Da weht in erster Reihe eine Fahne der Antifa (die ja vom Verfassungsschutz beobachtet wird) über den Köpfen der Teilnehmer. (...) Mir erscheint dieses politische Bündnis sehr gewagt von Verdi und ich kann jetzt auch die Konnotation des Tagesschau-Beitrags nachvollziehen.
Hierzu eine [OT]-Anmerkung, die vielleicht hilft, meine Wahrnehmung der Zusammenhänge etwas zu verdeutlichen.
Ich bin selber Mitglied einer etwas kleineren Partei. Wir haben anfangs an FFF-Demos teilgenommen und auf Wunsch der Veranstalter keine offene Parteiwerbung gemacht (Fahnen, Flyer verteilen etc.). Das hat etwas mit Respekt und Fairness zu tun. Bei späteren Demos wurde das a) zunehmend unterlaufen (nicht von uns) und b) offensichtlich toleriert. Vor allem B90/Die Grünen haben das massiv offen unterstützt. Mir sind keine Versuche bekannt, das zu unterbinden (Aufforderungen, Aufrufe, Ordner-Eingriffe).
Das nur mal zur grundsätzlichen Einordnung.
Meine letzte Teilnahme bei einer FFF-Demo war ein globaler Klimastreik-Tag. Hier wurde unverhohlen deutlich, dass FFF (zumindest in Frankfurt) dabei war, antikapitalistisch unterwandert zu werden und in diese Richtung abzudriften (was später ja auch auf der Zeil entsprechend eskaliert ist).
Seither besuche ich solche Demos nicht mehr und unterstütze das auch nicht. Die Idee an sich und der Protest selber ist gut, aber ich lasse mich nicht vor den Karren von Antikapitalisten spannen.
Zusammenhang: Ich glaube nicht, dass FFF in der Lage ist, durch eigene Ordner Struktur in ihre Demos zu bringen. Für mich sind da so einige Bärendienste unterwegs. Inwiefern da jetzt ver.di und/oder die VGF Einfluss hat oder nehmen kann, kann ich nicht beurteilen. Rein persönlich habe ich mich von FFF mittlerweile distanziert, denn der Kapitalismus allein ist nicht Schuld an der Nummer mit dem Klima (natürlich gibt es eine Verantwortung), sondern hier liegen auch die Chancen. Ich halte es für eine naive Denke, dass mit der Zerschlagung des Kapitalismus die Klimaveränderung abgemildert werden kann.
Vor diesem Zusammenhang muss man damit rechnen, dass FFF (mittlerweile?) kein Problem damit hat, Gruppen und Flaggen auf ihren Demos zu akzeptieren, die ihnen auch nur im entferntesten ins Konzept passen könnten, auch wenn es nicht viel mit Klima zu tun hat.
Ich selber würde mich heute von Veranstaltungen fernhalten, die mit FFF zu tun haben, was die Frage beantwortet, wie meine Meinung dazu ist, wie sowas wohl bei der streikenden VGF-Belegschaft ankommt?
Wäre ich ein streikender VGF'ler, würde ich mich fremdschämen und es wäre mir peinlich. Doofe Nummer für Mütter und Väter, die für ihre Ziele bei der VGF streiken und deren Kinder bei FFF mitlaufen und sich antikapitalistisch unterwandern lassen (ohne es selber so kritisch wahrzunehmen, das halte ich Teilen davon zugute).
Streiken und demonstrieren für die Einhaltung der Klimaziele? Klar, gern. Nur eben aus der Mitte der Gesellschaft und ohne radikale oder extremistische Kräfte - ganz gleich, von welcher Seiite.
Bei Demo-Teilnahmen bzw. -veranstaltungen sollte man sich seine strategischen Partner schon mit Bedacht aussuchen. Wir als Partei z.B. haben bei den vielen Demos gegen rechts von Teilnahmen abgeraten, wo als Veranstalter extremistische Organisationen erkennbar waren, mit denen wir nicht übereinstimmen.
Der Fairness halber: Es ist schwierig, wenn du eine Demo anmeldest und es mischt sich eine Gruppierung darunter, die du nicht dabei haben willst, zum Beispiel ein undefinierbarer "schwarzer Block", der gewalttätig wird. So etwas überfordert einen Ordnungsdienst schnell, denn mit einer Aufforderung, sich zu entfernen allein ist es da meist nicht getan. Das Risiko besteht immer. In Berlin beim CSD soll es eine Gruppierung gegeben haben, die gar nicht so gut da rein gepasst hat. Und dann? Abbrechen?
Immer schwierig.
Okay, ich habe weit ausgeholt, das war jetzt sehr [OT], aber vielleicht kann ich damit einerseits Verständnis wecken und andererseits aufzeigen, dass es nie einfach und super optimal verläuft.
Zusammenfassend: Die Idee sah auf dem Papier sicher toll aus, aber praxisnah war sie nicht, wenn man sich näher mit der Materie (und Erfahrungen) beschäftigt hätte.
Vielen Dank und damit zurück zu den Streiks und der Tarifrunde.