Flixtrain: Verspätungen und Fahrtzeitzuschläge [aus: GDL ruft Mitarbeiter bei der DB zum Streik ab 10. August 2021, 19:00 Uhr, auf]

  • Privatwirtschaftliche Mittelstand-Betriebe koet sich solche Mängel gar nicht leisten, sonst würden sie von den Kunden abgestraft und gehen pleite.

    Nur mal so zu diesem Thema, weil ich gerade auf den Abfahrtsplan schaue: Flix 32612 mit zweieinhalb (!) Stunden Verspätung angekündigt, wegen "verspäteter Bereitstellung des Zugs". Soviel zu Private und Mängel nicht leisten können... Was die große Bahn kann, können die Krauter auch.

  • Nur mal so zu diesem Thema, weil ich gerade auf den Abfahrtsplan schaue: Flix 32612 mit zweieinhalb (!) Stunden Verspätung angekündigt, wegen "verspäteter Bereitstellung des Zugs". Soviel zu Private und Mängel nicht leisten können... Was die große Bahn kann, können die Krauter auch.

    Flix fährt zwischen Stuttgart und Berlin auch gerne mal 80 Minuten Verspätung heraus.

    Schön, dass man sich so viele Puffer einbaut, um am Ende pünktlich anzukommen, aber mit straffem Eisenbahnbetrieb im Taktverkehr hat das dann auch nichts mehr zu tun.

    Viele Grüße

    Krabe98

  • Flix fährt zwischen Stuttgart und Berlin auch gerne mal 80 Minuten Verspätung heraus.

    Schön, dass man sich so viele Puffer einbaut, um am Ende pünktlich anzukommen, aber mit straffem Eisenbahnbetrieb im Taktverkehr hat das dann auch nichts mehr zu tun.

    Da hast Du Recht. Das gilt aber z. B. auch für die RENFE. Die hat dermaßen hohe Fahrzeitzuschläge auf ihren Schnellfahrstrecken, daß Du zwischen Madrid und Barcelona mindestens 20-30 Minuten rausfahren kannst und immer noch pünktlich bist. Da erscheint dann die vollmundige Ankündigung, daß es ab 15 Minuten 50% und ab 30 Minuten 100% des Fahrpreises zurückgibt, unter einem ganz anderen Licht. Das finden alle ganz toll, aber keiner merkt, daß die Fahrzeiten künstlich verlängert sind und man minimal 15 Minuten bei jeder Fahrt verplempert.

    Könnte die DB ja auch machen. Wir verlängern einfach die Fahrzeit aller S-Bahnen durch den Stammtunnel um 10 Minuten und schon könnte niemand mehr über Verspätungen meckern.

    Und nebenbei hat Flix die angekündigte Verspätung gerade eben mal schnell von 2,5h auf 3,25h hochgetackert. (Womit im übrigen schon jetzt klar ist, daß die Gegenleistung ab Berlin selbst beim Rausfahren von Verspätung mal mindestens +60 hat). Also auch da wieder kein Unterschied zwischen Privatwirtschaft und den anderen Bahnen.

    Da wir uns aber dann hier ggf. doch etwas vom Streik entfernen, bitte im Zweifelsfall in einen passenden Thread verschieben/auslagern.

  • „Verspätete Bereitstellung“ hört sich für mich nicht nach Problemen auf der Strecke an…

    Ich weiß jetzt nicht, was alles unter diese Codierung fällt. Theoretisch könnte es natürlich auch eine Weichenstörung auf dem Abstellgleis sein, auf dem der Zug steht, der dann nicht rauskommt. Aber ich meine, die Angabe ist rein EVU-seitig.


    Kleine Randbemerkung: Die Flixtrain-Seite behauptet im übrigen nach wie vor, der Zug sei pünktlich. Ist schon doof, wenn man die Konkurrenz bemühen muß, um rauszufinden, wo der Zug wirklich ist.

  • die RENFE [...] hat dermaßen hohe Fahrzeitzuschläge auf ihren Schnellfahrstrecken, daß Du zwischen Madrid und Barcelona mindestens 20-30 Minuten rausfahren kannst und immer noch pünktlich bist.

    Das wird jetzt OT, aber dennoch: hochgerechnet auf die Entfernung (620km) kann die DB zwischen Nürnberg und Würzburg (102km und mindestens 12 Minuten Luft) dann 72 Minuten rausfahren, bzw die RENFE runtergerechnet nur noch 3 bis 5 Minuten. Auf die Fahrzeit gerechnet (0:30 Luft von 2:30 in Spanien, 0:12 von 1:00 in Bayern) ist es ziemlich äquivalent.

  • Das wird jetzt OT, aber dennoch: hochgerechnet auf die Entfernung (620km) kann die DB zwischen Nürnberg und Würzburg (102km und mindestens 12 Minuten Luft) dann 72 Minuten rausfahren, bzw die RENFE runtergerechnet nur noch 3 bis 5 Minuten. Auf die Fahrzeit gerechnet (0:30 Luft von 2:30 in Spanien, 0:12 von 1:00 in Bayern) ist es ziemlich äquivalent.

    Hallo,


    könntest Du diese Rechnung bitte in verständliches Deutsch übersetzen, denn gerade angesichts des sehr wohl ernsthaften Ausgangsthemas (Fahrzeitpufferansatz im bundesdeutschen ITF unter besonderen Berücksichtigung von FlixTrain etc.) erschließt sich mir dieser Textsinn jetzt nicht so wirklich?


    Danke & Gruß

    Umland-Bürger

  • könntest Du diese Rechnung bitte in verständliches Deutsch übersetzen, denn gerade angesichts des sehr wohl ernsthaften Ausgangsthemas (Fahrzeitpufferansatz im bundesdeutschen ITF unter besonderen Berücksichtigung von FlixTrain etc.) erschließt sich mir dieser Textsinn jetzt nicht so wirklich?

    Ich verstehe auch nicht so ganz, was Björn sagen will.


    "Vernünftige" Bahnen kalkulieren in ihre Fahrzeiten einen Zuschlag von etwa 4 bis 8%, z. B. zum Abfedern von Anschlüssen oder allfälligen Baustellen, ein. D. h. bei einer theoretisch möglichen Fahrzeit von 60 Minuten legst Du den Realfahrplan auf 62 1/2 bis 65 Minuten (grob) aus. Das kann im Einzelfall (auf Teilstreckenabschnitten) auch mehr werden, wenn es sich nicht lohnt, schneller zu fahren, weil ich auf den Taktknoten ohnehin die Zeit abstehe. Da ist die Achse Würzburg-Nürnberg-Regensburg recht berühmt. Oder, wenn Baumaßnahmen bisher nur teilfertiggestellt sind. Die möglichen Fahrzeitverkürzungen durch den Katzenbergtunnel sind meines Wisssens noch nicht (oder nur z. T.) in die Fahrpläne eingepreist und man nutzt den Zeitpuffer eher für die ganzen Baustellen drumherum.


    Den besagten Flix habe ich heute weiter beobachtet. Er fuhr dann am Ende noch später ab, hat aber 45 Minuten rausgefahren. Machen wir also ein einfaches Experiment: Die Fahrzeit dieses Zuges zwischen Stuttgart und Berlin 6:14 minus die 45 sind ziemlich genau 5:30 (und auf das Verhältnis bezogen, wäre das also hier schon ein Aufschlag von 13%). Krabe98 sprach weiter oben davon, daß er schon 80 Minuten erlebt/gefühlt/gelesen habe. Das wäre also noch mehr (27% Zuschlag) und die Realfahrzeit käme auf nicht ganz 5 Stunden. Mit einem "normalen" Fahrzeitzuschlag gerechnet, müßte der Zug also eine Regelfahrzeit von ungefähr 5:20h haben. Und da ist dann eben die Frage, ob es sinnvoll, nur weil es gelegentlich mal Verspätungen gibt, die Fahrzeiten über die Mindestfahrzeit+normaler Zuschlag hinaus zu verlängern und damit den Leuten sozusagen täglich "30 Minuten zu stehlen".


  • könntest Du diese Rechnung bitte in verständliches Deutsch übersetzen

    Sorry, ist immer schwierig auf dem Handy. Dies hier ist von einer besseren Tastatur geschrieben:


    Mir ging es darum, die Zahl von Holger Koetting: 20 bis 30 Minuten Fahrzeitpuffer in Spanien! einzuordnen: immerhin sind es von Madrid nach Barcelona 620 km und eine Fahrzeit von 2:30 Stunden. Das sind also etwa 13% bis 20% der Fahrzeit und etwa 3:13 bis 4:50 Minuten pro 100 km.


    Holger hatte das dargestellt als besonders viel Fahrzeitpuffer, also habe ich diese Werte mal mit einer (nicht zufällig ausgewählten) Strecke in Deutschland verglichen: Nürnberg - Würzburg. 100 km, etwa eine Stunde Fahrzeit, voller Taktverkehr. Hier habe ich selbst schon erlebt, dass mindestens 12 Minuten Verspätung aufgeholt wurde. Das sind also 20% der Fahrzeit (das gleiche wie Madrid-Barcelona) und 12 Minuten pro 100 km (etwa 3-4 mal so viel wie im spanischen Beispiel).


    Die Konversationskette ist dabei ungefähr: „FlixDings hat voll viel Fahrzeitpuffer, das geht ja aber gar nicht mit Taktverkehr zusammen!“ – „Ja, in Spanien noch mehr. Macht man in Deutschland nicht so.“ – „In Deutschland gibt's das sehr wohl an manchen Stellen, sogar noch krasser.

  • Sorry, ist immer schwierig auf dem Handy. Dies hier ist von einer besseren Tastatur geschrieben:


    Mir ging es darum, die Zahl von Holger Koetting: 20 bis 30 Minuten Fahrzeitpuffer in Spanien! einzuordnen: immerhin sind es von Madrid nach Barcelona 620 km und eine Fahrzeit von 2:30 Stunden. Das sind also etwa 13% bis 20% der Fahrzeit und etwa 3:13 bis 4:50 Minuten pro 100 km.


    Holger hatte das dargestellt als besonders viel Fahrzeitpuffer, also habe ich diese Werte mal mit einer (nicht zufällig ausgewählten) Strecke in Deutschland verglichen: Nürnberg - Würzburg. 100 km, etwa eine Stunde Fahrzeit, voller Taktverkehr. Hier habe ich selbst schon erlebt, dass mindestens 12 Minuten Verspätung aufgeholt wurde. Das sind also 20% der Fahrzeit (das gleiche wie Madrid-Barcelona) und 12 Minuten pro 100 km (etwa 3-4 mal so viel wie im spanischen Beispiel).

    Hallo,

    besonders baeuchle,


    da mir diese Smart-Tastaturen samt Umgebung grundsätzlich zuwider sind, verfasse ich mein Beiträge ausschließlich mit einer anständigen PC- bzw. Notebook-Tastatur. Also kein unnötiger zeitlicher Streß :-)


    Mit reinen km/Zeit-Vergleichen habe ich allerdings Probleme, weil die europaweitauf ganz unterschiedlichen Randbedingungen in den jeweiligen Ländern/Regionen beruhen. Da müsste man nun wirklich deutlicher in die betrieblichen Details gehen, um wirklich tragfähige Vergleiche anstellen zu können.


    Würzburg - Nürnberg ist nun ein besonders delikates (weil Kantenzeit-mäßig knappes) Beispiel, dass man kaum ohne Verständnis des Deutschlandtaktes insgesamt diskutieren kann. Was wir hier aber sollten.


    Der Fahrzeitpuffer-Ansatz ist im Übrigen zu differenzieren zwischen

    * konkretem Jahresfahrplan (unter Einfluss der jeweiligen Randbedingungen in Bezug auf Streckenverfügbarkeit (vor Ort bzw. im Gesamtnetz) usw.

    und

    * dem naturgemäß deutlich höher anzusetztenden Puffern bei einem über all die Jahre funktionierendem Deutschlandtakt.


    Als Fahrgast möchte man stabile(!!!) Fahrpläne, nicht den Abweichungszirkus, weil mal wieder wegen Bauarbeiten oder Mücken-Gegenwind (formal) eine bis x Minuten fehlen.


    Vor diesem Hintergrund halte ich es sehr wohl für sinnvoll die Diskussion zu führen, wieviel bzw. wie wenig Fahrzeitpuffer in den Langfristplanungen zum D-Takt enthalten sein sollen - und ob volatile Seitenanbieter wie Filx-Dings sich diesbezüglich WIRKLICH in einen insgesamt BRAUCHBAREN D-Takt einordnen.


    Den auf Druck von Flix-Dings nachträglich reingewürgten 90er-Linien im D-Takt 3 traue ich nicht über den Weg, zumal sie oft auch nicht ansatzweise in die örtlichen Knoten passen (Darmstadt?, Fulda etc.)


    Grüße

    Umland-Bürger

  • * dem naturgemäß deutlich höher anzusetztenden Puffern bei einem über all die Jahre funktionierendem Deutschlandtakt.

    Ich weiß nicht, welchen Deutschlandtakt du als schon über Jahre funktionierend kennst – bisher gibt es den doch gar nicht. Ja, Nürnberg-Würzburg ist die Verbindung zwischen zwei Taktknoten, aber nicht im D-Takt.

  • Ich weiß nicht, welchen Deutschlandtakt du als schon über Jahre funktionierend kennst – bisher gibt es den doch gar nicht.


    Ja, Nürnberg-Würzburg ist die Verbindung zwischen zwei Taktknoten, aber nicht im D-Takt.

    Hallo baeuchle,


    hier scheint es sprachliche wie inhaltliche Missverständnisse zu geben.


    1. Der "Deutschlandtakt" ist ein Prüfauftrag im Rahmen des BVWP2030. Er kann sich also schon aus rein logischen Gründen nur auf die Zukunft beziehen. Solche Binsenweisheiten setze ich jedoch in einem ÖV-Forum ganz dreist voraus :-)


    2. "Deutschlandtakt" ist doch nur Marketing-Sprech für Intergralen Taktfahrplan (ITF), also für ein Planungsprinzip. Dass dieses Prinzip bei entsprechend erfüllten Randbedingungen (Infrastruktur = Strecken & LST & Stationen & Fahrzeuge & Personal & integriertes Fahrplankonzept) funktioniert, kann man nun an unzähligen Umsteigepunkten tagtäglich bewundern. Bzw. man kann sehen, woran es im Einzelfall liegt, wenn mal Anschlüsse flöten gehen.


    3. Auch der "Deutschlandtakt" funktioniert nach vorgegebenen Planungsrandbedingungen. Niemand hat gesagt, dass diese optimal sind. Auch im 3. Gutachterentwurf zum D-Takt vom 30.6.2020 steht noch zu viel konzeptioneller Mist, der allerdings zu einem erheblichen Teil von den Bundesländern bzw. deren Aufgabenträgern eingespeist wurde. Bei uns also vornehmlich vom RMV...


    4. Deine Bemerkung zu Würzburg - Nürnberg verstehe ich nicht.

    Hier geht es um den ohnehin nötigen Bau von zwei Zusatzgleisen um die Kapazität zu erhöhen und um zu entmischen. Das ist meines Erachtens bei den Aktueren auch völlig unstrittig. Strittig ist allenfalls, ob man eine NBS mit einer Entwurfsgeschwindigkeit von 300 km/h so durch die örtlichen Raumwiderstände gelegt bekommt, dass man tatsächlich mit einer Kantenfahrzeit von 30 Minuten (real anzusetzende Fahrplanzeit dann 28...29 Min einschließlich Fahrzeitreserven, Minimalfahrzeit natürlich entsprechend kürzer) im übergeordneten Gefüge rechnen kann. Die Alternative wäre ein wildes Streuen in Nürnberg oder ein Zurückrudern auf eine Kantenzeit von 45 Minuten gegenüber heute ca. 53 Min. angesetzter Fahrzeit. Aus übergeordneten Gründen sind die 30 Minuten schon erstrebenswert, zumal jede NBS immer örtlich eingreift und hinsichtlich der volkswirtschaftlichen Rechnung eine Kantenzeit von 30 Min bei derart viel FV-Linien natürlich besser kommt als eine von nur 45 Minuten. Da hierzu aber noch gar kein Planungsprojekt existiert (Stichwort: Fulda-Konferenzen) und die Trassenwahl noch ziemlich offen ist, kann man aktuell dazu noch nichts sagen. Hoffentlich wird das nach der Bundestagswahl in 2022 zügig geklärt! Dies gilt insbesondere auch für das angrenzende Projekt Hanau - Würzburg, wo bekanntlich ebenfalls eine Teil-NBS (Entwurfsgeschwindigleit derzeit 230 km/h) vorgesehen ist.


    Fazit

    Der BVWP2030 und insbesondere die bisherigen(!) Ergebnisse zum D-Takt bilden die planerische und formalrechtliche Grundlage für die im kommenden Jahr anstehende Badarfsplanüberprüfung, die turnusgemäß zwischen zwei BVWPs stattfindet. Hier wird es stark darauf ankommen, welche Änderungen die Länder bzw. deren Verbünde in den kommenden Monaten gegenüber dem Bund einspeisen, denn der 3. Gutachterentwurf wird bestimmt nicht der letzte sein...


    Grüße

    Umland-Bürger

  • Hallo baeuchle,


    hier scheint es sprachliche wie inhaltliche Missverständnisse zu geben

    Möglich. Was hat das jetzt noch alles mit meiner Aussage zu tun? Meinem Hinweis auf die jetztigen Fahrzeitpuffer bist du mit dem Verweis auf den „bundesdeutschen ITF“ begegnet, den es noch nicht gibt. Nichts von der aktuellen Situation hat etwas mit einem bundesdeutschen ITF zu tun, weil es den noch nicht gibt.


    Somit ist (merke: Präsens!) die Strecke WÜrzburg - Nürnberg zwar eine Verbindung zwischen zwei Taktknoten, aber nicht zwischen zwei Taktknoten in einem bundesdeutschen IFT, weil, du weißt schon: es diesen gar nicht gibt.