Haben ohnehin verspätete S-Bahnen eine geringere Priorität?

  • Nachdem ich seit einiger Zeit die S1 nutze, um zur Arbeit zu kommen, fällt mir regelmäßig auf, dass Züge, die morgens pünktlich abfahren, meist auch pünktlich an ihren Ziel ankommen. Fährt der Zug aber nur 5 Minuten verspätet ab, dann kommt er nicht seiten mit etwa 15 Minuten Verspätung an seinem Ziel an, wobei dann auch mehrfach eine Durchsage kommt, dass der nächste Bahnhof noch durch einen anderen Zug belegt sei. Im Extremfall 3x dasselbe zwischen Waldhof und Bieber, zwischen Bieber und OF-Ost sowie zwischen Mühlberg und Ostendstraße.


    Kann es sein, dass die DB hier anderen, pünktlichen Zügen Vorrang gewährt und nach dem Motto "verspätet ist verspätet" agiert, um dadurch eine geringere Verspätungsquote vorweisen zu können und so ggf. auch Vertragsstrafen zu sparen?

    Dieses Gerichtsurteil wurde per KI generiert und ist ohne Begründung gültig.

  • 5 min nach der S1 sollte dann schon im Gemeinschaftsabschnitt die nächste S2 bzw S8/S9 unterwegs sein. Was soll denn deiner Meinung nach geschehen? Die hinter die S1 setzten, min 2 min, dann auf der Stammstrecke weiter Konflickte. Bedeutet a) S3/S4/S5/S6 auch (noch mehr) Verzögerung, oder b) noch mehr Verzögerung S2/S8/S9. Das ganze ohne Berücksichtigung der üblichen Verspätungen der anderen Bahnen.

  • Auch vollkommen abseits von Vertragsstrafen und Verspätungsstatistiken muss hier, in einem dichten Netz, eine schwierige Dispositionsaufgabe gelöst werden. Dabei wird wahrscheinlich zu allererst auf die Betriebsstabilität geguckt – nicht primär, weil ein instabiler Betrieb hohe Strafen verursacht, sondern weil ein instabiler Betrieb einfach für alle Beteiligten Sch**** ist. Mehr Stress für Disponierende, mehr Stress für Fahrdienstleitende, mehr Stress für Triebfahrzeugführende, mehr Stress für die die Kundeninformation Betreuenden, mehr Stress für die Kundenbetreuenden, mehr Stress für die Mitfahrenden.


    Daraus ergibt sich fast zwangsläufig, dass Züge früher wenden, um wieder pünktlich zu sein, und auch, dass pünktliche Züge so wenig wie möglich von verspäteten Zügen ausgebremst werden sollen.

  • Jeder Zug hat im Prinzip für jede Teilstrecke ein Zeitfenster, in dem er die Strecke benutzen kann. Verliert er so viel Zeit, dass er sein Zeitfenster nicht nutzen kann, muss er sich im Prinzip auf eine Warteliste setzen lassen, um eine Lücke in der Planung zu nutzen.

    Dadurch kommt er dann "irgendwann" dran.


    Ist halt kritisch in eng getakteten Abschnitten, wo eigentlich keine Luft ist für verspätete Züge, da wandert die Verspätung dann auf andere Linien weiter.


    Und alles im Zweifel nur, weil Jemand "nett" war und jemand anderem die Türe aufgehalten hat.

  • Und alles im Zweifel nur, weil Jemand "nett" war und jemand anderem die Türe aufgehalten hat.

    Es gibt sehr viele verschiedene Verspätungen, massig auch durch die DB verursacht. "Tür aufhalten" ist nur kritisch, wenn dadurch das Zeitfenster für den folgenden Zug kritisch enger wird oder eines der Zeitfenster auf dem Weg zum Ziel nicht mehr rechtzeitig erreicht wird.

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  • "Tür aufhalten" ist nur kritisch, wenn dadurch das Zeitfenster für den folgenden Zug kritisch enger wird oder eines der Zeitfenster auf dem Weg zum Ziel nicht mehr rechtzeitig erreicht wird.

    …also bei Zügen, die dann zum Beispiel im 2½-Minuten-Abstand mit kleinem Haltestellenabstand fahren. S-Bahnen also. Wie, oh, im Thread-Titel. ;)

  • Jeder Zug hat im Prinzip für jede Teilstrecke ein Zeitfenster, in dem er die Strecke benutzen kann. Verliert er so viel Zeit, dass er sein Zeitfenster nicht nutzen kann, muss er sich im Prinzip auf eine Warteliste setzen lassen, um eine Lücke in der Planung zu nutzen.

    Dadurch kommt er dann "irgendwann" dran.


    Ist halt kritisch in eng getakteten Abschnitten, wo eigentlich keine Luft ist für verspätete Züge, da wandert die Verspätung dann auf andere Linien weiter.

    ... es sei denn, der verspätete Zug gehört dem Fernverkehr oder ist neuerdings ein "EnKo"-Zug (Energie-Korridor, Transport von Energieträgern auf der Schiene). Da hat dann gefälligst alles andere, auch bis dahin Pünktliche in die Ecke zu gehen, damit Ihro Hochwohlgeboren der IC(E) oder eben der EnKo-Karren vorbei kann - auch wenn es diesen für ihre eigene Pünktlichkeit rein gar nichts mehr nutzt, weil deren Verspätung längst jenseits von gut und böse ist; ist völlig egal, da werden dann regelmäßig bis dato pünktliche Züge gnadenlos kaputt gemacht, "ei, da kommt erst noch der Schnelle, der muß vor".


    Zumindest vor ca. 20 Jahren war es in den Niederlanden so: da wurden für verspätete Züge keine pünktlichen Züge in die Ecke gestellt und damit ebenfalls kaputtgemacht, sondern was verspätet war, blieb gnadenlos hinter den pünktlichen Zügen. Und wenn der EC nach Amsterdam im Emmerich nicht rechtzeitig über die Grenze kam, dackelte ihm bis Arnhem eben das niederländische Gegenstück zur RB vor der Nase her, da war die NS völlig schmerzfrei :D

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • ...und dann reden die Tf's minutenlang bei der Ablöse in der HVZ, obwohl die planmäßige Abfahrtszeit schon deutlich überschritten ist.


    Die Zeitwerte für den Personalwechsel in die gleiche Fahrtrichtung liegen (meines Wissens nach) eigentlich auch bei zwei Minuten.

    Leider bringt die Eisenbahn systembedingt einen längeren Personalwechsel mit sich, als man ihn von Straßenbahnen kennt.

    Als Beispiel seien hier u.a. Eingaben in die Zugbeeinflussungssysteme oder das Bereitlegen der erforderlichen Dokumente für die Zugfahrt gegeben.


    Lösungsansatz: Grundsätzlicher Verzicht auf Personalwechsel bei Haltezeiten kleiner zwei (am Besten fünf) Minuten.

    Dies ist aber nur mit einem erheblich höheren Personalaufwand möglich -> bei der aktuellen Verfügbarkeit an Betriebspersonal nicht wirklich eine Alternative.


    ... es sei denn, der verspätete Zug gehört dem Fernverkehr oder ist neuerdings ein "EnKo"-Zug (Energie-Korridor, Transport von Energieträgern auf der Schiene). Da hat dann gefälligst alles andere, auch bis dahin Pünktliche in die Ecke zu gehen, damit Ihro Hochwohlgeboren der IC(E) oder eben der EnKo-Karren vorbei kann - auch wenn es diesen für ihre eigene Pünktlichkeit rein gar nichts mehr nutzt, weil deren Verspätung längst jenseits von gut und böse ist; ist völlig egal, da werden dann regelmäßig bis dato pünktliche Züge gnadenlos kaputt gemacht, "ei, da kommt erst noch der Schnelle, der muß vor".


    Stau ist bekanntlich nur hinten doof. Diese Problematik tritt auf allen Mischverkehrsstrecken tagtäglich in allen Konstellationen auf, nicht selten dürfen auch Züge des SPFV dem SPNV hinterherfahren.

  • Zumindest vor ca. 20 Jahren war es in den Niederlanden so: da wurden für verspätete Züge keine pünktlichen Züge in die Ecke gestellt und damit ebenfalls kaputtgemacht, sondern was verspätet war, blieb gnadenlos hinter den pünktlichen Zügen. Und wenn der EC nach Amsterdam im Emmerich nicht rechtzeitig über die Grenze kam, dackelte ihm bis Arnhem eben das niederländische Gegenstück zur RB vor der Nase her, da war die NS völlig schmerzfrei :D

    Ich muss bei diesem Beispiel unweigerlich an den EC(E) München - Zürich denken, der derzeit in der Presse oft Schlagzeilen macht. Kommt dieser mit leichter Verspätung in der Schweiz in St. Margrethen an, kann mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit der IR bereits vor dem EC abgefahren sein, obwohl er laut Fahrplan 3 Minuten nach diesem abfahren soll. Ein Überholen ist dann oftmals nicht mehr möglich, da die SBB pünktlichen Zügen rigoros den Vortritt lässt. Schaut man sich auf Zugfinder die Verspätungsdaten zu beispielsweise EC96 an, hat dieser in Zürich erschreckend oft eine Verspätung von ca. 25 Minuten. Das ist auch ziemlich genau die Zeit, die der IR auf dieser Strecke länger benötigt.

  • Die SBB gehen inzwischen noch weiter und nehmen Züge aus dem Ausland teilweise gar nicht mehr ab, wenn sie dadurch das Taktgefüge zerschießen. Dann wird innerschweizerisch eine Ersatzkomposition in den Takt eingeschert und der Auslandszug endet vorzeitig.

    Ja, das kommt in Basel SBB häufiger vor.


    So ein Vorgehen erfordert allerdings, dass einsatzbereite Zuggarnituren samt Personal vorgehalten werden. Personal ist in Basel kein Problem, weil dort immer Personalwechsel sein dürfte. Bleiben die Züge.


    Theoretisch könnte die DB z.B. in Frankfurt am Main ebenso vorgehen: Ein ICE mit mehr als z.B. 10 Minuten Verspätung endet in Ffm. In der Planlage fährt ein Ersatzzug pünktlich ab. Das würde den Gesamtverkehr deutlich stabilisieren, braucht halt Zuggarnituren und Personal.


    Außerdem würden vermutlich die durchreisenden Fahrgäste der DB aufs Dach steigen, weil sie dann umsteigen müssen und noch mehr Verspätung haben. So etwas ist an der Grenze einfacher, weil man dann die Schuld auf die unpünktliche Nachbarbahn schieben kann. ;)

  • Die Schilderung von der SSB erinnert mich an den Vorschlag eines Kumpels, dass eine in die Stammstrecke einfahrende S-Bahn die nächste geplante Trasse erhält.


    Mit einem geplanten längeren Aufenthalt am "Eingang" (erster Halt auf der Stammstrecke) bliebe genug Zeit für Personalwechsel und den Ausstieg der Fahrgäste, welche ursprünglich durch fahren wollten. Das dürfte auch nur ein Teil der Fahrgäste betreffen und nicht alle. Eine feste einmalige Trassenzuweisung vor Einfahrt am "Eingang" verhindert Missbrauch durch Fahgäste.


    Optimal wären natürlich Taschenschieber ohne Lichtschranke, aber mit Einklemmschutz.


    Die Infrastruktur ist aber leider nicht geeignet, um in der Stammstrecke die erwähnten Dispozüge bereit zu stellen (Dispozug geht auf eine Trasse, die schon seit X Minuten nicht mehr bedient wurde und der irgendwann ankommende Zug, der nun "zu viel" ist, fährt auf das Gleis des Dispozuges, Immer in derselben Fahrtrichtung - kein Rückwärtsrangieren).

    Vollkommen Großartiges Forum

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  • Außerdem würden vermutlich die durchreisenden Fahrgäste der DB aufs Dach steigen, weil sie dann umsteigen müssen und noch mehr Verspätung haben. So etwas ist an der Grenze einfacher, weil man dann die Schuld auf die unpünktliche Nachbarbahn schieben kann. ;)

    So lange die Bahn bei Sparangeboten mit ICE von Stuttgart nach Köln ein Umsteigen vom eigentlich nach Köln durchfahrenden Zug am Flughafen-Fernbahnhof in einen anderen Zug nach Köln verkauft, der am gebuchten Wochentag, trotz Zugbindung, nie verkehrt, wird ihr kein Fahrgast aufs Dach steigen, das wird als unternehmenstypische Inkompetenz gebucht. Markenkern nennt man das, glaube ich, heute.