Könnte die Eisenbahn bei der Getreidekrise in der Ukraine aushelfen ?

  • Derzeit geht ja durch die Nachrichten, dass Russland den Getreide-Export der Ukraine blockiert und 179 Getreideschiffe festsitzen.


    Unabhängig von der politischen Einschätzung interessiert mich die Frage, ob es technisch möglich wäre, diese Blockade mit Hilfe der Eisenbahn zu lösen. Es bestehen ja direkte Eisenbahn-Verbindungen zwischen der Ukraine, Polen und anderen EU-Ländern.


    Problematisch ist natürlich die deutlich niedrigere Kapazität eines Zuges. Ein typisches Getreideschiff fasst etwa 20.000 - 30.000 Tonnen, ein Güterzug kann etwa 3.000 - 6.000 Tonnen "schaffen". Als Ersatz für ein Schiff wären also etwa 5 - 10 Güterzüge erfordelich. Bei diskutierten 20 Mio. Tonnen in den Lagern der Ukraine wären das mehrere tausend Züge. Vorteil der Züge wäre, dass sie deutlich schneller als ein Schiff fahren können, Nachteil wäre zusätzlich erforderliches Umladen in einem EU-Hafen, z.B. Genua, Marseille oder Barcelona.


    Wäre eine solche "Schienenbrücke" nach Vorbild der Berliner Luftbrücke von 1948 / 49 technisch möglich, um mit einigem Aufwand mit gemeinsamer Anstrengung eine friedliche verkehrliche Lösung zu finden ?

  • Ich denke, die Argumente dafür und dagegen kannst Du ausführlich auf DSO nachlesen, wo dieses Thema schon vor längerer Zeit nicht nur einmal durchgekaut wurde. Argumente dagegen waren u. a. die ebenfalls erforderliche Umladerei wegen Breit-/Normalspur, die relativ geringen (freien) Kapazitäten (sowohl strecken- als auch fahrzeugseitig) der ukrainischen Bahn.

  • Ich denke, die Argumente dafür und dagegen kannst Du ausführlich auf DSO nachlesen, wo dieses Thema schon vor längerer Zeit nicht nur einmal durchgekaut wurde. Argumente dagegen waren u. a. die ebenfalls erforderliche Umladerei wegen Breit-/Normalspur, die relativ geringen (freien) Kapazitäten (sowohl strecken- als auch fahrzeugseitig) der ukrainischen Bahn.

    Einem Bericht von vor ein paar Monaten war es noch anders herum, europäische Bahnen hatten weder Kapazitäten noch geeignete Fahrzeuge.

    Möglich wäre das frühestens in einigen Jahrzehnten, falls es überhaupt gewollt werden wird.

  • M.E. kann der Transport über die Eisenbahn hier kurzfristig nicht in dem Maß helfen wie über die Ukrainischen Häfen die Mengen an Getreide von Schiffe abtransportiert werden kann. Als mittel- und langfristiger Plan sollte jedoch ein technischer Anschluss des Ukrainischen an das Europäische Schienennetzes angegangen werden.

    Dazu gehört m.E. auch das eine Normalspurstrecke in die Ukraine verlängert wird um das akute Thema der Getreidetransporte anzugehen.

    Ob außer den östlichen Streckenteilen in der Ukraine auch die westlichen Streckenteile beschädigt oder zerstört sind kann ich mangels Kenntnisse nicht beurteilen.

    Welche Strecke sollte als erstes ertüchtigt und umgebaut werden?

  • Jetzt mal unabhängig von den technischen Gründen wie Spurweite usw. Bei reinen inländischen Transporten und Verschiffung bleibt die Wertschöpfung im Land. Natürlich muss das Getreide vom Bauernhof zu einem Hafen gebracht werden. Liegt der Hafen in Polen, Rumänien oder Bulgarien, verdienen die entsprechenden (beteiligten ausländischen) Bahnen und Häfenbetriebe mit. Diese Einnahmen würden der Ukraine entgehen und als Ausgaben entgegenstehen.

    Umgekehrt mal einen Gedanken gesponnen: Ebenso könnten die Schiffsladungen aus dem Suezkanal komplett über Mittelmeerhäfen abgewickelt werden. Stell dir jetzt mal das Geschrei aus Hamburg usw. vor bei so einem Vorschlag vor.