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Original von Colaholiker
Ich stelle die gewagte These auf, daß diejenigen, hätten sie die Bahn gesehen, heute noch leben würden. Die Leben gehen auf das Konto von Unachtsamkeit, nicht Unfähigkeit.
Ich gebe zu, daß mich als Fußgänger rote Ampeln auch nur am Rande interessieren. Sitze ich auf dem Fahrersitz meines Autos sieht es absolut anders aus - da habe ich nur einmal eine rote Ampel überfahren, weil ich sie einfach nicht gesehen habe - nur wenige Meter hintendran stand eine zweite, heller leuchtende Ampel, die grün zeigte. Also definitiv nicht beabsichtigt.
Zeilweise zieht das Argument von 420 281-8 , einfach früher da zu sein, nicht.
Beispiel: Ich komme am Hauptbahnhof mit einer Regionalbahn an, laufe zum Hauptausgang, auf der Tafel steht die nächste 16 mit 9 Minuten. Also gehe ich langsam weiter, weil es dauert ja eh, bis die nächste kommt. Ich komme an der Ampel an, sehe gerade eine 16 einfahren, warte, warte, warte, und sehe sie wieder wegfahren. Nicht nur, daß die Tafel vollkommenen Unfug erzählt - egal wie langsam ich gehe brauche ich keine 9 Minuten für die paar Meter, nein, ich darf zuschauen, wie mir die Straßenbahn vor der Nase wegfährt. Und meine Regionalbahn kommt halt nunmal nicht früher an, also kann ich nicht früher da sein.
Und an diesen Tagen hat der nachfolgende Zug grundsätzlich 8 Minuten Verspätung, oder muß aufgrund eines Schadens in Richtung Gutleut abbiegen... da verstehe ich jeden, der eine hinreichend große Lücke im Verkehr nutzt, und auf direktem Wege die Haltestelle ansteuert.
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Ich denke, wir verzetteln uns hier langsam in diversen Situationen und verschiedenen möglichen und unmöglichen Ereignissen. Zum einen ist es richtig zu lernen, wenn ich mich von einem Punkt zum anderen zu bewegen, mögliche Ereignisse, die mich unterwegs bremsen können, einzukalkulieren. Dies nennt man wohl "gesunden Menschenverstand" bzw. "Lebenserfahrung". Z.B. fahre ich morgens mit meiner U5 zum Hauptbahnhof, rechne ich mit im Wege stehenden Müllfahrzeugen oder Lieferanten, rechne aber nicht mit z.B. umstürzenden Bäumen oder einem Verkehrsunfall. Erstes kalkuliere ich mit ein, das andere aber nicht. Würde ich letzteres auch noch mit einkalkulieren, müsste ich ja ca. eine Stunde früher fahren, beides ist aber im juristischem Sinne ein "unabwendbares Ereignis", also ein Geschehnis, was von außen einwirkt und auch bei größtmöglicher Sorgfalt nicht vermieden werden kann. Und wenn ich das ganze auf Fuußgänger übertrage: klar können Fußgänger wesentlich flexibler reagieren uns sich andere Wege suchen, dafür ist die Geschwindigkeit aber auch viel niedriger als die von anderen Verkehrsteilnehmer. Daher ist auch das Zeitgefühl beim Warten müssen ein ganz anderes.
Letztendlich: alle möglilchen und unmöglichen Situationen können einfach nun mal nicht berücksichtigt werden.
Auf das mit den tragischen Unfällen auf der Eschersheimer denke ich, dass ich mit meiner These hier:
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Original von Chrizzz95
...Jein, für mich eher ein psychologisches Phänomen: 40 Sekunden können je nach Umstand gefühlt kurz sein oder wie eine ewigkeit vorkommen...Das ganze setzt sich dann fort über ein trügerischen Sicherheitsgefühl "mir ist noch nie was passiert und ich habe die Situation voll im Griff" bis letztendlich zu einer unüberlegtetn Routine, dass letztendlich gar nicht mehr nachgedacht und/oder aufgepasst wird, ob die Ampel jetzt Rot zeigt oder nicht.
doch recht nahe komme.
Mal eine andere Idee: wie wäre es denn, dass bei sogenannten "Bedarfsampeln" erst mal alle Wegebeziehungen "rot" haben und über Schleifen in der Fahrban sich nähernde Fahrzeuge grün anfordern. Dies ließe sich sogar mit einer Geschnidigkeits"kontrolle" koppeln: wird schneller als der erlaubten Höchstgeschwindigkeit gefahren, bleibt die Ampel rot. Erst nach Anhalten an der Ampel wird auf grün geschaltet. Im Gegenzug könnte auf die Bedarfsanmeldung des Fußgängers zum überqueren sofort reagiert werden und die Fußgängerampel auf grün schalten - und das meistens sogar ganz ohne Wartezeit. Dann bräuchte man sogar nicht mal eine "Restanzeige", wann grün kommt. Sollte das Argument kommen, man kann doch für Autofahrer nicht auf "dauerrot" schalten würde ich als Gegenfrage stellen: wieso eigentlich nicht, ist bei den meisten Bedarfsampeln für Fußgänger doch auch. Letzendlich wird ja hier der motorisierte und damit stärkere Verkehrsteilnehmer bevorzugt, statt der schwächere Fußgänger geschützt, womit ich wieder bei meiner These der gefühlten Wartezeit bin, die meiner Ansicht nach sich für Fußgänger nunmal länger anfühlt als für motorisierte Verkehrsteilnehmer.
Vielleicht könnte sich hier bei Gelegenheit das mitlesende :] Verkehrsdezernat dazu äußern.