[MR] O-Bus für Marburg

  • Quasi geräuschlos (*) hat das RP Gießen am 18.8.2025 den Planfeststellungsbeschluss für ein Oberleitungsbussystem in Marburg erlassen, siehe hier.


    Vom Grundsatz geht es um die Erschliessung der Lahnberge über zwei nicht miteinander verbundene Trassen. Die Zwischenabschnitte werden dann per Batterie überbrückt. Das Kombisystem Batterie/Fahrleitung sei erforderlich, weil die aktuellen Batteriekapazitäten wegen der Steigung und der Beförderungsmenge (man will Doppelgelenkbusse beschaffen) nicht ausreichen. Wenn man sich die Strecken so ansieht, ist jeweils am Beginn ein Einfädeltrichter vorgesehen. Auf dem Südast gibt es eine Stichstrecke zum Südbahnhof, der aber würde eine Wendeschleife erhalten, so dass nicht abgedrahtet werden muss.

    Jetzt gibt's noch ein kleines Aber: Wie man an anderer Stelle lesen konnte, steht das ganze aber noch unter Finanzierungsvorbehalt, sprich, man will noch irgendwelche Fördertöpfe anzapfen.


    (*) Interessanterweise keine Einsprüche von einzelnen besorgten Bürgern, so von wegen Elektrosmog&Co, Verschandelung des Stadtbilds etc.

  • Für mich eigentlich schon fast nahe der Fassungslosigkeit unverständlich, dass sich dieses Konzept noch nicht weiter durchgesetzt hat. Genau wie Akku-Triebzüge mit Lademöglichkeit unter Fahrdraht ist hier für mich ein so starkes Optimum von "man befährt eine zentale Strecke in der man Läd" zu "feine Verästelung, Akkubetrieben", dass es mich wirklich wundert, dass man sowas nicht an noch viel mehr Stellen diskutiert.


    Wo ich mir aus dem Stand eine wirklich sinnige Anwendung vorstellen kann wäre:

    • Wiesbaden zwischen Venatorstraße und Carl-von-Linde-Straße sowie zwischen Waldstraße und Berliner Str. (via Hbf) und Rheinufer bis Dernsches Gelände
    • Mainz zwischen Kastel Brückenkopf und Universität via Höfchen und Hbf
    • Frankfurt z.B. im Bereich Höchst Bf <-> Tillystraße

    Und sicher vielerlei mehr, die ich persönlich Topologisch nicht sinnvoll kenne (Linenbündelungen, bspw. in Darmstadt, Kassel, Offenbach, Hanau, ...)



    Aber... ich will ja nicht nur schwarz malen - klasse, dass Marburg hier eine Vorreiterrolle einnimmt.

  • Die Ladeinfrastruktur über Oberleitung ist natürlich viel aufwendiger als ein paar E-Ladesäulen im Depot. Das Laden während der Fahrt rechtfertigt diese Mehrkosten eigentlich nur, wenn der Betrieb keine Ladepausen in betriebsfreier Zeit zulässt. Hier liegt ja die Rechtfertigung speziell darin, dass die Batterien allein nicht die auf den Marburger Steigungsstrecken erforderliche Leistung bringen; wäre das nicht der Fall würde MR sicher den einfacheren Weg mit stationären E-Ladesäulen beschreiten. Insofern glaube ich, dass es ein Einzelfall bleibt, sofern es noch weitere Städte mit entsprechenden Steigungsstrecken gibt, die jetzt nach MR schielen (welche könnten das sein?)

  • Ich hätte nicht gedacht, dass heutzutage noch solche Systeme neu eingeführt werden, werden hier schließlich die Nachteile von Bus und Tram miteinander kombiniert... In den Beispielen Mainz/Wiesbaden fahren ja auf genannten Strecken schon Batteriebusse, welche ohne Probleme ihren Kurs absolvieren können. Wenn diese Infrastruktur für Doppelgelenkbusse geschaffen werden soll, ist die Frage, ob die Investition Straßenbahn nicht sinnvoller wäre

  • Im Erläuterungsbericht wird dazu ausgeführt, dass schon die überschlägige Prüfung ergeben hat, dass eine Strassenbahn nur einen Nutz-Kosten-Indikator <1 erzielen würde und deshalb nicht förderfähig wäre. Weiterhin wird begründet, warum "normale" E-Busse ungeeignet sind. Die Begründung für den BOB rekurriert ja ausschließlich auf die Topografie im Verbund mit dem Fahrgastaufkommen. Klingt doch plausibel, oder nicht?

  • D

    Die Ladeinfrastruktur über Oberleitung ist natürlich viel aufwendiger als ein paar E-Ladesäulen im Depot. Das Laden während der Fahrt rechtfertigt diese Mehrkosten eigentlich nur, wenn der Betrieb keine Ladepausen in betriebsfreier Zeit zulässt. Hier liegt ja die Rechtfertigung speziell darin, dass die Batterien allein nicht die auf den Marburger Steigungsstrecken erforderliche Leistung bringen; wäre das nicht der Fall würde MR sicher den einfacheren Weg mit stationären E-Ladesäulen beschreiten. Insofern glaube ich, dass es ein Einzelfall bleibt, sofern es noch weitere Städte mit entsprechenden Steigungsstrecken gibt, die jetzt nach MR schielen (welche könnten das sein?)

    Also wenn man nachts 20, 30 Busse im Depot gleichzeitig laden lassen will, braucht man noch ein bisschen mehr Infrastruktur. Eine O-Busstammstrecke sollte dagegen geringere Lastspitzen aufweisen. Kleinere Batterien machen die Fahrzeuge nicht nur leichter, sondern auch auch um einiges günstiger.

    Dazu kommt noch dass mit Oberleitung der Verbrauchsanteil an nutzbaren erneuerbaren Strom höher sein dürfte als wenn zwischen 1 und 4 Uhr nachts 300 Kilowattstunden in die Batterie geladen werden.


    Fast jede Studie, die mir untergekommen ist, bescheinigt In-Motion-Charging eigentlich geringere Lebenszeitkosten als Overnight-Charging. Das Problem ist hier wohl eher politischer Natur (wird der Ladevorgang nicht punktuell an Endhaltestellen oder im Depot sondern entlang eines Straßenraums geplant sind automatisch wesentlich mehr Belange betroffen).

  • Zitat

    Ich hätte nicht gedacht, dass heutzutage noch solche Systeme neu eingeführt werden, werden hier schließlich die Nachteile von Bus und Tram miteinander kombiniert...


    Aber auch die Vorteile. Wie schon angesprochen könnte die Oberleitung an besonders schwierigen Fahrtabschnitten basierend auf ihre Steigung eine notwenige Zulieferung für ausreichend Strom sein. Auch das Thema Wartezeiten zum Wiederaufladen ist ein Thema plus Verfügbarkeit von ausreichend Kapazitäten an Wendestellen und Linien Charackteristik (wie viele Zwischen-Wendepunkte im Berufs-/Schülerverkehr gibt es?).


    Der Vorteil des Busses mit engeren Radien und auch der Chance "unter Fahrdraht" mal einem parkendem Auto oder anderem Hindernis auszuweichen ist dabei nicht von der Hand zu weisen.

  • Korinthe: Weder in Weinheim noch in Viernheim gibt es eine Straßenbahn.

    Nun, durch beide Städtchen fährt die OEG.......;) Ob sie in den Städtchen nach BoStrab fährt, weiß ich nun nicht, in Mannheim und Heidelberg wird dies vermutlich so sein.

    OT Ende

    Lasst endlich die Zweiachser wieder frei !

  • Der Bick ins Gesetz zeigt uns:


    Zitat

    § 1 PBerfG

    ...

    (1) Den Vorschriften dieses Gesetzes unterliegt die entgeltliche oder geschäftsmäßige Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, mit Oberleitungsomnibussen (Obussen) und mit Kraftfahrzeugen. Als Entgelt sind auch wirtschaftliche Vorteile anzusehen, die mittelbar für die Wirtschaftlichkeit einer auf diese Weise geförderten Erwerbstätigkeit erstrebt werden.

    Zitat

    § 4 PBefG

    ...

    (3) Obusse im Sinne dieses Gesetzes sind elektrisch angetriebene, nicht an Schienen gebundene Straßenfahrzeuge, die ihre Antriebsenergie einer Fahrleitung entnehmen.

    ...
    Zitat

    § 1 BOStrab

    ...


    (1) Diese Verordnung gilt für den Bau und Betrieb der Straßenbahnen im Sinne des § 4 des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG). Das Bauordnungsrecht der Länder und die Straßenverkehrs-Ordnung bleiben unberührt. ...


    Der E-Highway auf der BAB5 ist nicht mit einer Fahrleitung bestückt, sondern mit einer Ladeeinrichtung, um das Laden von Batterien bestimmter dafür geeigneter LKW zu ermöglichen. Schwerlastverkehr über 12t (dafür ist der E-Highway gemacht) dient nicht der Personenbeförderung, hat deshalb nichts BOStrab & Co zu tun. Würde ein batteriebtriebener HEAG-Airliner zw. DA und Flughafen dort während der Fahrt laden, würde ich vielleicht noch mal drüber nachdenken (aber eher nicht).

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  • Nun, durch beide Städtchen fährt die OEG.......;) Ob sie in den Städtchen nach BoStrab fährt, weiß ich nun nicht, in Mannheim und Heidelberg wird dies vermutlich so sein.

    OT Ende

    Aber der eigentliche Betrieb (die betreibende Firma) liegt nicht Hessen. Da könnte man ja auch sagen, Stadtwerke Oberursel und Bad Homburg wären BOStrab Betriebe.

  • Und: Natürlich ist die Fraport (bzw einer ihrer Tochterunternehmen) BOStrab Betrieb wegen der "Skylinebahn".


    Der Leiter der "Bahnabteilung" von Fraport (dafür gibts keine Tochterfirma) ist EBO-Betriesbleiter für das Gütergleis von Bf Walldorf in die Cargo-City-Süd und BOStrab-Betriebsleiter für die alte Skyline-Bahn und das neue PTS zum T3.