Löhne von Busfahrern sinken weiter

  • Am Mittwoch berichtet die Rundschau über die sinkenden Lohnniveaus von Busfahrern als Folge des Wettbewerbs.


    Der ver.di-Sekretär Harald Wagner wird gleich eingangs des Artikels mit den Worten zitiert: "Das Karussell der Dumping-Löhne dreht sich immer schneller. Nach unten scheint es keine Grenze mehr zu geben." Hätten Frankfurter Busfahrer vor fünf Jahren noch umgerechnet 13-14 Euro in der Stunde verdient, so liege der Einstiegslohn gemäß LHO-Tarif jetzt nur noch bei 9,66 Euro.


    Nun aber habe Alpina diese Grenze nochmals unterschritten, indem sie eigens eine Zeitarbeitsfirma mit dem Namen "West-Service GmbH & Co. KG" gegründet habe, die künftig Fahrpersonale an die verschiedenen regionalen Alpina-Töchter ausleihen soll. Die Angestellten dieer Zeitarbeitsfirma verdienten nur noch 7,62 Euro in der Stunde. Betroffen von diesem Billiglohn seien zunächst die neu eingestellten Alpina-Fahrer im westlichen Kreis Offenbach, die nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit maximal 8,39 Euro die Stunde bekämen. Die Fahrer, die ab Fahrplanwechsel im Frankfurter Norden unterwegs sein werden, sollen 9,66 Euro die Stunde einschließlich einer "Ballungsraumzulage" von 40 Ct. bekommen.


    Der Connex-Sprecher Matthias Röser wird mit den Worten zitiert, dass der Billiglohn künftig überall dort gezahlt werden solle, wo man sich im Rahmen der Vergabe nicht den Auftraggebern gegenüber zu einem höheren Lohn verpflichtet habe.
    Die ICB als "Billigtochter" der VGF zahle im Gegensatz dazu einen Einstiegslohn von 10,84 Euro, der nach fünf Jahren Zugehörigkeit bis auf 11,22 Euro angehoben werden könne. Doch selbst das sei wohl im Wettbewerb mit Alpina zuviel gewesen, wird VGF-Geschäftsführer Werner Röhre zitiert. Da seitens traffiQ sowohl Fahrpläne als auch diverse weitere die Fahrzeuge betreffende Standards vorgeschrieben seien, könne man solche Wettbewerbe eigentlich nur noch über die Personalkosten gewinnen. Daher befürchte der Betriebsrat, dass im kommenden Jahr bis zu 50 Arbeitsplätze bei der ICB gefährdet sein könnten. Aus diesem Grund wolle ver.di im kommenden Jahr auf die Frankfurter Kommunalpolitiker einwirken und ein Ende der ruinösen Ausschreibungspraxis fordern.


    Zum Schluss des Artikels wird noch der Betriebsratsvorsitzende von Alpina Rhein-Main, Amanullah Nazary, zitiert, der hervorgehoben habe, dass sein Betrieb allen Mitarbeitern mit mehr als sechs Jahre Zugehörigkeit ein Grundgehalt von 11,59 Euro und zusätzlich noch 4 Euro Spesen am Tag sowie Zuschläge für Nacht- und Sonntagsdienste sowie Überstunden gezahlt habe. Daher, so glaube er, sei sein Betrieb der Konzernleitung wohl zu teuer und solle deshalb dicht gemacht werden.



    ******



    Persönlicher Kommentar: Ein und für sich sollte dieser Artikel wohl schon nicht mehr überraschen, nachdem letztens schon ein RMV-Sprecher klipp und klar gesagt hat, dass die politisch gewollten Kostensenkungen im ÖPNV auch über Lohnsenkungen erreicht werden (siehe folgenden Thread: Wettbewerb senkt Kosten und Löhne ). Das ganze Elend jetzt aber noch mal in nackten Zahlen zu sehen, macht mich erneut fassungslos, wie wenig gerade in Hessen bei den Ausschreibungen auf die berechtigten Belange der Personale, die schließlich auch ein Recht auf eine würdevolle Existenz haben, Rücksicht genommen wird.


    Daher kann ich auch nur den unter dem oben zusammengefassten Artikel verlinkten Kommentar unterstreichen. Diese Form des Wettbewerbs ist schlicht und einfach menschenverachtend! X( Beschämend, dass der RMV als oberste Bestellinstanz für Mittel- und Südhessen dies offensichtlich gutheißt. Denn halten wir nochmals fest:


    1) Offensichtlich ist dem eigenen Mutterkonzern das Lohnniveau bei Alpina Rhein-Main zu hoch.


    2) Gelten bei unter RMV-Regie durchgeführten Ausschreibungen keine Tariflöhne, was solche Kunstgriffe wie die Sache mit der Alpina-Zeitarbeitsfirma erst möglich macht.

    where the road takes him through / the city of sleep / the thinking that does not end is within him / then he dreams / the road takes him / this man who is searching / it brings him / in silence through the night
    - eithne ní bhraonáin: water shows the hidden heart

  • Mich macht das auch fassungslos. Wie hier auf dem Rücken von Menschen, von Existenzen irgendwelche Rechenspielchen ausgetragen werden. Der Wettbewerb, der langsam auf alle Bereiche des Lebens ausgedehnt wird, darf einfach nicht weiter als Patentlösung angesehen werden. Hier werden Menschen gegeneinander ausgespielt und ausgenutzt, dass bei unserer Arbeitsmarktsituation viele Menschen selbst unter solchen Bedingungen noch Arbeit annehmen müssen. Pfui.


    Ich fühle mich bekräftigt, dass ich mich als einer der frisch gekürten Spitzenkandidaten für den Kreistag des Wetteraukreises unter anderem vehement gegen Ausschreibungen unter solchen Konditionen und die weitere Privatisierung von Grundversorgungen (zu dem ich auch den ÖPNV zähle) im Kreisgebiet einsetzen möchte.
    Soll eine Meinungsbekundung und keine Wahlwerbung sein, ich nenne bewusst die Liste nicht... ;)

  • Hallo,


    ich verstehe nicht recht, weshalb im ÖPNV-Bereich bei der Mitarbeiterentlohnung andere Maßstäbe gelten sollen, als in der übrigen „freien“ Wirtschaft. Was unterscheidet den Bus-Fahrer von der Verkäuferin oder dem Handwerker? Eine Notwendigkeit für eine Sonderstellung der ÖPNV-Beschäftigten vermag ich nicht zu erkennen.


    Wir müssen, ob wir es wollen oder nicht, zur Kenntnis nehmen, daß wir in einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft leben. Und da bildet sich nunmal der Preis zunächst über Angebot und Nachfrage. Letztlich ist es in unserem System Aufgabe der Tarifpartner, darüber eine Einigung zu erzielen. Streik nicht ausgeschlossen, hier sind die Gewerkschaften gefragt.


    Wer sich grundsätzlich gegen Wettbewerb stellt, hat in unserer Gesellschaft allerdings ein Problem.


    Natürlich war es vor 20 Jahren in der alten BRD noch gemütlicher (unbestritten). Da war der eiserne Vorhang noch zu, jetzt kommen in alle Bereiche insbesondere aus Osteuropa und anderen Zweite-Welt-Ländern Leute, die bereit sind, zu viel niedrigeren Konditionen zu arbeiten. Das war und ist aber letztlich politisch so gewünscht. (EU-Osterweiterung, Türkeidebatte!) Ob der Bürger das nun gut findet oder nicht spielt jetzt keine Rolle. Es ist Realität, lamentieren nutzt nichts.


    Und jetzt ganz kätzerisch: Solange sich Leute finden, die zu diesen Konditionen arbeiten WOLLEN, ist der Lohn doch angemessen, oder?
    Und jetzt schlagt auf mich ein.


    Gruß Matthias

    Hier ist Walter, wer ruft?

  • Zitat

    Original von Matti
    Und jetzt ganz kätzerisch: Solange sich Leute finden, die zu diesen Konditionen arbeiten WOLLEN, ist der Lohn doch angemessen, oder?
    Und jetzt schlagt auf mich ein.


    Das ist ja keine frage von WOLLEN, sondern eher von MÜSSEN.
    Ich finde, Menschen sind kein Ware, da darf man nicht mit Angebot und Nachfrage argumentieren.
    Natürlich gilt das nicht nur für diesen Sektor.

  • Zitat

    Original von Matti
    Und jetzt ganz kätzerisch: Solange sich Leute finden, die zu diesen Konditionen arbeiten WOLLEN, ist der Lohn doch angemessen, oder?



    Wieviel davon ist in der Tat "wollen" und wieviel eher "keine Wahl haben"? Bloß: Wer dermaßen gering verdient, wird kaum Spielraum haben, beispielsweise eine Familie gründen zu wollen, und wer bereits eine hat und aufgrund nicht von ihm persönlich verschuldeten Umständen - wie eben der von höheren Instanzen oktroyierte Sparzwang - in eine solch prekäre Einkommenssituation rutscht, bekommt früher oder später Probleme - so zum Beispiel, wenn es darum geht, Rücklagen für Notfälle zu bilden oder privat fürs Alter vorzusorgen, wie es ja zur Zeit geboten ist.


    Auch wenn manche diese Sichtweise nicht nachvollziehen können (oder wollen) sollten: Ein System wie die zur Zeit propagierte Marktwirtschaft, die billigend in Kauf nimmt, dass ein gewisser Prozentsatz an - plakativ ausgedrückt - armen Schluckern existieren muss, damit es weiter existieren kann, ergo von seinen eigenen inneren Widersprüchen lebt, ist aus meiner Sicht seinem Wesen nach höflich ausgedrückt abgrundtief zynisch und unhöflich ausgedrückt eine Schweinerei, da es meine feste Überzeugung ist, dass jeder Mensch ein Recht auf eine würdevolle Existenz hat, ohne sich Sorgen machen zu müssen, was am nächsten Tag ist.


    Wenn das politisch-wirtschaftliche System, in dem wir leben, dies nicht sicherstellen kann, so ist es demnach schlicht und einfach fehlerhaft und muss nachgebessert werden. Einfach zu sagen, "das geht aber nicht", weil das ja "den Interessen des Marktes" zuwiderlaufe, halte ich insofern für ein fadenscheiniges Argument. Mit anderen Worten: Wenn die Marktwirtschaft dieses Ziel nicht erreichen kann, tut eine Überarbeitung dringend not, und Denkverbote oder Reflexhandlungen in der Art von "bäh, das ist ja viel zu $SCHLAGWORT" sind dabei fehl am Platze. Früher oder später werden wir, auch davon bin ich überzeugt, nicht umhin kommen, alternative Wege zu beschreiten - schon allein mit Blick auf die z.B. infolge von technischen Entwicklungen erfolgende Rationalisierung - wenn wir auch in Zukunft jedem Menschen die Möglichkeit gewähren wollen, in Würde zu leben.


    Es geht alles, wenn man nur will - allein der Wille, jene Widersprüche im System aufzulösen, ist noch nicht stark genug ausgeprägt, leider.

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    - eithne ní bhraonáin: water shows the hidden heart

  • jadefalcon:


    *RIESENGROSS UND DICK UND FETT UNTERSCHREIB!!!*


    Gnadenloser Marktliberalismus wird auf Dauer nicht funktionieren - 1.: Erzeugnisse bzw. erbrachte Dienstleistungen kaufen keine anderen Erzeugnisse bzw. Dienstleistungen, will heißen: ohne ausreichende Kaufkraft durch Entlohnung erwürgt sich die Binnenkonjunktur zwansgweise selbst. Und 2.: eine ähnliche (bitte: nicht identische!) Situation gab es schonmal in der Geschichte mit beginnender Industrialisierung; sie fand ihren Höhepunkt in den Maschinenstürmen und dem Schlesischen Weberaufstand.


    Kleiner Punkt zum Nachdenken für alle Marktradikal-Befürworter... die Einkommensschraube läßt sich nicht ungestraft ins Unendliche nach unten drehen. Und wer die Schraube überdreht, muß sich gewärtig sein, daß irgendwann, wenn ein bestimmter Punkt (den ich auch nicht kenne) überschritten ist und die Stimmung umkippt, es mal wieder herzhaft kracht in Deutschland und er dann möglicherweise mit dran ist.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.

  • Zitat

    Original von Matti


    ich verstehe nicht recht, weshalb im ÖPNV-Bereich bei der Mitarbeiterentlohnung andere Maßstäbe gelten sollen, als in der übrigen „freien“ Wirtschaft. Was unterscheidet den Bus-Fahrer von der Verkäuferin oder dem Handwerker?


    Was ihn unterscheidet??? Hast Du schon mal eine Verkäuferin gesehen, die Verantwortung für das Leben von 40, 80 oder 130 Menschen trägt? Würdest Du (freiwillig) einen solchen Job machen wollen, wenn Du nicht mehr verdienen kannst als eine Raumpflegerin?


    Zitat

    Wir müssen, ob wir es wollen oder nicht, zur Kenntnis nehmen, daß wir in einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft leben. Und da bildet sich nunmal der Preis zunächst über Angebot und Nachfrage. Letztlich ist es in unserem System Aufgabe der Tarifpartner, darüber eine Einigung zu erzielen. Streik nicht ausgeschlossen, hier sind die Gewerkschaften gefragt.


    ...welche in unserem marktradikalen System ohnehin immer mehr an Einfluß verlieren und über solche "Ausgründungen" mangels Betriebsräten von vornherein an ihrer Aufgabe (nämlich Tarifpartner zu sein) gehindert werden!


    Zitat

    Wer sich grundsätzlich gegen Wettbewerb stellt, hat in unserer Gesellschaft allerdings ein Problem. Natürlich war es vor 20 Jahren in der alten BRD noch gemütlicher (unbestritten). (.....) Ob der Bürger das nun gut findet oder nicht spielt jetzt keine Rolle. Es ist Realität, lamentieren nutzt nichts.


    Da hast Du Recht, lamentieren nutzt nichts. Es kann aber auch nicht sein, dass in einem Land, das aufgrund seiner Infrastruktur und seines mit dem Wohlstand auf eines der höchsten Niveaus in Europa angewachsenen Preisgefüges ein Mensch nicht mehr in der Lage ist, seinen Lebensunterhalt durch Eigenleistung zu finanzieren, geschweige denn, etwas für "schlechte Zeiten" auf die hohe Kante zu legen. Insofern halte ich die Forderungen nach einem Mindestlohn, über dessen Höhe man sich gewiss streiten kann, nicht unbedingt für unangebracht. Es kann nicht sein, dass große Konzerne Milliardengewinne einfahren, während die am Wegrand zurück gebliebenen eines Tages dem Staat auf der Tasche liegen müssen, der selbst nichts mehr zu verteilen hat. Man bedenke: wer wenig verdient, zahlt auch fast keine Lohn- oder Einkommenssteuer!


    Zitat

    Und jetzt ganz kätzerisch: Solange sich Leute finden, die zu diesen Konditionen arbeiten WOLLEN, ist der Lohn doch angemessen, oder?


    Diese These halte ich für etwas gewagt. Klar, die überwiegende Mehrheit möchte arbeiten - oder besser gesagt, sie muss es -, nur eine Minderheit stellt sich die Frage, ob es nicht lohnender sei, für fast das gleiche Geld (Hartz IV) zu Hause zu bleiben und sich bei drohendem Arbeitsnachweis durch die Arbeitsagentur nach 2 Tagen krank schreiben zu lassen. Bisjetzt...


    Aber wenn die Entwicklung so weiter geht und die Leute das Ausmaß begriffen haben, werden dies immer mehr - einfach weil die existentiellen Grundbedürfnisse nicht mehr durch Arbeit gedeckt werden können. Dadurch wird mittelfristig der soziale Frieden gefährdet, denn noch mehr Hilfeempfänger kann unser System nicht verkraften! Dessen müssten sich die betroffenen Teile unserer Bevölkerung nur rechtzeitig bewusst werden, solange es noch möglich ist, evolutionär gegen zu steuern, bevor das böse Erwachen kommt. Was geschieht, wenn die Not zu groß geworden ist, hat Tatrafan bereits angedeutet.

  • Hallo Alle !


    Das traurige meiner Meinung in diesem "Spiel" ist tatsächlich, wie mit den Beschäftigten umgegangen wird. Ich kenne das Elend aus dem Taxibereich, wenn Familienväter plötzlich trotz Flexibilität und grossem Einsatz ihre Familien nicht mehr ernähren können.


    In der Tat sind es einmal mehr Funktionäre, die die Konditionen diktieren. Würde man es politisch und vergabejuristisch hinbekommen, einen Tarif vorzuschreiben, der dann auch für alle gilt, gäbe es dieses Problem nicht mehr.


    Warum wollen Unternehmen(sführungen) denn an den Löhnen sparen ? Um Leistungen im Wettbewerb zu gewinnen. Hätte man da einen fix gegebenen Wert -auch auf hohem Niveau- würde man sich liebend gern auf andere zu optimierende Bereiche stürzen ... und hätte weniger Sorgen auch qualifizierte und motivierte Mitarbeiter anstellen zu können ...


    mfG
    ollie2204

    ---
    only my personal opinion !

  • Zitat

    Original von ollie2204
    und hätte weniger Sorgen auch qualifizierte und motivierte Mitarbeiter anstellen zu können ...


    Beziehungsweise wäre das vorhandene Personal auch motivierter. Wenn das Geld, was ich verdiene, unter eine gewisse Schmerzgrenze fällt, und mir nichts anderes übrig bleibt, als den Job weiter durchzuziehen, mach ich irgendwann auch nur noch Dienst nach Vorschrift. Daß dann so Annehmlichkeiten wie Service auf der Strecke bleiben, sieht ein Blinder mit Krücke...

    Tja, jetzt machste dir extra die Arbeit, das hier unten zu lesen - und dann steht da nichts sinnvolles. Pech gehabt.

  • Hallo,


    es ist sicherlich so, daß je weniger ein Unternehmer bereit ist für seine Mitarbeiter an Lohn zu zahlen, desto schwieriger ist es, „gescheites“ Personal einzustellen, klar. Das gilt für alle Bereiche.


    Motivation der Mitarbeiter kann man nicht verordnen, aber andere „Qualitätsmerkmale“ wie Tarif- und Streckenkenntnisse, Sicherheits-, Erste-Hilfe-Kenntnisse, Pünktlichkeit, persönliches Auftreten usw. kann eine Ausschreibungsbehörde prüfen und Standards vorgeben.


    Ich finde es jedenfalls nicht richtig, für den ÖPNV-Bereich eine SONDERSTELLUNG zu postulieren. Ich kann keine Begründung dafür erkennen, weshalb nur in dieser Branche staatlicher- (oder behördlicherseits) die Lohnniveaus der Mitarbeiter vorgegeben werden sollen. Die Verantwortung der Mitarbeiter ist mir als Argument hierfür zu schwach.


    Ob ein generelles Mindestlohnniveau für alle Berufe vorgegeben werden sollte, kann überlegt werden, ist aber in der aktuellen Diskussion wohl derzeit kein Thema. Man muß dabei natürlich auch bedenken, daß Leute, die Ihre Arbeitskraft eben nicht zu dem Mindestlohn anbieten können, dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden.


    Um nicht mißverstanden zu werden: Ich bin auch nicht glücklich über diese Situation. Das gilt aber auch für viele andere Branchen. Der Wind ist in vielen Bereichen in den letzten Jahren rauher geworden und wir müssen uns mittelfristig in Deutschland sicher auf ein fallendes Wohlstandsniveau insgesamt einrichten.


    Gruß Matthias

    Hier ist Walter, wer ruft?

  • Zitat

    Original von Matti
    Der Wind ist in vielen Bereichen in den letzten Jahren rauher geworden und wir müssen uns mittelfristig in Deutschland sicher auf ein fallendes Wohlstandsniveau insgesamt einrichten.


    Leider wahr - dabei bleibt aber klar und deutlich zu sagen, daß genügend volkswirtschaftliche Mittel da wären - sie sind und werden nur völlig falsch verteilt!!! Es kann nicht angehen, daß Manatscher / Bankdirektoren / sonstige Schlipsfuzzis sich immer mehr an Löhnen / Gehältern / wiesieesauchimmernennenwollen einverleiben und nur die Interessen von Anlegern und Börsenblickpunkte und dergleichen im Mittelpunkt stehen und, als ob das alles noch nicht reichen würde, solches auch noch von der Politik gefördert wird (!!!, ich sage nur: Stichwort Reichensteuer, die SPD wollte es, die Schwarzkitteln haben's natürlich verhindert, die schröpfen lieber mal wieder die große Masse - wenn das man nur nicht einmal zuviel wird...!), während die normalen Leute (d.h. Arbeitnehmer) immer mehr zurückstecken sollen - ja wo leben wir denn?!?! Ich dachte immer, über diese Phase wären wir hinaus - das ist finsterster Früh- oder auch "Manchester"-Kapitalismus, den wir hier erleben; lange kann sowas nicht gutgehen...!! Kurz gesagt: "Die Reichen werden immer reicher, die Normalos und Armen immer ärmer" - es mag Leute geben, die sich damit abfinden, aber irgendwann gibt es auch genug, die sich eben NICHT einfach damit abfinden, daß der Gegenwert ihrer erbrachten Leistungen immer weiter nach unten gedrückt und stattdessen die gegenwertlichen Mittel lieber auf die Konten einiger weniger verschoben werden.


    Als kleine Mahnung an alle, die's nicht glauben (jaaaaa, ich meine auch die "geheimen" Mitleser aus Wirtschaft und Politik!!!, das geht an eure Adresse!): mal ein gutes Geschichtsbuch herzunehmen und mal die Gesamtlage in Deutschland von 1930 bis 1932 studieren (aber gründlich, nicht nur überfliegen)... und dann nochmal drüber nachdenken, ob dieser Marktliberalismus und "Dumpinglöhne für alle" wirklich der richtige Weg und die richtige Lösung sind.

    Hinweis: Sofern nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, spiegeln meine Beiträge nur meine persönliche Meinung. Diese muß nicht zwangsläufig der meines Arbeitgebers, irgendwelcher Institutionen oder von sonstwem entsprechen, sie muß auch nicht unbedingt jedem gefallen, ich lasse sie mir aber auch nicht verbieten oder madig machen und werde mich im Normalfall auch nicht dafür, daß ich eben eine eigene Sicht der Dinge habe, entschuldigen.