Nun denn. Als letzter Teilnehmer des schnellen öffentlichen Nahverkehrs in Bangkok kommen nun ein paar Bilder des Ältesten.
Seit 1971 verbinden die Schnellboote des Chao Phraya Express Boat alle wichtigen Ziele von Sathon am Südende der Stadt bis hinauf nach Nonthaburi.
Unterwegs passieren sie dabei die Wichtigsten Stätten der Stadt. Unter anderem Wat Arun (Der Tempel der Morgenröte), Wat Pho, den Königspalast und viele andere historisch bedeutsame Orte.
Es war der erste Versuch ein von den unzuverläßigen Straßen unabhängiges Schnellverkehrsmittel zu errichten und für die damaligen Verhältnisse waren die knapp 45 Minuten von einem Ende der Stadt zum anderen tatsächlich fast unschlagbar.
Viele Piers sind inzwischen recht modern ausgestattet, aber die meisten Boote verprühen bis heute ungebrochen den Charme der 70er Jahre.
Jedes Boot ist mit mindestens 3 Mann besetzt. Der Kapitän, ein (so gut wie immer) weiblicher Fahrkartenverkäufer und der eigentliche "Held" der Arbeit. Nennen wir ihn "Ankermeister". Er ist für das An- und Ablegen an den Piers sowie den "sicheren" Fahrgastwechsel verantwortlich und die Kommunikation erfolgt per Pfeiffsignalen - allerdings ohne technische Hilfsmittel. Für einzelne geübte Fahrgäste sind so teilweise Anlegezeiten von unter 5 Sekunden zustande gekommen - Rekordverdächtig...
Mit Fahrpreisen ab 3 Baht (Nichtmal 10 Cent) waren die Boote 2016 auch noch praktisch umsonst, und selbst ärmere Thais können sich eine Mitfahrt relativ Problemlos leisten.
2020 hat mich die über 300% Erhöhung daher etwas überrascht. Kostet eine Fahrt doch jetzt mindestens 10 Baht, auf den Expressbooten 30 Baht.
"Strecken"karte mir allen Stationen und (wichtig!) der Flaggenfarbe, um besagten Pier auch zu erreichen.
Ist man in Sathon auf den Ansturm der vom BTS einfallenden, ungeübten Touristen noch sehr gut vorbereitet ist man an den Piers unterwegs meist auf sich alleine gestellt. Hat man nicht aufgepaßt landet man so schnell auch mal im falschen Boot. Das viele Anleger auch noch eher historisch gewachsene Namen haben und nicht auf die nahegelegen Touristenziele hinweisen sollte man also vorher nachschauen, wo man eigentlich aussteigen will.
Ein Expressboot der grünen Linie legt grade ab.
Ein augenscheinlich noch älteres Exemplar entschwindet in den Sonnenuntergang.
Da hatte ich wohl meine Hand im Spiel. Leider das einzige gescheite Foto aus dem "Fahrgastraum".
Es sind zwar durchaus häufiger Touristen anzutreffen als in der U- oder Hochbahn, aber man ist als Farang (wörtlich Langnase - abwertende, aber allgegenwärtige Beizeichnung für Europäer) immer noch eine unbedeutende Minderheit.
Der Spritzschutz in Form einer mal mehr, mal weniger intakten Plastikplane ist bei der Fahrweise mancher Skipper insbesondere im vorderen Teil durchaus angebracht.
Wat Arun lag für meinen heiß erkämpften "Fensterplatz" leider auf der falschen Seite - dafür kam mir dieses Exemplar eines in Thailands seltenen Gebäudes vor die Linse: Eine Kirche...
Sowohl der Königspalast als auch Wat Pho liegen zum Fluß hin hinter hohen Mauern, sodas man von jenen nur die Dachspitzen sehen kann.
Dafür lagert die königliche Militärakademie ihre Transportgefährte direkt auf dem Fluß.
Die Boote ankern wenn sie nicht gebraucht werden am südlichen Endpunkt der Strecke am Anleger des Wat Rajsingkorn. Wird das Boot nach Auskunft ausgelegt bedeutet das für die Fahrgäste (wie in meinem Fall) auch schonmal, das man sich über 5 Boote an Land hangeln darf.
In Thailand geht die Sonne aufgrund des Breitengrades relativ früh und dafür auch relativ schnell unter. Die "fehlende" Sommerzeit führt dazu, das es ganzjährig meist um halb 8 Dunkel ist.
Nach meinem Ausstieg entschwand das Boot der Linie "Flaggenlos" mit Pendlern vollbesetzt in die Nacht.
Ich habe die Bootsfahrt hauptsächlich genoßen und kann es jedem, der die Zeit hat nur Empfehlen es selber auszuprobieren. Inzwischen muß man auch nicht mehr zum Sathon Pier zurückkehren, da sich durch die verlängerte U- und Hochbahn inzwischen mehrere Umsteigepunkte ergeben haben.
Das Flußufer ist mit diversen Hotels und Restaurants gespickt und viele davon unterhalten eigene Boote für Dinertouren auf dem Fluß - hier ist mit so ein Exemplar mit Bar und Tischen vor die Linse gefahren.
Eine weitere kleine Eigentheit Bangkoks ergibt sich weiter südlich der Expressboottouren, allerdings ist man hier als Tourist wirklich schon eher selbst Anschauungsobjekt.
Es gibt auf den letzten 40 Flußkilometern vor der Mündung zwar insgesamt
3 Brücken. Allerdings überqueren auf diesen ausnahmslos Schnellstraßen
den Fluß. Da diese von allem was kleiner als ein Motorrad ist nicht
benutzt werden dürfen hält sich hartnätckig ein kleiner aber reger
Fährbetrieb, sogar direkt in Sichtweite einer dieser Brücken.
Eine Autobeförderung ist durchaus zugelassen, aber die wenigen Fahrzeuge werden von einem Heer an Mofafahren umzingelt.
Abseits der Beförderung möchte ich meine Unterkunft für die 2 Nächte 2020 in Bangkok auch kurz vorstellen, war sie doch vollkommen unerwartet mitten in Chinatown, nur 10 Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt.
Dies ist die vollständige Fassade, und das Gebäude wird nach hinten auch nicht breiter. Jede Etage bestand aus zwei Zimmern: Einem 6-Bett-Zimmer mit 3 Doppelbetten vorne raus, und einem Doppelzimmer nach hinten. Dazu im Erdgeschoß eine Sitzecke mit Fernseher und Heißwasserkocher.
Hätte mein Handy nicht darauf bestanden das ich richtig bin wäre ich wahrscheinlich dran vorbeigelaufen...
Der direkteste Weg von der U-Bahn zum Hotel...
Die in ihren Küchen im Erdgeschoß beim Abendessen sitzenden Familien der Häuser dieser Straße haben versucht mir freundlich den Weg zurück in die Zivilisation zu zeigen. Jeder dachte ich hätte mich verlaufen...
Da sie im Rahmen der Bootstour entstanden und nur noch historisch mit der Eisenbahn zu tun haben:
Das alte Empfangsgebäude des Kopfbahnhofs Thonburi. Die Gleisanlagen waren schon lange verschwunden und heute beherbegt das historische Empfangsgebäude die Aula des im Hintergrund zu sehenden Krankenhauses. Die Bahnstrecke endet heute etwa einen Kilometer weiter westlich, wird aber noch täglich von Nahverkehszügen angefahren. Dazu aber wieder später mehr.
Neu aufgestellt und optisch aufgearbeitet präsentiert sich diese Lokomotive im Krankenhauspark.
Da der Anleger für die Expressboote öffentlich ist, darf man sich trotz Privatgrund dort relativ frei bewegen.
Direkt gegenüber des Krankenhausparks, an einem Seitenarm des Chao Phraya findet sich (aus meiner Sicht) ein Kuriosum:
Das königliche Bakenmuseum. Hier werden die Baken für die jährlich stattfinde königliche Bootsprozession aufbewahrt.
And now for something completley different...
Will man ohne Auto aus Bangkok raus, und man hat das Pech, das das eigene Ziel nicht an einer der dünn gesäten Bahnstrecken liegt bietet sich einem ein breites Angebot an Bussen. Für Ziele östlich und südöstlich gibt es dafür das Eastern Bangkok Bus Terminal (Ekkamai)
Schon mit der Eröffnung der BTS Sukhumvit Line bekam es Anschluß an das Bahnnetz. (Das Foto ist von einem Absatz der Treppe zur Station)
Es ist ein städtischer Busbahnhof, aber jeder Busbetreiber darf ihn Anfahren.
Da es aber keinerlei zentrale Verwaltung im Buchungssystem gibt betreibt jede halbwegs namenhafte Gesellschaft ihren eigenen Fahrkartenschalter. Der Wettbewerb sorgt zwar einerseits dafür, daß die Fahrpreise auch für Thailändische Verhältnisse günstig sind. Allerdings sorgt es im Gegenzug auch regelmäßig für Schlagzeilen, wenn ein Bus wegen mangelhafter Wartung oder halsbrecherischem Fahrstil verunglückt.
Hier gilt also tatsächlich: Wenn möglich, vorher über die Gesellschaften informieren und nicht das billigste Angebot nehmen...
Als letztes Foto dann ein Stellvertreterbild für die kleinen Fähren, die es im ganzen Land wahrscheinlich noch zu Hunderten gibt.
Dieses spezielle Exemplar brachte einen für 5 Baht vom Bahnhof in Ayutthaya über den Fluß zur eigentlich Stadt.
Und damit kommt als nächstes dann (endlich?) die eigentlich SRT dran. Weiter geht es mit der "großen" Bahn, die auf schmaler Spur das ganze Land erschließt.