Und was ist jetzt besser für den Betrieb? Alles aus einem Hut oder so halb ausgegorene Konzepte?
Was ist denn das für eine blöde rhetorische Frage? Die richtige Antwort, die Du nämlich nicht anbietest, könnte nämlich auch heißen: Alles getrennt, aber mit wohldefinierten, effizienten ("ausgegorenen") Meldewegen und Zuständigkeiten.
Die Tatsache, daß z. B. jedes EVU seinen eigenen SEV zusammenbastelt, ist ja nun kein Naturgesetz. Man könnte genausogut festlegen, daß derjenige den SEV organisiert, der ihn zu verantworten hat. Heißt: Wenn das EIU baut und die Strecke sperrt, hat es gefälligst für die Weiterbeförderung der Endkunden zu sorgen. Das würde sogar dafür sorgen, daß Baustellen vielleicht mal wieder etwas zackiger abgearbeitet werden, weil die Mehrkosten für den SEV beim Netz und nicht bei den EVU hängenbleiben. Jedenfalls: Das ist eine reine Sache der Gesetzes-/Vertragsgestaltung, aber kein Argument für oder gegen eine Trennung von Netz und Betrieb oder dem Zulassen von einem oder mehreren EVU.
Im übrigen bringt der Verweis auf die ach-so-tolle Bundesbahnzeit rein gar nichts, denn zu Bundesbahnzeiten hätte es kurz darauf die Taunusbahn, die heute aus allen Nähten platzt, nicht mehr gegeben...
Und wie der Blick in die Nachbarländer (Frankreich, Spanien), die allesamt die Konkurrenz erst zum letztmöglichen Zeitpunkt zulassen, zeigt, ist ein "Betrieb in einer Hand" einzig ein Garant für miesestes Eisenbahnangebot auf den Niveau der 1980er und früher. Warum wohl hat gerade die SNCF eine krachende Niederlage bei der allerersten Ausschreibung an der Côte d'Azur eingefahren?
Die Frage, die sich für Deutschland stellt, ist also primär erstmal die Frage, ob es ein Webfehler der Bahnreform war, den Fernverkehr eigenwirtschaftlich abzutrennen. Weil, wenn ich das will und damit möchte, daß das EVU DB Fernverkehr wirtschaftlich unterweg ist, kann es umgekehrt nicht sein, daß jeder Dorfbürgermeister nach seinem ICE-Halt schreit. Und es auch nicht sein kann, daß viele (einige auch hier im Forum) die Flixbude ganz toll finden, obwohl die die Eigenwirtschaftlichkeit und Rosinenpickerei auf die Spitze treiben und wenn umgekehrt DB FV unwirtschafliche Strecken nicht bedienen will, es dann wieder die böse Bahn ist.
Ansonsten bin ich mir nicht sicher, ob es sinnvoll ist, allzusehr auf andere Länder zu schielen. Jede Bahnreform hat in jedem Land irgendwelche Vor- und auch Nachteile. Diese aber jeweils zu bewerten und in Relation zu Deutschland zu setzen, ist immer schwierig. Das ist letztlich wie die Diskussion, wie toll doch der TGV in Frankreich ist. Was aber die wenigsten beachten, ist die stark monozentrische Ausrichtung auf Paris und die sehr dünn besiedelten Landstriche zwischen den Metropolen. Oder die Bezeichnung von Zuggattungen in anderen Ländern. Was in der Schweiz als IC läuft, ist bei uns allenfalls ein besserer RE. Aber dafür sind dort eben die Ballungsräume auch anders verteilt als bei uns.
Selbst mit dem Vergleich von Ausgaben pro Kopf für die Bahn/den ÖPNV muß man sehr aufpassen. Gut. über die Schweiz muß man nicht reden. Aber schon mit den reinen Zahlen z. B. zwischen Österreich und Deutschland wird es schwierig. Ja, die Ösis geben aktuell fast dreimal soviel pro Nase aus wie wir. Nur: Die basteln im Moment an vergleichsweise teuren und aufwendigen Tunnelprojekten rum (Koralm, Brenner, Semmering), die wir derzeit nicht haben und außerdem ist Deutschland im Schnitt doppelt so dicht besiedelt. Heißt: Wenn ich in Deutschland 1 km Strecke bauen will, finanzieren das damit auch doppelt soviele Einwohner. Daher muß Österreich per se doppelt soviel pro Kopf ausgeben wie Deutschland. Daher ist: "Schaut mal nach xy-Land" (zumindest ohne die Rahmenbedingungen oder die Nachteile des dortigen Systems zu betrachten), keine sinnvolle Argumentationshilfe.