9-Euro Ticket

  • offene Grenze nach Osten = EU Erweiterung (und Schengenregeln) und nicht Mauerfall


    Wenn man ÖPNV braucht um zum Bäcker zu gelangen, dann stimmt in der Grundversorgung mit Lebensmitteln

    vor Ort etwas nicht....falls das ein Seitenhieb auf kleine Dörfchen im weitern Land sein soll wo Stundentakt herrscht...

    ...kaum einer fährt mim Bus ein Ort weiter zum Bäcker kauft sich Brötchen (Aufwand paar Min) und wartet dann

    (im Durchschnitt[*]] 30 min um wieder zurückzufahren.


    Ansonsten....kann man auch Kuchen essen :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:


    [*] grundmathematische Betrachung auf Stundentakt...sonst müsste man alle x-tausend Einzelfälle prüfen

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  • Das ist doch einfach -- ÖPNV ist eine soziale Komponente.

    Nein. Mobilität ist die soziale Komponente. Genau diese unzulässige Gleichsetzung ist falsch und schadet in der aktuellen Debatte wieder einmal erheblich dem Image des ÖPNV. Indem Bahn und Bus jetzt aufgebürdet wird, dass sie die soziale (=billige) Komponente sein sollen, stempeln viele Politiker und Aktivisten der ÖPNV wieder einmal zu dem abgestempelt, als was viele Autofahrer ihn ansehen: das Unterschichten-Verkehrsmittel.


    Solange aber der ÖPNV nicht als wertig angesehen wird, lassen sich die für die Verkehrswende notwendigen Umsteiger-Potenziale vom Auto her nicht realisieren. Dass das funktionierten kann, zeigt sich ja in Frankfurt täglich, wenn man sich etwa die (durchaus gut situierten) Pendler in der S-Bahn etwa mit Zielen wie Taunusanlage oder Eschborn anschaut. Deshalb brauchen wir einen qualitativ und quantitativ viel besseren Nahverkehr (also: Ausbau, mehr Komfort und moderate Fahrkartenpreise), wofür erheblich mehr Geld aus der öffentlichen Hand nötig ist, und aus Sozialtöpfen dann gezielte finanzielle Hilfe für jene, die sich die Nutzung ohne Unterstützung nicht leisten können.

  • Zum einen kann ich (insbesondere in Frankfurt) nicht erkennen, dass eine Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel von den sozialen Schichten abhängt. Wenn ich mich Nachmittags in Eschborn Süd des Nachmittags in die S-Bahn zwänge, dann würde ich zwar schon den einen oder anderen mit dem Attribut asozial betrachten, aber es ist definitiv keine Unterschicht.

    Politiker und Aktivisten werden sich nicht durch eine Wortwahl beirren lassen. Frag mal den Vollpfosten, der mit aufgemotzten "3er" einer bayerischen Automobilschmiede ein illegales Autorennen auf der Hanauer mitmacht. Den interessieren Fakten absolut null, sonst würde es nicht so viel Geld in Tuning stecken und es so mutwillig beschädigen.

  • Mein kurzes Fazit:


    Mich hat das 9-Euro-Ticket in meiner Mobilität deutlich eingeschränkt. Viele Ausflüge mit und ohne Rad habe ich nicht unternommen, nicht zuletzt auch wegen der schon vor dem 9-Euro-Ticket nochmals stark im Untergrund nochmals deutlich runtergerutschten Qualität der DB (Betrieb und Information).


    Wenigstens ein Mal habe ich eines meiner jährlich gern aufgesuchten Ziele in Bayern mit dem Faltfahrrad (gilt als Gepäckstück) angesteuert und wunderte mich, dass die Leute sich nach über zweieinhalb Monaten sich das immer noch antun, sich regelmäßig unter der Woche in total überfüllte Züge zu quetschen und an mehreren Stationen bei mehreren Zügen hintereinander nicht alle Fahrgäste mitgenommen werden können.


    Die armen Pendler, die wegen Anschlüssen auch bestimmte Züge nehmen müssen und eh schon viel Freizeit durch Verspätungen verlieren.


    Auch wenn es keiner lesen mag:

    Fahrgäste mit regulären Fahrkarten sollten Vorrang haben. Dann kommen wenigstens die mit, die auf die Bahn angewiesen sind. Wir können und aber die Diskussion ersparen, wie man das abwickeln sollte. Da gäbe es bestimmt eine technische Lösung (wenn man es denn unbedingt umsetzen wollte).

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Ich gebe zu, meine Reise vom Harz nach Kiel am letzten Freitag hat meine Begeisterung für das 9 €-Tickrt auch deutlich gedämpft. Um 1969 hätte ich die Fahrt mit dem E 565 von Goslar nach Kiel in 6 Stunden ohne Umsteigen geschafft, wenn auch nicht zum Nulltarif - den ich dank der räumlichen Erweiterung meines Jobtickets hatte.


    Verpasste Anschlüsse, volle Züge und Bahnhöfe und ausfallende Verbindungen. Da Hamburg Hbf bekanntererweise voll ist, wollte ich ab Harburg die S-Bahn nehmen und dann ab Eidelstedt aus Bahninteresse die AKN.


    War nicht. Der Hamburger S 3 geht es wie unserer S 5 - wegen Brückenschadens mehrfach gebrochener Verkehr - oder RE, den ich auch nahm.


    Es liegt nicht am 9-Euro- Ticket, sondern an den dauernden massiven Verspätungen im gesamten Bahnnetz - auch bei den Fernzügen - und verpassten Anschlüssen, dass auch mit die Lust am Bahnfahren in DE vergeht. In Hamburg schaute ich deshalb auch schon nach einem FlixBus - nur hätte ich da noch eine Stunde warten müssen.


    Ff. Folgt

  • Sehen wir es einmal anders herum: Das 9€-Tickst sehe ich im Augenblick als angemessenen Preis für die gebotene mangelhafte Qualität im Nah- und Fernverkehr.


    Das 9-€-Ticket ist nicht die Ursache der Qualitätsmaengel, sondern verschärft diese höchstens noch.


    Auch im Fernverkehr sind die Fahrzeiten ja nur noch nach Stunden kalkulierbar, vor allem bei Umsteigen


    Insofern sind wir auch bei der Bahn bei der Qualität der Flixbude, nur, dass die Bahn halt noch öfter fährt.


    Wenn man mehr Fahrgäste auf die Bahn bringen will, muss vor all die Zuverlässigkeit massiv verbessert werden. Sonst kann ich wirklich auch mit dem FlixBus fahren, der ist wenigstens billiger


    Die Frage ist für mich nicht mehr, ob das Nachfolgeticket 29, 49 oder 99 € kostet, sondern ob die Fahrzeiten wenigstens auf eine Stunde genau kalkulierbar werden und ob ich auf einer Fernstrecken sitzen kann.

  • Auch wenn es keiner lesen mag:

    Fahrgäste mit regulären Fahrkarten sollten Vorrang haben.

    Also haben Pendler auch da keine Chance, denn die nutzen schließlich auch gegenüber Einzelfahrkarten rabattierte Zeitkarten. Mitfahrrecht nur noch für Vollzahler.


    Und unabhängig davon: Wer sagt, daß derjenige mit regulärer Fahrkarte nicht zum Spaß unterwegs ist und damit nach Deiner Logik den Pendler mit Zeitkarte aussticht?


    Und warum wieder nur im ÖPNV? Wo ist das Autobahnverbot für Spaßfahrer im Berufsverkehr?

  • Gemeint war damit:

    Wer auf die Bahn angewiesen ist, sollte die Möglichkeit haben, sie zu nutzen und nur "Restplätze" billig verhökert werden. Über den Preis kann man so etwas regeln. Dass die Dauerkartennutzer auch nur 9 Euro bezahlen brauchen, ist eine soziale Geste, die ich gut finde. Aber die Kunden, die eben die Dauerkarten haben, benötigen meistens die Bahn. Wären Bahnlose bessere Alternativen für die Dauernutzer vorhanden, würden diese eben die Alternativen nutzen.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • In der Tageszeitung die den Weg in mein Briefkasten findet steht als Verkehrsbeobachtungen dass das

    9 Euro Ticket nur marginale Auswirkungen auf den Penderlverkehr hatte. (de facto keine Umsteiger)

    Dafür ist viel Freizeitverkehr umgestiegen (vornehmlich Ausflugsverkehr). Es soll aber mehr zusätzlichen

    ÖPNV Ausflugsverkehr gegeben haben als an PKW Ausflugsverkehr weggefallen ist. -> es wurde zusätzlicher

    Verkehr induziert.

    An einer anderen Stelle habe ich gelesen, dass die CO2 Reduktion etwa dem entspricht was weniger

    anfallen würde, wenn ein Jahr lang auf Autobahnen auf 130 km/h limitiert würde.

    (ist ne nette Menge die im Freizeitverkehr anfällt)


    -> Pendler bekommt man mit dem Preis alleine nicht ausm Auto raus


    -> neue Varianten des SWT wäre vielleicht ein Konzept:


    9 Euro Wochenendticket ( von Fr 15:30 bis Mo 03:00 / eine Person / keine Fahrradmitnahme)


    19 Euro Sommerferienticket (gültig im ÖPNV im aufgedrucktem Jahr in den Bundesländern die gerade

    Sommerferien haben / eine Person / keine Fahrradmitnahme)

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    Einmal editiert, zuletzt von Darkside ()

  • Nein. Mobilität ist die soziale Komponente. Genau diese unzulässige Gleichsetzung ist falsch und schadet in der aktuellen Debatte wieder einmal erheblich dem Image des ÖPNV. Indem Bahn und Bus jetzt aufgebürdet wird, dass sie die soziale (=billige) Komponente sein sollen, stempeln viele Politiker und Aktivisten der ÖPNV wieder einmal zu dem abgestempelt, als was viele Autofahrer ihn ansehen: das Unterschichten-Verkehrsmittel.


    Solange aber der ÖPNV nicht als wertig angesehen wird, lassen sich die für die Verkehrswende notwendigen Umsteiger-Potenziale vom Auto her nicht realisieren. Dass das funktionierten kann, zeigt sich ja in Frankfurt täglich, wenn man sich etwa die (durchaus gut situierten) Pendler in der S-Bahn etwa mit Zielen wie Taunusanlage oder Eschborn anschaut. Deshalb brauchen wir einen qualitativ und quantitativ viel besseren Nahverkehr (also: Ausbau, mehr Komfort und moderate Fahrkartenpreise), wofür erheblich mehr Geld aus der öffentlichen Hand nötig ist, und aus Sozialtöpfen dann gezielte finanzielle Hilfe für jene, die sich die Nutzung ohne Unterstützung nicht leisten können.

    Irgendwie kommt mir bei der Diskussion darüber, ob man die ÖPNV-Zuschüsse zugunsten von niedrigeren Fahrpreisen oder einem besserem Fahrtenangebot erhöhen soll, immer ein Zitat des ehemaligen Bürgermeisters der Stadt Bogota, Enrique Peñalosa, in den Sinn:


    An advanced city is not one where even the poor use cars, but rather one where even the rich use public transport.


    Ich verstehe den Satz so dass man es nur dann schafft, von Politik (als Hüter der Steuergelder) und Wirtschaft (als Hauptquelle ebenjener zu verteilender Steuereinnahmen) ausreichend Geldmittel für einen attraktiven ÖPNV zu erhalten, wenn dieser auch für die Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine attraktive Fortbewegungsmöglichkeit darstellt. Da diese Eliten naturgemäß über mehr Geld als Zeit verfügen, ist es somit zielführender auf einen Ausbau der bestehenden Verbindungen und Infrastruktur als auf eine Senkung des Preisniveaus zu drängen, denn mit letzterer Strategie drängt man tatsächlich den ÖPNV in eine Rolle, wo sie von den Entscheidungsträgern hauptsächlich als "Sozialleistung" wahrgenommen wird und die man (ähnlich wie bei der gesetzlichen Krankenversicherung) lieber meidet, wenn man sich die Alternativen leisten kann. Dazu passt auch dass für Politiker capital funding (also: Investitionen) viel öffentlichkeitswirksamer ist als operating funding (also: Subventionen) - vor Allem wenn man einen Spatenstich oder eine Eröffnung feiern kann.


    Dass man Mobilität trotzdem für alle Bevölkerungsschichten bezahlbar und zugänglich halten muss, steht natürlich außer Frage, aber hierfür gibt es zielgerichtetere Methoden (bspw. "Sozialtickets") als auf die teuren Monatskarten von Gutverdienern (die oftmals für ein besseres Angebot auch gerne mehr als bisher zahlen würden) zu verzichten...

    Einmal editiert, zuletzt von Jojo ()

  • neue Varianten des SWT wäre vielleicht ein Konzept:

    Das SWT ist ein gutes Beispiel: Es war anfangs billig und die Züge sehr voll. Mit der Preisanpassung hat man dann meiner Empfindung einen vernünftiges Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, sowie Mobilität auf Basis der bestehenden Infrastruktur geschaffen.


    Es wurde meiner Kenntnis nach ja nur abgeschafft, weil die einzelnen Länder jeweils eigene ähnliche Angebote haben.


    Für eine Verkehrswende müssen viele Maßnahmen entwickelt und zueinander passend umgesetzt werden. Aber das ist ja hier nicht Thema. Der Ticketpreis ist nur ein kleiner Baustein dazu.

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  • Wer auf die Bahn angewiesen ist, sollte die Möglichkeit haben, sie zu nutzen

    Aber auch hier gilt letztendlich: Wer entscheidet über das "Angewiesensein"? Wer hat das größere Anrecht, das Angebot zu nutzen? "Der Pendler", der in vielen (aber nicht allen, bevor hier Nitpickerei entsteht) Fällen dank gleitender Arbeitszeiten vielleicht auch die Straßenbahn "vier" Minuten später nehmen könnte, oder der Urlaubsreisende, der damit per Definition eine "Spaßfahrt" macht, der genau auf diese Straßenbahn angewiesen ist, weil er ansonsten seinen ICE nach Paris und im Anschluß nach Bordeaux oder sonstwohin verpaßt?


    Oder wir beide stehen vor einer Straßenbahn, die nur noch einen Platz frei hat und ein "Kontrolleur" muß entscheiden, wer von uns beiden mitkommt. Du hast eine Jahreskarte der Preisstufe 3, ich eine der Preisstufe 5. Wer darf nun mitfahren? Ich mit der teureren Jahreskarte, obwohl ich vielleicht nur zum Vergnügen mitfahre, weil ich noch nie in S-Wagen 293a gesessen habe oder Du, der dringend zum Arzttermin will?


    Nein, es ist gut, daß es keine Zugangsberechtigung aufgrund der (gefühlten/realen) Wertigkeit einer Fahrkarte gibt.


    Und zu den Horrorgeschichten gilt eigentlich das, was ich schon sehr weit am Anfang geschrieben habe: Über die Strecken, die absehbar voll werden - vor allem, weil die Kapazitäten da eh schon eng berechnet waren; aber da sind die Bahnen der falsche Ansprechpartner, sondern die Bestellorganisationen, die der Meinung sind, es reicht ein einteiliger Triebwagen - haben wir genügend Beschwerden gelesen, aber über die vielen freien Plätze abseits der Rennstrecken hat niemand von Euch was geschrieben. OWE hat genau so eine Rennstrecke beschrieben. Daß er aber beispielsweise in den Zügen zwischen Lüneburg und Dannenberg quasi "alleine" unterwegs gewesen wäre, hat er nicht beschrieben oder ausprobiert. Oder als ich im Juli in der Hamburger S3 (+abgeleiteten Linien) zwischen Harburg und Hbf saß, war die ganz normal "wie immer" gefüllt. Die RB 75 hierzuverbunds ist nach meinen Fahrerlebnissen ebenfalls so voll oder leer wie eh und je, letzte Woche war ich im RE60 nach Mannheim. Auch dort Luft. Aber das sind halt "News", die niemanden interessieren und die daher weder durch die Nachrichten noch durch die Foren gehen.

  • Volle Zustimmung. Allerdings sind manche Strecken stark belet, weil sich dort viele Reisewege überlagern.


    Natürlich hätte ich einen leeren Zug nach Lüchow- Dannenberg nutzen können - aber ich hatte abends eine gebuchte Fähre ab Kiel. Das Oberdeck des letzten Wagens von Uelzen nach Harburg hatte ich fast für mich alleine, während es in der Mitte voll war.


    Das missglückte Abenteuer zwischen Harburg und Hamburg Hbf lag an der für mich unerwarteten S-Bahn-Sperrung. Ich gebe zu, ich hatte diese Verbindung nicht extra abgeprueft. Dadurch war ich dann erst um 16 Uhr am Hbf - und da ist es werktags immer voll, erst Recht freitags.


    Die Problematik sehe ich in der Häufung von Verspätungen und Störungen und dadurch verpassten Anschlüssen.

  • Wir können die Problematik auf einige stark ausgelastete Strecken reduzieren. Aber auf die sind viele Reisende angewiesen. Der Pendler, der von Düsseldorf nach Aachen will und gestern mit 2 Störungen zu kämpfen hatte. Ich am Freitag, weil ich zur gebuchten Fähre wollte.


    Bessere fahrgast-lenkende Infos wären da schon hilfreich. Siehe etwa Thread zum SEV für die S 6.


    Der "Spassreisende" kann natürlich ausweichen auf andere Strecken oder Zeiten. Aber auch das unter Randbedingungen wie freie Übernachtungsquartiere - die ich Mal für das Wendland annehme.😄


    Also sollten wir über Möglichkeiten nachdenken, die Belegungen zu steuern.

  • Um hier mal andere Töne reinzugbringen hier mein persönliches Fazit zum 9€ Ticket:


    (ist etwas länglich geworden, darum Packe ich meinen Roman in den Spoiler)

    Einmal editiert, zuletzt von heinz ()

  • Ich finde es schon beeindruckend, dass das Ticket anscheinend für Arbeitswege sehr wenig genutzt wurde. Das ist ja immerhin das, wo eigentlich die meisten Wege stattfinden und wo sehr viele autofahrende Menschen sehr viel Geld hätten sparen können. Die Schlussfolgerung dazu muss eigentlich sein, dass das gebotene Angebot (im Durchschnitt) so dermaßen schlecht und/oder unzuverlässig ist, dass man es wirklich nicht benutzen kann, wenn es darauf ankommt, pünktlich und in angemessener Zeit irgendwo hin zu kommen. Das wäre mal ein klarer Handlungsauftrag an die Politik, wenn sie vorhätten, etwas zu ändern.

  • Vermutlich haben diejenigen, die zur Arbeit mit dem ÖPNV fahren, bereits entsprechende Zeitkarten und brauchten daher das Neun-Euro-Ticket gar nicht...

    Es geht mir auch nicht um die, die eh schon mit dem ÖPNV gefahren sind, sondern um die, die das bisher nicht getan haben.

  • Hoffentlich kehrt so langsam wieder Normalzustand ein, wünschenswert ists auf jeden Fall (v. a. für die Bahnbediensteten). Was ich so beobachtet habe, macht einen mehr als nachdenklich. Einerseits glänzt DB Netz mit Baustellenchaos³, ganiert mit den Folgen der Bruchschwellen. Dazu kommt noch der schon zu erwartende Ausnahmezustand auf den RE-Linien mit dauerhaften Überfüllungen auf vielen Strecken (egal ob im Norden beim Metronom, im Ruhrpott oder im Süden mit Einzel-Spielzeugtriebwägelchen als RE zwischen zwei Knotenstädten oder der Ausnahmezustand bei Regio in Ulm). Wenn es dann schon über die Aussenansage heisst "bitte keine Fahrräder mehr, wir sind randvoll", aber noch 20 Fahrgäste mit großen Fahrrädern (bessergesagt E-Bikes) sich noch reinquetschen müssen und damit die Eingänge und Türen blockieren, so dass letztendlich gar nichts mehr geht. Sowas muss man nicht kommentieren. Dann setzt nur der typtisch deutsche Herdentrieb ein und das Gehirn schaltet ab. Da tut einem das Bahnpersonal leid, was sich dann bemühen muss, dass der Zug doch irgendwie abfahren kann. Verständlich wenn hier einige am Ende der Kräfte sind.

    Die Konsequenzen aus der Ticketaktion gibts ab morgen. Wieder voller Fahrpreis, dazu meist mit entsprechender Erhöhung (4-5 % im Schnitt je nach Verbund), dazu noch weitere Einschränkungen im Betrieb. Notfahrplan beim Mittelhessenexpress und RB 49, im Würzburger E-Netz fallen einzelne Linien wegen kaputter 440 komplett aus. Die WFB macht gleich mal wegen Personalmangel die Strecke Bad Mergentheim - Crailsheim für 3 Wochen komplett dicht und in Wiesbaden gibts bei den Bussen ab sofort nur noch Samstagsfahrplan (Mo geht die Schule wieder los). 50 Fahrer fehlen.


    So jedenfalls dürfte man niemand zum umsteigen bewegen. In der Ampel wird weiter fleissig diskutiert, ob es irgendwann mal eine Neuauflage vom Deutschland-Ticket gibt. Das Hauptproblem jedoch, Investition in Infrastruktur sowie Fahrzeuge und Personal bleibt auf der Strecke. Nichts gegen ein Ticket für EUR 69 (was von verschiedenen Stellen schon angeklungen ist), aber die Basis muss stimmen.

  • Es geht mir auch nicht um die, die eh schon mit dem ÖPNV gefahren sind, sondern um die, die das bisher nicht getan haben.

    Auch das wurde bereits ansatzweise beleuchtet: Es wird sich niemand umgewöhnen, wenn er nicht weiß, daß ein Angebot dauerhaft erhalten bleibt.


    Punkt 2 dürfte sein, daß auch Ferienzeit ist und daher ohnehin das Verkehrsaufkommen geringer ist (also der Nicht-Freizeitverkehr). Du könntest aus der Statistik auch rauslesen, daß das 9 EUR-Ticket im August praktisch nicht für Fahrten von und zur Schule genutzt wurde. Was ja kein Wunder ist, weil in den meisten Bundesländern die Schulen gerade geschlossen sind...


    Punkt 3 haben so ziemlich alle bisherigen Beispiele im In- und Ausland gezeigt, daß es ohne Zwang nicht geht, d. h. die Hardcore-Automobilisten holst Du nicht in den ÖPNV, selbst wenn er rund um die Uhr im Minutentakt führe, solange sie quasi bis vor die Haustür fahren können. Erst wenn entsprechende Maßnahmen greifen, die auswärtigen IV reduzieren, setzt ein Umdenken ein. Daher spielt der Fahrpreis zumindest für Punkt 3 keine Rolle.


    Insgesamt ist es aus diesen vorgenannten Punkten logisch, daß es bislang keine signifikanten Änderungen im Bezug auf den Berufsverkehr gibt. Eine sinnvolle Schlußfolgerung kannst Du erst bei der langfristigen Umsetzung aller Maßnahmen (sprich: einfaches, dauerhaft erhältliches Tarifsystem; Umsetzung innerstädtischer Möglichkeiten z. B. durch Parkplatzreduzierung etc.) ziehen.