ESWE Verkehr soll 17 Millionen Euro einsparen - Fahrplanausdünnung droht

  • Ob das in Wiesbaden auch "nur" temporär sein wird wie zuletzt in Offenbach, worüber wir hier diskutierten? Drei Gedanken dazu:


    1. Erschreckend finde ich, dass erst in Offenbach und nun auch in Wiesbaden ausgerechnet jene Parteien die Axt an den ÖPNV legen, die bei den Sonntagsreden seit jeher die Verkehrswende versprechen. Ich muss zugeben, dass bei mir das bisher nur wankende politische Weltbild gerade anfängt zusammenzustürzen. Grüne und Rote mögen ja immer von Verkehrswende sprechen, bloß arbeiten sie ihr diametral entgegen, wenn es hart auf hart kommt. Das lässt mich als Wähler wirklich ratlos zurück.


    2. Mit den Kürzungen leistet die Politik der Verkehrswende den schlimmstmöglichen Bärendienst. Die Entscheidungen signalisieren allen Bürgern: Seht her, auf den ÖPNV könnt ihr wirklich nicht dauerhaft verlassen. Warum sollte jemand da noch sein Auto abschaffen?


    3. Bin ich der einzige, der fürchtet, dass es noch viel schlimmer kommen könnte? Inflation und steigende Kosten (auch fürs Personal) ist der eine Faktor, die gerade frisch vom BVerfG gestärkte Schuldenbremse der zweite Faktor und die massiven Einnahmeausfälle durchs Deutschlandticket (die sich die Politik in Bund und Land auszugleichen verweigern) der dritte Faktor, der sich negativ auf die Finanzen der ÖPNV-Organisation auswirkt. Alles zusammen haben wir eine Negativspirale mit immer weniger Geld, weshalb nach Offenbach und Wiesbaden nun eigentlich auch jede andere Kommune und jeder Kreis zwangsweise die Axt beim ÖPNV-Angebot anlegen muss. Ergebnis: Wir haben halt einen schön günstigen ÖPNV für49 Euro, bloß bald kein Angebot mehr, das ausreicht, um die Mobilität der Menschen zu gewährleisten. Auch hier bleibt mir nur Ratlosigkeit: Wieso geht die Politik (vor allem im Bund) so unfassbar unlogisch vor? Das alles führt doch vom Ziel, möglichst viel IV durch ÖV zu ersetzen (vulgo: Verkehrswende) weg, nicht darauf zu. Warum?

  • … sollen 17 Mio. EUR in einem Jahr oder in einer Periode eingespart werden? 17 Mio. EUR in einem Jahr geht ja nicht. Das sind 46.000 EUR pro Kalendertag. Also wie 365 Jahresgehälter bei 750 Busfahrern im Bestand. Vergleichbar etwas unter 50% der Personalkosten der Fahrer.

  • Wie der IV dadurch verringert werden soll, erschließt sich mir nicht. Die Freigabe der Salzbachtalbrücke wird einiges dazu beitragen, aber ob das für die Schadstoffgrenzen reicht. Vielleicht braucht Wiesbaden doch ein verfügtes Fahrverbot.

  • Bernemer, gut zusammengefasst. Auch wenn es hier niemand hören will (ich selbst ja auch nicht), aber ich habe die Verkehrswende (hin zum Auto) bereits vollzogen. In aller erster Linie aufgrund des Taunusnetz-Chaos und der daraus resultierenden Unzuverlässigkeit. Wenn nun aber die ersten Städte beginnen das strukturelle Angebot einzuschränken, stimmt mich das nicht zuversichtlich wieder auf den ÖPNV zu wechseln da ich davon ausgehe dass nun weitere Städte und Kreise nachziehen.

  • SPD, Grüne, Linke und Volt wollen den Zuschuss an ESWE Verkehr um 17 Mio EUR auf 20 EUR senken. Um Entlassungen vorzubeugen soll dies mit einer Angebotsausdünnung einhergehen. Die Stadtverordnetenversammlung wird hierüber in Kürze beraten.


    Quelle: https://merkurist.de/wiesbaden…er-wiesbadener-oepnv_vUUU

    Der Artikel ist dahingehend aber ungenau, dass der vorgelegte Haushaltsentwurf nur für 2024 gelten solle. Es wird keinen Doppelhaushalt geben.


    Was in dem Artikel auch untergeht: den Plänen, Sozial- und Kulturetat pauschal um 20% zu kürzen, schlug massiver Gegenwind in Form von Protesten und über 13000 gesammelten Unterschriften entgegen. Auch unerwähnt bleibt, dass man Projekte wie die Rathaussanierung auf den Prüfstand stellt. Und trotzdem entsteht noch ein Defizit im Haushalt.


    Keine schöne Situation für Wiesbaden und natürlich ein ganz schlechtes Signal.

  • Bernemer, gut zusammengefasst. Auch wenn es hier niemand hören will (ich selbst ja auch nicht), aber ich habe die Verkehrswende (hin zum Auto) bereits vollzogen. In aller erster Linie aufgrund des Taunusnetz-Chaos und der daraus resultierenden Unzuverlässigkeit. Wenn nun aber die ersten Städte beginnen das strukturelle Angebot einzuschränken, stimmt mich das nicht zuversichtlich wieder auf den ÖPNV zu wechseln da ich davon ausgehe dass nun weitere Städte und Kreise nachziehen.

    die Aussage ist mir dann doch etwas zu pauschal :-) Bevor man keine Details kennt (zum Beispiel welche Linien gekürzt werden) ist eine Diskussion darüber schwierig. Es gibt auch in Wiesbaden Linien oder Takte, wo man eine Einkürzung sicherlich nur als „Experte“ feststellen wird. Zumindest habe ich die Hoffnung 😅

  • „Wiesbaden neu bewegen“ hat die Kosten des städtischen Nahverkehrs in Wiesbaden mal aufgedröselt und festgestellt, dass der Kostendeckungsgrad zwar im Schnitt anderer Verkehrsunternehmen liegt, die Personalkosten aber deutlich über dem Schnitt liegen (64 Prozent gegenüber 40 Prozent lt. WNB).


    Natürlich verdienen die Busfahrer nicht zu viel (ganz im Gegenteil), der Personalbedarf ist aber enorm. Jeder Bus der Teil des Buskorsos in der Innenstadt ist, benötigt einen Fahrer. Das treibt die Personalkosten. Städte wie Erfurt die zwischen 80 und 90 Prozent ihrer Fahrgäste in fassungsstarken Straßenbahnen befördern, dürften da andere Werte haben, da man in Wiesbaden 2 oder 3 Fahrer benötigt für die gleiche Fahrgastzahl. Erfurt investiert das eingesparte Geld lieber in Infrastruktur. Unterm Strich ist der Nahverkehr von den Kosten wahrscheinlich ähnlich teuer (Stichpunkt Kostendeckungsgrad), aber leistungsfähiger und attraktiver.

  • Der Artikel ist dahingehend aber ungenau, dass der vorgelegte Haushaltsentwurf nur für 2024 gelten solle. Es wird keinen Doppelhaushalt geben.


    Geht es hier also nur darum, den ÖPNV nach diesen Plänen für ein Jahr massiv einzukürzen und danach wieder zum alten Angebot zurückzukehren? Wann startet der Haushalt 2024? Müsste ESWE also innerhalb von einem Monat komplett umplanen und dann ab Januar reduziert fahren? Oder ist das gerade alles noch eine politische Diskussion und am Ende wird doch nicht gekürzt?