Ist die Frankfurter Stadtbahn mehr "echte" U-Bahn als gedacht? - Definitionen der BOStrab

  • Entscheidend ist die Fahrzeuglänge der auf den Strecken verkehrenden Zügen. Von daher gibt es tatsächlich mehr stadtbahntaugliche Strecken, von U-Bahn-Strecken rede ich bewusst nicht, als man auf den ersten Blick quasi nicht sieht. Denn auf diesen könnten 100 m lange Züge verkehren. Jedoch sind diese Streckenabschnitte wie Mainzer Ldstr. zw. Mönchhofstraße u. Birminghamstraße und Hanauer Ldstr. zw. Ratswegkreisel u. Hugo-Junkers-Straße für solche Züge im Regelbetrieb nicht nutzbar wenn Abschnitte davor nur dem Standard straßenbündig oder besonders genügen.

    Andernfalls dürften 100 m lange Züge nur im baulich echten U-Bahn- oder Hochbahnstrecken betrieben werden. Dessen waren sich diejenigen bewusst als die BOStrab definiert wurde um keine kostspieligen baulichen Vorgaben zu setzen die nur in einem reinen Streckenverlauf als U-Bahn oder Hochbahn umsetzbar wäre.

  • Ich denke man sollte daher auch die Historie im Auge behalten:


    Das Regelwerk (Planung, Bau und Betrieb) von Schienenbahnen ging urspünglich von der Eisenbahn aus (Eisenbahngesetze, EBO und Vorgänger). Nach der Reichsgründung 1871, evtl. in einigen Ländern auch schon vorher, wurden für Klein- und Nebenbahnen besondere Regeln geschaffen; danach besondere Regeln für Feld- und Grubenbahnen sowie Seilbahnen.


    Für die Pferdebahn gabs zunächst keine Regeln, sie unterlagen auch nicht dem Eisenbahnrecht, sondern wurden als Klein- und Nebenbahn behandelt. Mit der Elektrifizierung der Pferdebahnen wurde in Preußen Ende der 1890er Jahre eine Bau- und Betriebsordnung für Straßenbahnen geschaffen (der Vorläufer der BOStrab), andere Länder übernahmen sie. Soweit ich weiß, gab es in Hamburg und Berlin besondere Regelungen für Untergrundbahnen, welchen Rechtscharakter sie hatten, ist mir nicht bekannt (Landesrecht? technische Regeln?)


    1937 wurde das gesamte Regelwerk der Straßenbahnen vereinheitlicht (PBefG; BOStrab1938); seitdem läuft alles unter BOStrab, was nicht Eisenbahn, Klein-, Neben-, Schmalspur-, Feld- und Seilbahn ist. Besondere Regeln für Untergrundbahnen gibt es seitdem nur noch auf der Ebene von Technischen Regeln, die aber weiterhin als Straßenbahn firmieren, der Begriff Stadtbahn oder Hochbahn taucht darin m.W. überhaupt nicht auf. U-Bahn ist also allenfalls eine technische Kategorie oder ein Marketingbegriff, jeder kann darunter verstehen, was er will.


    Eine Sonderregelung wurde für Magnetschwebebahnen geschaffen, sie laufen nicht unter BOstrab.

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  • Hier sind wir in einer Umgebung, in der sich die Schreibenden darüber bewusst sind.

    Das ist richtig. Und genau deswegen kann man ja auch sagen: „die U-Bahn in Frankfurt unterscheidet sich von der U-Bahn in Berlin dadurch, dass…“ und man ist der U-Bahn Berlin damit total gerecht geworden.

  • Dessen waren sich diejenigen bewusst als die BOStrab definiert wurde um keine kostspieligen baulichen Vorgaben zu setzen die nur in einem reinen Streckenverlauf als U-Bahn oder Hochbahn umsetzbar wäre.

    Die Berliner oder Münchner U-Bahn fährt auch unter BOStrab. Allerdings wäre eine Stromschiene im allgemeinen Verkehrsraum äußerst ungünstig.


    Andererseits könnten 2,65 m Breite und 75m Länge auch ausgenutzt werden. Ein T-40m und ein T-30m (oder nächster Generation an Fahrzeugen) in Traktion auf der SL11 / 21 (zukünftig 11 / 16) bei gleichem Takt: das wäre mal ein Boost an Kapazität. Gepaart mit Verbannung des IV von der Trasse und konsequenter Vorrangschaltung kommt man auch ein annehmbaren Vergleich zu Tunnel oder Hochstrecken hin, nur mit wesentlich geringem Aufwand.

    Einmal editiert, zuletzt von Condor ()

  • Mööp. Das APS der französischen Straßenbahnen ist eine Stromschiene im allgemeinen Verkehrsraum.


    018036.jpg


    Der Fahrstrom wird halt nur unter der Bahn zugeschaltet...

    Stimmt, aber ist das auch in D zugelassen?

    Der Bezug war aber auf München und Berlin, deren Stromschiene nun mal seitlich ist.

    Damit könnte aber der Bahnkörper ziemlich gut abgegrenzt werden, wird bei den Fahrkünsten heutzutage wohl andauernd Stromschienenstörungen hervorrufen.

    Einmal editiert, zuletzt von Condor ()

  • Zu zip-drive: Da würde ich noch eine ganze Menge Haltestellen zu den Haltestellen mit "U-Bahn-Flair" mit dazuzählen:


    A-Strecke: Schweizer Platz, Südbahnhof; Nordwestzentrum;


    C-Strecke: alle Tunnel-Haltestellen; besonders die Leipziger Straße mit ihren Darstellungen verschiedenster historischer U-Bahnen der Welt :);

    D-Strecke: Bockenheimer Warte


    (gerade die C- und die D-Strecke können da durchaus mit Stockhoms künstlerisch gestalten Tunnelbahn-Stationen mithalten :))


  • Erinnert uns das an etwas? ;) So wie die BOStrab es definiert, besteht die nördliche A-Strecke auf den Abschnitten

    • Heddernheim - Heddernheimer Landstraße (- NWZ - Ginnheim)
    • Heddernheim - Gonzenheim
    • Heddernheim - Oberursel Bf. (der anschließende Abschnitt bis Hohemark dürfte beim besten Willen nur ein besonderer Bahnkörper sein)
    • Auffahrten zum Riedberg (nicht auf dem Riedberg selber, dort ist es auf jeden Fall ein besonderer Bahnkörper

    Es war einmal geplant das Frankfurter Netz komplett in eine echte U-Bahn umzubauen. Deshalb wurde der Abschnitt Ginnheim Ausfahrt NWZ-Tunnel als U-Bahnstrecke neugebaut. Auch auf der Ludwig-Landmann-Straße war der Abschnitt zwischen Hausener Weg und Ebelfeld einmal auf U-Bahnausbaustand. Dann hat man für die leichtere Erreichbarkeit (Barrierefreiheit) die Zugangstunnel für die Bahnsteige durch oberirdische Überwege ersetzt.


    Der Abschnitt Oberursel Heddernheim war einmal sowohl für BoStrab wie EBO zugelassen und es fuhren früher Güterzüge von Oberursel Bf zum Industriebetrieb in Heddernheim. Irgendwo im Netz gibt es noch Bilder wie eine V100 auf der Strecke unterwegs ist, das war auch der Grund weshalb man nicht gleich mit hohen Bahnsteigen anfing. Da wären die Güterwaggons dagegen geknallt. Die Strecke nach Gonzenheim war früher als Überlandstraßenbahn ausgebaut und deshalb wurden andere Vorgaben wie in der Stadt Frankfurt erfüllt.

  • Zu zip-drive: Da würde ich noch eine ganze Menge Haltestellen zu den Haltestellen mit "U-Bahn-Flair" mit dazuzählen:

    Schweizer Platz war mal. Diese Station wurde ja völlig verunstaltet, die hätte ich früher noch mit aufgezählt.


    Aber du hast recht: Bei der C-Strecke habe ich Kirchplatz unterschlagen - Habsburger Allee geht auch noch.


    Die restlichen Stationen aus der "Ära Stadtbahnbauamt" wirken, für mich, praktisch nach "Schema F".


    Es "fehlen" einfach in Frankfurt klassische Stationen direkt unter der Straße, möglichst in einfacher Tiefenlage mit Mittelbahnsteig. So etwas findet man zum Beispiel in New York, Berlin, Hamburg (um bei der Aufzählung zu bleiben). Im Europaviertel wurde da eine riesige Chance zur Aufwertung des Frankfurter Netzes vertan. Güterplatz hingegen wird schon wieder so tief liegen, dass es eher den Charakter von Bockenheimer Warte D-Ebene erhalten wird...

  • Zitat von zip-drive

    ...klassische Stationen direkt unter der Straße, möglichst in einfacher Tiefenlage mit Mittelbahnsteig.

    Das schaffen auch alte "Unterpflaster-Straßenbahnen", die heute eher als Stadtbahn bezeichnet würden.


    Große Tiefenlage, wie sie ansatzweise z.B. bei der D-I bestehen (Bockenheimer Warte) und am Schweizer Platz sind ja sonst eher in klassischen U-Bahn-Städten zu finden bei neueren Strecken (Hamburg U 2, U 4), Moskau, Budapest (neue M 4), Stockholm. :)

  • Es "fehlen" einfach in Frankfurt klassische Stationen direkt unter der Straße, möglichst in einfacher Tiefenlage mit Mittelbahnsteig.

    Dafür sind in Frankfurt die meisten Straßen nicht breit genug, und unter den wenigen vorhandenen wurde bisher gar keine Tunnel gebaut bzw. erst später, so dass diese veraltete Bautechnik nicht mehr benutzt wird. Die einfache Tiefenlage ist ja keine besonders positive Eigenschaft, sondern eine Notwendigkeit gewesen, damit man vor >100 Jahren möglichst billig und ohne großen Grundwasserabsenkungen die Tunnel in offener Bauweise errichten konnte. Die Beeinträchtigungen beim Bau gelten mittlerweile als inakzeptabel. In Frankfurt wurde so nur der A-Tunnel und der S-Bahnttunnel bis zur Konstablerwache gebaut. Mir ist der Anblick der blauen Bauzäune auf der Zeil noch gegenwärtig.

  • (In Frankfurt gibt es neben Seckbacher Landstraße, Festhalle/Messe und Ostbahnhof wenig Stationen, die halbwegs U-Bahn-Flair erahnen lassen.)

    Ich finde es zwar irgendwie befremdlich, wie wir von der Frage nach rechtlichen Feinheiten in der BOStrab nun auf das „Flair“ der Haltestellen kommen, aber wir zum T. ist Seckbacher Landstraße eine Haltestelle mit „Flair“, gleichzeitig aber Südbahnhof oder Eschenheimer Tor nicht?


    Also ich sehe den Unterschied zwischen A-Strecke und Festhalle/Messe, Westend, Ostbahnhof, würde noch Zoo dazuwerfen, aber wenn die Seckbacher Landstraße in deren Kategorie spielt, Habsburgerallee und Südbahnhof aber nicht, dann verstehe ich nicht, was du darunter verstehst.

  • Große Tiefenlage, wie sie ansatzweise z.B. bei der D-I bestehen (Bockenheimer Warte) und am Schweizer Platz sind ja sonst eher in klassischen U-Bahn-Städten zu finden bei neueren Strecken (Hamburg U 2, U 4), Moskau, Budapest (neue M 4), Stockholm. :)

    Die Tiefelage ist aber durch äußere Zwänge verursacht, sei es geologisch, kreuzende andere Tunnelanlagen, oder auch politisch bedingt. Aber nicht, weil es "schick" ist (war)

    Die erforderlichen Reisezeiten für Nutzer von und zur Oberfläche sind ja schon erheblich, ganz zu schweigen von dem technischenm Aufwand.

  • Ich finde es zwar irgendwie befremdlich, wie wir von der Frage nach rechtlichen Feinheiten in der BOStrab nun auf das „Flair“ der Haltestellen kommen, aber wir zum T. ist Seckbacher Landstraße eine Haltestelle mit „Flair“, gleichzeitig aber Südbahnhof oder Eschenheimer Tor nicht?

    Escheinheimer Tor mit den engen Außenbahnsteigen und der zerklüfteten Wand (durch die Einbauten wie Treppenabgänge usw.) ist gerade - aus meiner Sicht - solch ein Negativbeispiel, welches den Stadtbahncharakter der A-Strecke unterstreicht. Diese Stationen haben ja gerade deshalb diese Bauweise, weil der Mischbetrieb mit ER-Straßenbahntriebwagen auf dem rechten Gleis die Außenbahnsteige erfordert. Linksverkehr und Mittelbahnsteige wäre eine Alternative gewesen (aber das führt hier zu weit).

    Also ich sehe den Unterschied zwischen A-Strecke und Festhalle/Messe, Westend, Ostbahnhof, würde noch Zoo dazuwerfen, aber wenn die Seckbacher Landstraße in deren Kategorie spielt, Habsburgerallee und Südbahnhof aber nicht, dann verstehe ich nicht, was du darunter verstehst.

    Habsburger Alle habe ich doch noch ergänzt.


    Seckbacher Landstraße ist (wie die restlichen Stationen dieses Streckenabschnittes) mit der farbigen Fliesengestaltung usw. architektonisch durchaus gelungen.

  • Seckbacher Landstraße ist (wie die restlichen Stationen dieses Streckenabschnittes) mit der farbigen Fliesengestaltung usw. architektonisch durchaus gelungen.

    Okay, also „Flair“ = „findest du hübsch“? Ok. Kann ich mit Leben (und deine Ergänzung zur Habsburger hatte ich überlesen, sorry). Dass gegen Eschenheimer Tor die Außenbahnsteige kommen, habe ich mir fast schon gedacht, deswegen hatte ich den Südbahnhof erwähnt, dessen Unterscheidung zur Seckbacher dann in … deinem Farbgeschmack liegt?


    Überhaupt – hat ein Netz keine "richtige" U-Bahn, weil die Haltestellen nicht opulent sind? So wie in New York?

    21_St_Queensbridge_both_platforms_vc.jpg

    (vrdier from Aalborg, Denmark, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)


    Oder München?

    M%C3%BCnchen-_U-Bahnhof_Olympiazentrum-_auf_Bahnsteig_zu_Gleis_3_7.12.2013.jpg

    Wikimedia-User Jivee Blau, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons


    Sind das auch keine richtigen U-Bahnen oder übersehe ich hier nur das 'Flair'? Wird man Paris noch gerecht, wenn man deren Metro mit diesen beiden Netzen in einem Satz erwähnt?

  • Okay, also „Flair“ = „findest du hübsch“? Ok. Kann ich mit Leben (und deine Ergänzung zur Habsburger hatte ich überlesen, sorry). Dass gegen Eschenheimer Tor die Außenbahnsteige kommen, habe ich mir fast schon gedacht, deswegen hatte ich den Südbahnhof erwähnt, dessen Unterscheidung zur Seckbacher dann in … deinem Farbgeschmack liegt?

    Hübsch ist subjektiv. Eine architektonische Leistung ist unabhängig vom persönlichen Geschmack zu bewerten. Das führt hier jetzt zu weit.


    Möge sich jeder selbst ein Bild davon machen, wo mehr in die Architektur investiert wurde. Eschenheimer Tor vs. Heidelberger Platz:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Heidelbergerpl-ubahn.jpg


    Niddapark vs. Schönhause Allee:


    https://commons.wikimedia.org/…Linie_U2_(7593086978).jpg


    Zum Thema opulente Stationen: Hier sticht Moskau natürlich heraus. München hat natürlich eine "richtige" U-Bahn, aber leider sieht man die fehlende Historie deutlich. Viele der Münchener Stationen, mit einigen wenigen Ausnahmen, verkörpern leider den Frankfurter Stil "Stadtbahnbauamt".


    Und zu einer U-Bahn, die es mit Berlin, Moskau und Paris aufnehmen will, gehört durchaus mehr architektonischer Aufwand als "typisch minimalistische, funktionale Betontristesse" (Zitat: Condor). Das, was in Frankfurt verkehrt, ist jedenfalls architektonisch viel näher an den Stadtbahnsystemen im Ruhrgebiet als an den genannten U-Bahnen der Weltmetropolen.

  • Möge sich jeder selbst ein Bild davon machen

    Jeder mache sich dann aber bitte auch hiervon ein Bild.


    (Seriously. Ich kenne mich in Berlins U-Bahn null aus und verlinke hier das erstbeste Bild einer U-Bahn-Haltestelle in Berlin aus der entsprechenden Wiki-Seite. „Es gibt in Berlin total hübsche und architektonisch aufwändige Haltestellen und deswegen ist das was gaaaaaanz anderes als in Frankfurt“ hält halt einfach keiner 3-Sekunden-Recherche stand. Weiter unten ist dann noch ein Bild von Kurfürstendamm. Nähmest du diese als Kronzeugen gegen Westend, Alte Oper und Zoo könntest du dafür argumentieren, dass Berlin eigentlich eine Ruhrgebietsstadtbahn, Frankfurt aber eine Weltstadtmetro habe.)