BEU ermittelt wg. "betrieblicher Fehlhandlung" in Nidderau

  • Gestern hat die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) bekannt gegeben, dass man eine Störung durch "betriebliche Fehlhandlung" in Nidderau am vergangenen Samstag (10.02.2024) offiziell als Unfall einstuft, und Ermittlungen eingeleitet hat. (Quelle)


    Was genau dort vorgefallen ist, ist mir nicht bekannt. Allerdings war die Strecke an dem betreffenden Tag von 08:56 - 10:11 Uhr wegen eines "sonstigen gefährlichen Ereignis" gesperrt. RE30 (4154) hat deswegen z. B. 60 Minuten Verspätung erhalten.

  • Es ist nichts schlimmes passiert, da der Fdl trotz der vorangegangenen Umstände schlimmeres Verhindert hat. Wer jetzt wo einen Fehler gemacht hat, möchte/kann ich hier nicht weiter erläutern.

  • Aber um was für einen Sachverhalt geht's denn? Man muss doch irgendwas sagen können. Also in der Presse (Pol, FW) findet sich gar keine Hinweise.

    Jakkeline, nich den Marzel mit die Schüppe auf'n Kopp kloppen!
    ________ _ _ _ _ _ _


    Freundliche Grüße!

  • Gerüchten zu Folge gibt es immer einen Untersuchungsbericht nach Abschluss der Ermittlungen

    der öffentlich einsehbar ist.....


    ...vielleciht sollte man einfach mal in den nächsten Supermarkt gehen und eine Portion Geduld

    kaufen (gibts aber nur als Bückware unterm Tresen).

    In god (an invention by mankind) we trust - on earth we don't


    Sincerly yours, NSA
    powered by US government

  • Interessant ist die Einstufung "Unfall", obwohl es durch die Formulierung keinen Unfall gab.


    Vermutlich ein Beinahe-Unfall, der aufgeklärt werden sollte. "Störung" ist bei der DB ja alles, was nicht nach Plan läuft.

    Vollkommen Großartiges Forum

  • Wen es interessiert, es gibt den Zwischenbericht der BEU: https://www.eisenbahn-unfallun…b=publicationFile&v=2


    TLDR:

    • Fdl Bruchköbel stimmte mit Ersatzsignal der Fahrt eines ICE von Bruchköbel nach Nidderau zu und holte hierfür die Ankunftsbestätigung des vorherigen Zuges 48508 beim Fdl Nidderau ein
    • Fdl Nidderau gab diese Ankunftsbestätigung, obwohl 48508 noch nicht in Nidderau war
    • Fdl Nidderau bemerkte den Fehler selbst und stoppte den ICE mit Nothaltauftrag, sodass keine Schäden auftraten
  • Der Untersuchungsbericht wurde veröffentlicht: https://www.eisenbahn-unfallun…b=publicationFile&v=2


    Der Hergang ist ähnlich zu dem Unfall in Dieburg. Wieder hat die Zugnummernmeldeanlage eine Fehlnummer generiert, die ohne weitere Nachforschungen durch den Fdl fälschlicherweise durch eine Zugnummer ersetzt wurde, wodurch diese am eigentlichen Standort des Zuges verschwand und man von einer fälschlichen Besetztanzeige ausging.


    Im Unterschied zu Dieburg wurde die Fahrt des nachfolgenden Zuges nur auf Sicht zugelassen, außerdem hat der Fdl dem Tf des ersten Zuges seine Positionsmeldung geglaubt, und hat einen Nothaltauftrag abgesetzt. Deshalb kam es nicht zur Kollision.

  • Für Ortsunkundige hier ein Bild des Bf Nidderau:


    Niddertalbahn-01.jpg


    Links das Stellwerk. Der Gleisabschnitt 316 sowie das Ausfahrsignal P308 liegen in Blickrichtung 111er quasi vor dem Zug in Sichtweite des Fdl, die 11er steht im Gleisabschnitt 308 und das ESig F328 liegt in meinem Rücken in einer Kurve (Ansicht auf Google Maps/StreetView). Mit der Modernisierung des Stockheimer Lieschens hat man die Zuständigkeit für den neu abgetrennten Bft Regio nach Altenstadt "umgezogen", im Bild sichtbar eine der handbedienten Weichen, die bis 2008 auch vom hiesigen Fdl bedient wurden.


    Zum Glück ist sich der Fdl, vielleicht durch die berechtigten Nachfragen seiner beiden Kollegen, noch rechtzeitig des Fehlers bewusst geworden.


    Was ich mich jedenfalls (teilweise wieder) frage:

    • Wie kann man auf so elementare Handlungen wie Blick aus dem Fenster oder Nachfrage beim Tf einfach verzichten?
    • ...erst recht, wenn die Technik an auch noch zwei (!) unabhängigen Stellen Fehler meldet?
    • Ist der Druck im Zweifel so groß, dass die Aufrechterhaltung eines (dann unsicheren) Betriebs wichtiger erscheint als dessen Absicherung?
    • Bzw. reichen 5 Monate tatsächlich, um dem Neupersonal fundiert beizubringen, ...
      • ...was der Unterschied zwischen signaltechnisch sicheren und nicht sicheren Anlagen mit sicherheitsrelevanten Informationen ist?
      • ...dass Bahnbetrieb immer eine enorme Verantwortung ist, ungeachtet der Komplexizität der örtlichen Verhältnisse?

    Laut den Aussagen des Fdl sind die beiden letzten Punkte scheinbar zu verneinen.