich diese Dienstleistung noch erschwinglich ist. Aber ich halte es für inakzeptabel, von meinem Friseur/in zu erwarten mir zum Hungerlohn die Haare zu schneiden, nur damit ich den Haarschnitt für 3 € erhalte. Oder mich unter unerträglichen Arbeitsbedingungen durch die Gegend zu fahren, damit ich die Fahrt noch billiger als mit dem Linienbusse schaffe und auch nicht selbst zu laufen brauche.


    Ich sehe es als unerträgliche Arroganz an, von anderen unsägliche Arbeitsbedingungen oder Leiden - z.B. produktionsbedingten Gesundheitsbelastungen - zu erwarten, damit man selbst ein bequemes Leben hat.

  • Im Prinzip beschreibst Du dieses Dilemma ganz gut.


    Du kannst es nachvollziehen, dass ein Friseurbesuch (je nach Haarpracht) zwischen 10 und 30 Minuten dauern kann, Du kannst sicherlich nachvollziehen, das rund 50% der EInnahmen über Steuern und Abgaben verschwinden, Du kannst auch nachvollziehen, dass (Warm-)Wasser und Strom auch bezahlt werden müssen und ebenso Miete für das Ladengeschäft des Friseurs. Deshalb fällt es Dir auch nicht schwer, 3 € als ungerechtfertigt niedrigen Preis für einen Haarschnitt zu erkennen. Beim Bierchen oder Wein, würde ich die Frage eher umgestellt stellen - was denkst Du, müsste der Preis sein, dass sowohl Inhaber wie Angestellte einen auskömmlichen Lohn (wo liegt der überhaupt - 2000 € Brutto?) erhalten, alle Kosten gedeckt sind und eine leichte Rücklage für anstehende Reparaturen oder den nächsten Corona-Lockdown beiseite gelegt werden können? Aber das führt hier sicherlich zu weit.


    Schwieriger wird es dann bei einer Dienstleistung wie im öffentlichen Personen-Transportwesen. Es ist keine ganz so einfache Aufgabe die Kosten zu ermitteln, noch ist es einfach hieraus einen Preis zu machen. Ich möchte mal die These in den Raum stellen, dass 365€ Karten nicht ansatzweise die Kosten decken werden. Hier sind auch vermutlich keine Skaleneffekte im besonderen Maße angebracht, denn mit steigender Nachfrage wären auch entsprechend teure Infrastruktur-Maßnahmen nötig werden. Wenn man einmal zusammen hat, was der Spaß kostet, kommen wir auf den wichtigen Punkt des "wer bezahlt die Musik?" Am Endeffekt ist das aber nur eine Frage der Verteilung. Wenn man politisch will, dass PKW und individueller Verkehr zu gunsten des öffentlichen Verkehr reduziert wird, ist das eine staatliche Angelegenheit, die auch dort hauptsächlich bezahlt werden muss (aus dem Säckel, dass wir alle irgendwie füttern). Die leidige Diskussion um "es gibt Leute, die es sich nicht leisten können" lässt sich mit etwas Willen auch lösen.


    Es ist natürlich auch eine Frage der persönlichen Motivation. Wieso ist es jemanden wichtiger, Tabak, Alkohol, Süßwaren, Energy-Drings oder das neueste Trikot des Lieblings-Vereins/-Spielers zu besitzen und zu konsumieren, als für eine Fahrkahrte den Preis auszugeben, damit auch der Nachbar, der dort in dem Sektore arbeitet, den gleichen/gerechten Lohn erhält? Und wenn man sich mal fragt, ob auf die gesundheitlich ja auch negativ auswirkenden Genussmittel verzichtet werden könnte, schaut der Satz des verfügbaren Geldes schon wieder anders aus, den man für gute Produkte mit guter Bezahlung erhalten kann (und damit auch der Umwelt etwas gutes tun kann). Ebenso muss man sich auch überlegen, was denn ein Auto wirklich kostet - und damit meine ich nicht nur das Geld, was an der Tankstelle ausgegeben wird. Und 200-300€ pro Monat wird man bei einer Vollkosten-Rechnung nicht ernsthafterweise landen. Macht mal den ehrlichen Selbst-Test - und dann kann die Frage gerne wieder aufkommen, ob - jetzt verwende ich die Analogie der Sklaverei doch - die Sklaven nicht im Endeffekt ihre eigenen Sklavenhalter sind. Den berühmten Teufelskreis zu durchbrechen, das obliegt jedoch dem staatlichen Korrektiv in der Politik. Aber - was freiwillig nicht geht - wird auch nicht besonders populär sein und entsprechende Forderungen wieder keine Mehrheiten finden. Die Wahrheit ist bitter und tut weh, aber es ändert nichts an ihr.

  • Ich stimme Dir zu, dass es die Aufgabe der staatlichen Politik ist, die entsprechenden Regularien zu setzen. Auf Tabak, Alkohol etc. kann ich notfalls verzichten - auf Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Wärme, Wohnen und Transport nicht. Sicherlich gibt es da auch noch Abstufungen, und unsere Altvorderen sind auch noch täglich zur Arbeit oder Schule 5 oder 8 km zu Fuß´gegangen und abends wieder zurück. Aber sowohl Entfernungen wie Wetter und soziale Sicherheit setzen auch dem Grenzen.


    Ich stimme Dir zu, bei Auto kommst Du bei Vollkostenrechnung eher auf 400 - 800 € im Monat als auf die knapp 240 € für die RMV-Netzkarte. Selbst beim Fahrrad rechne ich mit Vollkosten von etwa 7 - 8 Cent / km und liege damit gar nicht so weit entfernt von der Deutschen Bahn mit BahnCard50. Beim Auto ist diese Rechnung sogar noch unvollständig, ebenso beim Flugzeug: Hinzu kommen noch die sog. "externen Kosten", die bei Umwelt und Gesundheit anfallen, ebenso wie verminderte Wohnqualität durch starken Lärm oder Trennwirkungen durch schwer zu querende Straßen. Das fällt zwar bei den Bahnen auch an, aber in weitaus geringerem Maße.


    Von daher sehe ich es sogar als ein ausdrückliches Gebot für die Politik, faire Randbedingungen für alle zu setzen und den ausgesprochen umwelt- und klimafreundlichen Verkehrsträger Bahn (und Bus) zu fördern, auszubauen und so zu gestalten, dass diese für alle g u t nutzbar sind. Und dazu können u.a. auch der massive Ausbau des Bus- und Bahnangebotes und die Subventionierung attraktiver Tarifangebote gehören. Das Geld dafür lässt sich gut bei Azto und Flugzeug holen. Indem zunächst erst einmal auf die direkten und indirekten Subventionen verzichtet wird, und dann, indem die sog. "externen Effekte" abgeschöpft werden.


    Zum Beispiel subventioniere ich als ausschließlicher Nutzer von Bus und Bahn und der nicht-motorisierten Verkehrsmittel die Unfall- und Gesundheitskosten des Autoverkehrs über meine nicht niedrigen Krankenkassen-Beiträge. Natürlich sollen auch die Opfer von Autounfällen oder verkehrsbedingter Luftverschmutzung weiterhin behandelt werden. Aber die Kosten dafür sollen die Verursacher tragen, nämlich Auto- und Luftverkehr. Dann würde der zitierte Mallorca-Flug deutlich teurer - und die Bahnfahrt für einen Urlaub an der Mecklenburgischen Seenplatte sowohl billiger als bequemer.

  • Dem kann man nur beipflichten. Der ÖPNV ist als öffentliche Darseinsführsorge von staatlichen Organisationen und Akteuren auszuführen. Es wird so viel Steuergeld z.B. in die Rüstung usw ausgeben. Wenn es mit der Verkehrswende klappen soll, dann ist eine Finanzierung über Steuern unabwendbar. Auch eine Erhöhung der Mittel muss erfolgen wenn das Angebot ausgebaut werden soll. Ich bin absolut dagegen die Verkehrswende und den damit verbundenen Ausbau sowie die Erweiterung der Kapazitäten auf dem Rücken der Beschäftigten auszutragen und zu finanzieren. Qualität kostet auch etwas.