Der Gedanke ist faszinierend, der Ansatz radikal, die Umsetzung erscheint unmöglich - und dennoch: Ja, die Idee hat mich gepackt und ganz so unrealistisch ist das nun auch wieder nicht.
Unser Hauptproblem lautet: Des Deutschen liebstes Hobby (oder Kind, je nach dem) ist nun mal: das Auto - wenn's nicht gerade der Fußball ist.
Der Professor im Film hatte schon ganz recht: Gebt dem ÖPNV einen großen Teil der Mittel, die aktuell dem IV zufließen, macht ihn attraktiver und lenkt die Leute dorthin. Oder, im Jargon des diesjährigen Wirtschaftsnobelpreises: "Anstupsen". 
Zugegeben: In Deutschland wird dieser Prozess länger dauern und die Gegner ganz hart gegensteuern. Und: Wir werden investieren müssen. Fahrzeuge, Personal, Linien, Netze.
Was können wir abschaffen? Automaten, Kontrolleure, komplexe Tarifzonen. Welcome to Frankfurt / Rhine-Main, the european region with leadng mobility solutions of the 21st century. Just get in and let us drive you to the fair / your hotel / the city / your sparetime event.
Hoppla, ich war wohl gerade am abheben.
Es ist richtig: Im RMV ist es komplex. Aber im Grunde liegt hier auch eine Chance: Ein attraktiver Nahverkehr, der nicht aus Notwendigkeit und Frust, sondern mit Freude genutzt wird, bringt - insgesamt! - einen Gewinn. Dieser Gewinn wird sich halt nur nicht in der RMV-Bilanz ablesen lassen, und da liegt das Problem.
Mal ganz ehrlich: Wer von euch weiß schon, dass in Wiesbaden die Einzelfahrscheine zu entwerten sind und in Frankfurt nicht (wurde ich schon öfter gefragt)? Wer kennt das Geheimnis der Gruppentageskarte? Warum bekommen Touris in Dreitagesticket und ich nicht? Wo muss man seinen Fahrschein vorzeigen (Tipp: Darmstadt Region außer HEAG Mobilo), wo nicht? Auf diese ganze kurwa mać würde ich liebend gerne verzichten.
Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass die gesamte Region von Mainz / Wiesbaden bis Hanau, von Limburg nach Darmstadt und vom (Hoch-)Taunus bis in den Odenwald (okay, Fulda nicht vergessen) ein hohes Maß an Mobilität benötigt, das gestillt werden sollte. Passiert das nicht, wird es noch mehr Menschen zu Wohnzwecken in die Städte ziehen. Das Auto darf nicht länger eine Notwendigkeit, sondern ein Luxusgut sein. Wobei ich niemandem das Auto wegnehmen möchte, aber der Individualist hat den Massentransport zu subventionieren und nicht umgekehrt.
Können wir uns so was leisten? Finanziell wird es zunächst ein Kraftakt, aber aus allen anderen Aspekten heraus: Ja.
Frankfurt ist eine internationale Stadt mit Flughafen und Messe. Es wäre sensationell für unsere Besucher, sie willkommen zu heißen und zu sagen: Alles gut, fahr doch! Alles außer Fernverkehr ist frei (der Kollege in Dünkirchen hat das mit der Wortwahl perfekt auf den Punkt gebracht)!
Alles, was nicht Fernverkehr ist, ist in der Region frei, free of charge. Wow! 
Die Menschen wollen shoppen, Kultur erleben, Freizeitaktivitäten machen, in die Natur, essen gehen, Konzerte besuchen, zur Arbeit fahren - und alles wieder zurück. Nehmt ihnen einfach den Stress- und Kostenfaktor, erhöht die Kapazitäten und schafft lebendige Städte, ja: Eine lebendige, mobile, aktive (und attraktive) Region.
Kann man das finanzieren oder zumindest teilweise kostendecken?
- Mitwirkung aller Einwohner der betroffenen Region im Sinne einer Mischkalkulation (der Odenwälder zahlt genau so viel wie der Mainzer). Erhebungsgrundlage: Erst- oder Zweitwohnsitz in einer der Städte bzw. Kommunen. Alle zahlen gleich (wenig?); ein Sozialtarif wie beim Frankfurt-Pass ist möglich. Das schafft Anreize. Für Schüler kann eine Sonderregelung eingerichtet werden.
Das kann sogar so weit gehen, dass Nicht-Führerscheininhaber einen Nachlass bekommen (ist mir gerade so spontan eingefallen).
- Arbeitgeberbeteiligung: Statt Ausgleichsabgaben für nicht bereitgestellte Parkplätze und Jobtickets: Für jeden Arbeitnehmer wird bezahlt. Werden Personalagenturen eingesetzt, die außerhalb des RMV-Gebiets sitzen und sich daher nicht beteiligen, muss auch für die von diesen Agenturen eingesetzten Arbeitnehmer gezahlt werden. Ähnliches gilt für Dienstleister / Subunternehmer.
- Gastronomie & Hotellerie: Je Übernachtungsplatz bzw. bewirteter Platz eine Jahrespauschale bezogen auf die Öffnungstage aka Verfügbarkeit. Rechnet man das auf das Jahr um, gleichen sich Haupt- und Nebensaison aus. Gastronomen verdienen an guten Tagen je Platz mehrfach, Hotels verlangen zu Messezeiten etc. Spitzenpreise. Auch hier: Eine Mischkalkulation, die den Gast von außerhalb kostenlos fahren lässt, weil er in der Region Umsatz macht
Dass der Frankfurter etc. hier u.U. doppelt zahlt, wirkt im ersten Moment unfair; andererseits frequentiert er die Verkehrsmittel ja auch viel häufiger.
- Veranstalter / Event-Locations: Bezogen auf die Veranstaltungsfläche gibt es je Event einen zu erhebenden Betrag, ähnlich der GEMA / GVL.
- Autofahrer: Parken wird richtig teuer. Als Ausgleich gibt es kostenfreie und vor allem: größere P+R Plätze vor (!) den Stadtgrenzen. Autofahren in der Stadt muss unattraktiv werden.
- Stadt / Kommune: Mögliche Mehreinnahmen können in den Ausbau des Netzes und des Taktes gesteckt werden.
Bin ich nun vielleicht so ein radikaler Öko-Spinner? Ich hoffe nicht!
Vielmehr ein Visionär, der beim klassischen Henne-Ei-Problem des ÖPNV schon immer gepredigt hat: Ihr müsst das Angebot liefern und Geduld haben und nicht mangels Fahrgästen das Angebot weiter einschränken. Mit Entsetzen denke ich an die Zeit zurück, als ich im LaDaDi zu tun hatte und es attraktiver war, mich von Ober-Roden mit dem Auto abholen zu lassen als auf den nächsten Bus zu warten (weil der Anschluss ob einer verspäteten S1 weg war). Schluss damit!
Und dann brauchen wir auch keine Fahrpreiserstattungen mehr und elendige Diskussionen mit Kontrolleuren und Anschlusstickets und Ausnahmen, sondern können in die Sicherheit investieren - womit ich jetzt nicht die Hannebambels von der ... ähm, Name gerade zufällig vergessen, also diese dummlabernden Fettwanste in ihren gelben Westen meine. 
Natürlich will ich den IV nicht vollkommen abschaffen; als Mitarbeiter im Dienstleistungsgewerbe weiß ich das nur allzu gut. Aber ich werde demnächst mal flinc ausprobieren und das als Ergänzung zum ÖPNV nutzen. Da muss doch was gehen - wenn man nur will.
Genau das ist doch der Punkt: Der politische Wille.
Ich meine, mal so unter uns älteren: Hättet ihr je gedacht, dass der Atomausstieg, eine uralte Forderung der Grünen (ja,noch vor Bündnis 90), von der CDU angestoßen würde? Really? Also ich: Niemals. Von daher soll mir keiner sagen, dass nicht doch plötzlich das Unmögliche möglich wird.
Ich habe fertig. 