Busverkehr in Wiesbaden künftig nach Samstagsfahrplan

  • Der bereits seit Wochen/Monaten andauernde Fahrermangel bei der ESWE hat nun neue Ausmaße erreicht: wie die Hessenschau berichtet, fehlen mittlerweile täglich etwa 50 Busfahrer. Als Konsequenz soll daher ab Montag, dem 5. September in Wiesbaden generell nach Samstagsfahrplan gefahren werden. Man erhofft sich dadurch einen insgesamt zuverlässigeren Betrieb als in den letzten Wochen.

    Ausnahmen bilden die Linien 9, 34, 38, 46, 49, E-Linien sowie Nachtbusse, welche alle weiterhin nach dem normalen Fahrplan verkehren sollen. Die Linien 2 (weiterhin) und 43 werden gänzlich eingestellt (Anm. meinerseits: hier handelt es sich ohnehin nur um einzelne Fahrten). Auf den Linien 20, 37 und 47 soll es zusätzliche Verstärkerfahrten geben.


    Wie lange das ganze andauern wird, sei noch nicht absehbar. Weitere Details gibt's im oben verlinkten Hessenschau-Bericht.

  • Dazu ist letztens ein lesenswerter neuer Artikel "Kein schnelles Ende der Busmisere in Wiesbaden" (derzeit frei lesbar) in der FAZ erschienen. Anscheinend versucht man nun, auch von Zeitarbeitsfirmen und private Busunternehmen kurzzeitig ein paar weitere Fahrer zu bekommen, eine Rückkehr zum normalen Fahrplan sei aber immernoch nicht absehbar.

    Daneben wird ein Blick in die wohl straßenbahnlose Zukunft geworfen, erwähnt werden u.A. Doppelgelenkbusse und ein grundliegend neues Liniennetz inkl. mehr Tangentialverbindungen. Für Ersteres sollen zulasten des PKW-Verkehrs auch eigene Spuren geschaffen werden (wie bei der Citybahn).

  • Was, ohne die genaue Nachfrage zu kennen, extrem auffällt und mich auch schon immer gewundert hat, ist die verschiedene Philosophie zwischen Mainz und Wiesbaden. Während in Mainz fast jede Fahrt mit Gelenkbussen geleistet wird und somit die Takte etwas größer sind, werden in Wiesbaden viele Linien mit Solobussen betrieben und fahren dafür öfter. Bestes Beispiel sind die Linien 1, 8 und 16, die meist mit Solobussen alle 10 Minuten fahren. Auch bei 17, 18 und 5/15 trifft das sicher zu. Mit ausschließlichem Einsatz von Gelenkbussen wäre sicher ein T15 oder T20 möglich, der dann weniger Kurse und somit Busfahrer benötigt. Das wird ja so derzeit mit dem Samstagsfahrplan probiert, nur hat man sicherlich nicht genügend Gelenkbusse für alle Fahrten.

    2 Mal editiert, zuletzt von FabiMZ ()

  • Kürze Takte finde ich persönlich attraktiver, gerade beim Umsteigen ist ja die Gefahr groß, auf den nächsten Takt warten zu müssen. Knapp 15 oder gar 20 min Wartezeit liegt dann schon im Bereich dessen, in den viele Fahrten mit PKW dauern.

  • Natürlich sind kurze Takte attraktiver, etwas anderes habe ich ja auch nicht behauptet. Für eine Verkehrswende und höhere Nachfrage ist das unabdingbar.
    Allerdings ist dieser Luxus eben auch personalintensiver und das fällt den Wiesbadenern zu heutigen Zeiten, in denen der Markt an arbeitssuchenden Busfahrern quasi leergefegt ist, mächtig auf den Kopf.


    Übrigens darf man den T30 in Mainz nicht nur alleine sehen. Zusammen mit Partnerlinien ergibt sich zum Glück oft ein T15 oder T7,5 (z.B. 64/65/66, 60/63/80/81, Straßenbahn). Nur in den Außenbezirken kurz vor den Endpunkten und bei einzelnen anderen Linien (9 und 76 fallen mir da sofort ein) ist der T30 dann wirklich negativ anzumerken.


  • Übrigens darf man den T30 in Mainz nicht nur alleine sehen. Zusammen mit Partnerlinien ergibt sich zum Glück oft ein T15 oder T7,5 (z.B. 64/65/66, 60/63/80/81, Straßenbahn).

    Die gibt es in Wiesbaden auch, z. B. 1/8 und 4/14 und dann reden wir minimum von einem 5-Minuten-Takt in der HVZ.


    Das Problem sind die kleinen Gefäßgrößen auf stark genutzen Abschnitten und die damit einhergehenden tagtäglichen personalintensiven Bus-Korsos. Ich tue mir schwer mit Vergleichen, aber manche Großstadt in Deutschland befördert die gleiche Anzahl Fahrgäste mit der Hälfte an Mitarbeitern. Da entfallen aber nur 20 % auf den Bus und nicht wie in Wiesbaden 100 % oder in Mainz 65 %.

  • Natürlich sind kurze Takte attraktiver, etwas anderes habe ich ja auch nicht behauptet. Für eine Verkehrswende und höhere Nachfrage ist das unabdingbar.
    Allerdings ist dieser Luxus eben auch personalintensiver und das fällt den Wiesbadenern zu heutigen Zeiten, in denen der Markt an arbeitssuchenden Busfahrern quasi leergefegt ist, mächtig auf den Kopf.


    Übrigens darf man den T30 in Mainz nicht nur alleine sehen. Zusammen mit Partnerlinien ergibt sich zum Glück oft ein T15 oder T7,5 (z.B. 64/65/66, 60/63/80/81, Straßenbahn). Nur in den Außenbezirken kurz vor den Endpunkten und bei einzelnen anderen Linien (9 und 76 fallen mir da sofort ein) ist der T30 dann wirklich negativ anzumerken.

    Ich denke auch, dass die Takte in Mainz dünner erscheinen, liegt ein Stück weit einfach an die unterschiedliche Nummerierung ähnlicher Verbindungen. In Wiesbaden tendiert man ja eher dazu, mehrere Außenäste zu einer "Linie" zusammenzufassen - bspw. haben die 4 und 8 je 3 regulär bediente Linienwege. Die Liniennummer "39" bezeichnet im Prinzip sogar zwei völlig unterschiedliche Verbindungen (wie man da drauf kommt weiß ich beim besten Willen nicht).

  • Für Ersteres sollen zulasten des PKW-Verkehrs auch eigene Spuren geschaffen werden (wie bei der Citybahn).

    Tja und das war das, was ich seinerzeit zum Bürgerentscheid bemerkte. Die Leute, die "bin gegen die Bahn" angekreuzt haben, meinten damit eigentlich eher "ich will meine Pfründe mit vielen Fahrspuren und Parkplätzen direkt im Supermarkt an der Käsetheke behalten". Wäre also gleich die Frage "So oder so werden wir die Zahl der IV-Spuren reduzieren und ÖPNV-Trassen einrichten. Sie können entscheiden, ob auf dieser Trasse ein Bus oder eine Straßenbahn fährt" gewesen, hätte der eine oder andere dann doch anders entschieden.

  • Was in dem Artikel aber nicht erwähnt wird, ist, dass die Busspur an der Stelle überhaupt keinen Nutzen hat, was am Ende auch die Grundlage für die Entscheidung war. 1. ist diese Straße nicht statk befahren, 2. kommen dort 9 Busse pro Stunde, was etwa alle 7 Minuten ein Bus ist. Hier ist die Meldung auf der Seite vom Verwaltungsgericht Berlin verlinkt.
    In Wiesbaden sieht die Lage in der Innenstadt ja ganz anders aus. Da sieht man gefühlt an jeder Straßenecke mindestens drei Busse oder noch mehr.

  • Das mit den eigenen Spuren hört ich gut an, wird in Wiesbaden wahrscheinlich nicht funktionieren. Das interessiert auch heute schon Keinen, ob da eine Busspur ist oder nicht. Egal ob Paketdienst und allgemeiner IV, es ist ein täglicher Slalomparcour mit dem Bus durch Wiesbaden. Das ständige Falschparken wird auch von der Stadt toleriert.

    Zu den Linien 5+15, diese werden regulär auch mit GOM gefahren, allerdings stehen aktuell davon nicht genügend zur Verfügung.

  • Das mit den eigenen Spuren hört ich gut an, wird in Wiesbaden wahrscheinlich nicht funktionieren. Das interessiert auch heute schon Keinen, ob da eine Busspur ist oder nicht. Egal ob Paketdienst und allgemeiner IV, es ist ein täglicher Slalomparcour mit dem Bus durch Wiesbaden. Das ständige Falschparken wird auch von der Stadt toleriert.

    Zu den Linien 5+15, diese werden regulär auch mit GOM gefahren, allerdings stehen aktuell davon nicht genügend zur Verfügung.

    Ganz so kritisch würde ich das nicht sehen. Ja, die Stadt behandelt Falschparker viel zu inkonsequent (ich sehe da sogar eher ein deutschlandweites Problem, da man aus mir unverständlichen Gründen für sowas nicht einfach Kameras aufstellen darf), aber das Problem dürfte außerhalb des Zentrums kaum auftreten. Falschparker/Lieferanten hast du ja in erster Linie dort, wo Läden sind, und die gibt es hauptsächlich in der Innenstadt. Entsprechend klappt es (zumindest nach meinen Erfahrungen) auf der Schiersteiner oder Bierstadter auch schon besser als z. B. auf der Schwalbacher oder Bleichstraße. Ich sehe keinen Grund, warum das nicht auf weitere Hauptstraßen übertragbar sein sollte (z. B. Biebricher Allee).

  • Bitte berücksichtigen, dass eine CityBahn sicher auch Personalprobleme hätte. Arbeiten ist in diesem Lohnbereich immer weniger attraktiv bei Schichtarbeit und direktem Kundenkontakt. Zudem bringen immer weniger Menschen den LKW-/Bus-Führerschein vom Militär (u.a. Grundwehrdienst) mit.


    Weshalb das Konzept der Citybahn nur 37% der Bürger überzeugte hat sicher viele Gründe. Ein Grund ist sicher die Contra-Haltung zum PKW (Parkplätze weg, Fahrspuren weg) und die weitere Führung nach Mainz. Als Startstrecke hätte die Linie vom Taunus in die Innenstadt ausgereicht. Spurweite 1.435 zur Verbindung mit vorhandenen Strecken. Aber das ist ein anderes Thema.

  • Wie die FAZ berichtet wird es wohl bis März 2023 bis mehr Busse auf die Straße geschickt werden. Eigentlich sollten ja zum Fahrplan Wechsel schon mehr Busse fahren das wird nicht klappen. Aktuell fehlen bei Eswe Verkehr rund 200 Busfahrer und auch über Subunternehmer zeichnet sich keine Besserung ab.