Weihnachtsaktion des RMV

  • Aktion für die Füße


    Was bringt einem eine solche Aktion, wenn man in einer Gegend wohnt, die an Wochenenden nur schwachen ÖPNV bietet und dieser momentan zu einem großen Prozentsatz ausfällt?

  • Was bringt einem eine solche Aktion, wenn man in einer Gegend wohnt, die an Wochenenden nur schwachen ÖPNV bietet und dieser momentan zu einem großen Prozentsatz ausfällt?

    Das ist halt leider das gleiche Problem, wie wenn ein gewisser Herr Söder (&Co) laut herumposaunt, dass seinen bayerischen Bürgern ein 9...49 EUR Ticket ja nix bringt, weil man auf dem Land auf das Auto angewiesen ist und der Busverkehr so schlecht sei. Dass man jahrelang Zeit hatte, dort etwas zu verbessern, verschweigt er gerne. Das gilt dann im Endeffekt für jeden Landstrich, bei dem der örtliche Landrat tönt, wie wenig doch die Einwohner den ÖPNV nutzen können. Hätte man schon längst ändern können, aber gut... Leidtragende sind dann diejenigen, die gerne fahren würden.

  • Die Weihnachtstage sind generell im Nahverkehr eine ziemlich fahrgastschwache Zeit, sodass der Fahrplan ausgedünnt wird. Entsprechend sollte der durch die Aktion entstehende Einnahmeverlust (ohne Zahlen zu kennen) nicht sooo hoch sein. Dass auch das Fahrpersonal gerne bei den Liebsten sein möchte und nicht mit einem leeren Verkehrsmittel durch die Gegend düsen will, dürfte Konsens sein.

    Dass es derzeit krankheitsseitig und bei bestimmten Betreibern zusätzlich generell Probleme gibt, ist allerdings ein anderes Thema und sollte unabhängig von dieser schönen Aktion betrachtet werden. Warum sollte ein Fahrgast in Region A auf diese Aktion verzichten, nur weil in Region B aus welchen Gründen auch immer das Angebot nicht so gut ist? ;)

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  • Hat eigentlich schon mal irgendwo ein Verkehrsbetrieb bewußt ein dichtes Liniennetz mit kurzen Takten, auch auf dem flachen Land, betrieben, um zu schauen, was das bewirkt? Wenn nicht, sollte das doch dringend mal versucht werden - wenigstens als Modellprojekt für 3 oder 4 Jahre (es dauert ja einige Zeit, bis solche Verbesserungen sich rumgesprochen haben). Ich finde Rabattaktionen ganz nett, aber der deutliche Netz-Ausbau kommt mir dabei zu kurz!

    Und das ganze, bitteschön, komplett barrierefrei, von Anfang an (meine Rede seit 40 Jahren)!

  • Die Frage kann ich jetzt nicht beantworten.


    Aber: Es ist nicht die Aufgabe eines Verkehrsunternehmens so etwas in Eigenregie auszuprobieren. Es ist Aufhabe der Politik. Mehr braucht man zu Letzterem nicht sagen…

  • Im Harz zwischen Bad Harzburg und Braunlage wird seit Jahr und Tag ein Stundentakt gefahren, um bei Bedarf ein Angebot für die Brockenwanderer von Torfhaus zu haben. Die Busse fahren das ganze Jahr an allen 7 Tagen der Woche von morgens bis 22 Uhr. Gleichzeitg bieten die Busse die Grundversorgung für Braunlage nach Bad Harzburg (23 km, weiterführende Schulen und Bahnhof). Ich habe die Busse regelmäßig gut besetzt erlebt. Bei Bedarf - z.B. Schneewochenenden - werden auch Zusatzbusse eingesetzt.


    Das Angebot wurde natürlich vom Aufgabenträger, dem Landkreis Goslar bzw. dem Verkehrsverbund Braunschweig vorgegeben, nicht von der KVG, die die Leistungen fahren :).


    Zum Vergleich: Ein ähnliches Angebot besteht derzeit für die Fahrgäste der Taunusbahn. :P

  • Hat eigentlich schon mal irgendwo ein Verkehrsbetrieb bewußt ein dichtes Liniennetz mit kurzen Takten, auch auf dem flachen Land, betrieben, um zu schauen, was das bewirkt?

    Wie schon von Umlaufnummer geschrieben, ist das Aufgabe der Politik. Ansonsten ist meines Erachtens nicht ein kurzer Takt entscheidend, sondern ein angemessenes Bedienungsangebot mit sinnvollen (im Regelfall) Anschlüssen und einer quasi-rund-um-die-Uhr-Bedienung. Was nützt ein 10-Minuten-Takt, wenn die Busse Mo-Fr von 7-18 Uhr fahren und ansonsten nichts. Damit gewinnst Du keinen Blumentopf. Du kannst praktisch überall, egal ob Schiene oder Straße, feststellen dass die signifikanten Fahrgaststeigerungen nicht mit einem dichteren Takt kamen, sondern mit der Ausdehnung der Betriebszeiten. Als Beispiel die Odenwaldbahn, bei der früher der letzte Zug ab Darmstadt 19.30, später 20.30 Uhr fuhr. Das hat niemand hinter dem Ofen hervorgelockt und entsprechend waren auch die wenigen Abendbusse quasi leer. Setz' Dich heute hingegen mal in einen der Spätzüge...


    Schau Dir als Gegenbeispiel den Fahrplan der FB-74 an. Letzte Abfahrt an Sonntagen von Rendel um 16.43 Uhr. Wer soll da freiwillig mitfahren, wenn man später nicht mehr aus dem Ort wegkommt (und in der Gegenrichtung für teuer Geld ein AST bestellen soll, dass einen nur vom Bahnhof in Groß Karben abholt, aber nicht von unterwegs und schon gar nicht bis nach Mitternacht)?

  • Vernetztes Denken ist angesagt. Die "Erfolgsmodelle" in Belgien, der Schweiz, den Niederlanden und in Dänemark zeichnen sich durch vernetzte Angebote mit dichtem Takt und guten Anschlüssen aus. Diese Systeme zeichnen sich durch ganztägige Angebote bis zum späten Abend an allen 7 Tagen aus. Natürlich wird auch dort eine einsame Bergalp oder ein abgelegener Polder nicht im Viertelstundentakt bedient. Wichtig ist auch die Vernetzung, damit ich nicht von A nach B sondern von dort auch gut nach C und D komme.


    Auch Rheinland-Pfalz führte in den 90er Jahren unter dem Schlagwort "Ein Land spart Zeit" auf seinen Bahnstrecken den Stundentakt ein, der mitunter auch verdichtet wurde, z.B. zwischen Mainz und Alzey. Als kleine Anekdote: Mitte der 90er Jahre gab es zwischen Mainz und Alzey zu manchen Zeiten am Wochenenden mehr ÖPNV-Verbindungen als zwischen Mainz und dem Frankfurter Flughafen. Die Regionalbahn nach Alzey fuhr nämlöich alle halbe Stunde, dieS 8 samstags ab 17 Uhr und sonntags alle Stunde. Dazwischen gab es alle 2 Stunden noch einen RE und alle 2 Stunden einen mit RMV-Tickets nicht nutzbaren IC.


    Den Halbstundentakt zwischen Mainz und Alzey gibt es heute noch, abwechselnd mit RE 13 und RB 31, wenn auch sonntags vor 8 Uhr auf eine Stunde ausgedünnt.

  • Um mal auf die Frage von Kuckuck zurückzukommen: Die Aktion bringt tatsächlich denen nichts, die zu Fuß gehen wollen oder müssen. Aber was hat das mit dem Aktionsticket (oder diesem Thread) zu tun?

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  • Wenn man in der Woche loyaler ÖPNV-Kunde ist, fühlt man sich mit dem Angebot fürs Wochenende vom Verbund vorgeführt.

    Ein Angebot kann man annehmen, muss es aber nicht. Es gibt genügend Nutzer unter die Woche, die solch ein Angebot gerne annehmen.


    Wenn natürlich die ganze Familie bereits Preisstufe 7 hat, dann hat man in der Tat Pech gehabt.

  • Wenn man in der Woche loyaler ÖPNV-Kunde ist, fühlt man sich mit dem Angebot fürs Wochenende vom Verbund vorgeführt.

    Aber ist das jetzt eine Besonderheit des RMV? Bei fast jedem Unternehmen bist Du als Bestandskunde der Depp, während Neukunden "wechseln Sie jetzt Ihren $sonstwas-Anbieter, sparen Sie 50 EUR und gratis gibt's drei Kilo Katzenstreu dazu" mit allen möglichen Schnäppchen gelockt und hofiert werden.

  • Das Angebot dürfte vorrangig auf Gelegenheitsnutzer ausgerichtet gewesen sein. Zu denen zählen aber auch die, die eine Zeitkarte haben und am Wochenende gerne mal ihren Geltungsbereich verlassen. Solange ich mein Job-Ticket nur für Frankfurt hatte, machte ich das auch und fuhr z.B. gerne mal in den Taunus.


    Wobei Zeitkartennutzer normalerweise ohnehin am Wochenende - und an Feiertagen - die Mitnahmeregelung für eine weitere erwachsene Person (im Sinne der tariflichen Altersgrenze für Kinder) und 2 Kinder nutzen können.


    Es macht natürlich trotzdem Sinn, gerade diese Gelegenheitsfahrgäste zur Nutzung des RMV statt des Autos zu verlocken.

  • Es stellt sich dann immer noch die Frage wieviele das Ticket über 3 Tage letztendlich nutzen.

    Der ÖPV ist am Heiligabend ab 16 Uhr de facto leer (vorher Schwerpunkt letzte Einkäufe) und

    am ersten Weihnachtsfeiertag auch erst halbwegs ab mittags (eindeutig Verwandschaftsbesuche)

    gefüllt.

    Der zweite Weihnachtsfeiertag ist wie ein normaler Sonntag vom Fahrgastaufkommen her.


    Zusätzlich besteht in Hessen an allen drei Tagen teilweise Tanzverbot was zu weniger Verkehrs-

    aufkommen führt mangels geöffneter Feierinfrastruktur:

    https://innen.hessen.de/Buerge…n-und-Gesellschaftsjagden

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Ich verstehe gerade überhaupt nicht, was es hierzu zu diskutieren gibt. Es ist ein Werbeangebot in absolut auslastungsschwachen Zeiten. Ob man eine teure Werbeaktion fährt oder einfach auf die Einnahmen an den beiden Tagen verzichtet. Unkomplizierter geht es kaum und ist zudem eine dem Zeitpunkt angemessene Geste. Ob man das jetzt nutzen kann oder will steht auf einem anderen Blatt.

  • Solange ich mein Job-Ticket nur für Frankfurt hatte, machte ich das auch und fuhr z.B. gerne mal in den Taunus.


    Wobei Zeitkartennutzer normalerweise ohnehin am Wochenende - und an Feiertagen - die Mitnahmeregelung für eine weitere erwachsene Person (im Sinne der tariflichen Altersgrenze für Kinder) und 2 Kinder nutzen können.

    Das ist halt auch eine unschöne Konstruktion mit den Jobtickets im RMV. Hier im VRS gilt mein Jobticket an Werktagen bis 19 Uhr für meine gebuchten Tarifgebiete, nach 19 Uhr und am WE für das gesamte Verbundgebiet. Also genau dann, wenn auch die Mitnahmeregelung gilt.

    Genauso kostet ein Fahrrad mit normalem Monatsticket extra, im Jobticket ist es mit drin.