9-Euro Ticket

  • Das ist auch genauso krank, wie das allgemeine Tempolimit auf Autobahnen abschaffen zu wollen, damit eben jene Autos ungebremst links vorbei donnern können, während sich Kleinwagen(-fahrende) nicht trauen LKWs zu überholen.


    Ach Ne, Moment, da war ich kurz in der falschen Realität.

    Davon abgesehen, es ist aber schlicht kein Vergleich. Denn das Beispiel richtet sich nach der Bereitschaft eine gewissen Geschwindigkeit fahren zu wollen und nicht nach dem Kaufpreis des Autos. Die meisten Autos können heutzutage 170-190 km/h auf die Bahn bringen. Angewendet auf die Diskussion wäre es so, dass nur noch Autos ab 100.000€ Neuwert links fahren dürften.

  • Davon abgesehen, es ist aber schlicht kein Vergleich.

    Ja, mein Vergleich hinkt, weil das eine ein Verbot ist, das andere eine Entscheidung des Einzelnen.


    Dein Argument ist aber falsch. Deiner Meinung nach MUSS ich 170-190km/h fahren um LKWs zu überholen?! Das ist nun wirklich menschenverachtend krank, wenn du das wirklich so siehst. Ich kann und DARF in einem VW Golf von 1997 120kmh fahren und LKWs überholen. Wenn aber links die 3 Tonnen SUVs mit 200km/h vorbeischießen, haben doch die meisten genug Überlebenswillen es nicht zu tun, werden also systematisch benachteiligt. Und wer fährt solche Autos wie den Golf IV? Reiche Leute tendenziell eher nicht, gell?


    Ja, auch ältere Autos schaffen höhere Geschwindigkeiten, aber es hat schon einen Grund warum viele SUVs verkauft werden. Frag mal bei den Leuten rum! Der Hauptgrund ist Sicherheit. Das ist doch eine Binse. Leute kaufen SUVs, weil sie in kleineren Autos ZURECHT Angst um ihr Leben haben müssen.

    2 Mal editiert, zuletzt von heinz ()

  • Eher habe ich als Stammkunde, wie schon erwähnt, Platz gemacht, weil ich mich möglichst nicht auf die Fahrt zu vollen Zügen mit Zürückbleiben-Risiko gemacht habe.

    Das würde ich gerne mal analysieren. Darf ich?


    Was du beschreibst, würde ich mit dem Wort „Rücksicht“ beschreiben und ist sicherlich nicht auf ÖPNV-Stammkund*innen beschränkt. (Und auch irgendwie keine Eigenschaft, die ich Menschen zuschreiben würde, die behaupten, sie hätten als Stammkunden [hier korrekt nur männlich gegendert] ein höheres Recht auf Benutzung, aber egal.)


    Wie ist das nun aber genau? Wer noch keine Erfahrungen mit dem 9-€-Ticket gemacht hatte – also am 1. Juni jeder Mensch – kann sich höchstens auf seine Intuition verlassen, um festzulegen, ob eine Fahrt getätigt wird oder nicht. Wer Anfang Juni ein unangenehmes Erlebnis hatte und dies nicht auf das alljährliche Pfingstchaos zurückführen konnte, wird sich seine nächste Fahrt besser überlegen. Kurzer Zwischenstand dazu: das unangenehme Erlebnis betrifft alle, die gefahren sind, in gleicher Wahrscheinlichkeit. Das in die Kategorie „Pfingsten“ einordnen zu können, betrifft aber systematisch mehr Menschen mit ÖPNV-Erfahrung. Tendentiell wurden damit die Stammkund*innen weniger verschreckt als die Nurneuneuroticketnutzenden.


    Dann ist die Frage, wer nach erfolgter initialer Verschreckung wie reagiert. Stammkund*innen können entweder ausweichen oder müssen sowieso fahren. Nurneuneuroticketnutzende haben eine Wahl: sie können zu Hause bleiben bzw das Verkehrsmittel nutzen, das sie schon vorher genutzt haben.


    Bei Freizeitfahrten ist es aber anders: diese sind ja im Duktus der Kritik am 9ET „unnötig“. Wer hat sie dennoch gemacht? Wahrscheinlich tendentiell eher diejenigen, die dafür nur ein Fenster von drei Monaten hatten, weil sie sie sich später nicht mehr werden leisten können. Stammkund*innen hingegen können ihre Ausflugsfahrten auch später im Jahr zu gleichen Bedingungen machen. Eine Gruppe kann also nicht dabei nicht „ausweichen“, sondern nur „ausfallen lassen“; bei der anderen Gruppe ist eine Verschiebung von nicht-total-nötigen Freizeitfahrten aber möglich.


    Ist das dann wirklich schlecht?

  • Jetzt ist das sommerliche Wetter für schöne Ausflüge vorbei. Und zuvor gab es wegen Corona viele Einschränkungen. Da war die Platz- und Mitnahmeeinschränkung (als Nachfolge-Einschränkung) von Juli bis August für mich schon unangenehm.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Die einzige Auswirkung in Frankfurt des 9 Euro Tickets, die ich mitbekommen habe war das Abends in der U-Bahn auch nach 22 Uhr man seltener einen Vierer für sich alleine hatte. Füllungsgrad zur HVZ (Bornheim-HBF) war durchgehend weit unter prä-Covid Zeiten.


    Regionalverkehr in Rhein-Main habe ich mehrfach den RE30 ausprobiert, da war auch zu Stoßzeiten von Langstreckenreisenden im SPNV (Freitagnachmittag und Sonntag) nichts schlimmer als vor Corona Zeiten (zwischen Gießen und Frankfurt mussten einige Leute auf den Treppen sitzen).


    Ein Nahverkehr der von 30% der Bevölkerung regelmäßig genutzt wird immer einen größeren politischen Stellenwert haben als einer der nur von 10% sTAmMKUnDEN, die es mit den Schweiß ihrer harten, körperlichen Arbeit sich verdient haben, keine SpASzfAHrEr*innen neben sich zu haben, die vorzugsweise um 7 Uhr morgens zum Opelwerk wollen.

  • Vom VRN gibt es als Pressemitteilung ein Fazit zum 9-Euro-Ticket in diesem Verbund, das man ggf. als "in der Sache vernichtend" bezeichnen könnte:


    https://www.vrn.de/verbund/pre…ngen/pm/021267/index.html


    In dieser wird auch auf eine durch die RNV (Raum MA/LU/HD) unter Fahrgästen durchgeführte Befragung eingegangen. Wenn ich dies richtig verstehe:

    • Durch das 9-Euro-Ticket konnten im VRN anscheinend in bedeutendem Umfang "ehemalige Kunden" (mit Zeitfahrkarte in der Vergangenheit, die sich aus verschiedenen Gründen finanziell aktuell nicht lohnt) durch den niedrigen Preis vorübergehend "reaktiviert" werden.
    • "Neukunden" (bisher keine ÖPNV-Nutzung) waren hingegen nur in geringer Zahl (1%) vorhanden, d.h. wer nicht ÖPNV-affin war wird es auch über den Preis nicht. Unter diesen Neukunden plante der überwiegende Großteil nach Auslaufen des Tickets dem ÖPNV wieder den Rücken zu kehren.
    • Die Nutzungshäufigkeit der Bestandskunden blieb "nahezu gleich". Die bundesweite Gültigkeit von VRN-Zeitfahrkarten während des Aktionszeitraums wurde "in geringem Umfang genutzt".
    • Über die - durch 50 Millionen Zuschuss vom Bund abgedeckten - Fahrtentgelteinkunftverluste hinaus verursachte das 9-Euro-Ticket durchaus (nicht gedeckte) Kosten, da zur Abdeckung von durch Gelegenheitsfahrern im Freizeitverkehr verursachten Spitzen - insbesondere an Wochenenden und entlang touristischer Strecken - deutlich erhöhter Fahrzeug- und Personalaufwand entstand.

    Das Gesamtfazit ist:

    "Im VRN wurden die Erwartungen in finanzieller und verkehrlicher Sicht nur zum Teil erfüllt, ein nachhaltiger positiver Effekt für den ÖPNV ist schwer zu erkennen."

    Zitat Christian Specht, CDU, Vorsitzender des ZRN und Erster Bürgermeister (d.h. Stadtkämmerer) der Stadt Mannheim:

    Zitat

    “Wir haben uns durch die 9-Euro-Ticket-Aktion mehr Neukunden erhofft, um eine gewisse Nachhaltigkeit im ÖPNV zu erreichen. Dies ist jedoch nicht eingetreten. Grundsätzlich ist eine Vereinfachung der Tarife mit günstigeren Tickets sinnvoll. Der Zugang zum ÖPNV war einfach. Das allein reicht aber offensichtlich nicht, den ÖPNV nachhaltig zu stärken.“

    Einmal editiert, zuletzt von kato ()

  • Ja moment einmal was sagt uns denn das


    Zitat


    Ernüchternd ist die Antwort auf die Frage, ob sie auch nach Auslaufen des Aktionszeitraums den ÖPNV weiter nutzen wollen. Fünf Prozent der Neukunden bestätigten, den ÖPNV zukünftig häufiger nutzen zu wollen. Dagegen wollen 73 Prozent den ÖPNV gar nicht oder zumindest seltener nutzen. 23 Prozent gaben an, den ÖPNV genauso häufig wie während des Aktionszeitraumes zu nutzen.

  • Mein eigenes Nutzungsverhalten - RMV-weites Jobticket - entspricht genau dieser Analyse.


    Ich stimme zu, dass der weitere Ausbau des ÖPNV hinsichtlich Infrastruktur wie Fahrtenangeboten vorrangig ist. Die entscheidende Frage ist nun, den ÖPNV und auch den SPFV durch entsprechende Angebote für mehr Menschen attraktiv zu machen. Die Politik hat ja nun über 73 Jahre - seit 1949 - Auto und Flugverkehr gehätschelt und dem ÖV nur die Rolle als Lückenbüßer zugewisen, regional gibt es natürlich erfreuliche Ausnahmen, u.a. in unserem südlich angrenzenden Bundesland :-).


    Es ist doch bezeichnend, dass von Anfang an das südhessische Regionalverkehrsnetz unter massiven Kapazitäts-Engpässen leidet, während Flughafen und Autobahnen wie blöde ausgebaut wurden. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn umständliche und häufig massiv verspätete ÖV-Verbindungen auch zum Fast-Nulltarif keine zusätzlichen Kunden anlocken.

  • Persönlich würde ich bei dem Fazit ergänzen:

    • Reichweite der Umfrage: Die Umfrage wurde nur im RNV-Raum getätigt, also im städtischen Kern mit etwa einem Drittel der Bevölkerung des VRN in einem Gebiet mit objektiv sehr gutem ÖPNV-Angebot. Gerade auf die Attraktivität zusätzlichen ÖPNV-Ausbaus (der ja primär in Gebieten mit weniger gutem Bestand stattfinden würde/sollte) läßt sich daher nur eingeschränkt Rückschlüsse ziehen.
    • Infrastruktur: Wird ja zumindest an zwei Stellen erwähnt, inklusive der "Wichtigkeit des Ausbaus". Allerdings auch einschränkend, nämlich mit dem Vorbehalt "die Spitzen waren nur Gelegenheitsfahrer im Freizeitverkehr". Nach dem Prinzip "eh so nicht planbar", und "die von denen wir wissen wohin sie wann wollen sind genauso gefahren wie immer".
    • Gesamtnachfrage: "In der S-Bahn Rhein-Neckar waren im Aktionszeitraum rund 10 Prozent mehr Fahrgäste unterwegs." - Diese Zahl entspricht interessanterweise 1-zu-1 den Erfahrungswerten im (städtischen Anteil) Rhein-Neckar-Raum mit befristet kostenlosem ÖPNV, beispielsweise als Wahlwerbungsmaßnahme in Heidelberg an mehreren Wochenenden im letzten Frühjahr.
    • Annahme durch/Attraktivität für Neukunden: Ich kenne selbst Personen, die zu diesem "Kreis" gehören - die ein 9-Euro-Ticket hatten "weils ja halt mal günstig ist" und damit dann aber nur ungefähr drei bis vier Fahrten im Gültigkeitsmonat unternahmen "damit die 9 Euro auch verfahren sind". Die ansonsten soviele Fahrten mit dem ÖPNV wenns hoch kommt im Jahrzehnt unternehmen. Die machen das als einmaligen Anreiz und sind dann wieder weg. Und sagen das auch durchaus. Dazu kommt: Wer im VRN regelmäßig ÖPNV fährt oder plant zu fahren tut dies bereits jetzt mit Zeitkarte - der Gelegenheitsverkehr im Einzelverkauf macht seit Jahrzehnten gerade mal rund 10% aller Fahrten aus. In anderen Verbünden ist das natürlich anders.
  • kato:

    Zur Reichweite der Umfrage.....dass das Ergebnis ein spezifisches für das VRN-Gebiet ist sehe ich nicht so.

    Die Antworten passen auch auf andere Gegenden.

    Was halt der Fall ist - man hat die Fahrgäste befragt -> was fehlt sind die Nicht-Fahrgäste und die Gründe

    dafür das 9 Euro Ticket nicht zu benutzen.


    Ausbau der Infrastruktur: Schwerpunkt der Nutzung war Freizeitverkehr (zusätzlicher und vom PKW wegver-

    lagerter) -> Muss man, da der eher am Wochenende stattfindet, wochenends ein dichterer Betriebsprogramm

    fahren? [braucht kein Ausbau] Zusätzliche Touristenstrecken bauen?

    Eher sollte man mal Nachkriegs(städt)pläne herausholen und schauen wo es damals überall Schienenverkehr

    gab....ein Wiederaufleben alter Tramstrecken könnte in den Städten einiges bewegen

    (oder Überlandtram....zB von Eppelheim wieder -> Plankstadt -> Schwetzingen)

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  • Ausbau der Infrastruktur: Schwerpunkt der Nutzung war Freizeitverkehr (zusätzlicher und vom PKW wegverlagerter) -> Muss man, da der eher am Wochenende stattfindet, wochenends ein dichterer Betriebsprogramm fahren? [braucht kein Ausbau]

    Zusätzliche Touristenstrecken bauen?

    Zusätzliche "Saisonfahrten" gibt es ja jetzt schon, siehe Lohrberglinie. Die Wochenendruhe wurde auf etlichen Strecken abgeschafft. Das erfordert natürlich lokales Engagement, das darf nämlich auf vom Land/Bund finanziell unterstützt werden.


    Reine Touristenstrecken ist schon etwas schwieriger, aber auch das geht, meist im Zusammenarbeit mit Museumsbahnen. Ist natürlich eher etwas für Gegenden mit hohem Tourismus.

  • Eher sollte man mal Nachkriegs(städt)pläne herausholen und schauen wo es damals überall Schienenverkehr

    gab....ein Wiederaufleben alter Tramstrecken könnte in den Städten einiges bewegen

    Dafür hat man Strategiepapiere in der Schublade, in denen genau das gemacht wurde. Nennt sich lokal "Strategie RNV2030" und zeichnet so ziemlich sämtliche Strecken nach (mit 2-3 Ausnahmen), die in den letzten 100 Jahren entweder zugunsten Busverkehr abgebaut wurden oder nie über das Planungsstadium hinaus kamen.

  • Bei den "Nachkriegsnetzen" sollte allerdings berücksichtigt werden, dass sich die Raumstrukturen teilweise erheblich verändert haben. Die Städte sind gewaltig ins Umland gewachsen, Stw. "Suburbanisierung". Eschborn war etwa 1950 eher ein Dorf bzw. eine Kleinstadt. Die Politik hat über etwa 50 Jahre am Konzept der autogerechten Stadt bzw. Metropolregion festgehalten und damit auch das Verkehrsverhalten massiv verändert, zum Nachteil des ÖPNV.


    Früher ging man zu Fuß einkaufen, oder fuhr mit der Bahn in den Nachbarort / -stadtteil. Heute gibt es dort nur noch wenige Läden, und selnst die sind in autogrechter Randlage statt im Ortskern oder am Bahnhof (siehe z.B. Praunheim, wo einst die Straßenbahn an der Brücke endete). Heute gibt es riesige Einkaufszentren an Autobahnkreuzen. Und für viele Dinge des täglichen Bedarfs - wie z.B. ein paar blöde Schrauben für den Haushalt - muss man zu einem entlegenen Baumarkt.


    Also müssen auch die Raumstrukturen neu gedacht werden. Das wäre für den ÖPNV und auch für den Klimaschutz besser, wenn wir wieder die Zersiedlung etwas zurücknehmen.

  • Zitat

    Wir haben uns durch die 9-Euro-Ticket-Aktion mehr Neukunden erhofft, um eine gewisse Nachhaltigkeit im ÖPNV zu erreichen.


    Was wir ja nun aber auch bereits durchdiskutiert hatten. Von einem auf drei Monate begrenzten Angebot - und ohne begleitende "erzieherische Maßnahmen" in den Städten - wird niemand sein Auto abschaffen oder ernsthaft über eine Änderung seiner Gewohnheiten nachdenken. Solche Änderungen sind nur langfristig feststellbar. Daher wird man auch am "1. Februar" keine Rückschlüsse auf die Einführung des neuen Tickets ziehen können. Allenfalls sind vielleicht am Ende kommenden Jahres Tendenzen erkennbar.

  • Ich glaube dass man eine Verschiebung vom PKW zum ÖPV alleine nur durch durch "erzieherische Massnahmen"

    (kostenpflichtiges Strassenparken, hochpreisiges Falschparken, Innenstadtmaut) erreichen kann ohne zusäzlich

    die Ticketpreise (zu) senken [zu müssen].

    Durch konsequente Parkraumbewirtschaftung wird der Anteil von 2+ PKWs pro Haushalt zurückgehen.

    Der Verkehr wird sind da dann aber auch nicht komplett zum ÖPV verlagern, sondern auch auf Fahrradfahrten

    und Laufwegen - teilweise kann ich mir auch eine Abrüstung auf Mofas sogar vorstellen [bei denen die halt doch

    irgendwie drauf angewiesen sind, aber denen dann durch die Massnahmen der Abstellplatz fehlt....da diente

    der PKW quasi nur als Regenschutz aufm Weg]


    {Bequemlichkeitsfaktor PKW}

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  • Zur PM: Die wundern sich wirklich, dass ein extrem rabattiertes Angebot nach Ende der Preissenkung nicht mehr angenommen wird? Echt jetzt?

    Nö, wundern sie sich nicht wirklich.


    Was sich aber auf Basis der Zahlen gezeigt hat, ist dass die nicht ÖPNV-affine Bevölkerung selbst gegenüber solchen "Lockangeboten" über den Preis nicht zu kriegen ist.


    Aus den Zahlen läßt sich rausrechnen dass im VRN:

    • Rund 8,3% der Bevölkerung eine Zeitfahrkarte besitzen.
    • Rund 2,7% der Bevölkerung in der Vergangenheit eine Zeitfahrkarte besaßen und jetzt ein 9-Euro-Ticket kauften.
    • Rund 14,8% der Bevölkerung als Gelegenheitsfahrer den ÖPNV bereits zuvor nutzten und im Aktionszeitraum ein 9-Euro-Ticket kauften.
    • Rund 0,2% der Bevölkerung zuvor den ÖPNV nicht nutzten, aber jetzt ein 9-Euro-Ticket kauften ("Neukunden").
    • Rund 74% der Bevölkerung den ÖPNV nicht in einem Ausmaß nutzen, dass für diese im Aktionszeitraum ein 9-Euro-Ticket interessant gewesen wäre.

    Der Anteil der "Neukunden" war also verschwindend gering, und der niedrige Preis offensichtlich - auf die Bevölkerung skaliert - nicht wirklich ein Anreiz in die Nutzung des ÖPNV einzusteigen.


    Die Antworten der "Neukunden" im Bezug auf ihre Planung einer künftigen Nutzung liegt interessanterweise auch recht nahe an obiger Verteilung dran.

  • Die Antworten der "Neukunden" im Bezug auf ihre Planung einer künftigen Nutzung liegt interessanterweise auch recht nahe an obiger Verteilung dran.

    Auch darauf würde ich nicht allzuviel geben. Wenn ich z. B. zurückdenke, wieviele Leute nach dem BSE-Skandal "ich werde nie wieder Rindfleisch kaufen" verkündet haben und wie der Konsum heute aussieht, dann sind solche Umfragen immer nur begrenzt aussagekräftig.

  • kato : Anders herum heißt das, dass das Angebot im VRN selbst für nur 9€ im Monat so schlecht ist, dass 74% der Bevölkerung es nicht nutzen wollen.

    Armutszeugnis für den VRN.


    Und selbst von den 14,8% Gelegenheitsfahrern wird es einen Anteil geben, der, wie viele Gelegenheitsfahrer, den ÖPNV nicht benutzte, weil er es wollte, sondern weil das Auto defekt oder aus anderen Gründen nicht verfügbar war.


    Eigentlich sind nur 8,3% der Bevölkerung dort treue ÖPNV-Nutzer. Besonders kritisch sehe ich die 2,7%, die früher mal den ÖPNV nutzten, jetzt aber nicht mehr, und wohl mit dem 9€ Ticket testeten, ob die Gründe noch bestehen, die für sie gegen die dauerhafte Nutzung sprachen.


    Es bleibt beim Armutszeugnis.