Deutschlandticket [war: Nachfolge für das 9 €-Ticket]

  • Ja, aber warum sollte das im ÖPNV nicht gehen? Beim Straßenverkehr fragt auch niemand, ob da jemand Spaßfahrten (oder zumindest unnötige Fahrten) unternimmt. Und bei vielen dürfte sich ein Auto gar nicht rechnen, aber es wird halt einfach gekauft. Und wenn es dann "eh da" ist, wird es auch für alle möglichen (und damit auch unnötige) Fahrten genutzt. Das möge man doch bitte auch den ÖPNV-Nutzern zubilligen und nicht von "Spaßfahrten" fabulieren.

    Das Straßennetz wird seit Jahrzehnten konstant angepasst an die aus einer Flatrate (=kostenlos) resultierende Nutzung. Das ÖV-Netz muss erst für eine solche Nachfrage ausgebaut werden. Daher erscheint mir ein Steuern der Nutzung weiterhin sinnvoll, damit diejenigen, die auf den ÖV angewiesen sind (vor allem Pendler, Schüler etc.), diesen auch während dieser Ausbauphase prioritär nutzen können.

  • Das ÖV-Netz muss erst für eine solche Nachfrage ausgebaut werden. Daher erscheint mir ein Steuern der Nutzung weiterhin sinnvoll, damit diejenigen, die auf den ÖV angewiesen sind (vor allem Pendler, Schüler etc.), diesen auch während dieser Ausbauphase prioritär nutzen können.

    Darauf wollte ich nicht hinaus, sondern auf den Punkt, daß für ein Auto die wenigsten "spitz" rechnen. Sondern es wird einfach pauschal genutzt, obwohl es sich bezogen auf "notwendige" Fahrten überhaupt nicht rechnet. Da ist es dann völlig wurscht, ob im Monat 300 Euro für nix verplempert werden. Beim ÖPNV aber muß sich das Ticket "lohnen". Also dort einfach zu sagen "Sche*ß auf die fünf Euro im Monat mehr, dann hab' ich ein Ticket und kann fahren wie ich will (und auch noch ein paar Extrafahrten unternehmen)", das hört man praktisch nie. Und deswegen ist es bezeichnend, daß sich Uli Nobbe sozusagen dafür rechtfertigen muß, ob sich so ein Ticket für ihn lohnt oder nicht.

  • Also abgesehen davon, dass auch Rentner*innen – und sogar Pensionär*innen 😱 in Frankfurt und anderen Großstädten nicht nur leben dürfen, sondern es sogar für das Gemeinwohl gut ist, sehe ich nur einen Fehler im geplanten 49€-Ticket: es ist zu billig für ganz Deutschland und zu teuer für lokalen Verkehr. Ich hoffe, dass letzteres dadurch wettgemacht wird, dass der nun neue 49€-„Deckel“ auch die lokalen Angebote drückt.

  • und zu teuer für lokalen Verkehr.

    Das wage ich zu bezweifeln. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen dürfte die nicht-rabattierte Monatskarte der ersten Preisstufe nirgendwo signifikant unter 49 Euro kosten. Ja klar, wenn ich innerhalb von solchen Weltstädten wie Bürstadt oder Ilvesheim unterwegs bin, lege ich aktuell nur 40 Öcken hin, aber da hat man schon mit einmal Augenzwinkern die Stadtgrenze überschritten und dann bin ich bereits wieder in einem Tarif >=49 Euro.

  • Alle 4 kreisfreien Städte Brandenburgs haben diese 3 Preisstufenmodelle


    Monat 41,80 €, Abo 33,25 € Brandenburg/Frankfurt


    Monat 41,80 €, Abo 33,92 € Cottbus


    Monat 43,40 €, Abo 36,17 € Potsdam


    Das neue Ticket im Abo mit 49 € unterscheidet sich da schon signifikant. Damit kosten diese Brandenburger Abo-Preise nur 68% bis 74% vom 49€-Ticket.


    Immerhin hat Potsdam mehr Einwohner als die in der Wissenschaft international bekannte Stadt Darmstadt.

  • Das wage ich zu bezweifeln. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen dürfte die nicht-rabattierte Monatskarte der ersten Preisstufe nirgendwo signifikant unter 49 Euro kosten.

    Damit hast du recht, aber das ist nicht mein Punkt. Du implizierst hier, dass die Preise aktuell angemessen sind, und dem widerspreche ich. Und nun setze hier eine lange Diskussion über Kostendeckungsgrade von ÖV vs MIV ein, von jeweiligen Preisentwicklungen in den letzten Jahrzehnten etc. Die Diskussion hatten auch wir beide sicherlich schon Mal gehabt und ich glaube nicht, dass wir uns da einig werden. Aber vielleicht in diesem Punkt:


    Die Fahrpreise des ÖPNV kommen in keiner Weise wirtschaftlich zustande. Die Festlegung, wir hoch die Finanzierungsquote sein soll bzw muss, ist rein politisch. Diese Quote durch höhere Fahrpreise zu steigern oder durch niedrigere Fahrpreise zu senken ist demnach eine politische Handlung, keine wirtschaftliche.

  • .......sehe ich nur einen Fehler im geplanten 49€-Ticket: es ist zu billig für ganz Deutschland und zu teuer für lokalen Verkehr.........

    Das finde ich auch. Daher hatte ich ja "weiter oben" eine Staffelung vorgeschlagen. Dies soll nur ein BEISPIEL sein:


    15,- EUR Jewiliger Verbund

    25,- EUR Bundesland

    49,- EUR Deutschlandweit


    Denn wie baeuchle richtig bemerkt, ist der Preis kein kalukulatorischer, sondern ein politischer.

    Oder zum Teil etwa doch eine Mischkalukulation?
    Die Einzelfahrkarten, die gelegenheits Kunden kaufen da sich für sie das 49,- EUR Ticket nicht lohnt, finanzieren dieses mit?

  • Im Prinzip kannst du dann auch direkt das Länder/Bundesticket streichen, die werden 90% der potentiellen Abonnent:innen des 49 Euro Tickets nicht erwerben. Statt 6-12 Milliarden bei 10-20 Millionen Abonnent:innen wird dann halt vielleicht nur noch 2-4 Milliarden eingenommen...


    HolgerKoetting hat das ja schön beschrieben beim ÖPNV wird halt wesentlich schärfer kalkuliert als beim Betrieb und Unterhalt vom Auto. Das Mediangehalt beträgt 40.000 brutto in diesem Land. Selbst für 60.000 brutto ist eben 420 Euro Sparpotential eben auch noch ausreichend um beim 15 Euro-Ticket zu bleiben, wenn man nicht grade von Aschaffenburg nach Frankfurt pendelt.

    Einmal editiert, zuletzt von Araali ()

  • Es ist zwar eine polititsche Handlung wie hoch der Kostendeckungsgrad des ÖPNV sein soll, aber betrachtet wird

    da auch wie das Steuergeld gesammt verteilt werden soll. Eine Kommune hat ja nicht nur ÖPNV, sondern auch

    oft (wenn sie etwas grösser ist) Schwimmbäder für die im Sommer Bedarf besteht (gabs dieses Jahr personal-

    bedingt vereinzelt Engpässe bei den Öffnungszeiten), Strassenreinigung muss durchgeführt werden, etc.

    Da wird dann auch wirtschaftlich herumgerechnet.

    [Die ÖPNV Kosten so zu gestalten, dass man bei 30% statt bei 50+% ist wäre wünschenswert]

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Darauf wollte ich nicht hinaus, sondern auf den Punkt, daß für ein Auto die wenigsten "spitz" rechnen. Sondern es wird einfach pauschal genutzt, obwohl es sich bezogen auf "notwendige" Fahrten überhaupt nicht rechnet. Da ist es dann völlig wurscht, ob im Monat 300 Euro für nix verplempert werden. Beim ÖPNV aber muß sich das Ticket "lohnen"

    Natürlich, beim ÖPNV hast du ja auch keine eigenmacht. Die Verkehrsunternehmen können den Zug einfach ausfallen lassen, musst dann vielleicht 30-120 Minuten auf den nächsten Zug/Bus warten. Oder der Zug/Bus steht nicht als Ausfall, fällt aber doch aus. Beim Auto kannst du einfach los fahren, wie es dir passt, bist nicht darauf angewiesen, dass irgendjemand die Daten in der App korrekt einträgt. Teilweise dauert eine kurze Strecke in den Nachbarort mit dem ÖPNV 3-4Mal so lang als mit dem Auto, weil es keine direkte Verbindung gibt. Manchmal rechne ich über eine Benzinpreisrechner Seite, bei 1,87€ pro Liter E10, ob Auto oder Bahn günstiger ist und so gut wie immer ist die Bahn 3-4€ teurer. Lohnt sich eben nicht, da die Bahn noch länger dauert.

    Einmal editiert, zuletzt von Kuchen125 ()

  • Das finde ich auch. Daher hatte ich ja "weiter oben" eine Staffelung vorgeschlagen. Dies soll nur ein BEISPIEL sein:


    15,- EUR Jewiliger Verbund

    25,- EUR Bundesland

    49,- EUR Deutschlandweit

    Wie oft müssen wir das ausdiskutieren?


    Der größte deutsche Verkehrsverbund ist so groß wie vielleicht die 20 kleinsten Verkehrsverbünde kombiniert. Bayern ist (flächenmäßig) fast 200 Mal so groß wie Bremen. Manche pendeln täglich 200 km im selben Bundesland, andere 20 km durch drei verschiedene Bundesländer…

    Einmal editiert, zuletzt von Jojo ()

  • Das finde ich auch. Daher hatte ich ja "weiter oben" eine Staffelung vorgeschlagen. Dies soll nur ein BEISPIEL sein:


    15,- EUR Jewiliger Verbund

    25,- EUR Bundesland

    49,- EUR Deutschlandweit

    Ich ergänze auch gerne nochmal: begrenzte Gültigkeit hat den Nachteil der begrenzten Gültigkeit und einen riesigen Rattenschwanz von Sonderregelungen was Tarifgebiete angeht zur Folge. Um die von Jojo angerissen Dinge abzudecken.


    Ich sehe das 49€ Ticket deshalb weiterhin als Monatsticket für meinen jeweiligen Verbund zu einem nicht billigen, nicht zu teurem Preis und dem Vorteil, dass es auch bundesweit gilt und ich mir keine Gedanken machen muss, wo mein Verbund zu Ende ist.

    Einmal editiert, zuletzt von heinz ()

  • Der größte deutsche Verkehrsverbund ist so groß wie vielleicht die 20 kleinsten Verkehrsverbünde kombiniert. Bayern ist (flächenmäßig) fast 200 Mal so groß wie Bremen. Manche pendeln täglich 200 km im selben Bundesland, andere 20 km durch drei verschiedene Bundesländer…

    Ich schrieb laut und deutlich Beispiel! Das das bundesweit geltende 49,- EUR Ticket nicht der Weishheit letzter Schluss ist, sehen wohl auch andere so.
    Daher wäre ich für eine einfach zu verstehende Staffelung.

  • Ein wenig OT, aber apropos Spaßfahrten und Holgers Anmerkung zum MIV fällt mir gerade ein, dass im Prinzip das einzige Argument Contra Tempolimit auf Autobahnen im Prinzip auch Spaßfahrten sind. Die Befürworter mögen da oft aus dem selben Lager wie die Kritiker günstigen ÖPNV sein...

    Einmal editiert, zuletzt von MdE ()

  • Ich schrieb laut und deutlich Beispiel! Das das bundesweit geltende 49,- EUR Ticket nicht der Weishheit letzter Schluss ist, sehen wohl auch andere so.
    Daher wäre ich für eine einfach zu verstehende Staffelung.

    Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Solange aber bleibe ich dabei: sobald man irgendetwas staffelt, wird es kompliziert. Eine einfache Staffelung ist nicht möglich.

  • Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Solange aber bleibe ich dabei: sobald man irgendetwas staffelt, wird es kompliziert. Eine einfache Staffelung ist nicht möglich.

    Nö. Auch das haben wir schon mehrfachst ausdiskutiert. Bei jeder Art von Staffelung in Verbindung mit einer Flatrate mußt Du Dir vorher überlegen, welche Tarifstufe Du haben willst. Das bekommt merkwürdigerweise z. B. bei Mobilfunkverträgen, mit wesentlich komplizierteren Staffelungen, auch jeder "ohne zu murren" hin. Will ich 10, 20, 100 GB an Datenvolumen? Will ich 1, 10, 100, 1000 Freiminuten? Und dann lege ich mich fest. Wenn die Leute dort in der Lage sind, ihr Nutzungsverhalten einzuschätzen, warum wären sie es dann nicht bei einer Entscheidung à la "Landkreis, Bundesland, Deutschlandweit"? (Jetzt mal unabhängig von der Sinnhaftigkeit dieser Musterstaffelung)

  • Natürlich, beim ÖPNV hast du ja auch keine eigenmacht. Die Verkehrsunternehmen können den Zug einfach ausfallen lassen. [...] Beim Auto kannst du einfach los fahren, wie es dir passt, bist nicht darauf angewiesen, dass irgendjemand die Daten in der App korrekt einträgt.

    Dein Vergleich hinkt. Beim Auto kannst Du auch nicht "einfach so" fahren, wenn es keine Spaßfahrt ist. Auf den Gesamtverkehr, Staus, Ampelschaltungen etc. hast Du nämlich keinen Einfluß. Und wenn Du um "x Uhr" auf der Arbeit sein mußt, bist Du auch darauf angewiesen, daß der Verkehr um diese Zeit läuft. Und komm jetzt bitte nicht mit "dann fahr ich halt fünf Minuten früher los". Das wäre nämlich auch wieder einer dieser unfairen Vergleiche. Beim ÖV erwartet man, daß gefälligst alles und ohne Reserven zu funktionieren hat, während man im IV völlig klaglos hinnimmt, daß sich die Reisezeiten jeden Tag massiv unterscheiden können und man per se einfach Reserven einplant. Frag mal beliebige Leute (oder Dich selbst), ob sie für ihre tägliche Autoverbindung exakte Abfahrts- und Ankunftszeiten nennen können oder mit "Ei, da fahr ich ungefähr gegen 7 Uhr los und brauche normalerweise zwischen 30 und 45 Minuten" antworten.

  • Ein paar Gedanken:

    heinz ' Benzinpreisrechner ist eine Milchmädchenrechnung. Da kommen - verbrauchsabhängig - auch Verschleiß und Unfallrisiko dazu. Und selbst wenn Du Dein Auto selbst repariert, rechne die Zeit und überlege, ob Du am Ende Deine Wege sogar zu Fuß schneller zurücklegst. :-)


    Eine möglicherweise regionale Staffelung kañn Sinn machen, wenn Mensch sich überwiegend oder fast nur in einer Region aufhält. Da kann ein günstigeres Ticket, z.B für Südwest- Deutschland Sinn machen.


    Für Gelegenheitsfahrten außerhalb des Regionalbereichs oder überhaupt braucht es auf jeden Fall auch Einzelkarten. Etwa der ausländische Tourist, der nur Mal vom Hbf zum Hotel oder zur Messe will und am nächsten Tag zum Flughafen. Und auch der Bewohner einer ländlichen Region sollte die Chance haben, für gelegentliche seltene Fahrten auch Einzeltickets zu kaufen. Und die sollten deutlich unter dem Preis einer Taxifahrt bleiben.


    Vorschlag, für Einzel- und Tageskartsn annähernd bei den jetzigen Preisen zu bleiben. Aber den Tarifdschungel so deutlich zu lichten, dass auch der Gelegenheitsnutzer sich zurechtfindet.


    Nebenbei auch den Ticketerwerb technisch zu vereinfachen . Heißt z.B. grundsätzlich Kartenzahlung ermöglichen und auch Bezahlen mit größeren Scheinen bis etwa 50 €.

  • Eine möglicherweise regionale Staffelung kañn Sinn machen, wenn Mensch sich überwiegend oder fast nur in einer Region aufhält.

    Wie schon gesagt, de facto nein. Zumindest wenn wir über Zeitkarten reden. Von den wenigen Ausnahmen abgesehen (wir können ja gerne einen anderen Thread aufmachen, wo wir Zeitkartenpreise aller Verbünde in der untersten Tarifstufe auflisten), unterbieten die 49 EUR praktisch jede Normalzahlerzeitkarte.