1984 ›Strab Ffm 1984 III‹ (m12B)
Zwar ließ die ‘Schienenfreie Innenstadt‘ noch zwei Jahre auf sich warten, warf aber Ihre Schatten schon voraus. Dazu gehörte
die südliche Verlängerung der U-Bahn A-Strecke bis zum Südbahnhof. Dies hatte zur Folge dass die Straßenbahnlinien verkürzt
und umbenannt wurden, ganze Verbindungen in den Untergrund verdrängt und Strecken aufgegeben wurden. Am Morgen des
29. September (Strab Ffm II) wurden zunächst Fotos am Kaiserbrunnen, danach auf der Untermainbrücke gefertigt
(siehe [www.drehscheibe-online.de] ). Danach stand aber noch ein Besuch bei der Linie 12an: sie fuhr an jenem Wochenende
nur über die Kleyerstraße bis zur Rebstöcker Straße und wieder zurück Richtung Innenstadt.
Grund hierfür waren Gleisverschwenkungen im Zuge des Ausbaues der Mainzer Landstraße. Die Linie 14 endete wie gewohnt
an der Mönchhofstraße. Das besondere hierbei: während der normale Verkehr in der Kleyer Straße - ohnehin nur im Berufsverkehr –
immer nur ‘mit der Sonne’ fuhr, morgens nach Westen und nachmittags entgegen gesetzt, liefen jetzt die Züge den ganzen Tag
nur nach Westen. Das bedeutete: am Nachmittag genau die richtige Beleuchtung. Und auch die großen Fabrikgebäude waren
jetzt endlich einmal richtig im Licht.
Also, nichts wie hin.
Die Schleifenfahrt beginnt ja an der Galluswarte, mit der Einfahrt in die Kleyerstraße. Der Kollege hatte bereits das Zielschild
gedreht, na ja, einer der ganz schnellen Truppe..
Bild 1
Das wollte ich schon lange einmal mit einer solchen Beleuchtung fotografieren: die Adlerwerke. Sie entstanden 1889 im Frankfurter
Gallusviertel zwischen Höchster Straße (der späteren Kleyerstraße) und Weilburger Straße auf einem Areal von 18.000 ㎡ mit 600
Arbeitsplätzen. Das Fahrzeug- und Maschinenbauunternehmen stellte Fahrräder, Autos, Motorräder und zuletzt, bis 1998,
Büromaschinen her.
Bild 2
Wie man hier sieht, bestehen die (ehemaligen) Adlerwerke aus zwei in ihren Ausmaßen nahezu identischen Ziegelsteinbauten die
zwischen der Kleyer- und der Weilburger Straße eine Breite von ungefähr 120m erreichen. Ein sehr massives Fabrikgebäude
welches gar nicht ganz ins Bild passte. Im Hintergrund auch noch gut zu erkennen ist die Galluswarte.
Der M-Triebwagen ist auch ein kleine Besonderheit. Nicht nur wegen der gelungenen Haus-eigenen Vollreklame (Stadtwerke),
sondern eher wegen der Herkunft: er wurde 1963 als N-Tw 805 an die Straßenbahn der Stadt Frankfurt a.M. geliefert, verunglückte
am 1. September 1973 auf der Kreuzung Schweizer-/Hedderichstraße aufgrund missachteter Weichenstellung, wobei er bis an die
Schulhofmauer der Freiherr-vom-Stein-Schule geschleudert wurde. Vier Tote waren zu beklagen. Nur dem Umstand, dass der erste
Samstag im Monat schulfrei war, ist es zu verdanken, dass es nicht noch mehr Todesopfer gab. Das Mittelteil wurde so schwer
beschädigt, dass ein Wiederaufbau nicht mehr lohnte und so aus den beiden Endwagen der Triebwagen 600 entstand. Somit ist der
600 der jüngste M-Triebwagen gewesen, obwohl er die niedrigste Wagennummer trug.
Bild 3
Dieses Motiv sollte aber noch einmal abgelichtet werden, aber mit einem Popfarben lackierten Zug.
Bild 4
Die Stelle an der die Straßenbahnstrecke aus der Kleyerstraße in die Rebstöcker Straße einbiegt, sieht heute auch ganz anders
aus: anstelle der niedrigen ein- bzw. zweigeschossigen Bebauung steht heute hier ein mehrgeschossiges Bürogebäude in dem
sich an dieser Ecke das Ordnungsamt, das damals in der Mainzer Landstraße Höhe Schwalbacher Straße lag, befindet. Im weiteren
Verlauf des an ein eckiges Fragezeichen erinnernden Gebäudekomplexes befindet sich dann auch das Ausländeramt, vor dem die
Strecke eingleisig wird.
Bild 5
Schnell hoch zur Mainzer Landstraße. Auch hier hat sich alles total verändert: der zweigeschossige Bau war einst das Autohaus
Georg von Opel. Heute steht hier ein hoher mehrgeschossiger Wohnungs-Neubau an nahezu gleicher Stelle. Nachdem bereits im
ersten Teil ( [www.drehscheibe-online.de] ) der hübsche M-Zug mit dieser Vollreklame zu sehen
ist, kommt hier der dritte Nordmende-Wagen aus der Stadt.
Bild 6
Am Ende des eingleisigen Abschnitts in der Rebstöcker Straße war die Umsteige-Haltestelle für Fahrgäste in Richtung Höchst.
Auch hier wieder hat sich fast alles verändert: die im rechten Bildrand zu sehenden Industriebauten (u.a. SIEMENS) sind einer
Wohnbebauung gewichen und von dem schon erwähnten Fragenzeichen-Komplex ist auf der linken Straßenseite im Hintergrund
natürlich noch nichts zu erahnen.
Bild 7
Der Blick von der Mainzer Landstraße durch die Gustavsburgstraße zeigt an deren Ende einen - damals namenlosen – Kreisverkehr:
den heutigen Gustavsburgplatz. Auch hat sich der Hintergrund und die Wand im linken Bildteil von Industrie zu Wohnen geändert.
Vielleicht auch von Interesse: das ‘Zoll’-Kennzeichen an dem Simca (?) -Pkw.
Bild 8
Der Zug der Linie 12 ist gerade in die Mainzer Landstraße in Richtung Prüfling eingebogen. Die mitgebrachten Fahrgäste in Richtung
Höchst stehen an der Haltestelle Rebstöcker Straße der Linie 12 und 14 und warten auf den Ersatz-Omnibus.
Bild 9
Die Güntersburgallee beginnt am Friedberger Platz, verläuft in nordöstlicher Richtung, kreuzt den Alleenring (Rotschildallee) und
endet an der in die Hartmann-Ibach-Straße übergehende Rohrbachstraße, in denen die Straßenbahntrasse verläuft. Hier war
noch nie viel Verkehr, es ist eine breite, baumbestandene Quartierstraße, die überwiegend zum Parken der Autos anliegender
Pkw-Besitzer dient.
Bild 10
Der Tag der Aufnahmen war ein Sonntag. Zum einen sieht man das auch an der großen Anzahl geparkter Pkw auf der Güntersburg
allee, aber auch an den beiden P-Tw auf der Linie 12. Montag bis Samstag fuhren (planmäßig) nur M-Züge, Sonntags kamen die
Eckenheimer 12er als P bzw Pt-Züge, die Bornheimer 12er als L-Züge daher.
Viel Glück benötigt es schon einen Oldtimer-Pkw in Frankfurt anzutreffen. Noch mehr davon ist nötig, ihn so frei geparkt vor zu
finden, ohne dass er zugeparkt ist..
Bild 11
Der eigentliche Grund für diesen kleinen Sonntagsausflug war aber die in der Wielandstraße deutlich sichtbare Giebelreklame für
die Firma Kohlen Brambach. Solche Nutzung von Giebelwänden, meist an Gebäuden angebracht die neben nicht aufgebauten
Kriegsruinen standen, waren noch in den Neunzehnhundert-Sechsziger Jahren durchaus üblich. Sie verschwanden aber mit
schließen der Baulücken immer mehr bis heutzutage nichts mehr an sie erinnert. Hier musste selbstverständlich eine ‘richtige’
Trambahn ins Bild und das ergab sich Sonntags, wenn Bornheim L-Züge auf dem 12er einsetzte..
Bild 12
so sind wir heute schon wieder am Ende des Beitrages angelangt.
Bis zum nächsten Mal: beste Grüße
Peter Bäuchle