ZitatAlles anzeigenEisenbahnbetriebsfeld in Darmstadt simuliert Bahnbetrieb für Forschung und Lehre
Stellwerkstechnik aus über einhundert Jahren unter einem Dach / Realistische Simulation soll Bahnbetrieb in der Praxis optimieren
(Frankfurt am Main, 29. August 2006) Wenn Prof. Dr. Johann-Dietrich Wörner, Präsident der TU Darmstadt, den Hebel des mechanischen Jüdel-Stell werkes umlegt, und dem Zug damit die Weichen aus dem Bahnhof Armstroff meiler stellt, dann kann Thomas Glück an seinem Computerbildschirm erken nen, dass sich ein Zug auf den Weg nach Muthmannsdorf gemacht hat. Glück ist Geschäftsführer bei DB Training, dem Qualifizierungs- und Beratungsan bie ter der Deutschen Bahn AG, und der Bildschirm, auf den er blickt, gehört zum elektronischen Stellwerk Sengotta. Zwischen den beiden Stellwerken lie gen zwar nur wenige Meter, aber dafür mehr als hundert Jahre, denn in Sen got ta ist es 2006, in Armstroffmeiler jedoch erst Ende des 19.Jahrhunderts.
Beide Bahnhöfe gibt es nicht wirklich, sie existieren nur in einer technischen Modellbahnanlage, dem Eisenbahnbetriebsfeld, das sich in einem Gebäude des ehemaligen Bahnbetriebswerkes in Darmstadt befindet. Auf über 120 Qua dratmeter Grundfläche wurden über 900 Meter Gleise, 260 Weichen, zwölf Bahnhöfe, eine Haltestelle, drei Haltepunkte und zwei Bahnbe triebs werke gebaut.
DB Bildung, die Technische Universität Darmstadt und der Akademische Ar beitskreis Schienenverkehr e.V. eröffneten heute nach zweijähriger Planungs- und Aufbauzeit das Eisenbahnbetriebsfeld Darmstadt. „Die Anlage ermöglicht uns zum einen eine realitätsnahe Aus- und Weiterbil dung im Bereich des Bahn betriebs und seiner Steuerung“, erklärt Thomas Glück, „zum anderen fun giert das Eisenbahnbetriebsfeld als Experimentier plattform für Forschun gen zur Optimierung des Bahnbetriebs.“
Das Eisenbahnbetriebsfeld ist eine Simulationsanlage, die den täglichen Eisen bahnbetrieb in seiner gesamten Komplexität - Infrastruktur, Betrieb, Disposition - realistisch im Modell nachbildet. Dabei wird die Anlage tatsächlich mit origi nalen Stellwerken gesteuert. Realitätsgetreu ist auch die Zugfahrt von Sengotta nach Armstroffmeiler, die technisch gesehen eine Reise durch die Technikgeschichte darstellt. Heute noch gebräuchliche Stellwerkstechnik aus verschiedenen Jahrzehnten und un ter schiedlichen Technikepochen arbeiten hier zusammen: das über einhun dert Jahre alte mechanische Stellwerk, das elektromechanische Stellwerk aus den 10er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, das Gleisbildstellwerk aus den 50er Jahren und das elektronische Stellwerk (ESTW) von heute. Von all diesen – also vom Hebelzug bis zum Mausklick – werden heute die Züge gesteuert. „Im Rahmen verschiedener Qualifizierungsmaßnahmen können in einzelnen Übungen beispielsweise die Teamfähigkeit und der Umgang mit Stress trainiert werden. Die Modellanlage ermöglicht ebenso die Simulation ausgewählter Abweichungen vom Regelbetrieb, ohne dabei in den ‚echten’ Bahnbetrieb eingreifen zu müssen“, erläutert Glück, „das ist nicht nur eine kostengünstige Alternative zum Realbetrieb, sondern gewährleistet auch, dass dieser nicht behindert wird“. Die zukunftsweisende Konzeption des Betriebsfeldes ermöglicht es daher auch, neue Betriebsverfahren zu entwickeln und zu erproben.
Am 2. September findet für alle Eisenbahnfreunde und Interessierte ein „Tag der offenen Tür“ von 10 bis 15 Uhr statt.
Quelle: Presse-Information der DB