RMV erhöht Fahrpreise zum 01.07.2022 um 3,9 Prozent

  • Das beispielsweise von vielen gewünschte Angebot einer kostengünstigen "Flatrate" kann ich irgendwie nicht auf deren Website finden

    Dabei ist aber nur das Adjektiv „kostengünstig“ das Problem, oder? Und hier drehen wir uns im Kreis von „menno alles zu teuer hier“. Denn natürlich kannst du eine Flatrate für den RMV haben.

  • Prepaid hin oder her. Der RMV hat hier eben eine Lücke. Und das wird wohl auch so bleiben. Durch die neuen Homeoffice-Möglichkeiten (viele haben ja gerade dafür relativ großzügig investiert) dürften einige Pendler wegfallen bzw zu Gelegenheitsfahrern werden und für diesen Kreis muss man eben Angebote schaffen.

    Werde im Sommer wieder mit dem Roller ins Büro fahren, ansonsten bleibt ja noch DB FV (da gibts das passende Angebot mit 20 Fahrten und man hat mehr Komfort und kürzere Fahrzeit inklusive).

  • Dabei ist aber nur das Adjektiv „kostengünstig“ das Problem, oder?

    Nein, das Problem ist das "alle über einen Kamm scheren".


    Wieso muss ich mich entscheiden, ob ich entweder mir keine Gedanken beim Einsteigen machen will oder vier tausend Euro (keine Ahnung, habe nicht nach dem aktuellen Preis für die höchste Preisstufe geschaut) zahlen muss. (Das meintest du wohl mit der "Flatrate", die der RMV heute schon anbietet.)


    Wenn ich über das Jahr gesehen mit Einzelfahrkarten oder Tageskarten beispielsweise 500 Euro zahle. Wieso kann ich nicht einfach die 500 Euro (in welcher Form auch immer) dem RMV direkt einmal jährlich oder monatlich in Raten zukommen lassen und habe damit meine Schuldigkeit pauschal abgegolten? Und muss eben nicht mehr jedesmal daran denken etwas tun zu müssen? (Nein, ich bin auch nicht "zu blöd mein Handy zu laden", denn ich nutze diese RMV-App gar nicht erst, habe die RFID-Karte.) Das wäre doch auch kostenneutral bzw. die Kosten für die Automaten und Vertriebsstellen fielen sogar noch weg.


    Das Problem ist ganz einfach, dass die deren Produkt konzeptuell nicht im Griff haben. Schalte ich Netflix ein, sehen die, was ich genutzt wird. Nehme ich das Telefon und rufe jemanden an, kann der Telefonanbieter einfach die Kosten abrechnen. Aber der ÖPNV bekommt das nicht auf die Reihe, hier soll der zahlende Kunde deren Arbeit machen.

    Prepaid hin oder her. Der RMV hat hier eben eine Lücke. Und das wird wohl auch so bleiben.

    Sehe ich auch so. Es ist mir unverständlich, wieso einige hier den RMV für dieses antiquierte Konzept sogar noch in Schutz nehmen.

    ansonsten bleibt ja noch DB FV

    Die haben eine gute Lösung: Checkt man mit deren App ein, wird man nicht mehr behelligt, sofern man eine Sitzplatzreservierung hat. Beim RMV wird man dennoch belästigt - selbst wenn ich die tausende Euro teure "Flatrate" hätte, müsste ich mich immer noch behelligen lassen, auch wenn ich das gar nicht will.

  • Okay, die Diskussion hat nun das warum-kann-ich-in-der-Straßenbahn-keinen-Sitzplatz-reservieren-Stadium erreicht, Glückwunsch, ihr habt den ÖPNV zu Ende gespielt.


    Edit: ich meine ernsthaft. Komfort-CheckIn funktioniert eben auch nicht, wenn dein Netz für einen ganzen Vormittag ausfällt.

    Einmal editiert, zuletzt von baeuchle ()

  • Okay, die Diskussion hat nun das warum-kann-ich-in-der-Straßenbahn-keinen-Sitzplatz-reservieren-Stadium erreicht,

    Es ist müßig. Ich habe nie behauptet, in der Straßenbahn einen Sitzplatz reservieren zu wollen. Ich habe ein fehlendes Angebot eines "sorgenlos-prepaid"-Tarifs bemängelt. Das wäre notfalls auch bei der Kontrolle kein Problem. Die müssten ja nur in ihrer Kundendatenbank nachschauen, ob Name+Geburtsdatum drin steht als "prepaid gezahlt" oder nicht.


    Alles hat sich weiter entwickelt. Selbst die Deutsche Post kann mittlerweile Briefe versenden bei denen man anstelle einer Briefmarke einfach handschriftlich einen Code aufschreibt, den man angezeigt bekommt wenn man gezahlt hat. Das, was ich hier vermisse, ist doch keine Science-Fiction - das geht praktisch sonst überall bei allen möglichen Unternehmen aus allen erdenklichen Branchen. Nur in Hofheim (Taunus) ist das nicht angekommen. Das ist doch schizophren - die Mitarbeiter dort nutzen das doch privat auch, die müssen doch selbst sehen können, was bei anderen Unternehmen seit Jahren schon möglich ist, bloß im eigenen Laden nicht. Ich will nicht zum Mars fliegen, sondern einfach nur an Ort A ohne irgendetwas zu tun in einen Zug einsteigen und an Ort B wieder aussteigen.

  • Ich habe ein fehlendes Angebot eines "sorgenlos-prepaid"-Tarifs bemängelt. Das wäre notfalls auch bei der Kontrolle kein Problem. Die müssten ja nur in ihrer Kundendatenbank nachschauen, ob Name+Geburtsdatum drin steht als "prepaid gezahlt" oder nicht.

    Du meinst also so eine Art Prepaid-one-year-flatrate? Schau dir doch mal die Jahreskarte mit Einmalzahlung an. Könnte das sein, was du dir wünschst. 😇

  • Ich denke, zip-drive meinte genau die nicht. Da kann man sich auch die BC100 kaufen und hat über die City-Funktion auch noch einige Stadtverkehre drin.


    Unabhängig von der jetzt zuletzt geführten Diskussion geht es doch um folgendes Ding:

    Der ÖPNV muss preislich wie vom Fahrtenangebot eine deutliche Alternative zum Auto bieten. Und inzwischen nicht mehr nur aus sozialen Gründen, sondern auch auch für den Klimaschutz und für eine stärkere Unabhängigkeit von Öl- und Gas-Importen. Wobei ja Öl und Gas in gewissem Maße gegenseitig subsituierbar sind, genauso wie auch Diktatoren und Terrorgruppen. Und da trägt eben eine stärkere Verlagerung von Autofahrten auf den ÖV in den Ballungsräumen deutlich dazu bei.


    Nun geht es darum, eine Balance zwischen niedrigen Fahrpreisen und Angebotsverbesserungen zu schaffen. Unstrittig ist wohl, dass mehr Mittel vom Auto- und Flugverkehr zum ÖV (nah wie fern) fließen sollten. Dann geht es immer noch darum, in welchem Umfang diese zusätzlichen Mittel in Angebotsverbesserungen und in welchem Maße zum Senken der Fahrpreise genutzt werden.


    Natürlich könnte der Stadtfahrpreis für den Einzelfahrschein auf 1 € gesenkt werden und das Angebot unverändert bleiben. Dann freut sich der Fahrgast, der für 1 € alle 5 Minuten eine U-Bahn auf der A- oder der C-Stammstrecke hat. Der Fahrgast, der von Zeilsheim nach Nieder-Eschbach fährt, wird dann zwar auch nur 1 € zahlen, für diese gut 22 km lange Strecke mit dem RMV etwa eine Stunde brauchen, mal etwas mehr, mal etwas weniger. Mit dem Auto dauert die gleiche Tour etwa 20 Minuten. Da dürfte dann sogar ein Null-Tarif keine Alternative sein. Ein X-Bus, der die Strecke dann wenigstens in einer guten halbe Stunde fährt, schon.


    Vom "platten Land" mal ganz zu schweigen. Also sehe ich es als wesentlich wichtiger an, vorrangig Angebotsverbesserungen zu schaffen. Beim Tarif sollte eher strukturell nachgebessert werden: In Richtung Verständlichkeit und Praktikabilität (siehe meinen Thread zur Fahrt ins VRN-Übergangsgebiet) und in Richtung Sozialtarife für Menschen mit wenig Geld. Und wenn es mit Gelegenheits-Pendlern eine weitere Lücke gibt, sollte dort ebenfalls nachgebessert werden, ebenso wie beim "kleinen Grenzverkehr" zwischen benachbarten Tarifgebieten.

  • Meine Jahreskarte kann ich versehentlich mit in die Waschmaschine stecken. Dann ist die auch futsch. Pech. Man kann zu jeder Lösung ein Problem konstruieren. Oder einfach die Lösung nutzen.

    Mein Jobticket ist waschmaschinenfest. Persönlich getestet

    Da hast du recht. Und da offenbar viele die Probleme fühlen - man frage mal im PKW-affinen Bekanntenkreis, warum lieber das Auto genutzt wird - ändert sich halt nicht viel am Status quo.

    Wenn ich im Bekanntenkreis nachfrage - und zwar bei Leuten, die durchaus im linken und grünen Parteispektrum zuhause sind - warum sie denn immer noch mit dem Auto fahren, dann ist der Hauptgrund: Weil es bequem ist. Einfach vor die Tür gehen, einsteigen, am Ziel ist ein Parkplatz, perfekt.


    Wird es unbequem, dann nimmt man durchaus das Rad. Der selbe, der mir erklärt hat, dass er die 2km zur Arbeit morgens mit dem Auto fährt, fährt eine 2km-Strecke nachmittags mit dem Rad: Es gibt am Ziel keine Parkplätze. Bus scheidet in diesem Fall aus, da man für die Strecke aufgrund der Linienführung länger brauchen würde als zu Fuß.


    Kosten habe ich eigentlich nie als Argument gehört. Die Kosten höre ich nur von Leuten, die sehr wenig Geld haben und für die ein Auto ein Kostenrisiko ist. Geht es kaputt, dann reisst die Reparatur unkalkulierbare Löcher in die Kasse. Eine Jahreskarte ist kalkulierbar.

    Für jedes neue Angebot schaffen die neue seitenlangen Bedingungen - da sind nur Bürokraten am Werk, da denkt niemand aus der Perspektive wie ein modernes Dienstleistungsunternehmen. Amazon oder Netflix oder fast jedes andere digitale Unternehmen haben da eine andere "User Experience".

    Meiner Schwester wurde vor 2 Jahren der Amazon-Account geknackt. Amazon hat das selbständig gemerkt und den Account gesperrt. Sie hat bis heute keinen Zugang. Wird von einer Abteilung zur anderen und wieder zurück vermittelt. Ihre Kindle-Bibliothek kann sie seitdem nicht mehr lesen, denn die hängt auch an dem Account. Die User Experience leidet da ganz gewaltig, wenn etwas passiert, das im Prozess nicht vorgesehen ist. Denn außerhalb des Prozesses funktioniert in einem solchen Konzern nichts.


    Der Friedhof der Amazon-Dienste ist nicht ganz so groß wie der von Google, aber so manches Projekt, das mit viel Tam-Tam angekündigt wurde, wurde auch von Amazon schon wieder beerdigt. Amazon, Netflix und Co müssen im Gegensatz zum ÖPNV keine Grundversorgung leisten, sondern dürfen sich die Rosinen rauspicken.

  • Ich verstehe eure Diskussion nicht so ganz.


    Ich kauf mir ne bc50 für etwa 250€ und stelle dann fest, das auf meinen üblichen Relationen von 30-100km der db oder bwTarif im Spontankauf günstiger ist als der Sprit für einen PKW.

    Wenn ich die üblichen carsharing Kosten veranschlage, komme ich mit 250 öcken nicht lange aus, und ein Auto kriege ich dafür auch nicht bezahlt (Versicherung, Steuer, Abzahlungsraten)

    Zusätzlich noch ein Fahrrad mit im Zug und das ganze Prozedere mit Verbundtarif, Bus und Straßenbahn kann mir egal sein.

    Das Leben ist so unschlagbar günstig mobil.

    Man sollte allerdings den Fahrplan gut im Kopf haben und etwas Zeit zum Reisen mitbringen.


    PS: der Kleidungsstil passt dann natürlich mehr zum Wetter als zum bisnesman

    Grüße ins Forum :saint:

    2 Mal editiert, zuletzt von jockeli ()

  • Es ist müßig. Ich habe nie behauptet, in der Straßenbahn einen Sitzplatz reservieren zu wollen. Ich habe ein fehlendes Angebot eines "sorgenlos-prepaid"-Tarifs bemängelt. Das wäre notfalls auch bei der Kontrolle kein Problem. Die müssten ja nur in ihrer Kundendatenbank nachschauen, ob Name+Geburtsdatum drin steht als "prepaid gezahlt" oder nicht.

    Warum soll mein Name in irgendeiner Datenbank stehen müssen, damit ich Bus fahren kann? Und woher kennen die den Namen? Du wirst dann trotzdem etwas vorzeigen müssen. Pass, Ausweis, was auch immer. Und das wolltest Du ja nicht, etwas vorzeigen. Darüber hinaus gibt es eine beachtliche Zahl von Menschen in Deutschland, die keinen Ausweis haben. Schätzungen gehen von bis zu einer Million aus. Dürfen die dann keinen Bus mehr fahren?

    Unabhängig von der jetzt zuletzt geführten Diskussion geht es doch um folgendes Ding:

    Der ÖPNV muss preislich wie vom Fahrtenangebot eine deutliche Alternative zum Auto bieten. Und inzwischen nicht mehr nur aus sozialen Gründen, sondern auch auch für den Klimaschutz und für eine stärkere Unabhängigkeit von Öl- und Gas-Importen. Wobei ja Öl und Gas in gewissem Maße gegenseitig subsituierbar sind, genauso wie auch Diktatoren und Terrorgruppen. Und da trägt eben eine stärkere Verlagerung von Autofahrten auf den ÖV in den Ballungsräumen deutlich dazu bei.

    Nun geht es darum, eine Balance zwischen niedrigen Fahrpreisen und Angebotsverbesserungen zu schaffen. Unstrittig ist wohl, dass mehr Mittel vom Auto- und Flugverkehr zum ÖV (nah wie fern) fließen sollten. Dann geht es immer noch darum, in welchem Umfang diese zusätzlichen Mittel in Angebotsverbesserungen und in welchem Maße zum Senken der Fahrpreise genutzt werden.

    Ich prognostiziere Mal: Wenn Du ÖPNV billiger machst und überall einen 5-Minuten-Takt einführst, wirst Du trotzdem noch sehr viele Leute haben, die weiterhin Auto fahren. "Auto = Freiheit", das ist doch in vielen Köpfen drin. "Ich will aber nicht mit irgendwelchen komischen Leuten im selben Bus sitzen." Das hast Du doch bestimmt schon gehört. "Och nö, ich mag mich aber nicht im Nieselregen 5 Minuten an die Bushaltestelle stellen."


    Meiner Empfindung nach wurden in vielen Bereichen bereits Angebote geschaffen, die gar nicht genutzt werden (s.z.B. die Ausführungen von "Lokführer Tim" (Tim Janotta) auf Twitter zu diesem Thema). Man hat sich ans Auto gewöhnt, es ist "eh da", und jede Änderung verläuft erst einmal sehr langsam. Klar, man liest, dass viele junge Erwachsene heute mit 18 keinen Führerschein machen. Insbesondere in Städten. Aber schaut man auf die Zahlen, dann ist das immer noch eine sehr kleine Minderheit, und unter diesen sind dann auch noch die meisten keine Überzeugungstäter. Es fehlt in vielen Familien einfach das Geld. Insbesondere in Städten, in denen die Mieten hoch sind.


    Klar, Lücken müssen geschlossen werden, Fahrpläne besser aufeinander abgestimmt sein, etc. Aber damit holt man die meisten Autofahrer nicht ab. Dazu müsste man andere Saiten aufziehen. Und nicht z.B. generell die Pendlerpauschale erhöhen und dicke Elektro-SUVs fördern während man gleichzeitig energieffizientere Mini-Autos (Rocks-E, microlino, Twizy) von der Förderung ausschließt.

  • Einfaches Tarifsystem? Tokio macht es vor!

    Jede Fahrt eine Einzelfahrt; jeder Betreiber eigene Entfernungstarife.

    Bezahlt wird mit aufladbarer RFID-Karte an Bahnsteigsperren indem man diese beim Betreten

    des Bahnhofes und Verlassen des Bahnhofes an das Lesegerät hält, was dann das Tor freischaltet.

    Bei Bus & Tram halt Einstieg beim Fahrer, dort RFID-Karte (Festpreis) und Austieg hinten.


    PS: für Touristen gibt es gegen Vorlage Reisepass Tagesticktes zu kaufen damit

    die sich nicht mit sowas herumplagen müssen (wobei es da auch unterschiedliche gibt....nur

    Metro; Metro + JR und so) [ups...jetzt wirds wieder kompliziert]

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Dass man für die Inanspruchnahme einer Dienstleistung selbst aktiv werden muss, passt einfach nicht zum Zeitgeist. Man erwartet, dass auch der RMV "on-demand" ist

    Ähm, "on demand" heißt wörtlich "auf Abruf" und setzt per Definition voraus, dass man etwas aktiv abruft, etwa ein Sammeltaxi bestellt, das dich an der Straßenecke eisammelt.

    Einmal editiert, zuletzt von heinz ()

  • Nein, zip-drive, du hast keine Reservierung im Nahverkehr gefordert, aber dennoch hälst du ein System hoch, das darauf basiert, dass deine Legitimation mit deinem Sitzplatz korreliert.


    Vielleicht verstehe ich einfach nicht, was du eigentlich forderst. Möglicherweise ist mir das System in Luxembourg nicht geläufig genug.


    Willst du von Kontrollen unbehelligt bleiben? Ich kenne kein System, das das ohne Sitzplatzzuweisung hinkriegt – wie verhinderst du, dass im hinteren Zugteil bei der S-Bahn am Hauptbahnhof nicht jemand einsteigt, der*die das Token nicht an den Scanner hält? Kontrollieren musst du doch noch.


    Willst du eine Flatrate, die aber nicht Jahreskarte heißen darf? Ach so, du willst eine Best-Price-Flatrate. Kann man machen, dann wird es für alle noch teurer.


    Willst du eine Abrechnung pro Fahrt, aber spontan kaufbar auch ohne Internetverbindung, aber es darf nicht eine Papierfahrkarte sein? Das wäre noch die sinnvollste Forderung, die ich aus deinen Ausführungen extrahieren kann. Vielleicht magst du aber anerkennen, dass sowohl Netflix als auch Telekom dir exakt einen Eingangspunkt (deren Server) bieten, an denen sie deinen Konsum prüfen können, und dass das vollkommen automatisiert stattfinden kann – beides Attribute, die der Einstieg in und Ausstieg aus einem ÖPNV-Fahrzeug nicht bieten können, wenigstens nicht im Massentransportbereich.

  • Warum soll mein Name in irgendeiner Datenbank stehen müssen, damit ich Bus fahren kann?

    Nein, das ist missverständlich. Es ging um das Thema Akku leer bzw. Handynetz ausgefallen. Solange die "App" oder die RFID-Karte funktioniert, ist ja alles gut. Für den Fall, dass das aber nicht geht bzw. man das Handy gar nicht erst dabei hat oder die Karte verloren, gestohlen, was auch immer wurde, muss der normale Ausweis ausreichend sein.

    Darüber hinaus gibt es eine beachtliche Zahl von Menschen in Deutschland, die keinen Ausweis haben. Schätzungen gehen von bis zu einer Million aus. Dürfen die dann keinen Bus mehr fahren?

    Das ist jetzt wirklich absurd. Die Jahreskarte bekommst du dann jetzt auch nicht. (Es geht immer noch um die "Pseudo"-Flatrate aka Jahreskarte der höchsten Preisstufe.) Alle möglichen persönlichen Daten müssen im Bestellformular angegeben werden, schaue selbst, wenn du im Zweifel bist.

    Ähm, "on demand" heißt wörtlich "auf Abruf" und setzt per Definition voraus, dass man etwas aktiv abruft

    Ja, darum geht es mir ja. Nur die Leistungen zahlen zu müssen, die man wirklich abruft. Will man derzeit "sorgenfrei" mit dem RMV fahren, braucht es die Zeitkarten, die man aber immer im Voraus vollständig zahlen muss, selbst wenn man diese nicht nutzt im Zeitraum deren Gültigkeit.


    Ein "on-demand"-Modell (sorgenfrei) im Gegensatz zum "Flatrate"-Modell ist doch genau das, was sich der Gelegenheitsfahrer wünscht. Darum drehte es sich doch hier - eben um die Mitarbeiter, die beispielsweise im Zuge weiterer Home-Office-Regelungen nicht mehr jeden Tag ins Büro fahren.


    Und der Abruf wäre in dem Falle einfach das Einsteigen in das gewünschte Verkehrsmittel - ohne vorher sich Gedanken über Tarife usw. machen zu müssen und ohne überhaupt die Möglichkeit zu haben, dabei Fehler zu machen, das heißt: Man kann nie belangt werden für irgendwas (sofern man sich natürlich nicht im Verkehrsmittel was zu schulden kommen lässt).

    etwa ein Sammeltaxi bestellt, das dich an der Straßenecke eisammelt.

    Klar. Ich wünsche mir etwas wie es die Post beispielsweise anbietet: Drucke ich einen Geschäftsbrief aus, erhalte ich automatisch im Anschriftenfeld den Barcode für das Porto und die Post bucht mit einer Sammelrechnung alle zehn Tage einen Betrag vom Konto ab wenn der Brief befördert wird.


    Das ist echtes "on-demand". Nur wenn ich einen Brief versende, zahle ich. Aber nicht direkt, ich habe einen Kredit und die Berechnung erfolgt nachgelagert.


    Bezogen auf den RMV würde das bedeuten: Ich melde mich dort an, hinterlege die Bankverbindung und brauche erst einmal nichts mehr zu tun und muss auch im Vorfeld nichts zahlen. Will ich von A nach B steigen, fahre ich einfach dorthin. Irgendwann bucht der RMV einen Betrag x vom Konto ab und man kann irgendwo eine detaillierte Ansicht abrufen, wie sich die Rechnung zusammensetzt.


    So wie auch die klassische Telefonrechnung eben jene Kosten für jedes einzelne Telefonat ausweist (wenn nicht "Flatrate"). Die ziehen auch erst am Ende des Abrechnungsmonates das Geld vom Konto ein.


    Im Falle des RMV wäre ich ja sogar noch mit einer Prepaid-Lösung einverstanden. Gelegenheitsnutzer sind eventuell nicht so leicht zu erwischen, wenn es mit der Zahlung mal stockt. Am grundlegenden Modell ändert das aber nichts.


    heinz dein Beitrag lässt den Eindruck in mir aufkommen, dass du mich damit auflaufen lassen wolltest. Mein Unternehmen setzte schon vor vielen Jahren auf Lösungen, die heute als "Cloud-Computing" bekannt sind. Gerade hier fing das Prinzip "on-demand" eigentlich richtig an, sich durchzusetzen. Man kann heute teilweise Rechenleistung, Speicherplatz, Bandbreite usw. minutengenau bedarfsgerecht buchen. Man schaue sich beispielsweise mal Amazon AWS an.


    Und bevor jetzt wieder Einwände kommen, wie "aber der RMV bietet aber eine Grundversorgung". Ihr stellt das so dar, als würde der RMV eine bedeutendere Rolle als große Wirtschaftskonzerne inne haben. Das ist doch lächerlich. Amazon ist ein Weltkonzern mit 1,6 Millionen Mitarbeitern und 470 Mrd. US-Dollar Umsatz. Das ist wirklich ein anderes Kaliber als der RMV (911 Mio. Euro Umsatz). Selbst die Deutsche Post AG als weltgrößter Logistikkonzern mit über 570.000 Mitarbeitern und fast 70 Mrd. Euro Umsatz könnte den RMV mehrmals "frühstücken".


    Ich glaube da liegt auch die Ursache dieser Kundenunfreundlichkeit begraben: Da herrscht einfach Größenwahn. Diese "friss oder stirb"-Mentalität (im Sinne von: "Entweder nutzt du das Angebot, was wir dir anbieten oder du fährst eben mit dem PKW/Rad/wasauchimmer!") ist auf deren Monopolstellung zurückzuführen, weil der ÖPNV in Deutschland eine hoheitliche Angelegenheit ist. Würden die nicht staatlich privilegiert könnten die mit solch einem Auftreten keinen Blumentopf mehr gewinnen.

  • Willst du eine Abrechnung pro Fahrt, aber spontan kaufbar auch ohne Internetverbindung, aber es darf nicht eine Papierfahrkarte sein?

    Eine Internetverbindung darf schon sein, das ist kein Problem. Aber was ich nicht will, ist die Verantwortung dafür, dass es funktioniert. Habe ich beispielsweise die für das System erforderliche RFID-Karte an den Scanner gehalten - und es funktioniert nicht, warum auch immer, will ich dafür keine Haftung übernehmen.

    Willst du von Kontrollen unbehelligt bleiben?

    Im Idealfall, ja. Bzw. wenn überhaupt deutlich seltener. Eben keine Kontrolle bei wirklich jeder Fahrt wie in den Regionalbahnen derzeit. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt in der U-Bahn kontrolliert wurde. So etwas ist okay.

    Willst du eine Flatrate, die aber nicht Jahreskarte heißen darf? Ach so, du willst eine Best-Price-Flatrate. Kann man machen, dann wird es für alle noch teurer.

    Wieso wird es teurer? Man kann hunderte Leute entlassen, die derzeit jeden einzelnen Fahrgast kontrollieren müssen. Dadurch spart man Kosten. Für die wenigen Stichproben braucht man keine Zugbegleiter mehr. Da reichen einige wenige Gruppen, die regelmäßig wechseln. Am besten zufallsbasiert.

    Vielleicht magst du aber anerkennen, dass sowohl Netflix als auch Telekom dir exakt einen Eingangspunkt (deren Server) bieten, an denen sie deinen Konsum prüfen können, und dass das vollkommen automatisiert stattfinden kann – beides Attribute, die der Einstieg in und Ausstieg aus einem ÖPNV-Fahrzeug nicht bieten können, wenigstens nicht im Massentransportbereich.

    Wie gesagt: Ein Scanner an jeder Tür reicht aus. Am besten auch innen neben jeder Steckdose oder was auch immer, damit es kein Gedränge beim Einsteigen gibt. Oder auch schon draußen am Bahnsteig für diejenigen, die im Vorfeld aktiv werden wollen.


    Mittlerweile gibt es in den Supermärkten digitale Preisschilder. Die Technik für solche funkbasierten Lösungen ist daher vorhanden und existent.

    Vielleicht verstehe ich einfach nicht, was du eigentlich forderst. Möglicherweise ist mir das System in Luxembourg nicht geläufig genug.

    Das war eigentlich ganz einfach: Man konnte auf die lila Karte beispielsweise prepaid Tageskarten (4 Euro/Tag für das ganze Großherzogtum) "aufladen". Beim Einsteigen hat man die einfach an den Scanner gehalten. Fertig. Bei einer Kontrolle hat man die einfach an das Gerät des Zugbegleiters gehalten. Ist die Karte defekt, gibt es kostenlos eine neue. Anhand der ID-Nummer der Karte ist zweifelsfrei feststellbar, dass man Geld gezahlt hat (eben bei "offline" nicht "schwarz" unterwegs gewesen ist), da es natürlich im Hintergrund Datenbanken über die Schattenkonten dieser Karten gibt. Man bekommt sogar ein optisches Feedback: Hält man die Karte dran, leuchtet es grün. Heute braucht man die Karte nur mehr für die erste Klasse.


    In Luxemburg ist man vielleicht einfach schneller. Da fuhren vor vielen Jahren schon E-Busse. Heute kommen die hier langsam. Eine prepaid-Karte gibt es hier immer noch nicht, dafür ist dort der Nahverkehr mittlerweile "gratis" (will heißen: 100% Staatszuschuss).

  • Ja, darum geht es mir ja. Nur die Leistungen zahlen zu müssen, die man wirklich abruft.


    Das ist echtes "on-demand". Nur wenn ich einen Brief versende, zahle ich. Aber nicht direkt, ich habe einen Kredit und die Berechnung erfolgt nachgelagert.

    Ok ich verstehe langsam worum es dir geht, und das mag jetzt Korinthenkackerei sein, aber das Wort "on demand" finde ich unpassend. "On demand" heißt, so dachte ich, um im Beispiel zu bleiben: das Sammeltaxi fährt nur dann wenn es jemand anfordert. Mit Abrechnung hat das für mich gar nichts zu tun, sondern mit der Erbringung der Leistung.


    Deine Argumentation finde ich aber weiterhin inkonsistent. Einmal willst du, dass du nicht aktiv werden musst zur Inanspruchnahme einer Dienstleistung, dann wieder willst du aktiv beim Einstieg in die Bahn einen Code scannen und aktiv einen Barcode auf deinen Brief drucken. Das Beispiel mit Cloud Computing ist auch nicht akurat, schließlich muss man sich, bevor man bei AWS Rechenleistung bekommt, erst einmal aktiv mit einem Benutzerkonto einloggen.


    Dein Vorschlag mit dem Scannen vor/beim Einstieg unterstütze ich vollkommen. Man könnte das sogar ohne Datenbanken und Internetzugang machen, indem man, wie bei Mensakarten an der Uni, den Guthabenstand direkt auf der Chipkarte speichert und bei der Entwertung der Fahrpreis vom Guthaben abgezogen wird.

  • Wenn z.B. als Versuch einer politischen Erpressung von außen das Benzin 5 € den Liter kostet, dann dürften vieles es doch vorziehen, 5 Minuten zur nächsten Haltestelle zu laufen und dort auch 10 Minuten auf den Bus oder Zug zu warten.


    Es gibt in einigen Städten, z.B. London, Ljubljana oder Shanghai, aufladbare Prepaid-Karten. Die funktionieren im Grunde wie früher die alten Telefonkarten oder Geldkarten. Du kaufst ein entsprechendes Guthaben oder lädst dieses auf - fertig. Die wird dann beim Ein- und Ausstieg an ein Lesegerät gehalten und der Betrag abgebucht.


    Missbrauch kann durch ein notwendiges Mindestguthaben zumindest eingeschränkt werden. Und man könnte sowohl Rabatte für Vielfahrer (größereres Guthaben) wie personengebundene Sozialtarife einrichten. Die funktionieren dann wie das Jobticket, zu dem Du dann im Grundsatz auch Deinen Dienstausweis vorzeigen musst. Genauso wie beim Impf- oder Testnachweis auch gelegentlich den Perso.

  • das Sammeltaxi fährt nur dann wenn es jemand anfordert.

    Ja, in dieser Hinsicht ist der Begriff eventuell unpassend. Ich meinte natürlich nicht, dass der Zug nur fahren soll, wenn ihn jemand nutzen will.

    Deine Argumentation finde ich aber weiterhin inkonsistent.

    Es mag inkonsistent erscheinen, wenn man nur nach Handlung erforderlich ja oder nein schaut. Die Art der Handlung ist aber schon verschieden. Will ich einen Brief drucken, geht das automatisch - ich muss nicht an das Porto denken. Bezahle ich beim Supermarkt an der Kasse, halte ich einfach die Karte an das Gerät. Ausweis, Karte zum Bezahlen und meinetwegen RMV-Karte hat man dann immer in der Geldbörse dabei. Da muss man nicht erst groß überlegen. Wenn man ein, zwei Mal beim Einsteigen eine Karte an ein Gerät halten muss, geht es von da an doch sowieso "automatisch".


    Der Verkaufsautomat für Papierfahrkarten ist jedoch ein große Hürde im Vergleich zur berührungslosen Karte: Mehrere Dialogseiten müssen per Touchscreen bedient werden und beim Bezahlen ist häufig entweder der Banknoteneinzug oder der Kartenscanner defekt. Und mit Münzen hantieren will heute niemand mehr - vor allem nicht bei den Preisen, die der RMV mittlerweile aufruft, bei denen man sehr viele Münzen bräuchte.


    Die App ist, wie gesagt, keine Alternative. Ist der Automat defekt, akzeptiert das die Zugbegleiterin und stellt einen Fahrschein auf Papier im Zug aus. Funktioniert mein Gerät nicht, sagt der RMV "Pech gehabt!" Dafür, dass ich für eine Leistung zahle, will ich nicht noch Verantwortung übernehmen müssen. Durch die Zahlung will ich gerade eine Dienstleistung in Anspruch nehmen, damit ich eben keine Verantwortung habe (wie beispielsweise die Verantwortung den eigenen PKW führen zu müssen).


    Bei beiden Vertriebswegen (Automat und App) kommt noch dazu, dass ich selbst wissen muss, was ich da tue. Es ist leicht möglich, das falsche Ticket zu erwerben. Eine moderne Lösung sollte jedoch stets selbst die korrekte Konstellation ermitteln können.


    Das Beispiel mit Cloud Computing ist auch nicht akurat, schließlich muss man sich, bevor man bei AWS Rechenleistung bekommt, erst einmal aktiv mit einem Benutzerkonto einloggen.

    Mit einer Registrierung bevor man die Leistung erstmals nutzen kann, habe ich keine Probleme.

    Man könnte das sogar ohne Datenbanken und Internetzugang machen, indem man, wie bei Mensakarten an der Uni, den Guthabenstand direkt auf der Chipkarte speichert und bei der Entwertung der Fahrpreis vom Guthaben abgezogen wird.

    Dann kommt aber wieder das Problem hinzu, dass man bei Defekt der Karte bzw. Verlust oder was auch immer, keinen Beleg mehr hat und eventuell trotz Zahlung von denen als "Schwarzfahrer" belangt werden könnte. (Ob die vor Gericht damit durchkämen sei dahingestellt, wenn man selbst den Zahlungsavis vorzeigen kann. Aber wer klagt da schon, das Thema hatten wir ja bereits.) Folglich entsteht wieder ein Haftungsrisiko auf Seiten des Kunden. In dem Moment, in dem so eine Karte dem Betreiber hingegen bekannt ist, kann bei Verlust einfach das "Guthaben" von der alten auf das neue Konto transferiert werden und die alte Karte deaktiviert werden.

  • Eine Internetverbindung darf schon sein, das ist kein Problem.


    Also, wo liegt dann Dein Problem mit dem Prepaid-Tarif? Vor dem Einsteigen Ticket auswählen, auf Kaufen drücken, fertig. Mehr braucht's nicht. Keine durchgehende Datenverbindung.


    Aber was ich nicht will, ist die Verantwortung dafür, dass es funktioniert.

    Stell Dir vor: Die Verantwortung hast Du bei der Papierfahrkarte auch. Wenn sie Dir aus der Hosentasche fällt, ist sie weg. Du bist für das Funktionieren (konkret: Das Vorhandensein) Deiner Fahrberechtigung verantwortlich. Egal ob aus Papier, einem Trägermedium oder als Online-Ticket.


    Und im Gegensatz zum Aus-der-Hose-gefallen, wo der Besitz des Tickets definitiv nicht mehr nachweisbar ist, kannst Du beim Handy-Ticket immerhin noch (der Ton macht die Musik) mit dem Kontrolleur gemeinsam versuchen, das Telefon für drei Minuten zu laden und dann das Ticket wieder zu zeigen.


  • Der RMV hat hier eben eine Lücke. Und das wird wohl auch so bleiben.

    Dann mach doch bitte mal einen Vorschlag, welches Ticketangebot Deiner Meinung nach fehlt. Bevor ich falsch verstanden werde: Es geht nicht um den Preis, sondern um die Art des Tickets (also: "Ich brauche eine 79-Minuten-Karte auf gelbem Papier", aber nicht: "Ich will ein Ticket, was 34 Cent kostet").