ZitatAlles anzeigenSchwarzfahrer-Bilanz 2005: Weniger Kontrollen und deshalb leicht rückläufige Zahlen
"Die Fahrscheine bitte!" Mehr als zwei Millionen Fahrgäste haben im Jahr 2005 in den Bussen und Bahnen der VGF diese unmißverständliche Aufforderung gehört - mehr als 62.000 müssen dabei zusammen gezuckt sein, denn sie konnten ihr nicht nachkommen. Diese Zahlen enthält die EBE-Bilanz 2005, die Frankfurts Verkehrsunternehmen mit dieser Presseinformation vorlegt. "EBE" steht dabei, ein wenig bürokratisch, für "Erhöhtes Beförderungs-Entgelt", also Vorfälle, die umgangssprachlich als "Schwarzfahren" bezeichnet werden.
Schwarzfahrer-Zahl und -Quote leicht rückläufig
Die Schwarzfahrer-Quote auf den sieben U-Bahn-, acht Straßenbahn- sowie 51 Buslinien, die die VGF in und um Frankfurt betreibt, lag im vergangenen Jahr bei 3,15 Prozent (2004: 3,37 Prozent; 2003: 3,44 Prozent; 2002: 3,40 Prozent) und ist leicht rückläufig. Das ist keine positive Entwicklung, weil dieses Minus im Zusammenhang mit dem Rückgang der insgesamt kontrollierten Fahrgäste steht. Grund ist die im Jahr 2005 organisierte Schwerbehindertenzählung in Bussen und Bahnen der VGF, an der vorzugsweise das Prüfpersonal des Unternehmens beteiligt war. Dadurch konnte in zwölf Wochen des Jahres nur eingeschränkt kontrolliert werden, was sich in einer kleineren Zahl beanstandeter Fälle und einem entsprechenden Rückgang der Schwarzfahrer-Quote ausdrückt. Bemerkenswerterweise ist diese Quote auch im Jahr 2005 mit 3,38 Prozent in den Bussen am höchsten (2004: 4,3 Prozent), in der U-Bahn liegt sie bei 3,01 Prozent (2004: 3,1 Prozent), in der Straßenbahn bei 3,26 Prozent (2004: 3,87 Prozent).
Die Schwarzfahrer-Quote errechnet sich aus der Zahl der im Jahr kontrollierten Fahrgäste und den dabei beanstandeten EBE-Fällen. Im vergangenen Jahr waren es 2.000.126 überprüfte Fahrgäste (2004: 2.381.925; 2003: 2.247.652; 2002: 2.033.045) und davon 62.965, die kein gültiges Ticket vorweisen konnten (2004: 80.297; 2003: 77.224; 2002: 69.027). Die Quote bezieht sich aber nur auf die erfolgten Kontrollen, der tatsächliche Anteil der Schwarzfahrer an den rund 153 Millionen Fahrgästen der VGF im vergangenen Jahr dürfte deutlich darüber liegen. Die Zahlen umfassen alle Fahrgäste, die ohne gültigen Fahrschein angetroffen wurden, also auch diejenigen, die innerhalb einer Woche ein nicht übertragbares Ticket, zum Beispiel eine Jahreskarte, vorlegen konnten. In diesen Fällen erhebt die VGF - in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des RMV - lediglich eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von sieben Euro. Das ist bei etwa neun Prozent der Vorgänge der Fall.
Abgangskontrollen an der Konstablerwache
Die VGF erstattet Anzeige, wenn Fahrgäste zum zweiten Mal als Schwarzfahrer auffallen. Die Zahl der Strafanzeigen, die die VGF insgesamt gegen Schwarzfahrer gestellt hat, ist entsprechend den anderen Zahlen ebenfalls kleiner geworden: Im vergangenen Jahr waren es 8.379 (2004: 12.142; 2003: 6.847; 2002: 502). Der drastische Anstieg von 2002 zu 2003 erklärt sich durch die damals erfolgte Software-Umstellung, in deren Rahmen die VGF von manueller Bearbeitung der Vorgänge auf eine effizientere automatische Steuerung umgestiegen ist. Der weitere Anstieg im Jahr 2004 steht einerseits im Zusammenhang mit der gestiegenen Zahl der EBE-Fälle, andererseits enthält die Zahl auch sogenannte Nachtragsanzeigen. Diese werden erstattet, wenn ein Schwarzfahrer erneut erwischt wird, obwohl gegen ihn schon ein Verfahren anhängig ist. Da die Zahl der laufenden Erstanzeigen wächst, steigt auch die der Nachtragsanzeigen und somit die Gesamtzahl.
Tatsächliche Quote deutlich höher
Die tatsächliche Schwarzfahrerquote dürfte aber auch im Jahr 2005 oberhalb der durch Routine-Prüfungen in Fahrzeugen belegten 3,15 Prozent liegen. Zwar verzichtete die VGF im vergangenen Jahr auf sogenannte Abgangskontrollen, doch belegen die Zahlen der zwei Abgangskontrollen, die 2004 an der Konstablerwache organisiert wurden, diesen Verdacht: Am ersten Morgen wurden bei 5.126 kontrollierten Fahrgästen 258 Schwarzfahrer erwischt (Quote: 5,03 Prozent), an einem zweiten Tag kamen 134 Schwarzfahrer auf 2.145 kontrollierte Kunden. Dies bedeutete einen Spitzenwert von 6,25 Prozent - 2,88 Prozentpunkte über der 2004er Quote von 3,37 Prozent, die die Kontrollen durch mobile Prüfgruppen ergeben hatten. Bei einer Abgangskontrolle während des Weihnachtsgeschäfts 2003 war sogar ein Wert von 8,14 Prozent ermittelt worden, so daß die VGF auch für das gerade abgelaufene Jahr von einer tatsächlichen Schwarzfahrerquote ausgeht, die mindestens zwischen 6,25 und 8,14 Prozent liegen dürfte.
Geschätzter Schaden zwölf 12 bis 15 Millionen Euro
Der Spitzenwert von 6,25 Prozent aus dem Jahr 2004 dient der VGF auch zur Ermittlung des ungefähren Schadens, der dem Unternehmen durch Schwarzfahren entsteht. Ausgehend von einem durchschnittlichen Fahrpreis von 1,25 Euro und rund 153 Millionen Fahrgästen im Jahr, muß die VGF mit finanziellen Einbußen zwischen zwölf und 15 Millionen Euro jährlich rechnen.
13 Angriffe auf Kontrolleure
Nicht immer verliefen die Kontrollen in Bussen und Bahnen reibungslos. Angesichts der Gebühr von 40 Euro und drohender Strafanzeigen waren und sind Auseinandersetzungen aller Art zwischen Kontrolleuren und Schwarzfahrern nicht unüblich. Im Jahr 2005 wurden 13 Übergriffe auf Fahrscheinprüfer der VGF registriert (2004: 18), bei denen es zu körperlichen Attacken kam. Insgesamt resultierten daraus 78 Fehltage der betroffenen Mitarbeiter (2004: 82), die vorzugsweise Prellungen, Quetschungen oder Verstauchungen davon trugen. Die verbalen Angriffe werden von der VGF nicht statistisch erfaßt, doch wird von den Kontrolleuren subjektiv ein weiterer Anstieg der sprachlichen Aggression festgestellt.
Quelle: VGF-Pressemeldung