Was die Schweizer Bahn im Winter besser macht

  • Der Kernsatz ist für mich ja schon folgender:

    Zitat

    Sie wird als staatliche Grundversorgung verstanden, als öffentliche Aufgabe und Projekt für alle, von dem auch alle profitieren ...

    Auch wenn ihr mir jetzt gerne wieder vorwerfen könnt, mich zu wiederholen - ÖP(N/F)V hat eine staatliche Aufgabe zu sein und private Anbieter können es nicht wirklich besser machen. Der private Anbieter hat (gem. Betriebswirtschaftslehre) ein gewinnorientiertes Verhalten an den Tag zu legen und damit andere Prioritäten zu legen, als eine öffentliche Institution es könnte.


    Ich sehe allerdings, in Deutschland keinen Willen irgendwelcher politischen Kräften die Privatisierung öffentlicher Aufgaben zu verlangsamen oder gar zurück zu drehen.

  • In der Schweiz gibt es massig private Bahnunternehmen, nicht nur, aber prominent vor allem, die BLS. So zu tun, als werde staatliche Grundversorgung nur vom Staat ausgefüllt, ist irreführend.

  • Die DB AG muss sich aber gerade im Regionalverkehr dem Wettbewerb stellen. Für größere Personal-, Fahrzeug- oder Wartungsreserven bleibt da nichts übrig. Da gehts denen nicht anders wie den übrigen EVUs in Deutschland.


    Die Hauptaktionäre der BLS AG sind übrigens der Kanton Bern mit 55,8 Prozent Anteil und die Schweizerische Eidgenossenschaft mit 21,7 Prozent. Das ist was völlig anderes als als TransDev, Netinera oder GoAhead. Eher etwas wie die SWEG zu Bundesbahnzeiten.

  • Die Struktur in der Schweiz unterscheidet sich nicht besonders von der hiesigen. Die SBB ist eine AG, die dem Bund gehört. Das Netz gehört vorwiegend der SBB, deren Fernverkehr kostendeckend sein muss. Das Netz (Betrieb, Instandhaltung und Neubau) bezahlt seit 2016 der Bund. Den Regionalverkehr bestellen Kantone und Gemeinden und bezahlen ihn auch. Neben der SBB gibts rd. 120 EVU in privater Rechtsform.

  • Die Struktur in der Schweiz unterscheidet sich nicht besonders von der hiesigen.

    Korrekt. Sie unterscheidet sich durchaus, aber eben nicht im Wesen. Was sich aber deutlich unterscheidet, ist dass Deutschland wesentlich weniger Geld und Priorität in diese Struktur investiert als die Schweiz. Und somit eben zum Beispiel doch weniger Wert auf verfügbare Reserven legt – sowohl im Personalbereich, im Fahrzeugbereich als auch im Streckenbereich. Alles mit der Bahn verbundene kann zu 100% in der Hand einer Behörde liegen und alle können verbeamtet sein, davon wird der Widerstand des Bundesvorsitzenden der Partei, die den Kanzler stellt, nicht weniger gegen die Schnellfahrtrasse durch seinen Wahlkreis sein. Wird kein einziger Baum stärker zurückgeschnitten, bevor er auf die Strecke fällt.

  • Zitat

    In der Schweiz gibt es massig private Bahnunternehmen, nicht nur, aber prominent vor allem, die BLS. So zu tun, als werde staatliche Grundversorgung nur vom Staat ausgefüllt, ist irreführend.

    Wobei die BLS auch eine hoheitlich kontrollierte AG ist. Das bedeutet Kanton Bern ist mit 55,8% und die Schweizerische Eidgenossenschaft mit 21,7% beteiigt. Der Unterschied ist aber, dass es in der Schweiz meines Wissen keine Verpflichtung von Vergaben nach Ausschreibung bedarf. Mit anderen Worten - der wirtschaftliche Druck günstig anbieten zu müssen um zu gewinnen und dann am Ende nach der Vergabe mit den "geringen" Mitteln den Betrieb aufrecht erhalten zu müssen, kann (in der Regel) nicht dauerhaft funktionieren.

  • Da die Schweiz nicht EU-Mitglied ist unterliegt sie auch nicht dem europäischen Vergaberecht.

    Frankreich scheint es auch jahrelang “irgendwie” eingehalten zu haben ohne massenhaft Heuschrecken ins Land zu lassen. Das Problem ist nur, dass man noch weniger Geld in die Schiene steckt als das neoliberale Deutschland.

    Einmal editiert, zuletzt von Hexemer ()

  • Da die Schweiz nicht EU-Mitglied ist unterliegt sie auch nicht dem europäischen Vergaberecht.

    und selbst wenn:

    SBB - BLS - RhB - SOB


    einzig die MGB, wenn ich das richtig interpretiere, hätte bei den größeren deutschschweizer Bahngesellschaften ein Problem die "inhouse-Vergabe" zu bekommen.

  • Frankreich scheint es auch jahrelang “irgendwie” eingehalten zu haben ohne massenhaft Heuschrecken ins Land zu lassen. Das Problem ist nur, dass man noch weniger Geld in die Schiene steckt als das neoliberale Deutschland.

    Frankreich ist ein super Beispiel dafür, dass es nicht nur am Geld liegt, denn Frankreich ist außerdem extrem ineffizient. Obwohl alles in einer Hand ist, sind Fahrpläne überhaupt nicht koordiniert – weder zwischen Nah- und Fernverkehr, noch zwischen verschiedenen Nahverkehrszügen – und praktisch gar nicht veraltet.

  • Grundsätzlich lässt es sich ja auf zwei Faktoren zusammenfassen:


    1.) Politischer Wille

    2.) Investitionsvolumen - also auch politischer Wille


    Zitat

    Da die Schweiz nicht EU-Mitglied ist unterliegt sie auch nicht dem europäischen Vergaberecht.

    Das ist korrekt ... und das europäische Vergaberecht wurde hauptsächlich getrieben durch Frankreich und Deutschland. Natürlich hat man im Auge gehabt die eigenen Großkonzerne darin zu unterstützen, die lokalen (kleineren) Unternehmen zumindest mal challengen zu können.

    Man muss dem Verfahren aber per se auch erst mal das höhere Ziel zur Vermeidung von Korruption zu Gute halten. Wissentlich, dass sich dank von Ausschreibungsformulierungen dennoch viel machen "ließe" - ich verwende mal mangels Beweise den Konjunktiv.