Abstimmung von Großereignissen mit der Deutschen Bahn und anderen Verkehrsträgern

  • Noch vor dem Start des 9-Euro-Tickets gab es Ende Mai ein sehr unglückliches Zusammentreffen der Sperrung der Bahnstrecke Stuttgart - Ulm für Stuttgart21 mit dem Deutschen Katholikentag in Stuttgart. Condor hatte darauf hingewiesen, dass solche Großmaßnahmen auf Jahre hinaus geplant werden.


    In diesem Zusammenhang wundert mich, dass es nicht eine Pflicht gibt, solche Großereignisse analog zu Bauvorhaben entsprechend abzustimmen. Auch wenn die Nutzungen von Bauvorhaben dauerhafte Wirkungen haben, so können auch temporäre Ereignisse massive Auswirkungen gerade in Sachen Sicherheit und Funktionsfähigkeit einer Stadt haben. Die massive Menschenballung über längere Zeit auf engem Raum ist schon aus Pandemiegründen bedenklich, auch wenn viele Masken tragen. Und auch mit Blick auf den Eisenbahnbetrieb sehe ich solche Menschenmassen als bedenklich an.


    Condors Hinweis auf jahrelangen Vorausplanungen von Baumaßnahmen und baubedingten Sperrungen ist nachvollziehbar. Dieses wird ja auch immer wieder in Baustellen-Threads erwähnt. Großereignisse wie der Katholikentag sind ja etwas flexibler - schon aus Pandemiegründen - und sollten deshalb mit Baustelllenplanungen der Deutschen Bahn, aber auch z.B. der Autobahn-Gesellschaft oder der betreffenden Stadt abgestimmt werden. Notfalls muss eben so ein Ereignis zeitlich oder räumlich verschoben werden.


    Ähnliches würde ich mir auch für Bundesligaspiele wünschen. Im Privatleben lade ich mir ja auch nicht Besuch ein, wenn ich weiß, dass zu der Zeit Handwerker in der Wohnung anrücken.

  • Hat nicht unbedingt etwas mit Baustellen zu tun aber gerade im Hinblick auf Fußball spannend:

    Die Europa-Leauge Spiele und insbesondere das Finale mit Elfmeterschießen haben gezeigt, dass die Spiele durch den Beginn um 21 Uhr teilweise erst gegen 0 Uhr enden können. Jetzt ist aber das Problem, dass auch viele Fans aus dem hessischen Ried oder der Gegend nördlich davon kommen. Unter der Woche ist bei der S-Bahn Rhein-Main kein Nachtverkehr und die letzte S7 in Richtung fährt um 0:59 ab Stadion in Richtung Riedstadt. Und auch für den letzten Bus muss man, wenn man keine 2 Minuten von der S-Bahn zum Bus am Flughafen rennen will um diese Zeit am Stadion weg. Also sollte die S7 bei Fußballspielen am Abend unter der Woche bei K.O. Spielen auch bis mindestens 2:00 Uhr ab Stadion in Richtung Süden fahren. Es gibt bei dem Thema auch Positiv-Beispiele: der Sonderzug nach Fulda nach dem Spiel ist dann mit gut 45 Minuten Verspätung gefahren, da man auf die Verspäteten Fans Rücksicht genommen hat, alles andere hätte aber auch dem Sinn dieses REs wiedersprochen.


    Zurück zum Thema Baustelle und Fußball:

    Ich persönlich vermute, dass die großen Arbeiten mit entsprechenden Sperrungen rund um das Stadion an Fußballwochenenden ausbleiben. Denn nix wäre schlimmer als bei einem Heimspiel die Strecke nach Niederrad zu sperren, weil beispielsweise die RTW Brücke eingeschoben/eingehoben wird.

  • Und schon hast du den ersten Knackpunkt. Der erwähnte Brückeneischub hat bestimmt schon einen Termin, während für die Bundesligasaison 22/23 gerade mal die mitspielen Clubs feststehen. Gibt es schon den Spielplan? (ernste Frage). Für die Saison 23/24 oder 24/25 aber mit Sicherheit nicht. Dazu die Frage, in welcher Liga die Eintracht dann spieln wird. Wie soll damit eine seriöse Baustellenplanung durchgeführt werden. Dazu noch andere Veranstaltungen im Stadion, die jetzt noch keiner kennt.

    Als Gegensatz dazu stehen die Daten für die Streckensperrung der SFS (Abschnitte) für die nächsten Jahre schon seit lange fest und wurden auch entsprechend publiziert.


    Mann kann natürlich auch mal Fragen, ob sich die Verantwortlichen für Großevents ihrerseits bei der Planung von Ort und Zeit um derartige Dinge kümmern oder sich über so etwas informieren?

    2 Mal editiert, zuletzt von Condor ()

  • Mann kann natürlich auch mal Fragen, ob sich die Verantwortlichen für Großevents ihrerseits bei der Planung von Ort und Zeit um derartige Dinge kümmern oder sich über so etwas informieren?

    ... und ob man sie dazu verpflichten kann. Es gibt ja garantiert ein tausendseitiges Regelwerk was für die Planung solcher Veranstaltungen gilt.

  • Der „Rahmenspielplan“ für die Bundesligasaison wird am Freitag, 17.06. bekannt gegebenen. Also welche Paarung und welches Wochenende. Der genaue Tag und Anstoß wird dann immer erst 2 - 3 Monate vorher genau fixiert. Liegt daran, um flexibel zu reagieren welche Vereine international weit kommen, gerade wenn diese donnerstags spielen sollen sie die Sonntagsspiele i.d,R. haben. Allerdings können die Vereine und die Polizei auch Wünsche äußern, wann ein Spiel auswärts sein soll bzw. wegen Konzerten oder anderweitigen Veranstaltungen nicht zur Verfügung steht. Ebenso werden auch „Pärchen“ gebildet, von rivalisierenden Vereinen, die nicht gleichzeitig spielen sollen, damit deren Fans nicht aufeinandertreffen treffen. Vor allem im Ruhrgebiet. Dies dürfte aber nicht immer möglich sein zu verhindern.



    Allerdings denke ich, das Kirchentage sicherlich auch einen Planungsvorlauf von 3-5 Jahren haben. Ob eine Abstimmung stattfindet weiß ich nicht, wäre aber wünschenswert. Ebenso eine Berücksichtigung, die nicht immer möglich ist.

    Für Folgende Großereignisse wäre eine Abstimmung sicherlich ratsam:


    - Kirchentage

    - Bundesgartenschau

    - Deutsche Turnfeste

    - ggf. Landesgartenschau

    - Hessentage (oder vergleichbare, andere Landestage sind kleiner oder nur ein Wochenende und gibt es sowas überhaupt in jedem Bundesland?


    Noch ein Beispiel, wo sich Fußball, Verkehrsströmeplanung, Zug und Bauplanung überschnitten haben oder die Planung nicht funktioniert haben:


    28. Mai 2017 in Berlin


    - Evangelischer Kirchentag in Zusammenspiel 500 Jahre Reformation.


    - DFB-Pokalfinale (Eintracht - Dortmund).


    Für die Eintracht-Fans war die Abreise südwärts über A9/A4 vorgegeben. (Dortmunder A2 westwärts)


    Allerdings war der Abschlussgottesdienst zum Kirchentag in Lutherstadt Wittenberg vorgesehen. Ca. 100 Km entfernt.


    Es gab zwar Shuttlezüge im 10 Minutentakt. Doch die Teilnehmer des Kirchentages sind dann größtenteils statt mit den Zügen mit ihren PKW nach Wittenberg gefahren um von dort direkt ihre Heimreise anzutreten. Die Pendelzüge fuhren dadurch weitgehend leer.


    Zu allem Unglück war die dort entlang führende Autobahn (eigentlich drei oder vierspurig) eine Baustelle mit 2 verengten Fahrbahnen. Das Ende vom Lied: Für die ca 100 Kilometer nach Lutherstadt Wittenberg haben wir 4 Stunden benötigt und es war ein durchgehender Stau.

    Warum man eine massive Baustelle so legt, und weiß das eine riesige Menge am Kirchentag (500 Jahre Reformation!) diese Strecke benutzen will. Vermutlich ging es nicht anders. Aber es war sehr unglücklich.

  • Die Alternative wäre die Verschiebung der Verantwortung auf den ÖPNV. Wenn bspw. Streckensperrung und Fußballspiel doch mal zusammen fallen, hat man sicherlich immer noch Wochen Zeit ein umfangreiches SEV Konzept zu bauen. Die Rechnung geht natürlich an den Veranstalter 😃, beim nächten Mal achtet erdann vielleicht von vornherein darauf.


    Das wäre doch auch mal eine klassische Aufgabe für Neuronale Netze (KIs). Man müsste die Verkehrsströme von vergangenen Großveranstaltungen aufzeichnen und einfüttern, eingeben wo die Sperrung ist und das Netz haut hinten das beste Ersatzkonzept raus. Dann muss man "nur" noch einen Weg finden, das den Massen zu vermitteln.

  • Das wäre doch auch mal eine klassische Aufgabe für Neuronale Netze (KIs). Man müsste die Verkehrsströme von vergangenen Großveranstaltungen aufzeichnen und einfüttern, eingeben wo die Sperrung ist und das Netz haut hinten das beste Ersatzkonzept raus. Dann muss man "nur" noch einen Weg finden, das den Massen zu vermitteln.

    Die alltäglichen Verkehrsströme können ebenfalls mit einfließen.

    Das Broadcasting kann über Google/Googlemaps, TomTom und anderer online Navigationssysteme erfolgen, auch ganz klassisch als Reiseinformationen zur Veranstaltung.

    Die Simulationen können auch mit Echtzeitinformation abgeglichen und aktualisiert werden.

  • Ich gehe einmal davon aus, dass Veranstaltungen flexibler geplant werden müssen als Baustellen. Gebaut werden kann mit entsprechenden Schutzvorkehrungen auch während der Pandemie. Veranstaltungen mussten dann zwangsläufig ausfallen.


    Und bei Bombenentschärfungen - öfter mal die "Nebenwirkungen" vor allem größerer Baustellen muss beides ausfallen. Die Baustelle verzögert sich dann um einen Tag, aber das Großereignis, z.B. ein Bundesligaspiel, kann dann eben nicht am Montag statt am Sonntag stattfinden. Können schon, nur würden dann deutlich weniger auswärtige Fans zum Stadion kommen.


    Also sehe ich die Veranstalter in der Pflicht, sich vorher über bekannte Großbaustellen, parallele Planungen etc. zu informieren und abzustimmen. Und bei den Millionensummen, die in der Bundesliga fließen, sollte dann auch etwas größerer Aufwand für eine entsprechende Logistik-Planung drin sein. Beispiel Eintracht: Die mag den einen oder anderen Pokal gewinnen, zusätzlich in der Champions- oder Europa-League mitspielen oder schlimmstenfalls auch einmal wieder in der 2. Liga landen. In allen Fällen wird sie aber relevanter Akteur sein und das Waldstadion relevanter Austragungsort. Also können sich die Spielplaner schon im Vorfeld bei Deutscher Bahn, VGF, der Stadt Frankfurt und der Messe informieren, welche relevanten Baustellen und parallelen Veranstaltungen für die nächsten 2 Jahre geplant sind. Gleisbauarbeiten auf der Stadion-Tramstrecke sind ja an Heimspieltagen ausgesprochen ungünstig. Und gegebenenfalls halte ich auch eine Beteiligung des DfB an den Kosten einer Reaktivierung der "Lieschen-Strecke" für diskussionsfähig.


    Sicherlich wird sich nicht alles vermeiden lassen - ich denke da an das unglückliche Eichhörnchen, das einmal für einen Tag den gesamten Verkehr auf der Main-Neckar-Brücke lahmlegte.. Aber alles Vorhersehbare sollte schon eingeplant werden.

  • Wie soll ein Veranstalter alle Baustellenverursacher im Blick haben? Es gbit da so viele.


    Stuttgart ist durch den Bahnhofsneubau schon seit Jahren Baustelle und es braucht noch einige Zeit.

    Soll dann der VfB durchweg Auswärtsspiele deswegen machen? Der Cannstatter Wasen im Karlsruhe

    Schlosspark verlegt werden,....?!

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  • Zumindest während der Fussball EM 2024 in Deutschland wird es eine rund 6-wöchige Baupause auf den Korridorstrecken geben. Was toll klingt hat dann teilweise doch recht weitreichende Folgen. Die Bauarbeiten für den 4-gleisigen Ausbau zwischen Langenselbold und Gelnhausen beginnen erst 2025, da die Arbeiten nicht sinnvoll für 6 Wochen unterbrochen werden können. Selbiges gilt für den RRX Ausbau irgendwo um Düsseldorf der sich ebenfalls um 1 Jahr verschiebt.

  • Zitat von Forumstroll

    Die Bauarbeiten für den 4-gleisigen Ausbau zwischen Langenselbold und Gelnhausen beginnen erst 2025

    Das war mal ein Zwischenstand, weil man von einem Umbauverbot 2024 ausging (wohl wegen der Sanierung der Altstrecke Flieden-Gemünden, die nun allerdings auf 2025-2027 verschoben wurde). In den Bauzeit- und Sperrpausenplänen der letzten Ausschreibungen war wieder von 2024 die Rede, evtl. beginnen Dammaufschüttungen und die noch fehlenden Brückenbauten auch schon Ende 2023.


    Siehe dazu auch die Präsentation des 21. Dialogforums, S. 12.


    Alles abhängig von der Planfeststellung und Verfügbarkeit von Baufirmen, natürlich. Bisher hat meines Wissens nach noch keine Offenlage irgendeines Planfeststellungsabschnittes stattgefunden, laut Zeitplan müssten die Unterlagen allerdings mittlerweile beim EBA eingereicht worden sein.

  • ...könnte man nicht die EM in eine komplett baustellenfreie Zeit verlegen....


    (oder Katar? Da stehen zufällig neue Fussballstadien herum) xD

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  • Das war mal ein Zwischenstand, weil man von einem Umbauverbot 2024 ausging (wohl wegen der Sanierung der Altstrecke Flieden-Gemünden, die nun allerdings auf 2025-2027 verschoben wurde). In den Bauzeit- und Sperrpausenplänen der letzten Ausschreibungen war wieder von 2024 die Rede, evtl. beginnen Dammaufschüttungen und die noch fehlenden Brückenbauten auch schon Ende 2023.


    Siehe dazu auch die Präsentation des 21. Dialogforums, S. 12.

    Der Zwischenstand ist noch aktuell, weil die Gleisbauarbeiten leider erst 2025 beginnen werden, obwohl dies schon in 2024 möglich wäre sofern die Dammaufschüttungen in 2024 zeitnah begonnen werden. Denn während der gesamten Gleisbauphase zur Herstellung der 4-Gleisigkeit werden zwischen Langenselbold und Meerholz nur 2 Gleise zur Verfügung stehen. (anders bekommt man die beiden mittigen Gleise nicht für 230 km/h ertüchtigt (Stichwort größerer Gleisabstand).

  • Ähm. Heißt das, dass Wolfgang - Langenselbold schon früher anfängt?

    Leider nein. Langenselbold bis Ostkopf Gelnhausen wird im Zeitraum 2024/25 bis 2030 ausgebaut, Hanau Hbf - Langenselbold von 2030 bis 2035. Nennt sich "wirtschaftliches Bauen". Darauf fahren die Haushälter im Deutschen Bundestag voll ab. 10 Jahre Baustellenfahrplan, keine Werbung für einem Umstieg auf die Bahn.