Ich mag mich wiederholen, aber das sind alles nur Einzelbeschreibungen für aktuelle Zustände, aber keine Begründung dafür, warum man es nicht anders machen könnte - wenn man will.
Daß genau diese Aussage Humbug ist und Dir mit dem Folgesatz selbst widersprichst, siehst Du an den Beispielen Schweiz oder Niederlande.
Ich weiss ja nun nichts genaueres darüber, wie das in der Schweiz finanziert wird. In Holland ist so was wegen der sehr hohen Bevölkerungsdichte bei weniger weit abgelegenen Kleindörfern möglicherweise leichter umsetzbar.
Aber: Wenn wir in Deutschland die Autoabhängigkeit auf dem Land abschaffen wollen, braucht es dafür tatsächlich eine vernünftige - also mindestens stündliche 20/7- Anbindung praktisch jeder kleinen Siedlung zum nächsten Mittelzentrum/Schienenhub mit möglichst direkten Fahrten (vs Tausenddorfbummler) UND -wie Michah völlig richtig anmerkte- auch noch brauchbare periphere Verbindungen für jeden Ort in Nachbarorte ohne Umweg übers Zentrum.
Das ganze natürlich zu bezahlbaren Zeitkarten-Preisen für alle radialen und peripher-tangentialen Alltagsziele, was Waben-Tarifmodelle wie aktuell fast überall und auch im RMV üblich, komplett ausschliesst.
Und da würde ich jetzt mal als ÖPNV-Fanatiker gerne versuchen, die Diskussion in die Realität zurückzuholen, weil das "Es geht wenn man will" zwar stimmt, aber derzeit einfach zu realitätsfremd ist und teils auch inkonsequent postuliert wird:
A) Größter Kostentreiber gerade bei solchen Landverkehren sind Lohnkosten fürs Fahrpersonal. Ein derart umfängliches Angebot für Gebiete im ländlichen Raum mit absehbar vergleichsweise wenigen Nutzern pro Einzelfahrt hätte einen lachhaften Kostendeckungsgrad (Erst recht bei erforderlichen sehr günstigen Bereichstarifen)
B) Um dieses Angebot trotzdem deutschlandweit machen zu können, müsste man es mit -aus heutiger finanzpolitischer Perspektive- irrwitzigen Subventionsbeträgen finanzieren:
Frage 1: Wie viele potentielle Regierungsparteien gibt es in Deutschland, die sowas wirklich umsetzen würden?
Ich behaupte: Bereits hier kommen wir an den Punkt, wo wir deine Voraussetzung "Wenn man es will" mit "Der politische Willen dafür ist in Deutschland bei relevanten (Finanzpolitischen) Entscheidern in keinster Weise vorhanden" beantworten müssen.
Wenn ich mich nicht täusche, hast auch gerade du -Kostendeckungsgradbegründet- gegen 365-Eurotickets und für die aktuellen RMV-Tariferhöhungen argumentiert, was mit solchen Plänen auch überhaupt nicht vereinbar ist. Wenn für den Landbewohner eine Monatskarte inkl. Verbindungen zu den nächsten 2 Mittelzentren, einem Pendlerzieloberzentrum und in einem Rundkreis von 30+ KM zu Nachbarorten in der Familie pro Nase mit -roughly- 300-400 Euro zu Buche schlägt, oder gar dem dreifachen, wenn man die Kostensteigerung dieses extrem erweiterten Angebotes über Tarifeinnahmen mit akzeptablem Kostendeckungsgrad nach heutigen Vorstellungen finanzieren will:
Frage 2: - Wie viele Komplettumsteiger auf dem Land weg vom Auto wird man damit generieren?
Ich behaupte: Praktisch keine
Mit anderen Worten: Dass es ein solches Angebot für eine Verkehrsmittelwende auf dem Land in Deutschland geben wird, ist derzeit überhaupt nicht realistisch. Darauf zu beharren, es ginge, "wenn man nur will" ist Traumtänzerei.
Der einzige potentielle Gamechanger hier hier sind autonome Busse. Vorher brauchen wir hier solche Konzepte gar nicht erst diskutieren. Wann die technologisch aber so weit sein werden, dass man ihnen vertraut und sie auch auf suboptimalen Landstrassen mit dem nötigen Tempo fahren können? Was ist da der Zeithorizont? 10 Jahre? Oder deutlich länger?
Vorher wird es so ein Angebot für den ländlichen Raum in Deutschland jedenfalls schlicht nicht geben. Das ist banaler Fakt.