9-Euro Ticket

  • Die Länder wollen nur einfach nicht etwas bezahlen, was der Bund haben möchte.

    Naja, wer ist denn der Bund? Vorausgesetzt das 9€ Ticket geht durch den Bundestag, dann möchte die demokratisch direkt vom Souverän gewählt Legislative Gewalt das Ticket, die höchste Vertretung des Deutschen Volkes. Dass dann die NICHT direkt gewählten und damit schwächer legitimierten Regierungen der Länder das blockieren, hat ein Geschmäckle. Förderalismus und die mit einhergehende Gewaltenteilung ist gut, wenn es ums Eingemachte geht. Um Grundrechte etwa, aber bei sowas habe ich da kein Verständnis.

  • Naja, wer ist denn der Bund? Vorausgesetzt das 9€ Ticket geht durch den Bundestag, dann möchte die demokratisch direkt vom Souverän gewählt Legislative Gewalt das Ticket, die höchste Vertretung des Deutschen Volkes. Dass dann die NICHT direkt gewählten und damit schwächer legitimierten Regierungen der Länder das blockieren, hat ein Geschmäckle. Förderalismus und die mit einhergehende Gewaltenteilung ist gut, wenn es ums Eingemachte geht. Um Grundrechte etwa, aber bei sowas habe ich da kein Verständnis.

    Aber ich persönlich werde nicht nur im Bundestag vertreten, sondern auch im Hessischen Landtag. Und wenn nun der Bundestag etwas beschließt, dass die finanziellen Handlungsspielräume des Hessischen Landtages, der ja die demokratisch direkt vom Souverän gewählte Legislative Gewalt in Hessen darstellt, einschränkt, dann will ich auch ein hessisches Mitspracherecht, dass aus dem Landtag erwächst, haben.


    Nun kann man sich über die Organisation des Bundesrates gerne Gedanken machen, aber ein „Geschmäckle“ sehe ich vor allem dort, wo der Bund einfach mal beschließt, dass die Länder Geld auszugeben haben.

    Einmal editiert, zuletzt von baeuchle () aus folgendem Grund: Korrekte Beugung im letzten Wort.

  • Aber ich persönlich werde nicht nur im Bundestag vertreten, sondern auch im Hessischen Landtag.

    Korrigier mich wenn ich falsch liege, aber der hessische Landtag entscheidet nicht, wie das Land im Bundesrat abstimmt. Das macht die Hessiche Regierung. Und die ist nunmal nicht direkt gewählt und dadurch schlechter legitimiert.


    Und im konkreten Beispiel werde ich von der bayrischen Regierung gar nicht vertreten. Von der Mecklenburg Vorpommerschen auch nicht.

    2 Mal editiert, zuletzt von heinz ()

  • Korrigier mich wenn ich falsch liege

    Korrigiere du mich gerne, wenn ich falsch liege, aber du hast entweder nicht gelesen, was ich geschrieben habe, oder nicht verstanden, was ich geschrieben habe.


    Ich schrieb, man könne „sich über die Organisation des Bundesrates gerne Gedanken machen“, also im Kontext insbesondere darüber, auf welche Art die Vertreter*innen im Bundesrat bestimmt werden. Wer also die Interessen des Landes in der Bundesgesetzgebung vertritt. Das ist aber eine grundsätzliche Frage mit dem Bundesrat, die mit der vorliegenden Problematik nur mittelbar etwas zu tun hat.


    Ich schrieb auch von der Notwendigkeit eines „hessische[n] Mitspracherecht[es], das[] aus dem Landtag [erwachsen]“ solle. Das ist in unserem politischen System durchaus gegeben, denn die Landesregierungen werden von den Landtagen gewählt.


    Aber die eigentliche Frage drehte sich um das „Geschmäckle“. Was ist denn die Alternative in unserem Staat? Der Bundestag verfügt frei über die Geldmittel der Länder? Dann brauchen wir die Landesparlamente auch nicht mehr.

  • Der Bundestag hat das Siebte Gesetz zur Änderung des Regionalisierungsgesetzes in der gestringen Sitzung beschlossen, gegen die Stimmen der CDU, CSU und der AfD.


    Der Antrag der Linken zur Verlängerung des 9€-Tickets bis zum Jahresende wurde abgelehnt. Die Union stellte einen Antrag, der es den Ländern freistellen würde, ob sie die bereitgestellten Gelder für das 9€-Ticket oder für andere neu zu schaffende ÖPNV-Angebote einsetzen wollen. "Bundesweites 9€-Ticket (nur in teilnehmenden Bundesländern)"? Hmmm.... Darüber hinaus forderte die Union in ihrem Antrag, "alle Kosten" der Länder, auch über die 2,5 Mrd€ hinaus, zu erstatten; die Anbieter von Fernbussen und Fernzügen für die Nachfrageverlagerung zu entschädigen; die Verstetigung des 9€-Tickets in Form eines Schüler-Ferien-Tickets zu prüfen; am Ende der 3 Monate eine Evaluierung der Maßnahme durchzuführen sowie die Länder und Kommunen in die weiteren Planungen eng einzubeziehen. Auch dieser Antrag wurde abgelehnt.


    Die AfD wollte mit den 2,5 Mrd€ lieber fossile Brennstoffe subventionieren.


    Nächster Schritt ist die heutige Abstimmung im Bundesrat.

  • Es gibt eine Aufstellung wieviel die Bundesländer jeweils bekommen.

    Nase vorn: Bayern! - dabei hat NRW gut 4,8 Mio mehr Einwohner und mit

    dem Rhein-Ruhr-Sieg-Raum wenn man so will die grösste Stadt Deutschlands,

    wo ich wohl das am intensivsten genutzt wird.

    ....CSU-Appeasement...?!

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Bayern hat dafür deutlich mehr Fläche als NRW ... und süffigeres Bier.:P Und stellt fast jedes Jahr den Bundesliga-Meister. :)


    Keine Sorge, ich bereite nur schon mal argementativ vor, dass Hessen als Land des Europapokalsiegers und des Apfelweins auch mehr Geld erhält ! :)Und da wir fast in der Mitte Deutschlands liegen, müssen bei uns viel mehr Einwohner aus anderen Bundesländern durchfahren, z.B. auf Reisen zwischen NRW und Bayern.

  • Einen Aspekt des 9-Euro-Tickets möchte ich noch anbringen, den glaube ich noch niemand hier geschrieben hat, wenn vielleicht auch mit gemeint:


    Dieses Angebot "Bus&Bahn zum Kampfpreis" zielt mit auf des Verbrauchers empfindlichstes Organ, den Geldbeutel. Jeder, der bisher die Öffis aus Gründen nicht nutzt, wird so zumindest noch einmal zum Nachdenken angeregt, ob es sich nicht doch lohnen könnte, es mal (wieder) zu versuchen.


    Das Angebot wird sicher nicht diejenigen locken, die es schon heute "nicht nötig haben" oder deren zurückzulegende Strecke mit dem ÖPNV wirklich nur unbequem und im Vergleich zum eigenen Fahrzeug nur mit nicht konkurrenzfähiger Reisezeit zu bewältigen ist. Und manch einer wird sicherlich auch nur die günstige Fahrt-/Reisemöglichkeit "mitnehmen" so lange sie besteht.

    Doch jeder, der im Anschluss feststellt, dass sich seit seiner führerschein-/autolosen Jugendzeit was getan hat im ÖPNV und man ja doch ganz brauchbar damit von A nach B kommt, bleibt möglicherweise auch nach dem Ende der Kampagne dabei und zieht Bus & Bahn als eine Alternative zum eigenen Motorvehikel in Betracht. Es muss nicht mal ein völliger Umstieg sein, ein Teil der anstehenden Fahrten und Teilstrecken wären auch schon was.


    Und sehen wir es mal so: Jeder Liter Sprit, der so weniger verbraucht wird, ist ein Gewinn für die Umwelt wie auch für die Unabhängigkeit vom Öl.

    Für ein Angebot, das (wie hier weiter oben dargelegt wurde) lediglich aus politischen Erwägungen geschaffen wurde um flankierend zur "Spritpreisbremse" auch die nicht-Autofahrer zu berücksichtigen, ist das doch nicht mal so schlecht!?

  • Es gibt außerdem durchaus noch folgenden Vergleich: In Luxemburg ist bekanntermaßen seit über zwei Jahren der gesamte ÖPNV kostenlos. Zwar ist das Land deutlich kleiner als Deutschland, trotzdem ist die Einwohnerdichte ähnlich. Natürlich ergeben sich daraus keine identischen Reisegewohnheiten, aber grundsätzlich können damit "pro Quadratkilometer" genausoviele Fahrgäste an der Haltestelle stehen wie hierzulands auch. Jedenfalls hat dieser Nulltarif nicht zu einer signifikanten Überlastung des Gesamtsystems geführt. Von daher wird auch der ÖPNV bei uns jetzt nicht zusammenbrechen. Ja, auf einzelnen, speziellen Relationen ist zu bestimmten Zeiten mit einer Überlastung zu rechnen. Daß aber viele andere Bus- und Bahnlinien problemlos genutzt werden können, wird unter den Tisch fallen.


    Anders gesagt wird die "Zeitung" mit den vier Buchstaben sicher irgendwas mit "Wahnsinn! Züge nach Sylt brechen auseinander" titeln, aber die Überschrift "Auf der Rhönbahn kann man schöne Ausflüge machen" oder "im Bus nach Oberbimbach sitzen jetzt 40 und nicht nur 5 Fahrgäste", ja die wird's leider nirgendwo geben.

  • Grundsätzlich wird man keinen ÖPNV-Hater und keinen fanatischen Petrolhead mit dem 9€-Ticket in Bus oder Bahn bringen.


    Für ÖPNV-Dauernutzer, die von der Spritpreissenkung (sofern die überhaupt wirkt und nicht sofort von der Ölindustrie durch Preiserhöhungen gefressen wird) nichts haben, ist es eine Belohnung für richtiges Verhalten - und vielleicht kann man den einen oder anderen, bei dem die Summe aus Ticketpreis und Zeitverlust bislang gegen dem ÖPNV sprach, noch überzeugen - der Rest der Tickets wird wohl an den Wochenenden für Ausflüge genutzt werden.

  • Doch jeder, der im Anschluss feststellt, dass sich seit seiner führerschein-/autolosen Jugendzeit was getan hat im ÖPNV und man ja doch ganz brauchbar damit von A nach B kommt, bleibt möglicherweise auch nach dem Ende der Kampagne dabei und zieht Bus & Bahn als eine Alternative zum eigenen Motorvehikel in Betracht. Es muss nicht mal ein völliger Umstieg sein, ein Teil der anstehenden Fahrten und Teilstrecken wären auch schon was.

    Ich kenne niemanden, der sich interessiert für das 9-Euro Ticket gezeigt hat, der nicht zumindest gelegentlich den ÖPNV nutzt. Ich glaube der Nutzer, der dir hier vorschwebt, der seit Jahrzehnten kein ÖPNV mehr genutzt hat, gibt es nicht, bzw. solche Leute kaufen sich dann auch kein 9-Euro-Ticket.

  • - der Rest der Tickets wird wohl an den Wochenenden für Ausflüge genutzt werden.

    Wenn diese dann aber mittels ÖPNV anstatt IV durchgeführt werden, immerhin schon mal ein kleiner Erfolg. Die müssen ja nicht unbedingt nur am Wochenende gemacht werden (Ferien).

  • Aus der Gesetzesbegründung:

    Zitat
    Mit dem verbilligten ÖPNV-Ticket („9 für 90“-Ticket bzw. 9-Euro-Ticket) sollen die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar entlastet werden. Für den Zeitraum Juni bis August 2022 wird ein Tarif angeboten, der für ein Entgelt von 9 Euro pro Kalendermonat die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs ermöglicht. Neben der finanziellen Entlastung der Bürginnen und Bürger setzt die Maßnahme einen Anreiz zum Umstieg auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und zur Energieeinsparung.

    Der Aspekt "Umstieg auf den ÖPNV" ist durchaus mit beabsichtigt.

  • Einen Aspekt habe ich auch:

    Es heißt: Jahreskarten sind automatisch das 9-Euro-Ticket. Der Preis wird verrechnet.

    Es heißt aber auch: Das 9-Euro-Ticket sei Personengebunden

    Problem: RMV (vielleicht auch andere?) hat übertragbare Jahreskarten (Da steht kein Name drauf).

    Was nun?

    Die Service-Kraft am RMV-Telefon streckte die Waffen.

    Viele Grüße aus Darmstadt


    Jörg

  • Ich frage mich bei der Diskussion hier ab und an, wie das zusammen passt, dass einerseits prophezeit wird, dass ja sowieso niemand wegen des 9€ Tickets auf den ÖPNV umsteigt, andererseits aber gesagt wird, die Züge werden alle völlig überfüllt sein. Eins von beidem wird sich als falsch / übertrieben herausstellen und egal was von beidem es ist, es ist eine gute Sache.

  • Einen Aspekt des 9-Euro-Tickets möchte ich noch anbringen, den glaube ich noch niemand hier geschrieben hat, wenn vielleicht auch mit gemeint:[...]

    Ich möchte einen weiteren Aspekt nennen, den ich in der bisherigen Diskussion noch nicht gesehen habe:

    Das 9€-Ticket ermöglicht Menschen Fahrten mit dem ÖPNV und damit Teilhabe, die sich ein ÖPNV-Ticket sonst nicht leisten können. Selbst Menschen mit Frankfurt-Pass zahlen im günstigsten Fall als Schüler:in oder Rentner:in mindestens knapp 21 € für eine Monatskarte; alle anderen Pass-Inhaber:innen müssen um die 50 € für eine Monatskarte zahlen.

    Gruß, 420 281-8
    Jeder Mensch hat ein zweites Gesicht ...

  • Ich frage mich bei der Diskussion hier ab und an, wie das zusammen passt, dass einerseits prophezeit wird, dass ja sowieso niemand wegen des 9€ Tickets auf den ÖPNV umsteigt, andererseits aber gesagt wird, die Züge werden alle völlig überfüllt sein. Eins von beidem wird sich als falsch / übertrieben herausstellen und egal was von beidem es ist, es ist eine gute Sache.

    Hat hier irgendjemand geschrieben, dass niemand umsteigen wird? Ich denke, dass viele umsteigen werden, allerdings nur solange das 9-Euro-Ticket gültig ist und nicht dauerhaft. Einer der Gründe ist sicherlich, dass viele Autofahrer den ÖPNV als zu teuer empfinden. Wenn ich mir beispielsweise eine Fahrkarte im C-Tarif für eine Entfernung 100 km kaufe, so zahle ich ca. 24 Euro. Das ist trotz gestiegener Spritkosten immer noch deutlich teurer als mit dem Auto. Zumindest wenn ich eh ein Auto zur Verfügung habe und daher nur das reine Benzingeld rechne. Das mag vielleicht eine Milchmädchenrechnung sein, aber so rechnen die meister Leute eben.

    Das nächste Problem den ÖPNV sind die komplexen Tarifsysteme, die gerade für Leute, die sonst nicht den ÖPNV benutzen schwer zu durchblicken sind. Und jeder Verkehrsverbund hat sein eigenes Tarifsystem, das dann auch noch gelegentlich angepasst wird. Beispiel VRN: Früher gab es 24-Stunden-Tickets, dann wurden diese in Tagestickets für 1,2,3,4 oder 5 Personen geändert. Seit diesem Jahr gibt es wieder ein neues System mit Tages-Ticket für 1 Person, Tages-Ticket Familie und Tages-Ticket für bis zu 5 Personen. Wenn zwei (befreundete) Erwachsene Personen zusammen fahren wollen, so müssen sie sich ein Tages-Ticket Familie kaufen. Auch wenn sie gar keine Familie sind. Ich hatte mir das auch erstmal genau durchlesen müssen, bis ich verstanden hatte, wie das mit "Familie" gemeint ist.

    Hier macht es das 9-Euro-Ticket für viele Leute natürlich deutlich einfacher. Es spart den Leuten sich mit komplexen Tarifsystemen / Waben / Übergangsregelungen zu anderen Verkehrsverbünden, etc auseinandersetzen zu müssen. Einfach 9-Euro-Ticket kaufen und losfahren.

    3 Mal editiert, zuletzt von Chris26 ()