Interview mit Herrn Schellenberg zum Thema steigende ÖPNV Zuschüsse

  • Das heißt in deinen Augen braucht man im Bereich von (End-) Haltestellen keine Parkflächen? Was ist denn aber zB mit dem Parkplatz am Bölle (Stadion) und eben Hinkelstein, Dreieichweg, ..?

    Da kommen wir eher in den Bereich einer Grundsatzdiskussion. Ein P+R-Platz ist letzlich nichts anderes als das Eingeständnis, dass der ÖPNV aus dieser Richtung nicht akzeptabel (gefühlt oder real) ist, ansonsten könnte man ihn gleich von weiter weg nutzen.


    Man vergleiche nur mal die Größe (und Anzahl) von P+R-Plätzen, die sich quasi jede Stadt mit Straßenbahn in Frankreich hingebaut hat mit der Schweiz. Und dann vergleiche man das Angebot im regionalen ÖPNV in Frankreich außerhalb dieser Agglomerationen mit dem ÖPNV-Angebot in der Schweiz. Da ist es kein Wunder, dass die einen derart viele und große P+R-Anlagen brauchen und die anderen nicht.

  • Wir haben allerdings nicht schweizer Verhältnisse und so schnell wird sich das auch nicht ändern. Die P+R Anlage am Hinkelstein ist beispielsweise stehts gut ausgelastet.

    was halt auch mit an der Situation mit HP also dem Kreis Bergstraße liegen könnte ...

    Es fehlen halt brauchbare Querverbindungen ... optimal wäre es auch noch den BE3 in Richtung Lautertal zu verlängern ... Aber das will die Bergstraße ja nicht, da dann das Schuldorf zu einfach erreicht werden könnte und Begehrlichkeiten geweckt werden könnten ... Es soll halt alles über Bensheim laufen, auch wenn es über Jugenheim dann in Richtung Darmstadt schneller werden könnte.

    Dass Brandau <-> Gadernheim damals eingestellt wurde ist aus heutiger Sicht verkehrlich absoluter Unsinn

  • In einem neuen Artikel im Echo wurden nun weitere Details zu den Sparmaßnahmen genannt:


    • Wie bereits weiter oben erwähnt: Einstellung des Nachtverkehrs am Wochenende ab ca. 02:15 Uhr, also dann vermutlich wieder wie früher letzte Abfahrt aller Linien am Luisenplatz um 02:15 Uhr
    • Die eigentlich für Ende 2024 geplante Verlängerung der Linien 1 und 10 nach Norden (Kranichstein bzw. Arheilgen) wird um mindestens ein Jahr verschoben
    • Das Klimaticket wird eingestellt (3 Monate ÖPNV kostenlos wenn man sein Auto abmeldet)
    • Der Heinerleiner soll möglichst noch vor Ende der Förderung (Ende 2024) eingestellt oder zumindest reduziert werden, je nach dem was vertraglich möglich ist
    • Für das Ludwigshöhviertel wird es nicht wie geplant einen Bus-Vorlaufverkehr geben. Stattdessen soll ein Anrufsammeltaxi zur nächstgelegenen Straßenbahnhaltestelle angeboten werden
    • Das WLAN-Angebot in Bussen und Bahnen soll abgeschafft werden


    Darüber hinaus sollen alle Linien auf den Prüfstand kommen, es könnte also zu weiteren Taktreduzierungen kommen. Dafür sollen unter anderem Zählungen und Auswertungen von Handydaten herangezogen werden.


    Ein Datum, zu dem die Maßnahmen greifen sollen, wird nicht genannt.


    Der Artikel ist hier zu finden (Paywall): https://www.echo-online.de/lok…etzt-gespart-wird-3160032

    Einmal editiert, zuletzt von drivr7 ()

    • Für das Ludwigshöhviertel wird es nicht wie geplant einen Bus-Vorlaufverkehr geben. Stattdessen soll ein Anrufsammeltaxi zur nächstgelegenen Straßenbahnhaltestelle angeboten werden

    Schon merkwürdig, wenn die ersten Bewohner eines autoarmen Quartiers lediglich ein Anrufsammeltaxi zur nächstgelegenen Straßenbahnhaltestelle angeboten bekommen.


    Allein 990.000 Euro soll übrigens die Einstellung des Klimatickets bringen. Das finde ich erstaunlich viel Geld dafür, dass das nur Leute für 3 Monate bezahlt bekommen haben, die in der Zeit ihr Auto neu abgeschafft hatten. Bei den Kosten einer Monatskarte für Preisstufe 3 von ca 107, sind das ca 3.000 Leute, die das im Jahr angenommen hatten. Wobei es hier viel günstiger wäre, wenn man den Leuten für 3 Monate ein Deutschlandticket bezahlt hätte. Wird aber wohl nicht gemacht.

  • Man ist schon mit einer teils sehr miesen Betriebsqualität gestraft.


    Insbesondere der Nachtverkehr ist schlicht unverständlich.


    Der Tod des Heinerliners war mit Auslaufen der Förderungen ziemlich vorhersehbar.


    Beim Takt und Überlappungen kann man sicher sparen. Regionalbusse, Kranichstein, TU (Busanbindung) etc.


    Das neue Fahrplankonzept wird dadurch quasi beschnitten wenn nicht früher oder später ins lächerliche gezogen. Ich weiß noch die Hinweise "unsere Meilensteine zur Verkehrswende"...

  • So ist das nun mal, wenn der neue OB von der SPD der CDU das Mobilitätsdezernat übergibt. Autofreunde unter sich. Augen auf bei der OB-Wahl. Niemand kann sagen, er/sie hätte von nichts gewusst! Aber was sagt eigentlich die grüne Mehrheitspartei im Stadtparlament dazu? Existieren die Koalition und die Absprachen mit Volt und CDU nicht mehr?


    Die Beschneidung des durchgehenden Nachtverkehrs am Wochenende und des Heinerliners können auch nur "alte weiße Männer" beschließen, die mit Nachtleben nichts am Hut haben und es den jungen und jung gebliebenen Menschen nicht gönnen, günstig und sicher mit Bahn und Bus nach Hause zu kommen. Aber bestimmt können die sich einen "Benz" rufen.


    Das Herauszögern (möglicherweise gar die Abschaffung) der Führung der Linien 1 und 10 in den Norden bedeutet für Arheilgen und Kranichstein Mo bis Fr tagsüber eine Angebotsverschlechterung (nur noch 6 Fahrten in der Stunde anstatt 8). Wollte der OB nicht was "für die Stadtteile" tun? Ach nein, nur für den Autoverkehr.


    Das Neubaugebiet Ludwigshöhviertel ohne ÖPNV-Anbindung (Bus-Vorlaufbetrieb) ist ein Witz. Da sollte sich Darmstadt mal ein Beispiel an anderen Städten nehmen (z.B. Franklin in Mannheim oder Rieselfeld in Freiburg).

    2 Mal editiert, zuletzt von B80C () aus folgendem Grund: Konkretisierungen.

  • So, nun ist es soweit, der Nachtverkehr in Darmstadt am Wochenende wird per sofort (also ab dem nächsten Wochenende) eingestellt bzw. reduziert: https://www.darmstadt.de/nachr…aenderung-bei-heag-mobilo


    Der letzte Zentralanschluss am Luisenplatz ist um 01:45, also eine Stunde später als unter der Woche. Damit dürfte eine Taktlücke von grob zwei Stunden entstehen. Fahrpläne gibt es aber noch nicht. Lichtenbergschule und Kranichstein werden in der Meldung interessanterweise nicht erwähnt. Ob man sie einfach vergessen hat, oder dort schlimmeres plant (Betriebsende wie früher gegen Mitternacht o.ä.?), keine Ahnung. Und ob von der Kürzung auch die Buslinien F/FM und H betroffen sind, die aktuell ihre letzte Abfahrt am Luisenplatz um 02:15/02:45 Uhr haben, geht aus der Meldung auch nicht hervor.


    Als Alternative wird auf den Heinerleiner verwiesen, den die Stadt aber ja auch gedenkt irgendwann einzustellen.

    3 Mal editiert, zuletzt von drivr7 ()

  • Zitat aus https://www.darmstadt.de/nachr…aenderung-bei-heag-mobilo


    (...)
    Grund für die nächtliche Pause ist zum einen die knappe Haushaltslage der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Zum anderen kommt die Betriebspause auch kurzfristigen Instandhaltungsmaßnahmen im Streckennetz zugute.

    (...)

    Würde mich mal interessieren, ob und wie oft da dann tatsächlich Samstags und Sonntags morgens zwischen 2 Uhr und 3:30 Uhr betriebliche Instandshaltungsmaßnahmen am Streckennetz durchgeführt werden, die man nicht auch unter der Wochen erledigen kann. Ich vermute mal, man wollte unbedingt auch eine positive Begründung für die Sparmaßnahmen mit einbauen.

  • Man vergleiche nur mal die Größe (und Anzahl) von P+R-Plätzen, die sich quasi jede Stadt mit Straßenbahn in Frankreich hingebaut hat mit der Schweiz. Und dann vergleiche man das Angebot im regionalen ÖPNV in Frankreich außerhalb dieser Agglomerationen mit dem ÖPNV-Angebot in der Schweiz. Da ist es kein Wunder, dass die einen derart viele und große P+R-Anlagen brauchen und die anderen nicht.

    Das ist auch nur die halbe Wahrheit. Parkgebühren in den Parkhäusern in französischen Innenstädten sind deutlich teuer als in Deutschland, Tageskarten für die Tram gleichzeitig günstiger.


    In Deutschland gibt es entsprechend gar keinen großen Anreiz sein Auto am Stadtrand abzustellen. Die Familientageskarte für den ÖPNV kostet in Mainz und Wiesbaden stellenweise 7,60 EUR mehr als der Tageshöchstsatz im Parkhaus.

    Ich nutze die P+R-Angebote in Frankreich jedenfalls gerne und oft, auch wenn sie unterschiedlich gut durchdacht sind.

  • Ich nutze die P+R-Angebote in Frankreich jedenfalls gerne und oft, auch wenn sie unterschiedlich gut durchdacht sind.

    Auch die ÖPNV-Angebote in Verbindung mit P&R in den Niederlanden sind hervorragend. Wer die nicht nutzt ist selber schuld.

    Ich frage mich oft, warum das in den Nachbarländern so prima klappt, aber in Dland nicht. Ich habe da so einige Theorien, die aber in einen anderen Faden müssten.

    Der Nutztdiesystemederniederlandeindengrößerenstädtensehrgernegünter

  • In Deutschland gibt es entsprechend gar keinen großen Anreiz sein Auto am Stadtrand abzustellen.

    Falscher Ansatz: Es geht nicht um den Anreiz, das Auto am Stadtrand abzustellen, sondern darum, gar nicht erst mit dem Auto loszufahren (oder nur die "erste Meile") und nach Möglichkeit gleich den ÖP(N)V zu nutzen. Und diese Attraktivität schaffe ich nur, wenn das Angebot außerhalb der Stadt auch nutzbar funktioniert (also rational nutzbar, nicht nutzbar im Sinne von den dummen Sprüchen Ewiggestriger, die immer eine Ausrede zum Autogebrauch finden, selbst wenn Strinz-Trinitatis rund um die Uhr im 5-Min-Takt und zum Nulltarif bedient würde).


    Das ist in der Schweiz unbestreitbar besser gelöst und in Frankreich de facto gar nicht. Also ist dort die Notwendigkeit für P+R-Plätze größer als in der Schweiz, weil man meist gar nicht anders kann, als das Auto bis an die Stadtgrenze nutzen zu müssen. Das Thema Parkplatzpreise in der Innenstadt ist dann nur das I-Tüpfelchen in der örtlichen Verkehrssteuerung.

  • Falscher Ansatz: Es geht nicht um den Anreiz, das Auto am Stadtrand abzustellen, sondern darum, gar nicht erst mit dem Auto loszufahren (oder nur die "erste Meile") und nach Möglichkeit gleich den ÖP(N)V zu nutzen. Und diese Attraktivität schaffe ich nur, wenn das Angebot außerhalb der Stadt auch nutzbar funktioniert (also rational nutzbar, nicht nutzbar im Sinne von den dummen Sprüchen Ewiggestriger, die immer eine Ausrede zum Autogebrauch finden, selbst wenn Strinz-Trinitatis rund um die Uhr im 5-Min-Takt und zum Nulltarif bedient würde).


    Das ist in der Schweiz unbestreitbar besser gelöst und in Frankreich de facto gar nicht. Also ist dort die Notwendigkeit für P+R-Plätze größer als in der Schweiz, weil man meist gar nicht anders kann, als das Auto bis an die Stadtgrenze nutzen zu müssen. Das Thema Parkplatzpreise in der Innenstadt ist dann nur das I-Tüpfelchen in der örtlichen Verkehrssteuerung.

    Alles schön und gut wenn man direkt am Dorfbahnhof wohnt. In meinem Heimatort benötigt der Bus fast 45 Minuten länger als das Auto zum Stadtrand. So viel Zeit hat man höchstens als Schüler, Arbeitsloser oder ganz hartgesottener ÖPNV-Nutzer. Zum Auto gibt es in manchen Käffern einfach keine gute Alternative, auch wenn er halbstündig fährt. In der Schweiz ist das auch nicht anders.

  • Falscher Ansatz: Es geht nicht um den Anreiz, das Auto am Stadtrand abzustellen, sondern darum, gar nicht erst mit dem Auto loszufahren (oder nur die "erste Meile") und nach Möglichkeit gleich den ÖP(N)V zu nutzen. Und diese Attraktivität schaffe ich nur, wenn das Angebot außerhalb der Stadt auch nutzbar funktioniert

    Auch nur die halbe Sache. Gleiches gilt auch für die Situation am Ziel. In der Regel sind mehrere Verkehrsmittel beteiligt, wie hier im Tread Stadtverkehr Darmstadt. Also spielt alles eine Rolle, Wohnung zur Haltestelle, Haltestelle zum Ziel, und alles dazwischen. Die Summe daraus in Konkurrenz zum (M)IV.

  • In meinem Heimatort benötigt der Bus fast 45 Minuten länger

    Schön. Ist aber irrelevant, weil es genau das Thema "nutzbar funktioniert" stützt.


    Nachtrag: Außerdem, was heißt 45 Minuten länger? Bezogen auf welche Distanz? 45 Minuten sind bei 10 Stunden Reisezeit vernachlässigbar, bei 10 Minuten aber essenziell.

  • Schön. Ist aber irrelevant, weil es genau das Thema "nutzbar funktioniert" stützt.


    Nachtrag: Außerdem, was heißt 45 Minuten länger? Bezogen auf welche Distanz? 45 Minuten sind bei 10 Stunden Reisezeit vernachlässigbar, bei 10 Minuten aber essenziell.

    "Stadtrand" bezieht sich auf die Fahrt zur nächsten Großstadt. Sind rund 20 km.

    Aufs Auto ist man dort ohnehin angewiesen, also hat jeder ein Auto vor dem Haus stehen. Die Kiste da mal stehen zu lassen ohne guten Grund fällt vielen schwer, auch wenn das Angebot deutlich ausgebaut wurde. Da wäre es schon mal ein gewinn, wenn die Leute nicht auch noch die Innenstädte verstopfen.


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