Metro-Planung für Belgrad

  • Gerade im Netz entdeckt: Der Belgrader Bürgermeister verkündete Anfang Oktober 2021, im Dezember 2021 ein Metro-Projekt mit 2 Linien von insgesamt knapp 42 km Länge zu starten. Das Projekt soll etwa 4,4 Mrd. Euro kosten. Den größten Anteil hat dem Bericht zufolge ein chinesisches Bau-Unternehmen, während für rollendes Material, Schienen, Stromversorgung und Elektro-Mechanik der französische Konzern Alstom zuständig sein soll.


    Hier der Link zur englisch-sprachigen Webseite von See-News (Geschäftsprojekte für Südost-Europa): https://www.seenews.com/news/s…-2021-deputy-mayor-716049

  • Siehe die Stadtbahn von Addis Abeba. Da läuft heute auch alles wie am Schnürchen.


    Ich will das nur mal erwähnt haben. Nicht dass wir dann auch noch von diesem Projekt in Belgrad ein weiteres tolles Rätsel von Holger Koetting bekommen werden...

  • Das muss am Ende tatsächlich nicht schnell und günstig bedeuten. Chinesische Baufirmen führen diese Aufträge vor Ort mit chinesischen Personal und Material aus. Auf den Baustellen wird nach chinesischem Standard gearbeitet mit allen (volks- und betriebs-) wirtschaftlichen, (globalen und lokalen) ökologischen und (gesellschafts-)politischen Nachteilen und Abhängigkeiten für den Auftraggeber. Sollte am Ende was sein haben die Belgrader Milliarden an Schulden und im schlimmsten Fall eine Bauruinen (70 % der gesamten Projektkosten). Dann ist die EU gerade noch gut genug um den Karren wieder flott zu machen. Und Verträge mit chinesischen Firmen erfolgen nach chinesischem Standard mit den o.g. Konsequenzen. Gab‘s keine europaweite Ausschreibung?


    Interessant die Position von Alstom und Paris. Denn überraschenderweise betreibt Paris auch keine Industriepolitik denn der Bürgermeister sagt: "I have never seen someone giving such profitable financing conditions as the French did, in order to allow Alstom to do the job."

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  • Da bist du meiner Ironie doch tatsächlich auf den Leim gegangen, lieber S-Wagen.


    Und ich hab auf die tolle Rätselreihe "Stillgelegt" angespielt, die mich immer wieder vor unlösbare Rätsel bringt. Und so ein Rätsel will ich mit diesem Metro-Bau in Belgrad doch nicht sehen.

  • Mir ist eher der recht stolze Preis von 4,4 Mrd. Euro für 42 km aufgefallen. Das ergibt einen Kilometer-Preis von gut 100 Mio. € - was selbst für Frankfurt schon eine stolze Summe wäre. Offen ist für mich dabei, ob die "Integration von vier innerstädtischen Eisenbahnstrecken" zu diesen 42 km Metro noch dazukommt, oder ob die Integration der vier innerstädtischen Eisenbahnstrecken Teil dieses Metro-Projektes ist, etwa vergleichbar mit Wien (Gürtelbahn und Stadtbahn-Strecke nach Hütteldorf).


    Zum Hinweis von main1a zur EU: Da Serbien n i c h t Mitglied der EU ist, muss es weder europaweite Ausschreibungen noch im Falle eines Fehlschlages Unterstützung durch die EU geben. Wegen der politischen Nähe Serbiens zu Russland wundert mich eher, dass dort niemand engagiert wurde. Russland hat ja genug einschlägige Erfahrungen in Bau und Betrieb von Metros. :)

  • Ist das so?
    Ich habe dazu einige Berichte gelesen die Gegenteiliges behaupten, siehe dazu: Süddeutsche vom 24.07.2018.


    Gibt einige Interessante Anekdoten zu dem System (z.B. das Chinesische Baukonsortium ist bis heute auf den Kosten für die von Sweroad als Bauherrenberaterin durchgesetzten Änderungen wie ein wesentlich umfangreicheres Zugsicherungssystem oder mehr Brückenbauwerke sitzengeblieben), 2020 wurde der letzte Teilbereich (von insgesamt 18) an die äthiopische Seite übergeben, Fahrzeugwartung und Reparatur bedarf aber weiterhin das verschicken von zum Beispiel Drehgestellen, da CRRC sich weigert Ersatzteile und Handbücher nach Äthiopien zu verschicken. Ursprünglich wollten de vormalige Regierungspartei das ganze System durch Salini (heute Webuilt) bauen lassen, nachdem diese nicht von ihren Preisvorstellungen runtergegangen sind ist man 2008 auf die Chinesen zugegangen.


    Wer sich das ganze mal angucken will hier sind zwei fast komplette Aufnahmen der beiden Linien



  • Das ist richtig OWE. Aber Serbien hat einen Antrag auf EU-Mitglied in 2009 gestellt.

    Ob EU-Mitglied oder nicht, es hätte ja eine europaweite - die natürlich nicht EU-Regeln unterliegt - Ausschreibung gegeben haben können. Deshalb meine Frage.

    Als Beispiel sei dieses Bauvorhaben im benachbarten Montenegro genannt.

  • Die Ironie zum Beispiel Montenegros ist, dass dieses Land bereits seit den 70er Jahren eine andere Verbindung "mit der großen weiten Welt" erhielt - eine Eisenbahn. 1976 wirde der "Beograd-Express" D 498 / 499 um 514 km bis Bar verlängert und man konnte direkt mit dem Schlafwagen von der Elbe bis an die montegrinische Adria fahren.

  • Mir ist eher der recht stolze Preis von 4,4 Mrd. Euro für 42 km aufgefallen. Das ergibt einen Kilometer-Preis von gut 100 Mio. € - was selbst für Frankfurt schon eine stolze Summe wäre.

    Für den Frankfurter Fernbahntunnel rechnet man mit Kosten von 3,6 Mrd €. Die Tunnellänge beträgt 7-10 km (Q). Da kommen mir 4,4 Mrd für 42 km nicht so viel vor. Klar, die 42 km werden nicht komplett unterirdisch sein, aber dafür ist auch noch einiges an Rollmaterial in den Kosten enthalten.


    Die Belgrader Metro hat schon eine lange Planungsgeschichte von über 40 Jahren. Schon 2011 gab es Vorabverträge zwischen Alstom, Frankreich, Serbien und Belgrad zum Bau der Metro, die bis 2017 hätte fertig sein sollen (Q). 2020 gab es einen neuen Vertrag mit Alstom über 454 Millionen für die erste Linie, bei Gesamtkosten von 2,2 Mrd für die erste Linie. Schon damals war für die Durchführung der Bauarbeiten ein chinesisches Konsortium im Gespräch (Q).

  • Für den Frankfurter Fernbahntunnel rechnet man mit Kosten von 3,6 Mrd €. Die Tunnellänge beträgt 7-10 km (Q). Da kommen mir 4,4 Mrd für 42 km nicht so viel vor. Klar, die 42 km werden nicht komplett unterirdisch sein, aber dafür ist auch noch einiges an Rollmaterial in den Kosten enthalten.


    Das Transit Cost Projekt baut eine Datenbank auf mit netten Visualisierungen - die einzigen Länder die wirklich konsequent bei Kosten um die 100 Mio. € pro gebauten Kilometer liegen sind Spanien, Südkorea und die Türkei.


    Frankfurt ist übrigens auch dabei mit (kaufkraftbereinigten) Kosten von 179.8 Mio. $ pro Kilometer für die U5 Verlängerung...


    https://transitcosts.com/what-does-the-data-say/

  • Dieser ZDF-Videobeitrag vom 21. Dezember berichtet ebenfalls über das Projekt. Dort wird unter anderem auch auf Kritik an der Linienführung hingewiesen. Gerade der neue Belgrader Hauptbahnhof ist ja berüchtigt für seine schlechte Anbindung an die Innenstadt. Wenn ich richtig sehe, soll dieser nur über die für später geplante Linie 3 angeschlossen werden. Im Internet findet man leider recht wenige aktuelle und verlässliche Infos zum Bauablauf und einige scheinbar veraltete Karten, auf openrailwaymap.org ist auch noch nichts eingezeichnet - weiß jemand mehr dazu?

  • Der Planung entnehme ich, dass zunächst 2 Metro-Linien geplant sind, die überwiegend im Tunnel verlaufen sollen ("TBM" und "cut and cover") und dazu 4 S-Bahn-Linien im künftigen Netz einbezogen sind, die an verschiedenen Stellen mit der Metro verknüpft werden. Anscheinend fährt die S-Bahn zumindest auf einigen Strecken schon, und es gibt einige interessant aussehende Tunnelstationen, während die gezeigten oberirdischen Haltestellen "unterirdisch" aussehen. ;(

  • Sollte am Ende was sein haben die Belgrader Milliarden an Schulden und im schlimmsten Fall eine Bauruinen (70 % der gesamten Projektkosten). Dann ist die EU gerade noch gut genug um den Karren wieder flott zu machen. Und Verträge mit chinesischen Firmen erfolgen nach chinesischem Standard mit den o.g. Konsequenzen. Gab‘s keine europaweite Ausschreibung?

    Was hat die EU mit den Schulden eines nicht-EU-Landes wie Serbien zu tun?

    Und inwieweit sollte Serbien zu einer EU-Weiten Ausschreibung verpflichtet sein?

  • Erstmal nichts. Nach dem Beginn einer EU-Mitgliedschaft aber schon weil beispielsweise Montenegro, sofern mal Mitglied, sich sehr wohl Hoffnung auf finanzielle Unterstützung durch die EU macht. Dieses Thema würde ganz sicher im Beitrittsvertrag regeln.


    Serbien ist nicht EU-Mitglied und folglich unterliegt die Ausschreibung keinen EU-Regeln. Mit meiner Frage europaweite Ausschreibung habe ich das nicht gemeint sondern wie formuliert. Außer Alstom hätten es ja noch andere Firmen aus Europa - nicht EU - anbieten können.


    Wenn alles gut umgesetzt wurde bzw. zukünftig wird freue ich mich für die Stadt Belgrad das sie ein leistungsfähiges Stadtbahnsystem kriegt.

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  • OWE: Das mit den zwei Metrolinien und den 4 Vorortlinien steht schon in dem Artikel den du verlinkt hast....

    bzw...das mit der Anzahl der Metrolinien hattest du sogar selbst geschrieben.....teilweise was überlesen oder

    schon so schnell vergessen? xD

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