Raue Fahrscheinkontrollen

  • Gerade im ZDF enrdeckt "Kontrolleure außer Kontrolle": https://www.zdf.de/politik/fro…ocket-newtab-global-de-DE


    Es geht - am Beispiel Berlins - um übergriffige Fahrscheinkontrollen, bei denen friedliche Fahrgäste von rauen Kontrolleuren verletzt werden. Diese sind oft - und vorrangig in den geschilderten Fällen - nicht bei den Verkehrsbetrieben direkt angestellt, sondern bei "Sicherheitsunternehmen" oder gar deren Sub-Unternehmen. Die Qualitätsabfälle bei dieser Art Auslagerung kennen wir ja auch bei der Qualität von Fahrpersonal. :(


    Bereits in den 70er Jahren kamen übrigens in München die "Schwarzen Sheriffs" wegen ähnlicher Häufung von Übergriffen bei Fahrscheinkontrollen ins öffentliche Gerede.

  • Wer sich den Beitrag anschaut sollte sich mehrfach mal den Ablauf der Videoaufnahmen in

    der Zwischenebene in Ruhe anschauen. (ggf Video heruterladen und Bild für Bild durch gehen...

    ...das wird im Falle eines Gerichtsverfahrens sicherlich auch gemacht).

    Und auch die Überwachungsvideos zeigen, dass die Kontolle nicht in der Zwischenebene

    sondern beim (gemeinsamen) Ausstieg stattfand und es in mehreren Etappen bis dorthin ging.


    Ich bin da vorsichtig mit einer Vorverurteilung von/den Kontrolleuren so wie der Eindruck von

    dem Bericht es rüberbringt. (und zusätzlich wird der Bogen davon weggespannt zur Strafbarkeit

    von Fahrens ohne gültigem Ticket was mit dem eigentlichem "Gewalt bei Kontollen" nichts zu

    tun hat....)

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  • Insbesondere die Strafbarkeit von Schwarzfahren wirft aber ein anderes Problem auf:


    Gegen die Überwachung des öffentlichen Parkraums durch Subunternehmer der Kommunen wurde erfolgreich geklagt. Geht nicht, weil hoheitliche Aufgabe.


    Nun haben wir hier ein Vergehen mit deutlich höherem Strafmaß, bei dem es völlig OK ist, dass die Kontrollen von Personal ausgeführt werden, dessen Eignung und/oder Zuverlässigkeit nicht mindestens hoheitlich überprüft, geschweige denn sichergestellt wird.

  • Die Anlagen und Züge sind im Gegensatz zur öffentlichen Strasse (wobei man da genau im Grundbuch schauen

    muss...nicht alles was auf dem ersten Blick öffentlich aussieht ist es auch....zB ist die Fläche zwischen 2 Garagen-

    reihen die zu Reihenhäusern gehören oft im gemeinsamen Besitz der Häuserinhaber) im Besitz einer Unter-

    nehmensstruktur. Bei der DB ist es am offensichtlichsten durch die Privatisierung 1994, aber auch beim ÖPV-Bus

    sieht man es doch direkt (Bus[bündel]vergabe) - entsprechend halt auch Tram & U-Bahn...nur halt so an sich

    schon mit langer Tradition (oftmals zurückgehend durch den örtlichen Energieversorger)

    Das ist vergleichbar mit dem Kaufhausdetektiv.


    Man müsste erstmal den ÖPV in eine Behörde umwandeln - dannn würde der Vergleich mit der Parkraumübaerwachung

    öffentlicher Strassen passen. [auf Privatparkplätzen gibt es nicht-behördliche Überwachung]

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  • Das ist richtig, dass die ÖPV-Betriebe privat sind.


    Aber weder Private noch der Staat haben das Recht, mutmaßliche Straftäter unangemessen zu behandeln.


    1. Zunächst gilt immer die Unschuldsvermutung.

    2. Mutmaßliche Straftäter dürfen zwar bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten, aber nicht misshandelt werden.

    3. Man ist nicht verpflichtet, Privaten seine Daten zu geben, ist dann aber verpflichtet, diese der Polizei zu geben und bis zum Eintreffen der Polizei zu warten.


    Gerade im Fall des mutmaßlichen Schwarzfahrens gibt es eine weite Grauzone. Für eine Straftat ist nämlich auch die Absicht maßgeblich, das Fahrgeld zu hinterziehen. Habe ich meine Monatskarte zu Hause vergessen, ist sicherlich die entsprechende Vertragsstrafe von beim RMV 7,50€ bei persönlichen und von 60€ bei übertragbaren Karten fällig. Da ich aber im Besitz einer solchen Karte bin, hatte ich sicherlich nicht vor, den Verkehrsberieb durch Nichtzahlen des Fahrgeldes zu schädigen.


    Natürlich kann ich eine übertragbare Karte auch gerade meiner Freundin gegeben haben. Für die strafrechtliche Beurteilung gilt dann aber wie bei allen anderen Straftaten der Nachweis vorsätzlichen Handelns. Das wiederum ist unabhängig von einer etwaigen Vertragsstrafe.


    Ähnliche Fälle gibt es beim Lösen eines falschen Fahrscheins oder der Annahme, die Fahrt wäre kostenfrei (z.B. die im Film gezeigte Fahrradmitnahme, Mitnahmeregelung bei Zeitkarten usw.).


    Schließlich gibt es auch die Fälle, wo der Fahrgast guten Willens ist, einen Fahrschein zu lösen, aber dieses nicht funktioniert, z.B. bei defekten Automaten. Und nicht jeder versteht die vergleichsweise komplizierten Anweisungen, was dann zu tun ist, sich etwa die Nummer des Automaten zu merken. Mir selbst ist es zweimal passiert, dass ich keinen Fahrschein lösen konnte, weil die vorhandenen Automaten weder meine Karten akzeptierten noch kleinere Scheine annahmen.


    Bin ich deshalb ein Straftäter, wenn ich trotzdem mitfahre - nach mehrfachen Versuchen, doch noch zu meinem Fahrschein zu gelangen ?


    All das rechtfertigt keine grobe unverhältnismäßige Behandlung durch ein raubeiniges Kontrollpersonal. Unterschwellig wurde bei mir im Video auch der Eindruck von Rassismus beim Kontrollpersonal erweckt.


    Und selbst, wer vorsätzlich schwarzfährt, verdient nicht, zusammengeschlagen zu werden.


    Es ist also richtig, von den Verkehrsbetrieben zu verlangen, geschultes und auch im rechtsstaatlichen Handeln trainiertes Kontrollpersonal einzusetzen. Und auch eine gewisse Sensibilität gegenüber den Fahrgästen ist zu erwarten. Das gilt sowohl gegenüber "people of colour" und auch sog. "Randgruppen" wie auch gegenüber normalen Bürgern, denen der falsche oder zu Hause vergessene Fahrschein ohnehin schon peinlich ist. Das Gleiche erwarte ich imübrigen auch von Kaufhausdetektiven, Parkuhr-Überwachenden etc.

  • Solches Kontrollpersonal gehört eigentlich ins Gefängnis.

    Auch als Sub-Sub-Personal repräsentieren sie das Verkehrsunternehmen.


    In einer kleineren Stadt habe ich auch einmal den Fahrausweis erst nach Vorlage des „Kontrollausweises“ vorgezeigt. Vom Aussehen und Auftreten hätte ich diese Person eher im Frankfurter Bahnhofsviertel verortet. Um es mal höflich auszudrücken.


    Ein anderes Mal wurde ich förmlich zusammengefaltet, weil der hochgehaltene Fahrschein auf dem Kopf stand. Ich habe vorher nicht genau drauf geschaut. Der Ton macht halt die Musik.


    Andererseits gibt es auch sehr höfliches Kontrollpersonal. Die Spannweite in dem Segment ist äußerst groß und reicht bis zu „in freier Wildbahn nicht überlebensfähig“.

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  • Ich denke nicht, dass wir hier mitreden können. Als jemand mit den sprachlichen Fähigkeiten, wie man sie hier im Forum in Anwendung findet, für den gilt - sei freundlich, dann sind auch die gegenüber freundlich.


    Wo ich in der Tat ein Problem sehe ist eine - und ich meine es jetzt völlig wertfrei - "erfahrungsabhängige Vorverurteilung". Leute, die nicht offensichtlich aus unserem Kulturkreis bzw. aus bestimmten gesellschaftlichen (Unter-)Schichten kommen, haben dadurch schon den Grundverdacht bewusst gegen Regeln verstoßen zu wollen.

  • Angenehmes Gegenbeispiel: Donnerstag Abend mit der HLB (RB 16) von Friedberg nach Friedrichsdorf unterwegs. Eine ausgesprochen nette und freundliche Zugbegleiterin, die nicht nur die Fahrscheine kontrollierte, sondern auch unterwegs Zugestiegene freundlich, aber bestimmt und mit Erfolg auf die Maskenpflicht hinwies.


    Das zeigt, dass auch eine einzelne Frau mit Freundlichkeit und Bestimmtheit nicht nur kontrollieren, sondern sich auch bei anderen Regeln durchsetzen kann. Solche Menschen braucht das Land!

  • Samstag abend im Frankfurter Westen: Fahrkartenkontrolle in der S-Bahn. Eine Maskenkontrolle fand nicht statt. Einige Fahrgäste ohne Maske haben sich schnell das T-Shirt vor die Nase gehalten, andere haben nichts gemacht. War dem Kontrolldienst egal. Ein Schwarzfahrer hatte weder Geld noch Papiere dabei. Man drohte damit, die Polizei rufen zu müssen. Aber auch die Drohung brachte keine Papiere hervor. Er musste dann an der nächsten Station aussteigen. Die Kontrolleure fuhren weiter, haben also nicht die Polizei gerufen.

  • Bis lang habe ich persönlich keine schlechten Erfahrungen mit dem Prüfdienst der VGF gemacht, welcher bekanntlich fast vollständig von der WISAG durchgeführt wird. Auch der Ordnungsdienst der VGF (100% VGF Mitarbeiter mit entsprechender Ausbildung bis auf paar Ausnahmen) tritt in meinen Augen gut auf. Bestimmt aber korrekt und höflich.

    In den Bussen jedoch kontrolliert, soweit ich weiß, für die TraffIQ die Firma Securitas. Die gehen etwas rabiater vor.

    Dennoch habe ich Respekt vor diesen Menschen! Ich will gar nicht wissen, was die sich täglich gefallen lassen müssen :(.

    Ich könnte diesen Job nicht machen.

    Dennoch: Eine Fahrt ohne Fahrschein rechtfertigt keine Gewalt, abgesehen von Notwehr.

    Rechtlich gesehen kommen mehrere Faktoren zum tragen. Sog. Jedermannsrecht, §16 OWiG, §34 StGB usw.