Sicherheit und Sauberkeit in Tunnelstationen

  • Nachdem bei unserer letzten gemeinsamen Fahrt ein vollkommen verdreckter Obdachloser die Bahn betreten und jeden angebettelt hat ist das Thema alleine fahren für Ihn erst mal gestorben, Vielen älteren Menschen geht es genauso.

    Zutreffend, aber leider andere Baustelle. Man wird nie beeinflussen können, ob Bettler, Drogenabhängige, Wohnsitzlose, Alkoholiker, Fußballfans, laute Touristenoder rücksichtslose Smartphone-Quäken zusteigen und die Fahrt beeinträchtigen.

    Mit der Sauberkeit in den Tunnelstationen hat das primär nichts zu tun.


    Wir erkennen den Ist-Zustand und beklagen ihn, aber könnten wir Lösungen vorschlagen?

    Konkret: Was wünscht ihr euch? Sicherheitspersonal in jeder Bahn? Alternativen?


    Stationen betreffend: Häufigere Streifengänge? Reinigung im dichteren Takt? Meldeportal?


    Wären wir bereit, höhere Kosten, umgelegt auf die Fahrpreise, mitzutragen?

  • Das ist vom Grundsatz her zwar richtig, aber bedauerlicherweise eine unterkomplexe Beleuchtung des Themas.

    Ich habe mir nicht angemaßt, das Thema umfassend zu beleuchten, sondern wollte nur mit einem sehr wichtigen Aspekt beitragen.

    [...]. Aber das wäre nunmal komplex [...]

    ;)


    Aber wenn Menschen das Angebot unseres Sozialstaates nicht annehmen wollen, kann man das unserer Gesellschaft nicht negativ anrechnen.

    Das sehe ich zu einem gewissen Punkt anders: Diese Haltung schadet in erster Linie diesen Menschen selbst und entspricht damit nicht dem (ich nenn's mal so) natürlichen Lebenswillen. Also gab es etwas in ihrer Lebensgeschichte, was dazu beigetragen hat. Und da kann man die Gesellschaft nicht ausklammern.


    Ich meine, dass es bei der hessenschau dazu negative Kommentare gab, weil man gerne auch mal Besucher am Bahnsteig der U-Bahn abholen wolle und dafür keine Fahrkarte zu kaufen bereit war.

    Joa, das Gejammer hab ich damals auch nicht verstanden. Ist aber typisch, da sind immer alle betroffen. Beispielsweise jetzt wo Mainz die Gebühren fürs Bewohnerparken am Fahrzeugvolumen festmachen will, haben auf einmal alle in den Kommentarspalten zwei Großeltern im Rollstuhl, fünf Kinder und zwei Hunde...


    Was spricht tatsächlich gegen Zugangsschranken?

    • Eingeschränkte Barrierefreiheit ggü. Rollstühlen und Kinderwagen (bei Fahrrädern ist es eher Komforteinschränkung)
    • Bei personeller Zutrittsontrolle: Personalkosten
    • Bei elektronischer Zutrittskontrolle: Uneinheitlicher Ticketdschungel, fehlende maschinelle Lesbarkeit von Einzelfahrscheinen
    • Ausbremsen des Reisendenstroms in Stoßzeiten

    Durchaus lösbare Probleme, aber nur unter Einsatz von Willen und Geld.


    Bei "einfachen" U-Bahn-Stationen mag das funktionieren, aber wenn ein oder mehrere Shops in der B-Ebene sind, wird's interessant. Ich möchte den Laden auch ohne Ticket besuchen können (und der Händler möchte das sicher auch), und nach Ladenschluss hat man eine frei zugängliche B-Ebene.

    Das von dir erwähnte abgegrenzte Bahngebiet ist bei den Tunnel-U-Bahn-Stationen i. d. R. mit Schildern an der Decke und längs zur Laufrichtung angeordneten Metallbügeln gekennzeichnet, und beginnt meist am oberen Ende der Rolltreppen zum Bahnsteig. Also ohne B-Ebene.

  • Es betrifft dort zwar "nur" einen Backshop, glaube ich, aber ich habe die Station als ziemlich offen und nicht vergitterbar in Erinnerung.

    In dieser Station war ich seit langer Zeit nicht mehr, das letzte Mal war wohl als ich in der Lehrbuchsammlung der UB war. Damals gab es da noch einen Zugang von der B-Ebene aus, und der Bereich oberhalb des Bahnsteigs war Magazin für die UB. Deshalb ist die B-Ebene auch nicht durchgängig zwischen den beiden Abgängen der eigentlichen Bockenheimer Warte und der UB begebbar.

    Einmal editiert, zuletzt von John2 ()

  • Zutreffend, aber leider andere Baustelle. Man wird nie beeinflussen können, ob Bettler, Drogenabhängige, Wohnsitzlose, .... zusteigen und die Fahrt beeinträchtigen.

    Mit der Sauberkeit in den Tunnelstationen hat das primär nichts zu tun.

    Doch schon, ich empfehle heute noch einen Besuch der Hauptwache, S-Bahn Bahnsteige, Abschnitt "B". Die Fahrzeuge werden wie der Bahnsteig als Refugium angesehen, Zimmer Hauptwache, nächstes Zimmer Hauptbahnhof...

  • Bahnsteigsperren helfen auch nur bedingt gegen das Problem. Eine Kurzstreckenkarte ist schnell gekauft, und schwupps ist man drin. Genau so finden sich Mittel und Wege die Sperren ohne Fahrkarte zu passieren. (Man stelle sich nur mal 10 Minuten neben eine Bahnsteigsperre und schaue dem Treiben zu.)


    Helfen täte natürlich Personal, dass die Sperren überwacht. Das kann man dann aber auch gleich ohne Sperren dafür einsetzen, um für Ordnung zu sorgen.

  • Helfen täte natürlich Personal, dass die Sperren überwacht. Das kann man dann aber auch gleich ohne Sperren dafür einsetzen, um für Ordnung zu sorgen.

    Ich glaube nicht, dass bei der aktuellen politischen Grundrichtung die Bereitschaft vorhanden ist, entsprechende Kontrollen durchzuführen.

  • Die geschilderten Zustände sind nicht schön, und sollten auch sicherlich nicht akzeptiert werden. Ob und wie sehr sie durch soziale Ansinnen der VGF begünstigt werden, ist meines Erachtens nicht einfach zu klären.


    Ich finde es bemerkenswert (im Wortsinne: ich finde es Wert, es zu bemerken), wie hier einerseits der VGF und DB vorgehalten wird, sie seien keine Sozialeinrichtungen, andererseits dann aber nicht nach Sozialarbeit, sondern nach Ordnungskräften gerufen wird. Und dann sind es einerseits nicht „unsere“ Armen (hallo Alltagsrassismus), andererseits haben sie alle die Möglichkeit, sich durch Sozialleistungen selbst aus der Patsche zu ziehen (hallo Alltagslibertarismus).


    Ein paar Gedanken:


    Obdachlosen zu ermöglichen, im Winter nicht auf der Straße zu erfrieren, ist für die Gesellschaft eine positive Sache. (Ich gehe mal davon aus, niemand hier sähe Obdachlose lieber tot.) Die VGF ist zu 100% im Besitz der öffentlichen Hand, ihre Liegenschaften damit auch.


    Nun kann ich nicht beurteilen, in welchem Setting ein Gespräch mit Obdachlosen über das Für und Wider von Sozialleistungen wirklich auf den Grund der Probleme gehen kann. Ich kann aber wenigstens anekdotisch sagen, dass für manche (und ich würde das sogar verallgemeinern auf „für viele“, aber da extrapolierte ich meine Anekdoten) Menschen sehr negative Erfahrungen mit Behörden – sei es herablassende Menschen, komplizierte Verfahren, penible Ablehnungen wegen leichter Formfehler – dazu geführt haben, dass sie nun lieber nicht mehr „wollen“, dass sie nun „zu stolz sind“ (sich gefühlt wieder den Arsch aufzureißen um in selbigen getreten zu werden weil man irgendeine Bedingung knapp nicht erfüllt), dass sie sich nun auch selbst nicht mehr wehren, durch das Raster zu fallen. Dass sie sich gedemütigt fühlen. Und das möchte ich unserer Gesellschaft durchaus anlasten.

  • Obdachlosen zu ermöglichen, im Winter nicht auf der Straße zu erfrieren, ist für die Gesellschaft eine positive Sache.

    Ich finde es auch schön, dass man sich um das "Überleben" (soll nicht so übertrieben klingen) der Obdachlosen sorgt, aber es ist definitiv nicht okay, dass die Fahrgäste auf vollurinierten Fliesen und Treppen, Popcorn und anderen Lebensmitteln, und neben Kleidungsstücken und Matratzen laufen müssen. Klar gibt es in Stationen keine anderen Möglichkeiten, seinem Geschäft nachzugehen, aber dafür sollte meiner Meinung nach die Stadt oder VGF Verantwortung und Sorge tragen. Solange diese eigentlich Grundvoraussetzung der Sauberkeit nicht eingehalten werden kann (oder wird!!), gehören Obdachlose nicht an solche Orte. Wenn man schon von grundlegenden Menschenrechten spricht, die auf alle Fälle erfüllt werden müssen, sollte man eine bessere Möglichkeit zur Unterbringung solcher Leute bieten. So sozial es auch ist, trägt genau so etwas zum schlechten Bild der Stadt, wenn nicht sogar der ganzen Bundesrepublik bei.

  • Ich finde es auch schön, dass man sich um das "Überleben" (soll nicht so übertrieben klingen) der Obdachlosen sorgt, aber es ist definitiv nicht okay,[…]

    und nun lies den ersten Satz, den ich geschrieben habe. Es gibt definitiv einen Unterschied zwischen den Lagern am Eschenheimer Tor und den Zuständen, wie sie uns von der Konstablerwache geschildert wurden.

  • Warum sind eigentlich Tunnelstationen, die offensichtlich nicht geeignet sind dauerhaft Menschen ein Obdach zu bieten, der Status Quo der Winterunterbringung in öffentlichen Liegenschaften und nicht Räumlichkeiten der öffentlichen Ämter, die nicht nur beheizt sind sondern sogar ausreichend Toiletten haben? Nachts sind diese ja schließlich noch weniger genutzt als Tunnelstationen und in Zeiten von Home Office ließen sich sicherlich einige Zimmer frei machen, die es ermöglichen genügend Flächen gibt so, dass keine eine Unterkunft teilen mit jemand teilen muss mit den Sie nicht will. In der Gutleutstraße 191, Breiten Gasse 28, der Adam-Riese Straße oder in der Stiftstraße 17 ist bestimmt genug Platz und wer weiß vielleicht ergibt sich ja durch die räumlich Nähe für die Entscheidungsträgerinnen neue innovative Ideen für die würdevolle Unterbringung und Hilfe für Menschen, die über die Überlassung großer Teile von Bahnsteigen der wichtigsten Tunnelstationen in Frankfurt hinaus geht.


    Zur Sache: Ich habe letzten Samstag so etwas wie den ersten echten Übergriff auf mich in 30 Jahren U-Bahnnutzung in Frankfurt erlebt. Ich stand in einer spärlich gefüllten U2 Richtung Innenstadt, als sich - es müsste am Lindenbaum gewesen sein - eine kleine schmächtige Gestalt in die Bahn bewegte, die ich auf Grund von meinen Kopfhörern zunächst gar nicht bemerkte. Aufmerksam machte sie sich aber umgehend in dem sie versuchte ihr Feuerzeug an meinem Ohr zu entzünden. Etwas irritiert vergewisserte ich mich nur dass die kleine schmächtige Frau nun wahrlich keine Gefahr für mich oder z.B. der bis grade noch fröhlich schnatternden Gruppe internationaler Studentinnen war. Da sie sich allein am Ende des Wagens zwischen zwei Vierern war und ich der Einzige war auf den Sie ihren Unmut richten konnte, den sie durch dauerndes Knurren und andere Wutgeräusche kundtat, entschied ich mich zu tuen was ich bislang immer tat, wenn eine Obdachlose Person eine Episode neben mir in der Bahn hatte - diese einfach zu ignorieren. Die Frau wandte sich nun einer Bildzeitung zu zerfledderte diese und schmiss teile davon unter wütenden Knurrgeräuschen nach vorne in die Bahn. Daran ließ sie es aber leider nicht bleiben sondern zündete kurz vor der Fritz Tarnow Straße den Rest der Zeitung auch an. Nach dem ich 3 Sekunden fazniert die Flammen betrachte, wurde mir gewahr, dass das doch Grade real war und ich riss ihr die brennende Zeitung aus der Hand und trat sie aus und beförderte beide (die Zeitung physisch, die Frau verbal) aus der Bahn. Ich glaube es ist das erst mal dass ich einem Menschen im ernsten Ton mit "Verpiss dich" angebrüllt hab.


    Die Frau war jetzt für jede Person mit 50 Kilo aufwärts keine Gefahr, aber ich frage mich wie eben so eine Situation für Menschen ist, die eben sich nicht so einfach im Zweifelsfall durchsetzen oder entfernen können weil, sie eben alt, schwanger sind oder im Rollstuhl sitzen.

  • Im Winter ist es tagsüber auch kalt - sollen also dann während die Arbeitsplätze in den Ämtern in

    Bentzung sind die Obdachlosen raus auf die Strasse und dann ausserhalb der Zeiten wieder zurück

    in die Räumlichkeiten?! Oder sollen die da sich mit im Arbeitbetrieb mit tummeln?

    Eschersheimer Tor wird es sicherlich Toilettenmöglichkeiten geben.

    Bei den anderen Station handelt es sich nicht um eine "Überlassung"! (und dort sieht man dann

    zu Nebenzeiten wie sich die "Bewohner" an die Bahsnteigkante stellen und in den Gleistrog pinkeln

    oder (wenn mehr los ist) in den Tunnel gehen mit dem gleichen Zweck.

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Ich posten hier nicht viel - aber nun muss ich doch mal in der Sache eine Lanze brechen.

    Die geschilderten Zustände sind nicht schön, und sollten auch sicherlich nicht akzeptiert werden. Ob und wie sehr sie durch soziale Ansinnen der VGF begünstigt werden, ist meines Erachtens nicht einfach zu klären.


    [...]


    Obdachlosen zu ermöglichen, im Winter nicht auf der Straße zu erfrieren, ist für die Gesellschaft eine positive Sache. (Ich gehe mal davon aus, niemand hier sähe Obdachlose lieber tot.) Die VGF ist zu 100% im Besitz der öffentlichen Hand, ihre Liegenschaften damit auch.

    Man muss bedenken, dass offiziell erst seit dem 1.1.2024 die unterirdischen Bauwerke der VGF gehören. Bis dahin gehörten diese verschiedenen städtischen Ämtern, allen voran dem ASE. Demnach konnte die VGF auch kein "Hausrecht" durchsetzen sondern lediglich die Benutzungsordnung überwachen. Insbesondere dort, wo die B-Ebenen auch öffentliche Straßenunterführungen sind, gilt das heute auch noch. Eine Verweisung aus der B-Ebene kann nur die Landes- oder Stadtpolizei aussprechen. Auf den U-Bahn-Fahrebenen hingegen duldet die VGF keine lagernden Personen und das wird auch vom Ordnungsdienst durchgesetzt.


    Der Grund warum der Frankfurter Verein (nicht die VGF!) die Unterkunft am ET betreibt ist auch recht simpel: Es hat die Stadt und den Verein bisher keine Miete gekostet und auch Reinigungskosten wurden bisher nicht weitergegeben.

    Dies wird sich zukünftig ändern, denn die VGF wird der Stadt die Aufwände in Rechnung stellen. Das sie das darf ist erst im Vertragswerk zur Übereignung der Stationen festgesetzt worden. Seitens der VGF ist die Gesamtsituation auch nicht "durch soziale Ansinnen begünstigt" sondern durch fehlenden politischen Willen der Stadt eine adäquatere Lösung zu finden - die ruht sich nämlich sehr auf der Situation aus.


    Alles in allem ist die Situation am ET zwar keineswegs gut, aber zumindest ist das Angebot eingespielt und läuft grundsätzlich geregelt ab (z. B. Toiletten, feste Zeiten und Regeln).

    Viel prekärer ist die Situation dagegen am Hbf oder auch an der HW und KW - und zwar vor allem weil die DB Sicherheit maßlos überfordert ist und weil es dort eben keinen geregelten Rahmen gibt. Anders als am ET fehlt dort jegliche soziale Kontrolle, was vor allem zu öffentlichem Konsum führt.


    Fakt ist, die Situation ist seitens der VU nicht lösbar. Alleine schon weil die rechtliche Handhabe gar nicht gegeben ist und der städtische Wille nach anderen Lösungen fehlt. Weder VGF noch DB können die sozialen Probleme dahinter lösen. Schade ist leider, dass sich die DB gefühlt gar keine Mühe gibt, dem ganzen auch nur irgendwie zuzutragen. Und damit ist es gerade am Hbf ein Kampf gegen Windmühlen.

  • Man muss bedenken, dass offiziell erst seit dem 1.1.2024 die unterirdischen Bauwerke der VGF gehören. Bis dahin gehörten diese verschiedenen städtischen Ämtern, allen voran dem ASE. Demnach konnte die VGF auch kein "Hausrecht" durchsetzen sondern lediglich die Benutzungsordnung überwachen.

    Interessanter Blickwinkel, aber stimmt das so?

    Denn es ist ja nicht Eigentum Voraussetzung für Hausrecht, sondern Besitz. Ansonsten könnte eine Mieterin ja auch in ihrer Wohnung (oder gar im Treppenhaus davor) kein Hausrecht ausüben, sondern nur der Vermieter. Und genauso, wie der Busfahrer im Bus Hausrecht hat und durchsetzen darf, kann es mindestens nicht unmöglich gewesen sein, der VGF in den von ihr bewirtschafteten Bauwerken Hausrecht zuzugestehen, unabhängig von den Eigentumsfragen.

  • Warum sind eigentlich Tunnelstationen, die offensichtlich nicht geeignet sind dauerhaft Menschen ein Obdach zu bieten, der Status Quo der Winterunterbringung in öffentlichen Liegenschaften

    Nicht nur im Winter, gerade bei DB 24/7/365.

    Vielleicht weil es billigste Möglichkeit ist, siese Menschen von der Straßezu bekommen, Entscheidungsträger können sich einreden, sie tun etwas Gutes.


    Es ging durch den Blätterwald: Die Landesregierung hat einen Plan für das Bahnhofsviertel vorgelegt (immerhin), dieser wird von lokale Seite abgelehnt (aber selbst Keinen haben).

  • Interessanter Blickwinkel, aber stimmt das so?

    Denn es ist ja nicht Eigentum Voraussetzung für Hausrecht, sondern Besitz. Ansonsten könnte eine Mieterin ja auch in ihrer Wohnung (oder gar im Treppenhaus davor) kein Hausrecht ausüben, sondern nur der Vermieter. Und genauso, wie der Busfahrer im Bus Hausrecht hat und durchsetzen darf, kann es mindestens nicht unmöglich gewesen sein, der VGF in den von ihr bewirtschafteten Bauwerken Hausrecht zuzugestehen, unabhängig von den Eigentumsfragen.

    Doch, das stimmt tatsächlich so. Die VGF war nämlich vor dem Einlagevertrag (also der Überlassung der Bauwerke) weder Eigentümer noch "Besitzer" der Stationen noch Mieter. Lediglich die technische Infrastruktur (Gleise, Signale, Kabeltrassen, Beschilderung etc.) befand sich im Eigentum der VGF, ähnlich wie das bei städtischen Bauwerken wie Brücken oder bei Gleisanlagen im Straßenraum auch ist. In öffentlichen Räumen ist das Hausrecht auch nicht so anzuwenden wie im privaten Bereich.


    Wie schon erwähnt, auf den Bahnsteigen (Fahrebenen), die eben klar dem Verkehrszweck dienen, sowie natürlich in den Fahrzeugen kann die VGF rechtlich sicher durchgreifen. Im öffentlichen Raum, wie es eben die B-Ebenen sind (sofern sie z. B. als Straßenunterführung dienen) kann die VGF kein Hausrecht durchsetzen - weil es eben öffentlicher Raum ist. Nichtsdestotrotz kann die VGF dort die Benutzungsordnung überwachen, nur halt offizielle Verweisungen eigentlich nicht aussprechen. Wie das im täglichen Doing gehandhabt wird steht natürlich auf einem anderen Blatt.


    Das führt auch dazu, dass der VGF bei den Gemeinschaftsbauwerken KW, HW und Hbf in den Bereichen der DB eigentlich die Hände gebunden sind. Sofern keine Gefahr im Verzug besteht, begeben sich die OD-Mitarbeitenden in eine rechtlich sehr graue Zone, wenn sie dort ohne offiziellen Auftrag eingreifen. Und das muss man den Mitarbeitenden zu Gute halte, da sie dies in vielen Fällen trotzdem tun.


    Die unterschiedlichen Zuständigkeiten sind ein grundsätzliches Problem, wo wir wieder bei der fehlenden Präsenz der DB und dem fehlenden Willen der Stadt(-polizei) wären.

  • Leider bekomme ich, wenn überhaupt, öfter mal die Antwort, dass man das nicht wolle oder gar, in einem Fall, man zu stolz dafür sei.


    Natürlich möchte ich nicht alle über einen Kamm scheren. Da sind viele Einzelschicksale dabei. Aber wenn Menschen das Angebot unseres Sozialstaates nicht annehmen wollen, kann man das unserer Gesellschaft nicht negativ anrechnen.

    Das Thema ist sicherlich komplex. 2023 gab es eine Veröffentlichung des Deutschen Jugendinstituts zu dem Thema: https://www.dji.de/fileadmin/u…_Inanspruchnahme_2023.pdf
    Insgesamt wird geschätzt, dass mehr als ein Drittel der angebotenen Leistungen nicht abgefragt werden.


    Unter Punkt 3.2 werden die verschiedenen Gründe für die Nichtanspruchnahme beleuchtet. Komplexe Verfahren, mangelnde Abstimmung und Schamgefühle werden genannt. Daran können wir als Gesellschaft etwas ändern (teilweise nachgelagert durch die Politik) und sollten das auch tun. Lösungsansätze werden unter Punkt 4 angeregt.


    All das wird aber nicht durch Ordnungskräfte gelöst, sondern kann nur durch Sozialarbeiter und Strukturreformen geleistet werden.

  • Nicht desto trotz legt die VGF ihr Hausrecht sehr liberal aus. Sie könnten mehr tun als sie wollen. Die VGF will um jeden Preis negative Presse vermeiden. Aber sonst hast du recht.

  • Was ist dort anders? Verhalten sich die Menschen dort reinlicher, wird häufiger kontrolliert oder gereinigt? :/


    Das Angebot des Frankfurter Vereins ist zwar niederschwellig aber ist immer noch an Regeln geknüpft, die z.B. Konsum unterbinden.