Morsche
einige Beiträge über die Vergangenheit der Frankfurter Straßenbahn möchte ich heute erstmals und in der Folge in lockerer Folge präsentieren.
Strab Ffm 1984 I (m19B)
Das Jahr begann mit einigen neuen Voll-Reklame-Wagen. Voll-Reklame ist zwar nicht so mein Ding und in Frankfurt seit 1976 in Gebrauch, aber zu Beginn gab es bei dieser neuen ‘Mode-Richtung’ richtig gute grafische Ideen beim Umsetzen. So den N-Tw mit der Reklame für den Frankfurter Rhein-Main-Flughafen. Die ständigen Erweiterungen, die ständigen Zunahmen der Flugbewegungen und das Brechen von Zusagen und Versprechungen (Bannwald, Nachtflugverbot) sowie die Eskalation um die Startbahn West, machten den Flughafen nicht sympathisch, hatten aber nichts mit der Werbung für ihn zu tun. Diese gefiel mir optisch. Also: ein Bild machen. Die Mainzer Landstraße war damals in einem langwierigen Umbau befindlich, der rund um die Haltestelle ‘Mönchhofstraße’ in Richtung Innenstadt endete.
Bild 1
Bild 2
Einer der schönsten Ideen, dazu farblich noch hervorragend umgesetzt, war der Nordmende-Zug. Zwei Regenbögen an einem weisen Zug, ein herrlicher Farbkontrast und wie zum Schutz breitete sich der Name der werbenden Firma unter dem Regenbogen aus. Wir sehen hier bereits die neue Trasse der Straßenbahn, mit dem rechts im Bild befindlichen Stumpfgleis zum Wenden von Zwei-Richtungs-Fahrzeugen. Dort wo der rote und gelbe Bagger gerade kuscheln, entsteht, analog zur südlichen Seite, nochmals eine doppelspurige Straße, die den Individual-Verkehr stadtauswärts später aufnehmen wird.
Bild 3
Das gefiel so sehr, dass ein weiteres Foto von der Rückfahrt angestrebt wurde. Natürlich war das Gebiet um die Schleife in Höchst schon großräumig durch die Bebauung abgeschattet, aber auf der Brücke über die Nidda, zwischen Höchst und Nied, kam die Sonne und eine Lücke im Autoverkehr gerade noch einmal recht. Auch hier hat sich die Verkehrssituation heute geändert: um den Ortskern von Nied zu entlasten, geht es nicht mehr zweispurig nach Nied und einspurig vor der Häuserfront nach Höchst, sondern jetzt in beide Richtungen über die Mainzer Landstraße, die übrigens an der Haltestelle Tillystraße (im Hintergrund) beginnt.
Bild 4
Einen weiteren neuen Voll-Reklamewagen stellt der O-Tw 903 dar, der für die Frankfurter Messe wirbt. Hier wird der optische Eindruck schon etwas unruhiger, denn bunte Quader alleine reichen nicht für einen optischen Reiz, der sich auch einprägen wird. Die Aufnahme entstand auf der Kreuzung Mainzer Landstraße (quer), der Wagen kommt aus der Friedrich-Ebert-Anlage in die Düsseldorfer Straße. Am sichtbar unbefahrenen Abzweiggleis in Richtung links/Höchst, erkennt man noch die Verkehrsführung der Linien 10, 12 und 14 durch die Niddastraße. Zwar steht das (damalige) Polizeipräsidium noch heute, aber hinter der Matthäuskirche hatte die Bundesbahn-Direktion und die Hauptverwaltung DB ihren jahrzehntelangen Stammsitz. Heute protzen hier die neuesten Hochhäuser..
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Ebenfalls neu war der N-Tw 801 mit IDEA-Voll-Reklame. IDEA das war eine von REWE gegründete Drogeriemarkt-Kette, die 2005 an Schlecker und dm verkauft wurde und damit deren Marktdominanz nur noch förderte. Neben dem N-Tw sind rechts noch ein L-Zug auf Linie 21 und ein P-Wagen auf der Linie 8 zu erkennen. Links der Frankfurter Dom und das Technische Rathaus, das Asbest bedingt, als nicht sanierungsfähig abgerissen wurde und somit erst die ‘neue Altstadt’ ermöglichte.
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Nochmals ein Bild vom Messe-Tw 903. Dieses mal in der Friedrich-Ebert Anlage, in Höhe der Einmündung der Messe-Schleife. Auch hier wieder gut zu erkennen: das angeschnittene DB-Hochhaus, der Turm der Matthäuskirche und der kleine runde Turm des Polizeipräsidiums neben der ARAL-Reklame. Da ja Wäldchestag war, ging es jetzt in den Stadtwald, wo (nur) an diesem Tag der Personenverkehr auf der Schiene zwischen Riedhof und Oberforsthaus mit Straßenbahnfahrzeugen abgewickelt wurde.
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In den letzten Jahren wurde diese Leistung nicht immer von Wagen der Bauart O erbracht, davor waren es Aufbautriebwagen der Bauart K, mitunter auch Fahrzeuge des Ebbel-Ex. Eingestellt wurde die Verbindung im Jahr 2014, als die über die Mörfelder Landstraße angebundene Strecke durch Bauarbeiten für die in der Stresemannallee neu gebaute Strassenbahnstrecke (Linie 17) als zu teuer (für den ‘Ein-Tages-Betrieb’) abgelehnt wurde. An der (Behelfs-) Station Oberforsthaus waren Aufnahmen ohne Passanten extrem schwer, da die Jahrmarktstimmung immer wieder Personen vor das Fahrzeug spülte.
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Am anderen Ende hingegen war die Sache etwas entspannter. Da wartete man auf die Fahrgäste in aller Ruhe. Im Hintergrund der heute namenlose Kreisel, der m.E. früher von allen Riedhofkreisel genannt wurde.
Bild 10
Ebenfalls ein O-Tw nicht im Normal-Einsatz zeigt die Aufnahme des 908 in der Aussteige-Haltestelle Inheidener Straße. Die Gebäude im Hintergrund gehören zur Siedlung Bornheimer Hang und wurden 1926 zusammen mit der Siedlung Bruchfeldstrasse (»Zick-Zackhausen«) und Praunheim begonnen. Sie zählen mit der Römerstadt, der Heimatsiedlung, Westhausen und der Hellerhofsiedlung mit insgesamt 7985 (!) Wohneinheiten die in sechs (!!) Jahren erbaut wurden, zu den sogenannten Erst-May-Siedlungen des Neuen Frankfurt. Der Bau weiterer Siedlungen unterblieb nach der Machtergreifung der Nazis.
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Die Front des wieder erbauten Opernhauses bildet mit dem neuen Lucae-Brunnen (der nach einer Skizze aus dem Jahr 1872 anfangs der 1980er Jahre entstand und am 14. Juni 1983 eingeweiht wurde) den Hintergrund für diese Aufnahme. Eine ganze Straßenbahn in dieser Situation -seitlich- zu fotografieren war wegen fehlendem Raum hinter dem Fotografen nicht möglich, also entschloss ich mich, den Triebwagen nur anzuschneiden. Und selbst dieser Fotoausschnitt bedurfte mehrerer vorbei fahrender Fahrzeuge bis es so klappte, denn an dieser sehr belebten Stelle liefen immer wieder Passanten ins Bild.
Bild 12
Untermainbrücke. Der Straßenbahn-Verkehr über diese Mainbrücke wurde im Herbst 1984 aufgegeben, da die U-Bahnlinien der A-Strecke zum Südbahnhof verlängert wurden. Grund genug von der mainabwärts gelegenen Friedensbrücke einige Bilder flussaufwärts zu fertigen. Der heute dazwischen liegende Holbeinsteg wurde übrigens erst 1990 erbaut, fehlt also auf den Aufnahmen.
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Heute bin ich erstaunt, dass sich auf allen drei Aufnahmen kein Pkw vor den Straßenbahnen befindet. Schön als Hintergrund zu gebrauchen und von rechts nach links auf allen Bilder (mehr oder weniger gleich) vorhanden: der Eiserne Steg, der Dom, der grüne Turm der Nikolaikirche, das (klobige) Technische Rathaus, und die beiden Türme der Paulskirche und des Langen Franz.
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Bild 15
Bei der Beleuchtung ging es dann noch einmal an des südliche Ende der Untermainbrücke wo der Blick auf die Altbau-Substanz an der Ecke Schweizer Straße/Schaumainkai schön im Licht lag.
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Umgekehrt sieht dann der Blick in Richtung Theaterplatz mit den ersten Hochhäusern im Bankenviertel auch recht fotogen aus.
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Den Abschluss des Tages bilden dann aber noch einmal zwei Aufnahmen am Roßmarkt. Wo es zur großen Verwunderung die Sonne immer noch möglich machte, Bilder zu machen.
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Bild 19
Das war es für heute, bis zum nächsten Mal
mit besten Grüßen
Peter Bäuchle