Majer löst Oesterling als Verkehrsdezernent ab, Siefert folgt in 2 Jahren [aus: Neues Straßenbahnkonzept für Frankfurt]

  • Ich wüsste keinen Grund, warum man Herrn Oesterling eine Träne nachweinen sollte. Was hat er denn bitte in seiner Amtszeit für den Frankfurter Nahverkehr tatsächlich erreicht? Wir wollen nicht von Ankündigungen sprechen, die bisher nicht umgesetzt wurden. Mir fällt da nicht viel Konkretes ein.

    Man muss es ja nicht ganz negativ sehen. Ein paar Dinge tragen aber dennoch seine Handschrift. Die ein oder andere Entscheidung hätte ich mir schon viel früher von einem grünen Verkehrsdezernenten gewünscht.

    • Wiedereinführung des 10-Minuten-Takts an Samstagen (Unter Majer (Grüne) wurde am Wochenende der von 10- auf 15-Minuten-Takt gestreckt. In meinen Augen war das damals zumindest samstags der größte Fehler.)
    • Lückenschluss Ginnheim - Bockenheim endlich angeschoben
    • Einführung des neuen Nachtverkehrs
    • Bestellung neuer Straßenbahnen und U5-Mittelwagen
    • Wiederinbetriebnahme der Straßenbahnstrecke in Kleyerstraße
    • Das künftige Straßenbahn-Konzept (ohne Corona und Lieferverzögerungen wäre es eine erste Stufe dieses Jahr in Betrieb gegangen)
    • Neuer Nahverkehrsplan (Majer hat es ja nicht hinbekommen)

    Das sind jetzt Dinge, die mir spontan eingefallen sind und die ich Oesterling zuschreiben würde.

    Gruß Tommy

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    • Lückenschluss Ginnheim - Bockenheim endlich angeschoben

    Da will ich entschieden widersprechen: Oesterling hat das Projekt zusätzlich verzögert. Nicht als einziger, wohlgemerkt, aber dennoch: Es gab eine Untersuchung des Magistrats zu möglichen Streckenführungen, zu denen die StVV den Magistrat auch mit Stimmen der SPD verpflichtet hatte. Bedingung: es muss eine andere Streckenführung sein als die 2006 gekippte. (Oder es sollte explizit die 16 erhalten bleiben oder whatever, kommt aufs Gleiche raus.) Als die Untersuchung da war, stellte sich Oesterling hin und beschwerte sich darüber, dass die alte Variante nicht mitbetrachtet wurde.


    Oesterling kritisierte also, dass der Magistrat genau das gemacht hatte, was auch er ihm aufgetragen hatte.


    Und schob dann eine erneute Untersuchung an.


    Nein, das ist kein positiver Punkt auf Oesterlings Liste.

  • Auf die Positivliste mag man setzen, dass die Feier zum 50. Geburtstag der U-Bahn stattgefunden hat. Dem Vernehmen nach war das mehr seinem persönlichen Einsatz als dem Willen der VGF-Geschäftsführung zu verdanken.

  • Ich wüsste keinen Grund, warum man Herrn Oesterling eine Träne nachweinen sollte. Was hat er denn bitte in seiner Amtszeit für den Frankfurter Nahverkehr tatsächlich erreicht? Wir wollen nicht von Ankündigungen sprechen, die bisher nicht umgesetzt wurden. Mir fällt da nicht viel Konkretes ein.


    Und die Anhänger der CDU in dieser Stadt seien daran erinnert, dass wir dieser Partei die "schienenfreie Innenstadt" verdanken - nur die Altstadtstrecke konnte durch massive Proteste gerettet werden - und eine jahrzehntelange Vernachlässigung des ÖPNV zugunsten des Autoverkehrs.

    Die Gegenwart zu negieren führt offensichtlich nicht zu einem abgewogen und fairen Urteil. 🙄


    24-Stunden-Betrieb, Straßenbahnkonzept, T-Wagen sowie ein sehr guter, lang wirkender Nahverkehrsplan lassen sich Oesterling schon zuordnen (hab ich was vergessen?). Und die CDU hat sich definitiv weiterentwickelt seit den Achtzigern. Unter Petra Roths Regierungen wurde spürbar umgesteuert (auch der heilige Sikorski brauchte Mehrheiten), mit Frank Nagel stellt die CDU heute in der Stvv den mit Abstand fachlich versiertesten Verkehrsexperten - und der kämpft ja wohl massiv für den ÖPNV, wie wir auch hier im Forum alle verfolgen können.

  • Ist das Anschieben einer neuen Untersuchung mit der alten Variante ggf. dem Umstand geschuldet, dass diese auch für das PFV wichtig ist um zu zeigen warum sie nicht mehr gebaut werden soll? Andernfalls könnte das PFV verzögert werden weil unvollständig?


    M.E. kann man noch die erste Planung und NKU für die 2. westliche Verlängerung der U 5 zw. (End-)Station "Wohnpark" und Römerhof dazuzählen denn diese soll zeitgleich mit dem 1. Verlängerungsabschnitt in Betrieb geben. Das war zumindest am Anfang für die 1. Verlängerung nicht öffentlich kommuniziert. Und selten in F, der Schienen-ÖPNV ist schon da wenn die erste Wohnbebauung (ent)steht; inkl. Verlegung Bus-Betriebshof nach Rödelheim. Und die bessere Erschließung des bereits vorhanden Gymnasiums "Römerhof".


    Auch der Start der drei Machbarkeitsstudien für die Straßenbahnverlängerungen nach Bad Vilbel, Offenbach und Langen via Neu-Isenburg könnten auf Tommys Liste. Da wurde viele Jahre hin und her diskutiert und jetzt wird’s da mal konkret.


    Wie sieht es mit den Betriebshöfen aus? Gutleut saniert, seit ein paar Wochen läuft die Baufeldfreimachung an der Gutleutstraße für die Verlagerung von der Hungener Straße nach dorthin, usw. Beim Thema ETCS geht es auch ein Stück vorwärts. Eine moderne, funktionierende und angepasste Infrastruktur für den Betrieb ist wichtig, auch wenn sie der Fahrgast nicht direkt wahrnimmt.

  • Nur mal so am Rande: Gibt es überhaupt eine Aussage von Herr Oesterling, ob er weitermachen würde oder bauscht Ihr hier nur einen Strohmann auf?

    Nein, es git keine Aussage von Herrn Oesterling, dass er gern als Verkehrsdezernent weitergemacht hätte.

    Gruß, 420 281-8
    Jeder Mensch hat ein zweites Gesicht ...

  • Ist das Anschieben einer neuen Untersuchung mit der alten Variante ggf. dem Umstand geschuldet, dass diese auch für das PFV wichtig ist um zu zeigen warum sie nicht mehr gebaut werden soll? Andernfalls könnte das PFV verzögert werden weil unvollständig?

    Ändert nichts daran, dass er dem damaligen Auftrag selbst auch zugestimmt hat. Oder war es nicht sogar ein gemeinsamer Antrag von ⬛🟥🟩?


    Was deine restliche Aufzählung angeht: man sollte jetzt auch nicht alles, das in seiner Amtszeit passiert ist, ihm zu Gute halten. Hatte er denn signifikanten Einfluss auf die Sanierungsbedarfe in Betriebshöfen? War er ein treibender Faktor hinsichtlich der Modernisierung der Signaltechnik? Und die Studien zu Verlängerungen in Nachbarstädte hängen auch sehr stark damit zusammen, wer dort und vor allem in Wiesbaden zuständig ist. (An einer dieser Stellen — war es Offenbach? — gab es doch diese schöne PM mit dem letzten Satz ungefähr „danke an den hessischen Verkehrsminister für seine Vermittlung“.)

    Bei Römerhof gebe ich dir Recht.

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  • Es gab eine Untersuchung des Magistrats zu möglichen Streckenführungen, zu denen die StVV den Magistrat auch mit Stimmen der SPD verpflichtet hatte.

    ...

    Nein, das ist kein positiver Punkt auf Oesterlings Liste.


    Anfangs war die Ginnheimer Kurve der SPD kein Herzensthema, nur mal zur Erinnerung:


    die Inititiative "Rettet-die-U5" hatte im Sommer 2010 die alle Fraktionen im Römer zu einer Trassenbegehung eingeladen, um ihren Vorschlag für die "Ginnheimer Kurve" vorzustellen. Es haben teilgenommen die verkehrspolitischen Sprecher von CDU (Helmut Heuser), den Grünen (Stefan Majer), FDP (Annette Rinn) und SPD; die SPD hat für den erkrankten Herrn Oesterling einen völlig desinteressierten Hinterbänkler namens Peter Feldmann geschickt, der sich einen Scheiß dafür interessiert und nur telefoniert und sich vorzeitig verabschiedet hat.


    Der Auftrag an den Magistrat , den Lückenschluss vertieft zu untersuchen, geht zurück auf einen gemeinsamen Antrag von CDU, FDP und Grünen, die SPD hat später immerhin zugestimmt.

  • so gerne ich in CDU-Bashing einsteigen würde: da gibt es wahrlich genügend aktuelle Anlässe. Ich finde es nicht sehr sinnvoll, mit "vor 25 Jahren haben die was Falsches gewollt" zu kommen, insbesondere, wenn diese Idee heute nicht mehr verfolgt wird.

    Nur wirken leider gerade diese Fehlentscheidungen bis heute nach. Viele der Straßenbahnlinien, die in den letzten Jahren in der städtischen Politik und auch in diesem Forum so eifrig diskutiert werden, wurden im Wahn der "schienenfreien Innenstadt" eingestellt. Es fuhren mal Straßenbahnen vom Platz der Republik über die Mainzer und den Reuterweg, über die Untermainbrücke und die Friedensstraße usw. usf. Ich möchte schon mal daran erinnern, welche Partei das durchgesetzt hat, gerade wenn in diesem Threat so munter Grünen-Bashing betrieben wird. Natürlich hat sich die CDU weiterentwickelt, es dauert nur leider bei dieser Partei so vieles ein paar Jahrzehnte länger. Beim Frauenanteil der CDU-Fraktion im Bundestag - aktuell 20 % - wird es wohl noch etwas länger brauchen.


    Aber zurück zu Herrn Oesterlings Bilanz, keine der hier genannten Taten überzeugt mich. Am allerwenigsten das Fest zur 50-Jahr-Feier der U-Bahn, das ist doch wohl nicht ernst gemeint. Machbarkeitsstudien zur Straßenbahnverlängerung nach Offenbach, Bad Vilbel und Dreieich? Die würde ich gerne ganz konkret mal lesen. Nein, ich hoffe sehr, dass die neuen Dezernenten endlich nicht nur ankündigen, Konzepte vorlegen und viel reden, sondern endlich etwas tun.

  • Aber zurück zu Herrn Oesterlings Bilanz, keine der hier genannten Taten überzeugt mich. Am allerwenigsten das Fest zur 50-Jahr-Feier der U-Bahn, das ist doch wohl nicht ernst gemeint.

    Auch nichts aus der Auflistung von Tommy ? Ich muss sagen, 10-Minuten-Takt und Nachtverkehr sind schon große Dinge.


    Und zur 50-Jahr-Feier: ich formulierte bewusst „man mag es hinzufügen“. Aber doch, ich finde das relevant: es zeigt eine Wertschätzung für den schienengebundenen ÖPNV und dessen Bedeutung für die Stadt, die ich bei seinem Amtsvorgänger und -nachfolger (der Singular ist richtig) doch nicht ganz so enthusiastisch wahrnehme. Nun will ich auf keinen Fall sagen, dass „die Grünen“ „nur das Fahrrad“ sehen – denn ich weiß, dass das Unsinn ist –, aber ganz insbesondere die Besetzung des Verkehrsdezernenten nach Sikorskis Tod hat dennoch Wertschätzung für das System Bahn und die Menschen darin fehlen lassen. Und, ich sagte es bereits, es wäre in meinen Augen besser gewesen, wenn er 2016 rausgeflogen wäre anstatt Cunitz.

    • Neuer Nahverkehrsplan (Majer hat es ja nicht hinbekommen)


    Es stimmt, dass sich Stadtrat Majer nicht im Magistrat durchsetzen konnte. Aber man kann die positive Stimmung der letzten Jahre zugunsten des ÖPNV (Stichwort Verkehrswende etc.) nicht mit der Zeit davor vergleichen. Seit den 70'er Jahren wurde der ÖPNV nur unter dem Kostenaspekt gesehen. Viele Entscheidungen der letzten 45 Jahre sind aus heutiger Sicht falsch gewesen. Ich würde sie aber nicht den jeweils handelnden Personen zuordnen, sondern der damals (jeweils) vorhandenen allgemeinen Stimmung bezüglich des ÖPNV als reiner Kostenfaktor.

  • Diese Stimmung fiel aber nicht vom Himmel. Es sind ja alle miteinander verwoben. Politiker greifen gerne Stimmungen auf, die sie "vorfinden", aber es ist ihre eigene Entscheidung, wie sie darauf reagieren: Bekämpfen, Ignorieren, Verstärken? Wenn man beim ÖPNV Kosten sehen will, die man beim IV mit aller Macht unkenntlich macht, dann hat das ja Gründe.

    fork handles

  • Das sehen wir ja auch aktuell bei unserer östlichen Nachbarstadt, wo aus Kostengründen das Angebot gekürzt wird.


    Auch aus Klimaschutzgründen - aber nicht nur - ist dagegen für mich ein sehr gutes, auch resilientes ÖPNV-Angebot als Basis-Mobilität in Ballungsräumen und Metropolregionen essentiell. Das Auto sehe ich für die Mobilität der Zukunft eher als Rand-Produkt, etwas boshaft gesehen wie auch das Pferd. :P

    Manche Fahrten wie auch Lasten-Transporte lassen sich naturgemäß am Besten mit dem Auto bewerkstelligen. Aber der Gebrauch desselben sollte sich weitgehend darauf beschränken. Das hätte nebenbei auch den Vorteil, dass Handwerker und Einsatzdienste etc. leichtere Fahrt- und Parkmöglichkeiten haben.

  • Die ins Europaviertel wird ja wohl 2025 fertig, die kann dann Siefert einweihen 😀.


    Sonst wüsste ich nicht, wo wir so schnell noch eine neue U-Bahn herbekommen sollen. Auch die von Bockenheim nach Ginnheim wird ja erst in 10 Jahren kommen - mit Glück.