Hallo,
aus meiner subjektiven Sicht (bin in Weilrod/ Schmitten aufgewachsen und in Oberursel/Usingen zur Schule gegangen, meine Eltern wohnen nach wie vor im Hintertaunus und ich besuche sie sowohl mit dem Auto als auch mit dem ÖPNV) muss man die Ausflügler an schönen Tagen am Wochenende sowie die Pendlerströme unter der Woche differenziert betrachten.
Freizeitnutzung Feldberggebiet
Zunächst sollten wir mal betrachten wer das Feldberggebiet besucht:
- Rennradfahrer: bei trockenen Straßenverhältnissen sind sowohl unter der Woche, besonders aber an den Wochenenden, unzählige Rennradfahrer auf der Kanonenstraße anzutreffen. Bergauf geringe Durchschnittsgeschwindigkeit, teilweise schlecht zu überholen. Anreise: direkt mit dem Rad, teilweise Auto. In der U3 oder den Bussen eigentlich nie anzutreffen.
- Motorradfahrer: auch bei trockenen Straßenverhältnissen und warmen Temperaturen, sowohl unter der Woche, besonders aber an den Wochenenden.
- Wanderer: Vorwiegend an den Wochenenden bei gutem Wetter, sowohl im Sommer als auch im Winter. Hauptziele: Fuchstanz, Feldbergplateau, neuerdings wieder Sandplacken. Anzutreffen sind viele ältere Herrschaften, aber auch wieder jüngere Menschen und Familien mit Kindern. Anreise: U3, teilweise weiter mit dem Bus. Hauptsächlich aber Auto.
- Mountainbiker: Bei warmen Temperaturen. Manche Jugendliche lassen sich mit dem Bus hoch shutteln und fahren durch den Wald (Mountainbike-Strecke) wieder runter. Anreise: Meist Auto, manchmal in der U3 bzw. Bus.
- Ausflügler: Gerade im Winter, an den seltenen Tagen wo ein bisschen Schnee gefallen ist. Mein Eindruck: Kurz mal Schnee sehen, kleine Runde übers Plateau, danach im Feldberghof etwas Essen gehen, dabei möglichst mit dem Auto direkt bis ganz oben fahren. Die von der Hohemark oder anderen Wanderparkplätzen aus loslaufen habe ich mal unter der Rubrik Wanderer eingeordnet.
Pendler
Viele Menschen aus dem Hintertaunus (und darüber Hinaus) müssen werktäglich Richtung Vordertaunus bzw. Frankfurt pendeln. Genutzte Verkehrsrelationen:
- B456 Saalburg - A661
- L3051 Köpperner Tal - A5
- L3025 Rotes Kreuz - B8
- L3004 Sandplacken - B455 - A661
Überall ist in den Morgenstunden und Nachmittags jeweils eine einseitige Verkehrsbelastund sowie teilweise Staubildung (Saalburg PPR, Kreisel Königstein) festzustellen. Subjektiv hat der Verkehr zugenommen.
Welche ÖPNV-Angebote gibt es?
- Taunusbahn: eingleisige Strecke, zur HVZ stark ausgelastet.
- Bus 50/51: werktags jeweils alle 2 Stunden, am Wochenende nur die 50 alle 2 Stunden. Zur HVZ vor allem von Schülern gut ausgelastet, teilweise (wirklich wenige) Pendler. Auslastung am Wochenende bis Sandplacken wetterabhängig gut, danach sehr überschaubar. Umstiegszeit 51 - U3 nicht gut gelöst (9 Minuten).
- Bus 57: werktags alle 2 Stunden, am Wochenende stündlich. Auslastung am Wochenende bei entsprechendem Wetter gut, teilweise werden zusätzliche Busse bereitgestellt (nur sehr selten notwendig).
- Weiltalbus: an Wochenenden. Sehr schönes Angebot, welches leider fast nicht genutzt wird.
Wer würde die Seilbahn nutzen?
Rennradfahrer und Motorradfahrer scheiden offensichtlich aus. Mountainbiker eventuell bergauf wenn es eine Möglichkeit gibt das Fahrrad mitzunehmen. Bleiben die Wanderer und Ausflügler.
Hier stelle ich mir die grundlegende Frage: Warum gehe ich wandern? Ich möchte mich bewegen, die Natur und Ruhe, eventuell den Ausblick genießen, schön einkehren oder ein Picknick machen. Ob es dafür eine Seilbahn braucht muss jeder für sich selbst beurteilen. Für Kinder könnte es durchaus interessant sein, aber ich denke ein Großteil der Menschen die im Taunus spazieren und Wandern gehen möchten einfach mal für einen Tag der Hektik, den Menschenmassen und dem Lärm der Großstadt entgehen. Ein vergleichbares, so nah an Frankfurt gelegenes Gebiet in dem sich die Menschen aufgrund der Größe und Wegeführung verteilen können fällt mir spontan nicht ein (Der Stadtwald ist aufgrund des Fluglärms keine Alternative...)
Für Ausflügler könnte die Bahn interessant sein. Allerdings nicht als Transportmittel sondern bei entsprechender Gestaltung als eine Art Ausflugsziel. Einzelne Kabinen mit Glasböden, eine schöne Streckenführung mit guter Aussicht auf die Frankfurter Skyline, die besonderen Geländeformen des Altkönig usw. könnten das ganze interessant machen. Oder in Verbinung mit dem geschichtlichen Kontext der Römer und des Limes oder einem gerade für Kinder interessanten (!) Museum auf dem Plateau, einer Sommerrodelbahn, ein großer Abenteuerwaldspielplatz mit Wasser für Kinder an der Talstation usw.
Ideen würde man mit Sicherheit genug zusammen bekommen und dadurch den Tourismus steigern. Doch all dies kostet Geld und würde erheblich in das Landschaftsbild und die Natur eingreifen. Zudem würden sich deutlich mehr Menschen auf den Weg Richtung Feldberg machen. Das würde der Grundidee der Seilbahn, das Verkehrsproblem zu lösen, eher entgegensprechen.
Pendler und die Seilbahn
Ohne eine konkrete Streckenführung und die Fahrtgeschwindigkeit können nur schwer Aussagen über die Nutzung gemacht werden. Für die Anwohner im Einzugsgebiet der Station (laut den bisherigen Planungen nur Schmitten bzw. das angrenzende Arnoldshain) könnten sich durch eine im Vergleich zum Bus deutlich höhere Taktung Verbesserungen ergeben. Dies betrifft in Summe 3237 Menschen (Quelle: Website Gemeinde Schmitten). Das ist jedoch eine äußerst wohlwollende Betrachtung, Arnoldshain ist sehr langgezogen und der Zugangsweg damit nicht besonders attraktiv. Aufgrund der Tallage sind weitere Baugebiete nur schwer zu realisieren.
Man bräuchte also Zubringerbusse/ Kleinbusse oder einen Parkplatz für Pendler.
Eine Unterbrechung der Buslinie mit Zwang in die Seilbahn umzusteigen dürfte nur bei äußerst schnellen Fahrzeiten auf Akzeptanz stoßen. Wie bereits in den vorherigen Beiträgen erläutert ergibt sich nach jetzigem Stand keine Fahrzeitverkürzung. Für einen Parpkplatz/ Parkhaus fehlt der Platz.
(mein) Ergebnis und Alternativen
Eine Seilbahn als Freizeitbahn ist eine Überlegung wert, dann aber bitte unter Beteiligung der Bevölkerung!
Für die definitiv vorhandenen Verkehrsprobleme braucht es andere Lösungen.
Dafür sollten zunächst die Siedlungsschwerpunkte im Hintertaunus betrachtet werden. Nach der B456 Studie entfallen auf die Städte Usingen, Neu-Anspach und Wehrheim morgen 70%, nachmittags 80% der Fahrten über die B456. Diese geben als Fahrtziel morgens zu 85% und nachmittags zu 82% Bad Homburg, Oberursel und Frankfurt an (Natürlich ist zu berücksichtigen, dass nicht alle Stadtteile Anschluss an die TSB haben). Zusätzlich habe ich gerade aus dem Bereich Neu-Anspach viele Freunde und Bekannte, die morgens lieber über den Sandplacken fahren weil die Fahrzeit kalkulierbar ist (und meistens sogar gleichschnell oder kürzer als über die B456).
Also alles Ziele die mit der TSB und der S5 angebunden wären. Subjektiv ist die TSB langsam, zur HVZ sind die Züge voll. Ständig muss man an den Ausweichstellen warten. Ich frage mich schon lange warum die Strecke nicht bis mindestens Usingen zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert wird. Dabei entsprechendes Fahrtangebot: S5 wie geplant bis Usingen, zur HVZ zusätzliche Züge die von Brandoberndorf kommend hinter Usingen nur noch an den größeren Stationen halten und bis Frankfurt Hbf durchfahren.
Mit einem stabilen Fahrplan können dann auch Zubringerbusse gewinnbringend eingesetzt werden. Diese gibt es zum Teil schon, bei meinen letzten zwei Besuchen hatte die Bahn jedoch Verspätungen durch den Gegenzug und der Bus wartet natürlich nicht. (btw: Ich wäre auch der einzige gewesen der hätte mitfahren wollen. Als ich gewartet habe bis ich abgeholt wurde ist der nächste Zubringerbus in eine andere Richtung auch wieder pünktlich vor Eintreffen des Zuges abgefahren...)
Für die kleineren Orte im Weiltal (um die geht es ja hauptsächlich für die Pendlerseilbahn) wäre eine attraktive Verbinung mit der TSB
und entsprechende Buszubringer schon ein Gewinn.
Zusätzlich könnte ich mir gut eine Art Schnellbus durchs Weiltal vorstellen. Die Fahrzeiten der 50 zwischen Hohemark und Schmitten, Dorfweil, Hunoldstal, Neuweilnau und Rod an der Weil sind vergleichbar mit dem Auto (die 51 über Oberreifenberg ist fahrzeittechnisch unattraktiv. Zusätzlich fährt der Bus nochmal 9 Minuten, meist unnötig weil ein Anschlussbus die gleiche Strecke fährt, durch Rod an der Weil bevor Hasselbach angefahren wird). Hier liegt die Mangelnde Nutzung meiner Ansicht nach grundsäzlich eher an der Taktung und einer fehlenden direkten und schnellen Umsteigemöglichkeit an die S5.
Für Pendler könnte die heutige 57 verdichtet werden und somit die Anbinung von Ober- und Niederreifenberg gewährleisten (51 entfällt dann hier) und von der Hohemark aus die Fahrten der heutigen 50/51 nach Bad Homburg übernehmen.
Die angepasste Linie 50 könnte dann direkt von der Hohemark über die Umgehung zum Bahnhof Oberursel geführt werden. Dies würde einen Umstieg und ein paar Minuten Fahrzeitverkürzung erzielen. Alle bisherigen Ziele in Oberursel und Bad Homburg können mit der U3 bzw. dem 57 abgedeckt werden.
Ich bin gespannt wie die Studie zur Seilbahn ausfällt und freue mich auf eure Denkanstöße zu meinen Ausführungen 
OT: Bei Nutzung des ÖPNV Angebotes entstehen mir keine Kosten. Wegen der oben genannten Gründe fahre ich trotzdem meistens mit dem Auto, zumindest das letzte Stück ab Hohemark.