9-Euro Ticket

  • Ich finde es schon beeindruckend, dass das Ticket anscheinend für Arbeitswege sehr wenig genutzt wurde.

    Einerseits: das was Holger Koetting antwortet, andererseits können die meisten Analysen Fahrten unter 30 km Entfernung nicht zuverlässig einem Verkehrsmittel zuordnen und beschränken sich daher auf Fahrten über 30 km. Und dann sind eben die meisten Pendelfahrten nicht mehr drin, aber die zusätzlichen Wochenendausflüge schon.

  • V. a. Fahrradfahrer, die dann unbedingt noch in die schon überfüllten Wagen samt E-Bike rein müssen und ebenso größere Reisegruppen mit zig Koffern in den Einstiegsbereichen waren das Problem.

    Warum immer wieder dieser Hass gegen Fahrgäste, die irgend etwas mitführen? Der perfekte Fahrgast reist quasi vollständig nackt?

  • Warum immer wieder dieser Hass gegen Fahrgäste, die irgend etwas mitführen? Der perfekte Fahrgast reist quasi vollständig nackt?

    …. weil Fahrräder in Einstiegsbereichen nichts zu suchen haben (heisst ja nicht umsonst Einstiegsbereich). Da gibts klare Vorschriften. Gilt übrigens auch in U-Bahnen, Bussen usw.

    Wenn das Zugpersonal (wie bei der DB) nicht darauf achtet, und es passiert mal etwas, dann Gute Nacht.

  • …. weil Fahrräder in Einstiegsbereichen nichts zu suchen haben (heisst ja nicht umsonst Einstiegsbereich). Da gibts klare Vorschriften. Gilt übrigens auch in U-Bahnen, Bussen usw.

    Wenn das Zugpersonal (wie bei der DB) nicht darauf achtet, und es passiert mal etwas, dann Gute Nacht.

    Da stimme ich dir voll zu. Nur erweckt es immer wieder den Eindruck, wer was dabei hat ist generell ungern gesehen! Das ist ja ein Problem des Umgangs der Fahrgäste mit den Regeln, nicht dessen was sie dabei haben. Und das betrifft in weniger besetzten Zügen auch diejenigen, die trotz anderweitigen Freiraums den Mehrzweckbereich besetzen.

  • Hier (VRS) ist bei Jobtickets das Fahrrad mit drin, sonst kostet es je Fahrt einen Einzelfahrschein extra.

    Man hat offensichtlich erkannt, dass am Beginn und Ende der ÖPNV-Strecke nicht direkt Bett und Schreibtsich stehen sondern da noch Wege zurückgelegt werden müssen, für die der ÖPNV keine Angebote bietet und will gerade die Pendler, gerade in der Rush-Hour, in den Nahverkehr ziehen.

  • Entschuldigung, wenn ich so spät antworte. Ich wollte kurz vor meinem Urlaub noch etwas zum 9-Euro-Ticket schreiben, als es noch aktuell war, konnte aber wegen Abreise Ende August (ohne 9-Euro-Ticket ^^) nicht mehr auf alle Reaktionen eingehen und möchte Folgendes noch nachholen:



    Oder wir beide stehen vor einer Straßenbahn, die nur noch einen Platz frei hat und ein "Kontrolleur" muß entscheiden, wer von uns beiden mitkommt. Du hast eine Jahreskarte der Preisstufe 3, ich eine der Preisstufe 5. Wer darf nun mitfahren?

    In diesem Fall wären wir als Stammkunden gleichberechtigt gewesen. Für diese plus die regelmäßigen Einzelkartenzahler war/ist das Fahrtangebot ja ausgelegt. Es hätte also eine Person mit dem Billigticket die Fahrt unterbrechen müssen. So sehe ich die Wertigkeit des Billigtickets, wie es auf den Markt geworfen wurde.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • In diesem Fall wären wir als Stammkunden gleichberechtigt gewesen. Für diese plus die regelmäßigen Einzelkartenzahler war/ist das Fahrtangebot ja ausgelegt. Es hätte also eine Person mit dem Billigticket die Fahrt unterbrechen müssen. So sehe ich die Wertigkeit des Billigtickets, wie es auf den Markt geworfen wurde.

    Dann treiben wir das Spiel weiter. In der Bahn befinden sich nur Stammkunden, also keiner, der gemäß Deiner Definition die Fahrt unterbrechen muß. Dann bleibt wieder die Frage: Es gibt nur einen Platz. Ich habe Zeitkarte PS 5, Du nur PS 3. Wer von uns beiden darf mitfahren?

  • Ich mische mich mal in die Diskussion ein. Für mich wären, wenn es denn hart auf hart kommt, die Dringlichkeit der Fahrt und die möglichen Alternativen Maßstäbe. Heißt z.B.:

    - der oder die Schichtdienst-Leistende hätte Vorrang vor jemandem mit flexibler Arbeitszeit / Gleitzeit. Der oder die Schichtdienstleistende riskiert im Zweifelsfall eine Abmahnung; der oder die Gleitzeitarbeitende mit gewisser Wahrscheinlichkeit nur ein Minus auf dem Gleitzeitkonto;

    - mögliche Alternativen: Wer 10 Minuten später den nächsten Zug nehmen kann und keine Anschlüsse braucht, müsste ggf. zurücktreten, damit der oder die Reisende mit notwendigem Anschluss oder längerer Wartezeit auf die nächste Verbindung mitfahren kann;

    - bei mitgeführtem Fahrrad und einer zumutbaren Reststrecke (Wetter, Topographie etc.) würde ich auch das Fahrrad als möglichen "SEV" ansehen; :) Tendenziell sehe ich das auch für mögliche Reststrecken, die zur Not zu Fuß zurückgelegt werden können.

    - Dringlichkeit der Fahrt: Ein Lokführer/in, der zum Dienstantritt fährt, hätte Vorrang vor einer/m Büro- oder Ladenangestellten, der oder die höchstens einen Anpfiff riskiert. Ohne Lokführer kann dagegen der Zug nicht fahren.


    Es lassen sich noch einige weitere Gesichtspunkte formulieren, und ebenfalls auch Dringlichkeitsstufen gegeneinander ausspielen, z.B. Lokführer versus Arzt oder Krankenschwester.


    Fazit: Anhand pauschaler Kritereien wie Art des Fahrtausweises etc. lässt sich für mich keine Priorität erstellen. Im Grunde können nur Einzelfall-Entscheidungen getroffen werden, wie auf anderer Ebene auch.

  • Es kann keine Einzelfallentscheidung getroffen werden. Der Zug fährt jetzt ab und der Schaffner wird nicht erst mal 500 Beförderungsdringlichkeitsanträge bearbeiten. Wer drin ist kommt mit, und wer draussen ist nicht. Abfahrt!

  • Ich mische mich mal in die Diskussion ein. Für mich wären, wenn es denn hart auf hart kommt, die Dringlichkeit der Fahrt und die möglichen Alternativen Maßstäbe.

    Das ist schön, daß das für Dich ein Maßstab wäre. Steht nur nicht so in den Beförderungsbedingungen.


    Und Dir ist anscheinend die Problematik entgangen, um die es hier geht. Wir können das Spiel nochmal weiter treiben. Im Bus sitzen nur Fahrgäste, die gemäß Deinen Maßstäben allesamt die gleiche Wertigkeit haben und für die allesamt die Alternativen gleich gut oder schlecht sind. Und fang deswegen bitte nicht an, irgendwas an diesen "zufälligen" Gegebenheiten umkonstruieren zu wollen. Akzeptiere, daß für dieses Beispiel alle Fahrgäste "gleich" sind. Quasi 49 Klone. Das gilt ebenfalls für die beiden mitfahrwilligen Fahrgäste an der Haltestelle, von denen aber nur noch einer einsteigen darf. Wer hat das höhere Recht, der mit der teureren Fahrkarte (Preisstufe 5) oder der mit der weniger teuren Fahrkarte (Preisstufe 3)? Darum ging's, weil ja bestimmte Forenteilnehmer einer günstigeren Fahrkarte eine Existenzberechtigung absprechen bzw. über den Fahrpreis einen Vorrang zusprechen wollten.

  • Dann treiben wir das Spiel weiter. In der Bahn befinden sich nur Stammkunden, also keiner, der gemäß Deiner Definition die Fahrt unterbrechen muß. Dann bleibt wieder die Frage: Es gibt nur einen Platz. Ich habe Zeitkarte PS 5, Du nur PS 3. Wer von uns beiden darf mitfahren?

    Wer schneller drin ist.


    I.d.R. bleibt kein einzelner Fahrgast zurück. Bleiben regelmäßig mehrere Fahrgäste stehen, wird i.d.R. auch schon wegen der Beförderungspflicht der Konzession das Platzangebot erhöht (ggf. durch weitere Fahrten verstärkt).


    Eine Bahn mit nur Stammkunden entspricht ja der derzeitigen Abstimmung zwischen regelmäßiger Nachfrage und regelmäßigem Angebot, wobei zugemutet werden kann, dass sich die Fahrgäste auf mehrere Fahrten verteilen. Stammkunden wissen ja, welche Fahrzeuge gut besucht sind und können bzw. werden eine Ausweichzeit oder den Zustiegsort so wählen, dass die gewünschte Ankunft am Ziel erfolgen kann.


    Im Einzelfall kann durch Kommunikation auch mal Dringlichkeit auf rücksichtvolles Verständnis treffen. Man kann nur nicht damit rechnen.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • HolgerKoetting: Ich gebe mich geschlagen. Nur sehe ich weder die Art des bezahlten Fahrscheins noch das Prinzip "Wer schneller drin ist"einen Maßstab. Letzteres würde genau die Rücksichtslosigkeit noch bestärken, die nicht nur mich als Fahrgast nervt, wenn die ersten Fahrgäste reindrängen, bevor die letzten ausgestiegen sind.


    Letztendlich wird das Bus- oder Zugpersonal entscheiden müssen, wer ggf. zurückbleiben oder aussteigen muss. Dass das zumindest in einzelnen Fällen immer wieder geschieht, wurde ja auch immer wieder gepostet. Im Flugverkehr wird ein freiwilliges Zurückbleiben durch entsprechende nette Prämien gefördert. :-)

  • In London bekommen es die Fahrgäste an den Bushaltstellen hin selbstorganisiert eine

    Warteschlange zu bilden. Dadurch ergibt sich dann zB automatisch das FIFO Prinzip wo

    dann eindeutig geregelt ist wer mitkommt.


    Reduziert man einfach mal auf das wesentliche dann braucht man keine kompizierte

    Regelkaskade bei der man sich verhaspelt oder aufs Glatteis geführt wird....


    (in Japan gibt es an einigen Bahnhöfe Wartemakierungen für verschiedene Ziele, wo sich

    dann Warteschlangen gebildet werden - Zweck ist es das die eisnteigenden Fahrgäste den

    zu vor Aussteigewilligen nicht im Weg herum stehen und dadurch der Fahrgastwechsel

    schneller geht und die Haltezeit kürzer ist)


    Das "freiwillige Zurückbleiben" im Flugverkehr entsteht dadurch, dass die ganzen Airlines

    ihre Flüge überbuchen und dann irgendwie das selbstverschuldete Problem lösen müssen.

    Es gab auch schon Situationen wo sich nicht genug Freiwillige haben finden lassen.

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • In London bekommen es die Fahrgäste an den Bushaltstellen hin selbstorganisiert eine

    Warteschlange zu bilden. Dadurch ergibt sich dann zB automatisch das FIFO Prinzip wo

    dann eindeutig geregelt ist wer mitkommt.

    Das konterkariert aber die hier von einigen vertretene Meinung, daß Fahrgäste mit "teuren" Tickets Vorrang vor "Billigfahrgästen" oder "Spaßfahrern" hätten (bzw. zu haben hätten).

  • Genau ... aber das Argument ist ja genauso krank, wie das Argument "Busspuren" sollten umgewandelt werden für Auto, jünger als 3 Jahre und mit Mindestwert von 100k€, wei das sind die Leute die wichtig seien und über wichtigeres zu entscheiden hätten, als das normale Volk.


    Ich halte nichts von einer bezahlabhängigen Vorranglösung. Das kann man im Freizeipark machen, aber nicht, wo es um wirklich etwas wichtiges geht.

  • Das konterkariert aber die hier von einigen vertretene Meinung, daß Fahrgäste mit "teuren" Tickets Vorrang vor "Billigfahrgästen" oder "Spaßfahrern" hätten (bzw. zu haben hätten).

    Gegen Spaßfahrer habe ich ja nichts einzuwenden. Wenn viele Fahrgäste Spaß dabei haben, gibt es viele Fahrgäste, für die das Angebot ausgelegt ist/wird.


    Mir geht es lediglich beim vergangene 9-Euro-Ticket auf das Zusammentreffen von einem für Dauerkunden ausgelegten ÖPNV mit seinen Kapazitätsgrenzen und einem ungeregelten Zugang von Billigtickets, welche das Problem unnötig verschärft haben. Bisher wurden Schnupper- und Billigtickets immer in Maßen und teils mit erheblichen Einschränkungen auf den Markt gebracht. So kann man bei Gefallen und Nachfragesteigerung in Maßen auch das Angebot besser ausbauen, als mit einer Hau-Ruck-Aktion. Oder man geht in ordentliche Vorleistung und baut die Kapazitäten aus und lockt dann zur Überzeugung die Kunden mit dem Preis in das neue Super-Angebot und entwickelt einen überzeugenden gerechten Tarif für die Zukunft.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Das 9-Euro-Ticket kam ja auch Dauerkunden zugute und war sowohl auf Pendler wie auf Ausflugsfahrten ausgelegt. Auch Pendler nur mit Frankfurt-Karte sparten ja über 70 € im Monat und konnten an freien Tagen beliebig weite Ausflüge Unternehmen.


    Üblicherweise fahren Pendler und Ausflügler zu unterschiedlichen Zeiten ... und in unterschiedliche Richtungen.

  • Genau ... aber das Argument ist ja genauso krank, wie das Argument "Busspuren" sollten umgewandelt werden für Auto, jünger als 3 Jahre und mit Mindestwert von 100k€, wei das sind die Leute die wichtig seien und über wichtigeres zu entscheiden hätten, als das normale Volk.

    Das ist auch genauso krank, wie das allgemeine Tempolimit auf Autobahnen abschaffen zu wollen, damit eben jene Autos ungebremst links vorbei donnern können, während sich Kleinwagen(-fahrende) nicht trauen LKWs zu überholen.


    Ach Ne, Moment, da war ich kurz in der falschen Realität.

  • @OWE, der Nachlass für Stammkunden war eine faire Maßnahme, trug aber bestimmt nicht so sehr zu den Überfüllungen bei, da diese Kunden bereits vorher den ÖPNV nutzten und die Risiken zu Überfüllungen auch schon einschätzen konnten.


    Eher habe ich als Stammkunde, wie schon erwähnt, Platz gemacht, weil ich mich möglichst nicht auf die Fahrt zu vollen Zügen mit Zürückbleiben-Risiko gemacht habe.


    Ich konnte halt nur nicht auf daas Auto zum Selbstfahren ausweichen. Als Mitfahrer habe ich die Fahrt nach Regensburg genossen, als Zugfahrgast von dort nach München war es an einem Werktag tagsüber vor Schulschluss eine unbequeme 2-Stunden-Stehen-Quetsche-Fahrt.

    Vollkommen Großartiges Forum