9-Euro Ticket

  • Bund und Länder sind sich immer noch nicht einig über die Finanzierung. Dies berichtet u.a. das Bremer Landesjournal Buten und Binnen. Der Bund will 2,5 Mrd € für das 9€-Ticket geben. Weiterhin sollen die Länder Teile der 1,2 Mrd € aus dem Corona-Rettungsfonds verwenden. Insbesondere Bayern stelle sich quer. Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter fordert, dass die Kosten für das 9€-Ticket durch den Bund "voll ausgeglichen" werden sollen. Außerdem fordert er eine deutliche Erhöhung der Regionalisierungsmittel für den Nahverkehr. Dies sei eine Forderung, die die Länder bereits mehrmals einstimmig beim Bund gestellt hätten. Damit fordern die Länder, dass es über das dreimonatige ÖPNV-Strohfeuer hinaus auch nachhaltige Investitionen in einen besseren ÖPNV geben solle.

  • Die FAZ berichtet, dass es inzwischen drei Bundesländer seien, die dem 9€-Ticket in der aktuellen Form nicht im Bundesrat zustimmen wollen. Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Würtemberg haben sich im Wesentlichen Bayerns Forderungen angeschlossen.


    In dem Bericht wird auch kurz erwähnt, dass die privaten Fernbuslinienbetreiber sich Sorgen um die Auswirkungen des 9€-Tickets auf ihr Geschäft machen würden.


    Die Bahn hat angekündigt, den Vorverkauf am 23. Mai zu beginnen. Die einzige Bundesratssitzung, die vor dem 1. Juni stattfinden soll, ist die vom 20. Mai 2022. Für den 19. Mai um 19:50 sind 30 Minuten zu dem Thema im Bundestag eingeplant.


    Im Gesetzesentwurf schreiben SPD, FDP und Grüne:

    Zitat

    Der Bund beteiligt sich zur Hälfte an der Finanzierung der erwarteten finanziellen Nachteile im ÖPNV. Die Länder weisen dem Bund die Höhe der gesamten finanziellen Nachteile nach. Die Verwendung von Regionalisierungsmitteln, die auf der Grundlage von § 5 des Regionalisierungsgesetzes ausgezahlt worden sind oder noch werden, ist nicht zulässig. Für die Umsetzung des im Koalitionsausschuss am 24. März 2022 beschlossenen 9-

    Euro-Tickets werden den Ländern zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt. Die Umsetzung des 9-Euro-Tickets erfolgt in der Zuständigkeit der Länder, wobei der Bund zu diesem Zweck eine pauschale Summe zur Abgeltung aller damit verbundenen Kosten zur Verfügung stellt.

    (Hervorhebungen von mir)


    Nach dem Absatz bin ich verwirrt: Will der Bund nun alle Kosten oder die Hälfte der Kosten übernehmen?


    Hessen soll 184,3 Millionen € der 2,5 Mrd € bekommen.

  • In dem Bericht wird auch kurz erwähnt, dass die privaten Fernbuslinienbetreiber sich Sorgen um die Auswirkungen des 9€-Tickets auf ihr Geschäft machen würden.

    Auch Flixtrain kommt das wahrscheinlich nicht zu gute... Deren Geschäftsmodell ist ja gerade, dass sie billiger sind als die anderen Fernverkehrszüge, doch gerade Leute, die Flixtrain nutzen, nehmen bestimmt auch die Regionalbahn, um Ausflüge zu machen, wenn es billiger ist.

  • Auch Flixtrain kommt das wahrscheinlich nicht zu gute...

    Das hat aber nichts mit dem 9 EUR-Ticket zu tun. Da könnte man gegen jedwede Verbundfahrkarte (nicht nur RMV) meckern, die parallele Fahrten abdeckt. Zwar dauert es zum normalen Verbundtarif länger, bis der Brechpunkt erreicht ist, aber irgendwann fährt man auch da günstiger als mit Flix. Selbst wenn es kein 9 EUR-Ticket gäbe, sondern das schon oft geforderte 365 EUR-Ticket (egal, ob RMV-, landes- oder bundesweit): Bei 1 EUR am Tag kann auch Flix mit einem Einzelpreis "ab" 4,99 nicht mithalten.

  • Nach meinen Erfahrungen kommen die Preise von FlixBus bzw. FlixTrain den Fahrpreisen mit BC50 ziemlich nahe. Im Einzelfall gibt es Abweichungen nach unten sowohl bei der Bahn, z.B. mit Sparpreisen oder Ländertickets zu mehreren, oder auch mal bei Flix.


    Der grundsätzliche Vorteil der Bahn - ob Nah- oder Fernverkehr ist aber, dass jede Stunde oder alle 2 Stunden ein Zug fährt, grüne Busse oder Züge nur ein oder wenige Male am Tag. Und mit FlexPreisen kann ich jeden Zug nutzen, bei Flix nur die gebuchte Verbindung. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Bahn mit ihren Sparpreisen mit BC50 preislich günstiger. Ja, und das Fahrrad fährt bei der Bahn auch günstiger mit :), und zumindest jeden Regionalzug kann ich ohne Buchung nutzen. Flix bietet nur dort Vorteile, wo mir eine direkte Verbindung mehrfaches Umsteigen im Regionalverkehr erspart.


    Da ja der Regionalverkehr zwischen Juni und Ende August kostenlos nutzbar ist, erwarte ich auch Auswirkungen auf die Preise im Fernverkehr.


    Flix wiederum dürfte zumindest bei seinen Bussen gar nicht so große Probleme erwarten, da deren Buslinien sich immer mehr auf den internationalen Verkehr ausrichten.

  • Nach meinen Erfahrungen kommen die Preise von FlixBus bzw. FlixTrain den Fahrpreisen mit BC50 ziemlich nahe. Im Einzelfall gibt es Abweichungen nach unten sowohl bei der Bahn, z.B. mit Sparpreisen oder Ländertickets zu mehreren, oder auch mal bei Flix.

    Wobei die BC50 mit ihren 234€ natürlich auch erst ab einigen Fahrten rentabel ist. Für die Gelegenheitsfahrer nicht so interessant und auch für Leute, die oft frühzeitig Sparpreise buchen können (da nur 25% Rabatt), nicht wirklich attraktiver als die BC25.

  • Ich gebe zu, im gesetzten Alter Ü 60 gibt es die BahnCard schon mit 100 € deutlich günstiger. Ü 60 hat auch den Vorteil, im europäischen Ausland oft sehr günstig an vergleichbare Rabattkarten zu kommen. Die lohnen dann schon bei einem einmaligen Urlaub.:)

  • Hallo Leute,

    Ich möchte mich an dieser Stelle kurz Auskotzen. Wer darauf keine Lust hat ignoriert einfach den folgenden stark polemisch zugespitzten Beitrag:


    1. Die (angekündigt) blockierenden Bundesländer sind allesamt CDU regiert. Klar, dass diese destruktiven Kräfte progressive Politik aufhalten wollen um ihre eigene Bosheit dann der Ampel als Unfähigkeit anzulasten.


    2. Das führende Argument gegen das 9€ Ticket ist, auf den Kern runtergebrochen, dass es zu attraktiv ist. Deshalb würden die Züge zu voll werden. Mit dem Argument hätte man niemals anfangen dürfen Autobahnen zu bauen. Denn erst durch Autobahnen wurde das Auto so richtig attraktiv, viel zu attraktiv, schließlich gibt es heute Stau.


    2. (b) Viele Kritiken in der Bahn-(Vielfahrer-) Community laufen auch auf das Mimimi hinaus, dass es für den eigenen Komfort als Gutbetuchter blöd ist, wenn sich plötzlich alle Bahnfahren leisten können. Wie asozial kann man sein?


    3. Dann das letzte Argument, was immer kommt. Man sollte das Geld, statt in das 9€ Ticket lieber in Infrastruktur und dauerhafte Lösungen stecken. Jein. Wenn das erklärte Haupt-Ziel ist, dauerhaft ÖPNV zu stärken stimmt das wohl. Das ist aber nicht das Ziel. Wenn ich mich recht entsinne wurde das Ticket eingeführt um kurzfristig die Abhängigkeit von russischem Öl zu verringern. Gemessen an diesem Ziel, sehe ich nicht, warum das 9€ Ticket kein Erfolg werden sollte, selbst in unpünktlichen, überfüllten Zügen.

  • 1. Die (angekündigt) blockierenden Bundesländer sind allesamt CDU regiert. Klar, dass diese destruktiven Kräfte progressive Politik aufhalten wollen um ihre eigene Bosheit dann der Ampel als Unfähigkeit anzulasten.

    Bayern wird nicht von der CDU regiert. Die Forderungen zu den Regionalisierungsmitteln stellen alle Bundesländer einstimmig - über alle Parteien hinweg. Und natürlich fällt es einem unionsgeführten Bundesland einfacher, einen auf dicke Hose zu machen und auf Krawall zu gehen als einem SPD- oder grün geführtem Bundesland, die sich dann anhören müssten, einem Parteigenossen das Messer in den Rücken gestoßen zu haben. Dafür haben wir den Föderalismus.

    2. Das führende Argument gegen das 9€ Ticket ist, auf den Kern runtergebrochen, dass es zu attraktiv ist. Deshalb würden die Züge zu voll werden. Mit dem Argument hätte man niemals anfangen dürfen Autobahnen zu bauen. Denn erst durch Autobahnen wurde das Auto so richtig attraktiv, viel zu attraktiv, schließlich gibt es heute Stau.

    Ich finde ja, dass das führende Argument gegen das 9€-Ticket die fehlende Nachhaltigkeit ist. Das ist keine dauerhafte Verbesserung der ÖPNV-Pendler. Hätte man dauerhaft beschlossen, Jahrestickets mit 20% zu fördern, dann würde es denen zugute kommen, die auf den Öffi angewiesen sind.

    3. Dann das letzte Argument, was immer kommt. Man sollte das Geld, statt in das 9€ Ticket lieber in Infrastruktur und dauerhafte Lösungen stecken. Jein. Wenn das erklärte Haupt-Ziel ist, dauerhaft ÖPNV zu stärken stimmt das wohl. Das ist aber nicht das Ziel. Wenn ich mich recht entsinne wurde das Ticket eingeführt um kurzfristig die Abhängigkeit von russischem Öl zu verringern. Gemessen an diesem Ziel, sehe ich nicht, warum das 9€ Ticket kein Erfolg werden sollte, selbst in unpünktlichen, überfüllten Zügen.

    Jein. Das 9€-Ticket ist das ÖPNV-Äquivalent zur Spritpreisbremse. Als die Gesetzesinitiative bekannt wurde, gab es einen riesigen Aufschrei: a) wie können die Grünen diesen CO₂-Wahnsinn fördern und b) Wo waren die Politiker, als in den letzten 10 Jahren ständig der ÖPNV teurer wurde - und zwar deutlich stärker teurer wurde als Autofahren. Die Reaktion ist das 9€-Ticket.

    Ich glaube nicht, dass das 9€-Ticket sehr viele Autofahrten einsparen wird. Es wird vermutlich eher dazu führen, das Fahrten stattfinden können, die es ohne 9€-Ticket nicht gegeben hätte. Wer jetzt Auto fährt, macht das, weil

    • Auto fahren bequemer ist, da man nicht auf Streckenführung und Fahrplan Rücksicht nehmen muss,
    • die Strecke mit dem ÖPNV gar nicht zu schaffen ist,
    • man sich im ÖPNV unsicher fühlt (Corona, Übergriffe) oder
    • Auto fahren ein Statussymbol ist.

    Keiner dieser Gründe wird durch das 9€-Ticket hinfällig.


    Die in meinem Bekanntenkreis, die wenig Geld haben, rechnen mir vor, dass sie sich kein Auto leisten können und der Öffi viel günstiger ist - und insbesondere planbarer. Ein Auto kann kaputt gehen und das reißt Löcher in die Kasse. Für sie eröffnet das 9€-Ticket eine günstige Möglichkeit, in den Sommerferien Verwandtenbesuche zu machen. Von denen kann es dieses Jahr dann 2 oder 3 geben, statt wie in normalen Jahren nur einen.


    Um kurzfristig die Abhängigkeit von russischem Öl zu reduzieren, hätte man die Spritpreise vermutlich sogar noch erhöhen müssen. Nicht mehr Bahnfahrten reduzieren den Ölverbrauch, sondern weniger Autofahrten.

  • Die Forderungen zu den Regionalisierungsmitteln stellen alle Bundesländer einstimmig - über alle Parteien hinweg.

    Richtig, Bundesländer jammern immer rum, um dem Bund mehr Geld aus dem Rücken zu leiern. Wer aber ein Projekt blockiert, weil sie es angeblich nicht bezahlen können, während alle anderen Bundesländer es wohl können, der hat in Wirklichkeit andere Gründe. Ist Bayern nicht auch das reichste Bundesland?


    Zitat von JeLuF

    Keiner dieser Gründe wird durch das 9€-Ticket hinfällig.

    Aber jeder dieser Gründe wird abgeschwächt. "Ja ich fühle mich im Bus unsicher, aber das nehme ich heute mal in Kauf um 10€ Sprit zu sparen". "Ja der BMW ist mein Schatz aber ich fahre heute mal Bahn weils billiger ist."


    Dass es andere, effektivere Mittel gäbe den Ölverbrauch zu senken stimmt natürlich. Das ändert aber nichts daran, dass eben auch das 9€ Ticket dazu führen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von heinz ()

  • Man könnte tarifliche Einschränkungen für das 9 Euro Ticket machen....zB als Gepäck nur ein Rucksack oder

    vergleichbares - kein Koffer, Fahrrad oder andere grössere Sachen. Damit wird das mehr nur für Tagesausflüge

    kurzer Distanz genutzt oder bei Urlaubsreise muss man minimalistisches Gepäck mitnehmen.


    Eine weitere Massnahme wäre der Zeitraum für das Ticket....erst Sep, Okt & Nov


    Zu Autobahnen: Stau gäbe es so oder so.....nur sorgen Autobahnen dafür dass man längere Distanzen in gleicher

    Zeit zurücklegen kann -> insgesammt höherer Erdölverbrauch und damit höhere Luftverschmutzung


    PS: ein Auto ist teuer - ich hab die Rechnung mal auch gemacht. Rechnet man den Kaufpreis auf dei Nutzungsdauer um,

    so wie die während dieser Zeti anfallenden Kosten, so sind Jahreskarten für die Stadtzone immer billiger - selbst

    wenn man sich für den Sommerurlaub ein PKW für 2 Woche leiht ist das noch deutlich billiger. Es macht kaum nur

    eienr mal die Rechnung auf.

    Ebenso macht ein möglichst seltener Neukauf den PKW Besitz billiger -> lieber mal 5000 Euro für komplette Rost-

    beseitigung und 10+ Jahre Weiternutzung als ein neues Fzg.

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

    Einmal editiert, zuletzt von Darkside ()

  • Ja, das geht. Das Lesegerät zeigt zwar an, dass das Ticket dann räumlich nicht gültig ist, wenn die Mitarbeiter aber wissen, dass das nicht relevant ist, ist es kein Problem. Habe das im September bei der Besserweiter Aktion erfahren, weil ich dort in München in der S-Bahn kontrolliert wurde.

    Geräte die NFC auslesen können haben, damit sicher kein Problem.


    Interessant wird es wenn der Prüfdienst allein aufgrund fehlender Notwendigkeit nicht kann. Dafür gab es ja dieses Beiblatt bei der letzten Aktion.

  • 1. Die (angekündigt) blockierenden Bundesländer sind allesamt CDU regiert. Klar, dass diese destruktiven Kräfte progressive Politik aufhalten wollen um ihre eigene Bosheit dann der Ampel als Unfähigkeit anzulasten.

    Kein einziges dieser Bundesländer ist CDU regiert:
    - Bayern: CSU

    - Baden-Württemberg: Grüne (OK CDU als Junior-Partner, aber der Verkehrsminister stammt von den Grünen)

    - Mecklenburg-Vorpommern SPD (mit Die Linke)

  • Wenn ich mich recht entsinne wurde das Ticket eingeführt um kurzfristig die Abhängigkeit von russischem Öl zu verringern. Gemessen an diesem Ziel, sehe ich nicht, warum das 9€ Ticket kein Erfolg werden sollte, selbst in unpünktlichen, überfüllten Zügen.

    Das Ticket wurde ins Gespräch gebracht, damit es nicht ganz so schlimm wirkt, dass man gleichzeitig den Sprit massiv verbilligt – komplett auf Kosten des Bundes übrigens. Gefordert von einer Partei, die im Wahlkampf noch „den Markt!!!“ als das einzige Mittel für alles und insbesondere gegen den Klimawandel propagiert hat und dann, sobald der Markt mal wirklich anfängt zu regeln, nach Subventionen schreit und, dank des Finanzministeriums in ihrer Hand, auch einfach umsetzen kann.


    (Sinnvollere Politik kam dabei vom Wirtschaftsministerium in der Hand einer anderen Partei, das nur kurz mal das Wort „Kartellrecht“ in den Mund nehmen musste, bevor die Preise wieder ganz schnell unten waren. Die Spritpreissubvention hatten die Marktextremisten aber zu diesem Zeitpunkt halt schon erfolgreich bei der Bildzeitung platziert.)

  • Kein einziges dieser Bundesländer ist CDU regiert:
    - Bayern: CSU

    - Baden-Württemberg: Grüne (OK CDU als Junior-Partner, aber der Verkehrsminister stammt von den Grünen)

    - Mecklenburg-Vorpommern SPD (mit Die Linke)

    Ok, McPom ist mein Fehler. Was Bayern angeht, so habe ich CDU als Synonym für "Unionsparteien" verwendet. Juniorpartner ist trotzdem Regierung. Mein Punkt besteht weiter, dann ist eben noch eine weitere destruktive Kraft neben der Union am Werk. Ist McPomm nicht durch durchboxen von Nordstream 2 negativ aufgefallen? Klar dass die kein Interesse am 9€ Ticket haben. Die wollen lieber russisches Öl.


    Mache ich es mir mit den Anschuldigungen zu einfach? Wahrscheinlich, aber man darf sich auch mal undifferenziert aufregen.

    2 Mal editiert, zuletzt von heinz ()

  • Grundsätzlich ist die Idee von einem günstigen ÖPNV-Ticket der richtige Weg, v. a. wenn man an das Preisniveau beim RMV denkt. Hier hat sich die Regierung aber nunmal etwas verzettelt oder anders gesagt nicht bis zum Ende gedacht.

    Dass es auf diversen Strecken (unabhängig vom Verkehrsmittel) deutliche Fahrgastzuwächse geben wird, dürfte klar sein. Es müssen gar nicht mal die üblichen Rennstrecken im Bahnverkehr sein wie Hamburg - Westerland, Berlin - Rostock oder Nürnberg - München. Vergleiche mit dem Wochenendticket von vor vielen Jahren sind auch nicht unbedingt geeignet. Inzwischen haben wir viel Kleinstaaterei im ÖPNV, zu oft enden die Verbindungen an der Landesgrenze. Dazu kommt, dass man Kapazitäten einfach heruntergefahren hat und nicht erweitern kann. Bestes Beispiel ist der Odenwald (weil z. B. Bahnsteige eingekürzt wurden, ausschreibungsbedingt nur eine genaue Anzahl an Transportgefäßen vorhanden ist und die Durchbindung nach Heilbronn-Stuggi gibts nicht mehr). Mal schnell Zusatzzüge wie zu Zeiten des WE-Tickets sind schlichtweg unmöglich (die meisten EVUs, auch DB, haben Lokführermangel und selbst das normale Programm kann derzeit oft nicht erfüllt werden). Und bis auf BaWü (hier fährt bekanntlich die SVG) und in NRW (Zusatzzüge von Centralbahn, TRI) hat kein Bundesland hier Verträge abgeschlossen. Mir ist zumindest nichts bekannt. Stattdessen gibts oft noch technische Probleme mit den eingesetzten Fahrzeugen (Stichwort Skoda-Züge in Bayern, Schwarzwaldbahn) oder es fehlen Achsen aufgrund der Ukraine-Krise und dadurch fehlen Wagen in den Zügen.

    Daraus ist zu schliessen, dass es auf jeden Fall eng wird in Bus und Bahn und an einigen Stellen wohl auch Überfüllungen nicht zu vermeiden sind. Immerhin ist erstmal kein Fussball, so dass diese Gruppe an Reisenden zumindest zum Anfang wegfällt.

    Was aber auch nicht bedacht wurde, dass die Energiekosten derzeit quadratisch ansteigen. Wo man Zusatzleistungen anbieten kann, fehlt die Finanzierung.

    Man kann die Verkehrsminister der Länder irgendwo verstehen, da die Länder verantwortlich sind für Bestellungen der Leistungen usw, der Bund gibt nur die Regionalisierungsmittel frei und zieht sich ansonsten aus der Verantwortung zurück.

    Ich hätte mir ehr hier eine durchdachtere Lösung gewünscht. Monatskarten (oder auch Wochenkarten) im 2. Halbjahr zum halben Preis oder eben solche Angebote wie das 5 Euro-Ticket in der VAB, beim RMV könnte man ein Tagesticket für 10 Euro z. B. für das ganze Gebiet anbieten. Damit kann man denke ich mehr erreichen, als mit der geplanten Aktion. Wer mal am WE, insbesondere an Sa zwischen Aschaffenburg und Wertheim mit dem Zug gefahren ist, weiss wovon ich spreche. RBs sind trotz Stundentakt teilweise zu 200 % ausgelastet, eben dank 5 Euro-Ticket.

  • Mache ich es mir mit den Anschuldigungen zu einfach? Wahrscheinlich, aber man darf sich auch mal undifferenziert aufregen.

    Natürlich darf das jeder. Besonders, wenn er damit eine gute Debatte anstößt. :thumbup:


    Dennoch steckte da, glaube ich, ein Vorurteil hinter Deinen parteipolitischen Anschuldigungen. Das generelle "die CDU ist gegen den ÖPNV" (siehe z.B. schienenfreie Innenstadt) ist heute so überholt wie "SPD und Grüne sind für den ÖPNV" (siehe z.B. aktuelle Kürzungen in Offenbach). Da ist die Welt komplizierter geworden. Und derzeit geht es auch primär gar nicht um das 9-Euro-Ticket als solches. Die Länder wollen nur einfach nicht etwas bezahlen, was der Bund haben möchte. Den Widerstand finde ich wichtig, da sonst die Länder evtl. am regulären Angebot kürzen müssen, um das Minus aufzufangen. Dümmer ginge es nicht.

  • Meine grundlegende Kritik ist, dass das 9-Euro Ticket ein kleines Trostpflaster für die ÖV-Nutzer ist, während die in Deutschland Heilige Kuh Auto weiter gehätschelt wird, vgl. z.B. Kosten des 9-Euro-Tickets vs. Benzin-Subventionen.


    Zum Trost: Um eine grundlegende Verkehrswende kommen wir nicht herum, das werden irgendwann auch die derzeitigen Imame und Päpste der deutschen Ersatzreligion Auto einsehen müssen. Wichtigster Grund ist und bleibt die Begrenzung des Klimawandels auf ein erträgliches Maß. Putin tut derzeit nur - bei allen Terror seiner "militärischen Spezialoperarion" ;(- der westlichen Welt den Gefallen, die Einsicht in diese Notwendigkeit aus anderen Gründen etwas voranzutreiben.


    Putin ist der nächste Grund - wenn russisches Öl fehlt, weil er nicht liefert oder wir boykottieren, dann wird das verbleibende Öl aus anderen Quellen teurer.


    Der dritte Grund ist, dass der Autoverkehr i n d e n Städten uns nicht nur die Luft zum Atmen nimmt, sondern auch den Platz zum Leben.


    Also m u s s so oder so der ÖV ausgebaut und das Angebot erweitert werden. Würde auf dem Arbeitsmarkt mittelfristig eine gezielte Umstrukturierung stattfinden, würden die derzeit in der Autobranche Beschäftigten nicht arbeitslos, sondern würden sinnvolle Arbeitsplätze im ÖV finden, vom Schienenfahrzeugbau bis zum Tfz-Führer/in. Um es ganz hart zu sagen: Wenn das Öl knapp wird, müssen die dann noch verbleibenden Ressourcen als Grundstoffe für die Industrie und als Treibstoff mit Vorrang der Logistik-Branche, den Einsatzdiensten wie Feuerwehr und FES und der Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden.


    Das 9-Euro-Ticket ist schon mal ein richtigesSignal - jetzt m ü s s e n dann auch in der Folge die Weichen zur nachhaltigen Verkehrswende gestellt werden!