9-Euro Ticket

  • Ich hatte schon in einer PN an Beuchle dazu etwas geschrieben. 6.37 Uhr ab Aschaffenburg nach Frankfurt, fährt mit 1 statt 2x445 (800 Plätze sind bestellt) und ist sozusagen der Zug für Schüler in Großkrotzenburg / Hanau und alle, die um 8 in Frankfurt Arbeitsbeginn haben. In Aschaffenburg kommt man kaum noch mit, an den weiteren Stationen geht meist nichts mehr (an Do / Fr bleiben auch in AB Fahrgäste regelmäßig zurück). Selbst vor dem 9 Euro-Ticket war der Zug schon randvoll. Jetzt kommen noch die Fernstrecken-Fahrgäste hinzu. Der Zug kommt aus Würzburg mit Halt an jeder Milchkanne. Der Zug eine Stunde später fährt zwar abundan noch mit Doppel-445, aber da muss man schon viel Glück haben, ansonsten die identische Situation.

    [...]

    Die DB hat ein Problem mit den 445 (siehe S-H), es fallen mehrere Ganituren ständig aus. Nicht selten kommt auch ein Einzel-425 anstelle des 445, was das dann bedeutet, muss man nicht erklären.

    Gegenteilige Anekdote:


    Ich war in den letzten Tagen mehrfach werktags von Offenbach aus tagsüber in Aschaffenburg - sowohl in der S-Bahn zwischen OF und Hanau, als auch in der RB Hanau-AB bestand keine Überfüllung, im Gegenteil, es war reichlich Platz in den Bahnen. Samstags Nachmittags war es dann voll, insbesondere ab Kahl, Rückersbacher Schlucht, Großkrotzenburg Richtung Frankfurt.


    Aber ich glaube nicht, dass Du um 06:37 in Fahrtrichtung Frankfurt bereits mit Touristenströmen geplagt wirst - die Überfüllung dürften werktags um diese Zeit eher weitere Pendler sein, die aufs Auto verzichten wollen, oder eben der von Dir erkannte grundsätzliche Mangel durch zu wenig Wagenmaterial.

  • Sowohl die von Hajü als die von Umlaufnummer geschilderten Probleme sind nicht grundsätzlich dem 9-Euro-Ticket anzulasten, sondern dem Eisenbahn-Verkehrsunternehmen, hier der Deutschen Bahn. Gegebenenfalls könnte es auch die HLB sein, die auf beiden Strecken fährt - wenn auch nicht mit der Baureihe 445.


    Die EVU sind für eine ordentliche Wartung und Instandhaltung ihrer Züge verantwortlich und müssen auch dafür genug Personal bereitstellen. Hajü schrieb ja von entgegen der Bestellung gekürzten Zügen. Größere Fahrgastmengen fallen zwar a u c h aufgrund des 9 Euro-Tickets an, sind aber grundsätzlich jederzeit zu erwarten. Als da wären Großereignisse, Ferienbeginn oder - ende, massive Störungen im Straßennetz (soll es auch fort geben :P!) oder auch - der von fast allen von uns gewünschte - Erfolg der Klimadebatte, die Menschen mögen doch vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen. Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Effekt dürfte - gerade in Bezug auf Hajüs Erlebnis - die Reduzierung des HomeOffice sein bei vielen Arbeitgeber. Dadurch fahren viele Arbeitnehmer wieder häufiger ins Büro, z.B. mit dem Zug um 6:37 Uht ab Aschaffenburg.

  • Zitat von Umlaufnummer

    Am Ende dieses Filmchens gibt es einen interessanten Link zu SPOT zu Plänen der Bundesregierung, nach dem Auslaufen des 9-€-Tickets ein Klima-Ticket als Nachfolger anzubieten. Dieses läuft tendenziell auf die bereits von einigen uns in diesem Thread angedachte Lösung vergünstigter Länder-Tickets als Monats- oder Jahreskarten hinaus.

  • Hajüs Ausführungen deuten darauf hin, dass etwa die Linie Frankfurt - Würzburg betroffen sein könnte, davon vorrangig die Pendlerzüge. Die waren nach meinem Eindruck auch schon früher gut gefüllr. Hajü nennt ja selbst fehlende Wagen und Störungen bei einigen Zügen. Das wirkt sich natürlich bei zusätzlichen Fahrgästen, z.B. durch das 9-€-Ticket, besonders störend aus. Die Ursache ist aber nicht das 9-Euro-Ticket, sondern eine Häufung von Störungen bei einem bestimmten Zugtyp.

    Bei Frankfurt-Würzburg muss man evtl auch noch mit in Betracht ziehen dass es im östlichen VRN rund um Osterburken umfangreiche Bauarbeiten mit Streckensperrungen vor allem in der ersten Junihälfte gab. Reisende ab Rhein-Neckar-Raum nach Würzburg wurden da prompt von der Auskunft auf den Umweg über Frankfurt geleitet.

    Vermutlich - nicht getestet - galt dies dann auch z.B. für den Odenwaldraum generell mit Umstieg in Hanau oder Fahrten Babenhausen - Aschaffenburg.

  • Wenn ich aber nun viele Möglichkeiten habe, ein Ticketangebot zu gestalten und es immer Verlierer gibt, dann sollte ich mich für eine Variante entscheiden, die es dem Endkunden doch eher leicht macht, die Grenzen seines Gültigkeitsbereichs zu erkennen.

    Ja, das wäre mit dem 90km-Radius ein Problem, das stimmt. Es wäre nicht wirklich leicht verständlich, bis wo das Ticket gelten würde. Der VCD hat jetzt einen Vorschlag gemacht, was nach dem 9€-Ticket kommen könnte: Das Länder-PlusTicket. Die Gültigkeitsbereiche der Tickets sind nicht direkt an die Landesgrenzen geknüpft und überschneiden sich teilweise:

    screenshot2022-07-061efkjf.png

    Ich finde die Überlappungen etwas willkürlich gewählt. Warum es eine scharfe Grenze zwischen Kassel und Göttingen gibt, Mannheim aber in Mitte-West und in BaWü liegt, ist mir nicht verständlich. Das müsste man noch mal im Detail verhandeln. Aber den Ansatz finde ich gut. Als Mannheimer kann man dann z.B. wählen und das für einen passende PlusTicket kaufen.


    Preislich sind sie vom 9€-Ticket aber weit weg:

    screenshot2022-07-061cekqx.png

    Die ermäßigten Preise gelten nicht für Senioren. Das 365€-Seniorenticket in Hessen würde also von diesem Vorschlag noch nicht so abgedeckt. Das halte ich für einen Fehler. Für Senioren dürfte man das Ticket gerne auf 9:00 Uhr beschränken, dann aber auch zum ermäßigten Preis anbieten.


    Schön ist auch die Idee, dass man zu einem PlusTicket einen weiteren Geltungsbereich vergünstigt hinzukaufen kann. Für den Preis von 2 zusätzlichen Geltungsbereichen gilt es dann bundesweit.


    Preislich weit über dem 9€-Ticket, aber in dem Bereich dessen, was viele heute bereits für eine Dauerkarte zahlen, dann aber mit deutlich erweitertem Angebot.

    Einmal editiert, zuletzt von JeLuF ()

  • Üblich ist doch, dass Jahrestickets nur 10 Monats-Tickets kosten. Wo ist sonst der Nutzen für den Kunden, sich so lange zu binden.


    Den Vorschlag, ermäßigte Tickets auch für Senioren anzubieten, unterstütze ich natürlich, da ich bald in den Geuss davon komme. Und warum sollten wir in Hessen von einem günstigen Angebot wieder runtergehen ??? Da würde ich auch gerne die Regelung Mo - Fr erst ab 9 Uhr akzeptieren, zumal ich eher Langschläfer bin. :)

  • Der VCD hat jetzt einen Vorschlag gemacht, was nach dem 9€-Ticket kommen könnte: Das Länder-PlusTicket.

    Schön, einen konkreten Vorschlag zu haben über den man reden kann.


    Mal eine ganz naive Frage: warum ist das Jobticket billiger als das reguläre? Wer arbeitet hat doch im Allgemeinen sogar mehr Geld als wer nicht arbeitet. Bezahlen das nicht sogar die Arbeitgeber? Die können sich kein reguläres Ticket leisten?!


    Ansonsten zur Preisgestaltung: 75€ sind natürlich in Ordnung, wenn man täglich mit der Bahn zur Arbeit pendelt. Wenn nicht würde ich da 3-5x drüber nachdenken ob ich das Ticket wirklich brauche. Locken tut man damit keinen.

    Die Preise für Studenten sind um 33% höher als das Semesterticket heute. Supi! +30€ für einen weiteren Geltungsbereich finde ich gut, sollte aber für ermäßigte Tickets auch ermäßigt werden.


    Problematisch finde ich den komplizierten Gültigkeitsbereich. Ja, es ist gut, dass man über Ländergrenzen hinwegfahren kann, aber warum an manchen Orten, an manchen nicht?! Wenn mitten durch Bundesländer Grenzen gezogen werden, ist das sogar noch komplizierter als der der Status Quo. Im Vergleich zum 90km Radius sehe ich keinen Unterschied in der Schwierigkeit des Gültigkeitsbereichs. Bei beiden kann man sich den Bereich unmöglich merken und muss auf der Karte nachschauen.

    2 Mal editiert, zuletzt von heinz ()

  • Mal eine ganz naive Frage: warum ist das Jobticket billiger als das reguläre?

    Weil das Jobticket üblicherweise über den Arbeitgeber ausgegeben wird. Damit hat der Verbund weniger Arbeit. Er bekommt praktisch auf einen Schlag eine Summe "x" vom Jobticketanbieter überwiesen und muß sich keine sonstigen Gedanken über Abrechnung und Vertrieb von vielen Einzel(monats-/jahres-)karten machen. Diesen ersparten Verwaltungsaufwand gibt er somit quasi als Provision an das Unternehmen (und damit an die Jobticketnutzer) weiter.

  • Ich pendele derzeit wieder viermal die Woche von Darmstadt/Mühltal nach Frankfurt. Derzeit mehr mit RE 60 und RB 67/68. Im Regelfall 06.58 Uhr oder 07.30 Uhr ab Darmstadt, sowie dann am späten Nachmittag zurück. Die Züge sind deutlicher voller geworden, aber vollkommen überfüllte Züge – bei denen man nicht mehr mitkam – hatte ich noch keine. Von daher kann ich die Ausführungen von Hajü so nicht bestätigen. Kommt der RE 60 um 06.58 Uhr nur einteilig, gibt’s im Moment zwangsläufig nur noch Stehplätze, aber man kommt problemlos mit.


    Die Verspätungen auf RB 67/68 am Nachmittag haben nichts mit dem 9 Euro-Ticket zu tun, sondern sind der Baustelle auf der Riedbahn mit umgeleitetem Fernverkehr über Darmstadt und den Bahnsteigarbeiten am Gleis 12/13 in FFM geschuldet. So muss (fast) jeder Zug eine Stadtrundfahrt zu den Gleisen 1a/1 bzw. 18/19 machen und das kostet Zeit.


    Schwierig im Moment sind natürlich die üblichen Misslichkeiten:

    -       Zug auf dem Gleis und angezeigter Zug am ZZA stimmen nicht überein.

    -       Beim Verstärker RE 60 nach Frankfurt 07.22 Uhr ab Darmstadt wechselt der ZZA gegen 07.17 Uhr auf Ankunft 07.35 Uhr.

    -       RE 60 sollte laut Navigator neulich pünktlich um 06.06 Uhr in Mannheim abgefahren sein (Zeiten im DB Navigator waren grün), der Zug war aber (er kommt ja als RE 70 von FFM) noch gar nicht in Mannheim eingetroffen.


    Sinnvoll wären im Berufsverkehr am Nachmittag Fahrgastlenker/Einstiegslotsen in Frankfurt um etwaige Türblockaden zu verhindern, diese wurden aber leider nur angekündigt – zumindest habe ich an Werktagen noch keine gesehen. Beim 17.02 Uhr Richtung Südhessen ist übrigens stets der hintere Zugteil proppenvoll und der vordere Zugteil relativ leer, weil die Fahrgäste sich am Bahnsteig nicht vernünftig verteilen. (Es wäre jetzt doch ungewöhnlich, wenn die im hinteren Zugteil alle nach Schwetzingen wollten…)


    Und am Rande: Bei einer Geburtstagseinladung neulich kamen von den 5 Eingeladenen 4 komplett mit dem ÖPNV und 1 mit einer Mischung aus Auto und ÖPNV. Ohne das Ticket wären 3 mit dem Auto und nur zwei mit dem ÖPNV gekommen.

  • Bei Frankfurt-Würzburg muss man evtl auch noch mit in Betracht ziehen dass es im östlichen VRN rund um Osterburken umfangreiche Bauarbeiten mit Streckensperrungen vor allem in der ersten Junihälfte gab. Reisende ab Rhein-Neckar-Raum nach Würzburg wurden da prompt von der Auskunft auf den Umweg über Frankfurt geleitet.

    Vermutlich - nicht getestet - galt dies dann auch z.B. für den Odenwaldraum generell mit Umstieg in Hanau oder Fahrten Babenhausen - Aschaffenburg.

    Eben gerade am Aschaffenburger Hbf kam der RE um 15.15 aus Frankfurt rein, Doppel-425 randvoll anstelle 440. Also knapp 100 Plätze weniger als bestellt und somit das allerletzte Aufgebot von DB Regio. Ausstiegen fast ausschliesslich Reisende mit Koffern, Fahrrädern - also ehr das Gegenteil von typischen Pendlern. Und es ist noch keine HVZ. Soviel zum Thema Berichte aus der Realität. Gerade in der derzeitigen Coronasituation finde ich sowas mehr als grenzwertig und ein Grund mehr, nicht einzusteigen.

  • ...und der typische 9ET-Kunde ist Donnerstags nachmittags mit Koffer unterwegs?

    Das musste jetzt kommen…. verlängertes Wochenende lässt grüssen😉. Warum sollten sonst Familien mit Koffern durch die Gegend reisen. Ferien haben wir in einigen BL auch schon. Wer selbst nicht vor Ort war, kann es nicht beurteilen. Kleiner Tipp: Einfach mal selbst sich überzeugen, bevor man sowas schreibt.

    Einmal editiert, zuletzt von Hajü ()

  • Kleiner Tipp: Einfach mal selbst sich überzeugen, bevor man sowas schreibt.

    Man könnte jetzt natürlich eine Nachfrage (siehst du das Fragezeichen am Ende meines Posts?) als einen Versuch wahrnehmen, mehr Informationen zu sammeln, um eine Meinung zu bilden. Täte man das, könnte es aber natürlich sein, dass man sein Vorurteil, hier würden „abweichende Meinungen“ unterdrückt, in Frage stellen müsste.


    Wie war denn die Auslastung bei Ersatz eines 440 durch 425 vor 2 Monaten? Entweder sind 100 Plätze zu viel bestellt (was natürlich umlauftechnisch bedingt sein könnte), oder das Fehlen von 100 Plätzen wäre auch ohne 9ET durchaus schwer zu verkraften gewesen.

  • Jetzt bringt man mal Fakten….

    Klar ist aber, dass die Kapazität definitiv nicht ausreicht. Ab nächster Woche fährt die RE Linie komplett nordmainisch und „soll“ RB 58 Fahrten ersetzen. Dass man hier Platzprobleme bekommen wird, dürfte jedem klar sein.

    In der Aschaffenburger Tageszeitung gab es dazu bereits einen Artikel mit dem Hinweis auf Alternative mit 58er Bus und S1 via Weiskirchen nach Offenbach und Frankfurt….

  • Jetzt bringt man mal Fakten….

    DIe Fakten sind „hier ist es voll“ und „die Züge fahren kürzer als bestellt“ (und „die Presse berichtet eins elf“). Nichts davon steht in Zweifel.


    „Das ist so wegen des 9ET“ ist kein Fakt, sondern eine Interpretation. (Und ich dachte, darum ginge es hier, und nicht darum, ob du eine Strecke mit strukturellen Problemen finden kannst.)

  • Für die Regionalverbindungen von Köln nach Aschaffenburg selbst zeigt die Verbindungsauskunft der Bahn jeweils als günstigere Alternative den Weg über Darmstadt mit Ankunft in AB um 15:12 - jeweilsstündlich. Für die direkte Verbindung via Koblenz -Mainz wird vor hoher Auslastung gewarnt.


    Allerdings ist der jeweils gegen halb in Frankfurt nach Würzburg fahrende RE 54 tatsächlich Teil einer RE-Fernververbindung Rhein-Ruhr - Nürnberg - München. Die Bahn weist zumindest für die am Nachmittag ab Frankfurt fahrenden Züge auf eine hohe Auslastung hin. Es kann also deshalb durchaus sein, dass die RE 54, die zwischen ca. 12:30 und 17:30 in Frankfurt durch 9€-Langstrecken-Reisende eine höhere Auslastung als sonst haben. Kleinräumig gibt es durchaus Altenativen, z.B. mit RB 75 von Darmstadt.


    Wie baeuchle schrieb, besteht das Grundproblem darin, dass die Züge nicht fahren, wie bestellt. Dazu gehört nicht nur die Anzahl der bestellten Sitzplätze, sondern natürlich auch funktionierende Toiletten etc.


    Wir sollten trotz allem akzeptieren, dass das 9 €-Ticket jetzt einem Teil der Bevölkerung Fernreisen mit der Bahn ermöglicht, die sich sonst nicht hätten leisten können.

  • Ausstiegen fast ausschliesslich Reisende mit Koffern, Fahrrädern - also ehr das Gegenteil von typischen Pendlern.

    Wenn ich vom Auto auf die Bahn zum Pendeln umsteigen würde, wäre ich darauf angewiesen, ein Fahrrad mitzunehmen.